misread words

Begonnen von Kilian, 2005-04-17, 15:09:44

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Agricola

#540
Eher eine misread sentence:

Jeden Nachmittag um 17 Uhr, wenn er gerade aufgestanden ist, kommt er in das Wohnzimmer mit der holzgetäfelten Decke und der roten Couch.

Ich lese und wundere mich, dass "er" Holztafeln auf der Decke hat, die er immer ins Wohnzimmer mitbringt. Ich lese noch einmal und fange an nachzudenken, wie und warum er wohl die Couch mit sich schleppt. Erst etwa beim vierten Lesen krieg' ich die Kurve ...
The future lies in front of me,
but "lies" is all that I can see.

amarillo

Also hier habe ich größte Schwierigkeiten, Deiner Mißlas zu folgen.
Allenfalls wenn "er mit der holzgetäfelten Decke und der Couch in das Zimmer" käme, sähe ich das auch problematisch. Aber Decke und Couch sind doch recht eindeutig dem Zimmer zugeornden - oder sehe ich das jetzt falsch? ???
Das Leben strebt mit Urgewalt nach Entstehung und Musik.

Agricola

#542
Sicher siehst Du es nicht falsch, und ich verlange auch gar nicht von Dir, mir zu folgen. Auch ich habe im Nachhinein Schwierigkeiten, meiner Misslas zu folgen, aber geschehen ist geschehen ...
The future lies in front of me,
but "lies" is all that I can see.

Berthold

#543
Zitat von: Agricola in 2006-08-28, 12:10:33
Zitat von: Berthold in 2006-08-28, 12:02:46gekloen (Da gehört auch was gemachen!)
Nur ungern würde ich bei klauen auf das Präteritum "klieb" analog zu hauen verzichten. Woraus man eine Querverbindung zu den Kleptomanen ziehen könnte und zu folgender Reihe käme:
klauen klieb kliebe klipp! geklept
Ui jegerl, ich hab's überschlafen, und es ist z.T. doch nicht so gut. Einfach, weil man bei der -auen-Reihe auf Überschnöyden mit der -ieben-(-eiben-)Reihe achten muß (schauen - schieben, versauen - versieben oder trauen - treiben).
Das Praesens von klieben fiele bei deinem Kennjokus mit oygnen Formen von klauen - klieb, kliebe zusammen.
Oygne gehen nutchlur schon: bauen, brauen, grauen oder tauen.
 

VerbOrg

SchwurmAder statt SchwurMarder

und vorhin im Büro:

Rolex-Syndrom statt Reflex-Syndrom
muss eine uhralte Krankheit sein...

Agricola

#545
Zitat von: Berthold in 2006-08-29, 16:09:11
Zitat von: Agricola in 2006-08-28, 12:10:33
Zitat von: Berthold in 2006-08-28, 12:02:46gekloen (Da gehört auch was gemachen!)
Nur ungern würde ich bei klauen auf das Präteritum "klieb" analog zu hauen verzichten. Woraus man eine Querverbindung zu den Kleptomanen ziehen könnte und zu folgender Reihe käme:
klauen klieb kliebe klipp! geklept
Ui jegerl, ich hab's überschlafen, und es ist z.T. doch nicht so gut. Einfach, weil man bei der -auen-Reihe auf Überschnöyden mit der -ieben-(-eiben-)Reihe achten muß (schauen - schieben, versauen - versieben oder trauen - treiben).
Das Praesens von klieben fiele bei deinem Kennjokus mit oygnen Formen von klauen - klieb, kliebe zusammen.
Oygne gehen nutchlur schon: bauen, brauen, grauen oder tauen.
Das Werb "klieben" war nicht in meinem Wortschatz, das hieß bei mir bisher nur "klauben". Mal wieder was dazugelernt.

