NOMEN: Systematischer Teil

Begonnen von Ku, 2005-05-08, 17:37:30

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Agricola

Dann vielleicht auch vernehmen - vernommen - Vernunft? Und dann auch Nunft von Nehmen, Schwunft von Schwimmen, Klunft von Klemmen, Glunft von Glimmen?
The future lies in front of me,
but "lies" is all that I can see.

VerbOrg

Zitat von: Bertl in 2006-06-21, 19:27:42
Ihr Lieben!
Ein wenig Pfeifers 'Etymologisches Wörterbuch des Deutschen' durchgeblartten - und gleich findet sich eine Mögleick mehr.

Zwei Beispiele:

brummen (einen tiefen Ton hervorbringen, ..., summen) - Brunft: "Mhd. brunft ist unter Hinzufügung (Hinzufug) eines Gleitlautes -f- und nachfolgendem Wandel von m zu n (wie bei Vernunft, Zunft, ...) ablautendes ti-Abstaktum zu mhd. bremen 'brummen, brüllen' (s. Bremse1, brummen); daher eigentl. (eugalnt) 'Begattungsruf'.

kommen - "Kunft  f. 'das Kommen, Ankommen' (selbständiges Substantiv bis ins 19. Jh. ... Ableitung künftig"
Kunft jetzt in Ab-, An-, Aus- (vgl. Auskunftei), Ein- (wohl jetzt nur noch Einkünfte; "mhd. înkumft 'Eintreffen, Ankunft'"), Her-, Nieder-, Überein-, Unter- Zu- (Adj. zukünftig) und Zusammenkunft.

Herzlichst!
Der Berthold    
Schullwitz-Alarm!
Genau um solche Ünfte ging's in diesem Faden bereits ab Antwort 163.

Agricola

Zitat von: VerbOrg in 2006-06-21, 20:03:57
Schullwitz-Alarm!
Genau um solche Ünfte ging's in diesem Faden bereits ab Antwort 163.
Stimmt. Die von mir genannten Beispiele Nunft, Klunft, Schwunft fehlten aber alle noch. Es ist also noch viel zu tun!
The future lies in front of me,
but "lies" is all that I can see.

VerbOrg

#198
Nachdem wir ja auch schon Ülnfte hatten, wie wär's noch mit Ürnften?

dämmern - Durnft
hämmern - Hurnft

Als sich die Durnft langsam über die Schmiede sachte, ward die Hurnft eingestollen und der Feierabend eingeliuten.


Geht natürl auch mit Ülnsten und Ürnsten:

tunneln - Tulnst
donnern - Durnst

Durch geschickte Tulnst des Balles war der O-beinige Torhüter überlisten. Eine gewaltige Durnst des Beifalls erscholl. (Naturl nicht für den Torwart.)

Agricola

Zitat von: VerbOrg in 2006-06-21, 20:24:50
Nachdem wir ja auch schon Ülnfte hatten, wie wär's noch mit Ürnften?

dämmern - Durnft
hämmern - Hurnft

Als sich die Durnft langsam über die Schmiede sachte, ward die Hurnft eingestollen und der Feierabend eingeliuten.


Geht natürl auch mit Ülnsten und Ürnsten:

tunneln - Tulnst
donnern - Durnst

Durch geschickte Tulnst des Balles war der O-beinige Torhüter überlisten. Eine gewaltige Durnst des Beifalls erscholl. (Naturl nicht für den Torwart.)

Und dann bitte nicht die letzte Konsequenz vergessen:
fensterln - Fsturlnst
Auch sehr brauchbar für Alle Kühe mit maximaler Buchstabenzahl.
The future lies in front of me,
but "lies" is all that I can see.

VerbOrg

Schreib doch mal ein Alliko damit. Wär doch auch mal was. Das F ward bislang noch nicht verworsten.

