Animalpoesie

Begonnen von amarillo, 2005-08-20, 11:12:33

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Ku

Der Pitbull Nero trolpp auf Zehen
stets nachts in Herrchens Bücherzimmer
und schmork in Büchern, die da stehen,
sein Wissensdurst ward immer schlimmer.

Jetzt lopf er der Geschichte Schleier:
sein Hirn schien plötzlich ganz umwolken.
Schon gestern jiold er nachts zur Leier,
und hat die Hütte abgefolcken.

amarillo

Muli Britta litt an Masern,
Fieber schlott sie spät bis früh,
und ihr schmarzen alle Fasern,
selbst das Atmen much ihr Müh'.

Ob des Leidens jormm der Bauer:
"Hätten wir sie nur geompfen!"
Hinterher ist stets man schlauer,
doch nun galt es: frisch gekompfen!

Warmer Schal und kalte Wickel,
Fencheltee im Übermaß,
Masernsalbe auf die Pickel,
schließlich Britta doch genas.
Das Leben strebt mit Urgewalt nach Entstehung und Musik.

Günter Gans

Utz-Dieter war 'ne Kellerassel,
die geriet in ein Schlamassel:
Der Keller, in dem sie ielß,
starz eines schönen Tages ein,
so dass das ganze Haus aus Stein
ihr auf das Köpfchen prielß.
Sie soll religiös geworden sein.

(hemmungslos geklon beim Bertl Brecht und nur ein wenig gestorken – aus der schönen Tiergedichte-Solmm ,,Marabu und Känguruh", auch prächtigst illustroren, gerade erschienen bei Gerstenberg)

asseln: ielß, ielße, geielßen
Gehen Sie immer in den Wald zur Paarung? (Loriot)

amarillo

Es zog die Zecke Benjamin
schon länger einen Flunsch;
kein Haustierhalter mochte ihn,
doch war's sein größter Wunsch,

daß an er dück bei Katz und Hund
und süg von ihren Blüten,
am Ende würd' er prall und rund,
wer wüll' es ihm verbieten?

Doch tonk man Rex und Mieze tief
in Antizecken-Laugen,
seitdem verbreiten diese Mief,
und Benni trän' die Augen.
Das Leben strebt mit Urgewalt nach Entstehung und Musik.

Günter Gans

Erster Eintrag für die Untersparte "Fußballanimalpoesie":

Dem Kapitänsfisch Ballack schmarz die Flossenwade,
es schien, als sei er krank.
Welch Malheur vor dem Auftakt g'rade –
Höt' er gar die Bank?

Das wär' vor Costa Rica keine Ehre!
Ein Voodoozaub'rer hiel ihn auf die Schnelle,
jetzt spräng' er wieder durch die Meere,
ganz wie 'ne Gazelle.

Gehen Sie immer in den Wald zur Paarung? (Loriot)

Günter Gans

Fußballanimalpoesie, die zweite:

Ein Teddy, der hieß Grinsmann,
- mit weinerlicher Stimme stets er schwolb.
Welche Mannen sollten wohl im Spiel ran?
Darob er hirnend grolb.

Der Ballack kolb an ,,Bild" bezüglich Wadl,
für Grinsmann zug das nicht von Adel.
Der Teddy hat's dem Ballack recht verolben,
die beiden taten sich ein wenig kolbben.

Den Kapitänsfisch auf die Therapiematratz',
auch ohne ihn: den Ticos* vor den Latz.
Der Teddy jolb und tirrilar: vier zu zwei, so kommwer weiter,
im deutschen Fußballzoo: alle Viecher heiter.

*) landläufiger Bezinch für Costaricaner

schwäbeln: schwilbt, schwolb, schwölbe, schwilb, geschwolben
Gehen Sie immer in den Wald zur Paarung? (Loriot)

Günter Gans

#216
Zweiter Spieltag – drittes Gedicht:

England – Paraguay 1:0
Es salgen da zwei Geier, Carlos und der Roque,
dieser war ein Star, flög' gar in der Hocke.
Der and're, ach, ein Peches Vogel unter Geiern,
in Minute drei ins eig'ne Tor er pforff.
Das war's, auch wenn der Brite eher schlorf.
O weiern!

Trinidad & Tobago – Schweden 0:0
Es trub 'ne Herde Elche
gen Trinidad – war'n die früher selber welche?
Sie verhulken sich mit dem Geweih.
Der größte Elch, der hieß Zlatan,
einst Bosniak, jetzt aus Malmös Gatan.
So schirtt der Elche Sturm am Tor der Trinidader,
im Elchelager gab's drauf manchen Hader.
O wei!

Argentinien – Elfenbeinküste 2:1
Der Hernan und der Javier,
das war'n zwei stolze Pampastier'.
Angetan mit babyblauen Leibchen,
stormen sie nur ohne Weibchen.
Verspatten ihre Gegner als ,,Ils voient rien"*,
Am Schluss dann: Ça va bien!

*) Unter Westafrikanern (und anderswo) verbrittenes Spottwort für die Bewohner der Côte d'Ivoire, die Ivoiriens.
Gehen Sie immer in den Wald zur Paarung? (Loriot)

Günter Gans

Der taglen Spielberochte vierter Teil:

Serbien-Montenegro – Niederlande 0:1
Für Arjen, seines Zeichens Robbe,
war Fußball mehr als nur ein Hobby.
Von außen links er flänke,
Dass Srpska mien, man hänke.
Des Serben Aug' kurz trän',
für Freitag ier' er train!