Der Überschnaud von Praeteritums/KonjunktivIIformen mit Praesensformen scheint mir indess weniger tragisch zu sein, da es das auch bei anderen Wörtern gibt, ohne dass es uns Pferdruß bereitet:
Wenn die Sache nicht so drängte, dränge er darauf, genauere Erkundungen einzuholen. (Je nach Kontext sagt er, dass er drängt, oder würde er im irrealen Fall dringen.)
Die Fischer wogen die Fische, die eben noch in den Wogen gewogt hatten.
Damals gelangen ihnen Dinge, mit denen sie ins Lexikon der Superlative gelangten.

usw. Im übrigen ist die Sachverwandschaft zwischen "klieben" und "klauen" Grund genug, auch eine Lautverwandschaft herzustellen.
The future lies in front of me,
but "lies" is all that I can see.

Berthold

#546
Zitat von: Agricola in 2006-08-29, 21:02:00
Das Werb "klieben" war nicht in meinem Wortschatz, das hieß bei mir bisher nur "klauben". Mal wieder was dazugelernt.
Der Überschnaud von Praeteritums/KonjunktivIIformen mit Praesensformen scheint mir indess weniger tragisch zu sein, da es das auch bei anderen Wörtern gibt, ohne dass es uns Pferdruß bereitet:
Wenn die Sache nicht so drängte, dränge er darauf, genauere Erkundungen einzuholen.
Die Fischer wogen die Fische, die eben noch in den Wogen gewogt hatten.
Damals gelangen ihnen Dinge, mit denen sie ins Lexikon der Superlative gelangten.

usw. Im übrigen ist die Sachverwandschaft zwischen "klieben" und "klauen" Grund genug, auch eine Lautverwandschaft herzustellen.
Tut mir leid, da bin ich nicht Deiner Moyn. Gar nicht. Deine Beispiele stellen durchwegs ein schwaches und ein starkes Verb einander gegenüber. Und die sind ja gar nicht warlk gleich (obwohl es bei schwachen Verben einen bedachlnken & unguten Zusammenfall zwischen Präteritum - und Konj.2 gibt).

Während 'Wir klieben zur Auflocker stundenlang', nach Deinem Kennjokus, zweierlei heißen kann: Wir klauten - oder - wir klieben (Na gut, 'klieben' lechzt nach einem Objekt.). 'Klieben' hat indes mit 'klauen' gar nichts zu tun. Es heißt '(Holz) spalten'*, ist etwa in südbairischen Dialekten auch mulnd verankert (Das stärke ich jetzt nicht!) - und ist nun einmal ein starkes Verb der deutschen Sprache: klieben - klob - gekloben.

Bitte, glaub einem, der mit Verbstörken (und Du kennst noch nicht mein ganzes Archiv) zusammengenommen viele Tage verschwandte - und noch immer verschwendet. Ich glaub Dir ja auch, begirsten, nahezu alles.

*'Schräfe[/a?]lan khliebn', so heißt am Weissensee (Oberkärnten) 'Holzscheiter spalten'. Aber wart, - ich glaube, das heißt gar nicht, Holzscheiter noch zerspalten. Es heißt, größere Holzstücke spalten, so daß kleinere Scheiter entstehen. Eine Bald wie (in Österreich) 'Scheiter knien'; ein österreichisches Beispiel für 'schwarze Pädagogik': bedeutet 'auf Scheitern knien'. Was für seltsamer Kasus soll das aber sein? Ich knie was? Akkusativ?? Aber knien ist gar nicht transitiv! (Das Kärntner 'klieben' anscheinend auch nicht.) - Lokativisch? Instrumental?  

Agricola

Zitat von: Berthold in 2006-08-29, 21:21:59
Tut mir leid, da bin ich nicht Deiner Moyn. Gar nicht. Deine Beispiele stellen durchwegs ein schwaches und ein starkes Verb einander gegenüber. Und die sind ja gar nicht warlk gleich (obwohl es bei schwachen Verben einen bedachlnen & unguten Zusammenfall zwischen Präteritum - und Konj.2 gibt).

Während 'Wir klieben zur Auflocker stundenlang', nach Deinem Kennjokus, zweierlei heißen kann: Wir klauten - oder - wir klieben (Na gut, 'klieben' ist or''ntlich transitiv). Das hat indes mit 'klauen' nichts zu tun. 'Klieben' heißt '(Holz) spalten'*, ist etwa in südbairischen Dialekten auch mulnd verankert (Das stärke ich jetzt nicht!) - und ist nun einmal ein starkes Verb der deutschen Sprache.