Agricola

Zitat von: VerbOrg in 2006-06-21, 20:44:30
Schreib doch mal ein Alliko damit. Wär doch auch mal was. Das F ward bislang noch nicht verworsten.
Ich muss ehrlich sagen, dass ich mich mit Allen Köhen noch nicht anfreunden kekünn. Die Kühe scheinen mir mehr poetisches Potenzial zu bieten.
The future lies in front of me,
but "lies" is all that I can see.

Kilian

Leute, diese Ableitungen sind wirklich klasse! Leider hat sich auf der Substantivseite bisher nix Weiteres getan, weil... naja, auf dem Faden steht zwar "systematisch" drauf, aber seit der kreativen Explosion hier stimmt das nicht mehr so richtig, zumindest für meine beschlagenen Eulenaugen. ;)

Auf der Substantivseite ist das Prinzip ja "aus Substantiv (lang) mach Substantiv (kurz)". Typischerweise läuft das ja per "Rückzüchtung" mit einem Verb als Zwischenstufe.

Ich bitte um Prüfung/Diskussion: Sollten wir mit Blick auf die jüngsten Entwalcke die Ausrichtung der Seite auf "aus Verb mach Substantiv anhand vieler schöner alter (und neuer?) Ableitungsmuster - und umgekehrt", so wie sich auf der Numeriseite Singular und Plural wechselseitig befruchten? Dazu dann eine Tabellenspalte, die die Bedeutung erklärt bzw. das ersotzene, umständliche, lange Substantiv aufführt?

Oder ist für all die neuen Entwulcke eine ganz neue Rubrik sinnvoll?

Bertl

Zitat von: VerbOrg in 2006-06-21, 20:03:57
[Schullwitz-Alarm!
Genau um solche Ünfte ging's in diesem Faden bereits ab Antwort 163.
Ja eh, gestern verhurnd das Fußballspiel (Argentienien - Niederlande), daß ich viele Eurer Sachen auch nur überflogen hätte. Aber um etwas ging's in dem Faden ab Antwort 163 noch nicht: um nette Ableute. Sondern das purzelt alles ein bisserl (caru: 'ein bissi') wie Kraut und Rüben daher.
Herzlichst!
Euer Berthold  

Agricola

Zitat von: Kilian in 2006-06-21, 20:54:49
Leute, diese Ableitungen sind wirklich klasse! Leider hat sich auf der Substantivseite bisher nix Weiteres getan, weil... naja, auf dem Faden steht zwar "systematisch" drauf, aber seit der kreativen Explosion hier stimmt das nicht mehr so richtig, zumindest für meine beschlagenen Eulenaugen. ;)

Auf der Substantivseite ist das Prinzip ja "aus Substantiv (lang) mach Substantiv (kurz)". Typischerweise läuft das ja per "Rückzüchtung" mit einem Verb als Zwischenstufe.

Ich bitte um Prüfung/Diskussion: Sollten wir mit Blick auf die jüngsten Entwalcke die Ausrichtung der Seite auf "aus Verb mach Substantiv anhand vieler schöner alter (und neuer?) Ableitungsmuster - und umgekehrt", so wie sich auf der Numeriseite Singular und Plural wechselseitig befruchten? Dazu dann eine Tabellenspalte, die die Bedeutung erklärt bzw. das ersotzene, umständliche, lange Substantiv aufführt?

Oder ist für all die neuen Entwulcke eine ganz neue Rubrik sinnvoll?
Das war mir noch nicht ganz klar gewesen.
Zu den von mir eingeführten Beispielen:
Nunft = Nahme, auch verwendbar in Komposita wie Nachnunft, Übernunft etc. Steht also anstelle eines existierenden Substantivs
Klunft = Klemmung, auch verwendbar in Komposita wie Beklunft, Verklunft usw. Auch hier wird ein existierendes Substantiv ersetzt :-\
Schwunft = Schwimmen(gehen)
Fsturlnst = Gefährliche Aktivität eines Liebhabers am Fenster der Geliebten, siehe http://de.wikipedia.org/wiki/Fensterln :-*
The future lies in front of me,
but "lies" is all that I can see.

amarillo

Zitat von: Agricola in 2006-06-21, 20:49:24

Ich muss ehrlich sagen, dass ich mich mit Allen Köhen noch nicht anfreunden kekünn. Die Kühe scheinen mir mehr poetisches Potenzial zu bieten.