Bitte, glaub einem, der mit Verbstörken (und Du kennst noch nicht mein ganzes Archiv) zusammengenommen viele Tage verschwandte.
Den Glauben hab ich wohl, allein mir fehlt die Botschaft. (Oder wie es doch immer hieß.) Ein wenig eigenes Nachdenken wirst Du mir ja noch gestatten, wie ich dir, so du mir.

Mit den von mir genannten Verben lassen sich auch Sätze bilden, die völlig gleich lauten:
Die Experimente gelangen zum Ende.
Die Menschenmassen wogen zu wenig.
Eigentlich dränge ich darauf, neue Storke einzuführen.
The future lies in front of me,
but "lies" is all that I can see.

Berthold

#548
Zitat von: Agricola in 2006-08-29, 21:56:01
Den Glauben hab ich wohl, allein mir fehlt die Botschaft. (Oder wie es doch immer hieß.) Ein wenig eigenes Nachdenken wirst Du mir ja noch gestatten, wie ich dir, so du mir.

Mit den von mir genannten Verben lassen sich auch Sätze bilden, die völlig gleich lauten:
Die Experimente gelangen zum Ende.
Die Menschenmassen wogen zu wenig.
Eigentlich dränge ich darauf, neue Storke einzuführen.
Vor allem das dritte Beispiel dünkt mich eh sehr überzeugend. Beim ersten hieße es, im Falle von 'gelingen', wohl eher 'am Ende'. Immerhin, draufkommen muß man da einmal, auch auf 'wiegen' gegenüber 'wogen'.
Aber es ist etwas anderes, in der 'Natur des Sprachgeschehens' etwas vorzufinden als die eigene Kunstracktz auf Tautonyme (ein Wort aus der zoologischen Taxonomie) hinzulenken.
Vielleicht sagt Dir froychl, wenn Du's überschläfst, 'klauen', was in ihm so steckt. - Ich wäre jedenfalls hier mit 'klieb - kliebe' noch nicht warlk zufrieden. Einem so seltenen und 'zünftigen' Verb wie 'klieben' wewülle ich keine Konkurrenz schaffen, schon gar nicht von 'klauen'. - Aber jetzt muß ich versuchen, das Bild für die Einlud zu unserer (z.T.) musikalischen Veranstult (7.9.) zu malen.
 

Agricola

Das entscheidende ist, dass in der Regel der grammatische Kontext eines Satzes so klare Hinweise darauf gibt, ob ein Verb im Praesens oder im Imperfekt steht, dass eine Verwechslungsgefahr schon mühsam konstruiert werden muss.
The future lies in front of me,
but "lies" is all that I can see.

VerbOrg

Mal sehen, wie ich meinen Mann umbringe
statt
Mal sehen, wie ich meinen Mann unterbringe

Frau Jankuscheit much mir schon arg Angst...

Günter Gans

Entensprung statt Ersteinspielung
Gehen Sie immer in den Wald zur Paarung? (Loriot)

Günter Gans

Auf Don Pippos Schoß statt auf Don Pippos Schloß – doch ein kleiner Unterschied (aus der Halnd des selten gespolenen Mozart-Fragments Die Gans von Kairo).
Gehen Sie immer in den Wald zur Paarung? (Loriot)

Agricola

Ich las in einem Artikel über die Hauptstadtfrage:
Es seien [in Bonn] vertraglich vereinbart 25.000 neue Arbeitsplätze sowie vier neue Fahrhochschulen mit 6000 Studienplätzen entstanden. (statt Fachhochschulen.)
The future lies in front of me,
but "lies" is all that I can see.

anscar

Guten Abend!

Soeben mißlas ich bei SPON:

"Sowohl Ude als auch Maget räumten ein, dass es bei der Beurteilung von Homosexualität und beim Frauen- und Feindbild erhebliche Meinungsverschiedenheiten zur katholischen Kirche gebe".

Es stund jedoch Familienbild geschrieben - hony soit.... ;)

Mit vergnügten Grüßen,

anscar
(weiter in gestorkenen Balladen stöbernd&schmökernd)