Den ganzen Tag nur Requiem ist doch auch fad, ein Shantie zwischendurch - das erfrischt!
Daß das Haiko ein geringeres 'poetisches Potential' hat, halte ich für ein Gerücht.  :D
Das Leben strebt mit Urgewalt nach Entstehung und Musik.

AmelieZapf

#206
Hallo Kilian,

Zitat von: Kilian in 2006-06-21, 20:54:49
Auf der Substantivseite ist das Prinzip ja "aus Substantiv (lang) mach Substantiv (kurz)". Typischerweise läuft das ja per "Rückzüchtung" mit einem Verb als Zwischenstufe.

Wir müssen unterscheiden: Wurde das Substantiv aus einem Adjektiv gebolden (wie auf der bisherigen Substantivseite bei Punkt 2.1, 2.2, 2.3, 2.11, 2.12) oder aus einem Verb oder dessen PPP (2.4, 2.5, 2.6 fehlt!!!, 2.7 (die meisten), 2.8, 2.9. 2.10, 2.13 (Kommentur: Anstatt aus einem Verb erst mit -bar ein Adj. und dann mit -keit ein Subst. zu machen, bilden wir direkt mit -bur/-bark), 2.16, 2.17). Wenige leiten sich auch aus anderen Substantiven her (2.14, eine Gesamtheit) oder haben vielfach gar keinen spontan erkennbaren Ursprung in einer anderen Wortart (2.15).

Hier gilt's, zunächst Differenzur zu schaffen: Auftiel in ebendiese Kategorien, anstatt der ewigen Zurst von Punkt 2. Dann kann man weiter gliedern: beim adjektivogenen Substantiv (der neue, kürzere Punkt 2) ist's nicht nötig, da es immer die konkrete Eigenschaft bezeichnet, die das Adjektiv benennt.

Beim verbigenen Substantiv (Punkt 3) wird's interessanter. Das ursprüngliche Verb bezeichne ich ab hier als Stammverb. Das kann verschiedene Bedautsrichtungen annehmen:

3.1: Perfekt Passiv: bezeichnet den Zustand, nachdem die im Stammverb bezeichnete Handlung durchgefohren wurde. Hierunter fällt das bisherige 2.4.

3.2: Präsens Aktiv: bezeichnet den Akt des durchs Stammverb bezinchenen Tuns selbst (ist also sozusagen ein Gerund, quasigerundium, ein Abstraktum) oder gar das Produkt der Handlung (quasifuturum, ein konkreter Gegenstand), hierunter fallen 2.5, 2.16, 2.17 (die "ernstgemeinten", aus dem Lat.), 2.7, sowie 2.8, 2.10 und die neuen Üfte, Ünste, Ürste, Ünfte und Ülste (autochthon deutsch); nebst deutscher Endung für Fremdwort (2.9). Quasigerundium und Quasifuturum sind meist nicht genau zu trennen, z.B. kann Publikation/Pfappleich sowohl den Akt des Publizierens als auch das fertige Publikat in gedruckter Form meinen. Bei den neuen Üften, Ünsten, Ürsten, Ünften und Ülsten beut sich die Molg an, bei Bedautsunkläre das Quasifuturum mit dem Präfix Ge- zu versehen, analog "Geschwulst". Und, wie oben schon verwandt, bei 2.5 kekünne man das Quasifuturum einfach durch die Endung -at kelnnt machen: Publikat.

3.3: Präsens Passiv quasiirreale: bezeichnet die Molg bzw. Suszeptalb des (meist im Genitiv genannten) eigentlichen Gegenstands der Rede, das vom Stammverb bezinchene Tun über sich ergehen zu lassen. Bsp.: 2.13, in Teilen auch 2.11.

Punkt 4 wäre dann das substantivogene Substantiv, z.B. als Ausdruck einer Gesamtheit, wie in 2.14.

Punkt 5 wären Substantive, die in keine der vorgenannten Kategorien passen (2.15).

Zitat von: Kilian in 2006-06-21, 20:54:49
Ich bitte um Prüfung/Diskussion: Sollten wir mit Blick auf die jüngsten Entwalcke die Ausrichtung der Seite auf "aus Verb mach Substantiv anhand vieler schöner alter (und neuer?) Ableitungsmuster - und umgekehrt", so wie sich auf der Numeriseite Singular und Plural wechselseitig befruchten? Dazu dann eine Tabellenspalte, die die Bedeutung erklärt bzw. das ersotzene, umständliche, lange Substantiv aufführt?

Oder ist für all die neuen Entwulcke eine ganz neue Rubrik sinnvoll?

Wenn man die Seite umstrukturöre, wie oben angegeben, fügen sich die neuen Entwulcke nahtlos ein. Das soll uns allerdings nicht an solchen Tabellen hindern.

Grüße,

Amy
Religion heute:
Ex oriente deus,
ex machina lux.

Bertl

Zitat von: AmelieZapf in 2006-06-23, 10:20:14
Hallo Kilian,
(...)!!
Grüße,

Amy

Liebe Amy!
Wundersam! Der Aufsatz ist echte Paralinguistik!
  - Ein ganz lieber Zoologieprofessor schrieb einmal einen Artikel zum Thema: Die Kampfleiche beim Klavierüben trügen, nein, tragen zur Kempff*lachsaß des Denkens bei. Heinz G. Tunner hat offenbar recht!
Herzlichst!
  Der Berthold
*nur für die anderen: Wilhelm Kempff, 1895 (Jüterbog)-1991 (Positano), großer deutscher Pianist. Die Komplexität führt zur Kempfflachsaß, weil der Meister nach schwierigen Klavierkonzerten oder z.B. nach Beethovens Hammerklaviersonate (Opus 106) immer sehr gut spies; und ein Lachs war vor vierzig, fünfzig Jahren noch was.

AmelieZapf

Hallo zusammen, insonders lieber Kilian, dem ich antworte:

Zitat von: Kilian in 2006-06-21, 20:54:49
Auf der Substantivseite ist das Prinzip ja "aus Substantiv (lang) mach Substantiv (kurz)".

Ich hoffe, daß das nicht das wahre Prinzip ist. Wir wollen nicht nur verkürzen. Wir wollen Nachsilbenwirrwarr durch starke Ablaute/Auflaute ersetzen. Nur so wird Sprache wahrlich stark.

Zitat von: Kilian in 2006-06-21, 20:54:49
Ich bitte um Prüfung/Diskussion:

Ich hoffe, daß bald mal darüber diskutoren wird, denn die Substantivseite harrt seit längerem der Verborß. Langsam komme ich mir vor, als trügen außer mir hier nur sehr wenige mit Eigenvorschlägen bei, und monologis mag ich auch nicht ieren. Wo bleibt das Gedankenduell, der Sportsgeist?

Grüße in die Runde,

Amy
Religion heute:
Ex oriente deus,
ex machina lux.

AmelieZapf

Hallo Bertl,

Zitat von: Bertl in 2006-06-23, 11:59:43
Die Kampfleiche beim Klavierüben trügen, nein, tragen zur Kempff*lachsaß des Denkens bei.

Wenn das "bei der Klavieruft" hieße, wärst Du schon sehr nahe an meiner idealtypischen Vorstellung. "des Denkens" ist auch ein Quasigerundium, welches wir mit "der Dunk" resp. "der Dink" schön stärken könnten.

Grüße,

Amy
Religion heute:
Ex oriente deus,
ex machina lux.