Mexiko – Iran 3:1
Der Mexikaner erwuch aus der Siesta,
schob den Sombrero aus der Stirn.
Ui, da ist ja 'ne Fiesta!
Erkunn: der Muslim spöl' mit Hirn.
Vahid, ein Perserpfau, gleich kupf,
doch der Keeper hielt mit einem Hupf.
In der zweiten Hälfte nieg Iran zum Schwulchen,
ward von Omar Bravo weichgekulchen.

köpfen: kipft, kupf, küpfe, kipf, gekupfen
schwächeln: schwilcht, schwulch, schwülche, schwilch, geschwulchen

Angola – Portugal 0:1
Die Angolaner, schwarze Antilopen*,
würden niemals dopen.
Im Tor stand Antilope João,
vergebens gegen Portugal.
Dann ward 'ne Stunde nur gemuren,
der Fan: Er hat's beduren.

*) = Palancas Negras, Bezinch für die angolanische Nationalmannschaft
mauern = mur, müre, gemuren
Gehen Sie immer in den Wald zur Paarung? (Loriot)

Günter Gans

Fußbanimallpoesie, zum fünften:

Australien – Japan 3:1
Shunsuke, Japaner, war ein Kranich,
der trat, gar nich' panich,
das Ei ins Aussietor,
aus vollem Rohr.
Dies Tor war recht umstritten,
der Schiri hatt's nicht arverbitten.
Aus dem Team der Känguruhs
Tim voran nun sus, und auch John, der dus.
Sie luchen ein, auch mal via Pfosten,
und ziegen's denen aus dem Fernen Osten.

lochen: licht, luch, lüche, lich, geluchen

USA – Tschechien 0:3
Es schnorch das Team ,,Bald Eagle"*
wie im Winter sonst der Igel.
So kam's, dass aus dem Trupp der Brauergäule
porsch voran der Tomáš mit der Keule.
Zwei-, ja, dreimal eintiäten
- für die Amis: Schmaldiäten.

*) Weißkopfseeadler, Wappentier der USA

Italien – Ghana 2:0
Ein Blau*finkenschwarm, elfe an der Zahl,
über'n grünen Rasen flortt.
Die Gold**finken hatten ihre liebe Qual,
ihnen fahl die rechte Wortt***.
Andrea und Vincenzo, beide Fink der Wahl,
schoben rein den Ball ins Netz am Ort.
Da blieb dem Goldfink Samuel, welch Gejaul,
nur ein richtig böses Foul.

*) wegen ,,Squadra azzurra" für die italienische Nationalmannschaft
**) wegen Goldküste (früherer Name Ghanas)
***) gestorken für Witterung
Gehen Sie immer in den Wald zur Paarung? (Loriot)

Günter Gans

Des WM-Zyklus sächster Teil:

Südkorea – Togo 2:1
Koreas Buben, genannt die Tiger,
entpäppen sich zunächst als Teppichlieger.
Da stach heran Mohamed, Sperber*,
und puk an Tigers Hintern, das war herber.
D'rauf erwuch die gestriff'ne Katz',
auf briall zur Sperberhatz.

*) Les Éperviers = Nickname der Équipe togolaise
(ent-, ver-)puppen: pippt, papp, päppe, pipp, gepappen

Frankreich – Schweiz 0:0
Elf tricolor'ne Hähne, die flortten und die plorsten.
Dort 'ne Herde Milchküh', die standhaft wiederku.
Zinedine, der Hahnenchef, säh' sie gern geborsten.
Doch die Schwiizer sugen nur: Muh!
Null-null - wer hätt' das dem Favoriten prophezien?
Bei Licht: 'Ne Schand' für Zinedine.
Kein Triumph der Marseillaise
über 'n Schwiizer Kchääs!

plustern: plirst, plorst, plörste, plirs, geplorsten
(wieder-)käuen: ku, küe, kieh, gekuën

Brasilien – Kroatien 1:0
Und noch 'ne müde Katze:
Schläfrig trott Brasiliens Jaguar
von links nach rechts am Platze.
Star Ronaldo, stark ermiöden,
zieg: dies hier tät' ihn öden,
gahn ungenoren: ,,Uaah!"
In Minute 69 sank er gen Matratze.
Der Kampf der and'ren war kraotisch,
doch keineswegs chaotisch.
Gehen Sie immer in den Wald zur Paarung? (Loriot)

Günter Gans

SIEBEN (sob, söbe, gesoben – ach nee, das gehört ja gar nicht hierher):

Spanien – Ukraine 4:0
Es trulppen Xabi und der David, Andalusenhengste,
bedrongen die Ukrainer auf das Engste.
So schnell war'n die nicht auf ihren Beinchen,
der Ukrainer Mästeschweinchen.
Schweinchen Wladi zog Hengst Fernando an der Hose
- was für eine Pose!
Das ist doch keine Art!
Dafür gab's die Rote Kart'.


Tunesien – Saudi-Arabien 2:2
Der Trab von Radhis Tunesen-Dromedaren
rich nicht hint', nicht vorn.
Heim würden sie bald fahren
nach Spielen ohne Kimme, Korn.
Auch nicht besser: Der Falkensaudi,
Wir sügen: Die Partie, die war mau, die.

Deutschland – Polen 1:0
Miroslav und Michael kompfen für den Bundesadler,
rorcken wie die Wilden.
Doch ach, kein Tor, bald gäb's Grinsmanns Tadler,
und keine von den milden.
Mastgans Artur hielt gans gut,
im Grinsmann kuch die Wut.
Fast war's schon vorbei,
da hieb Adler Olli rein das Ei.
Klasse Kampf mit reichlich Dampf!

rackern: rirckt, rorck, rörcke, rirck, gerorcken
Gehen Sie immer in den Wald zur Paarung? (Loriot)

amarillo

Das Leben strebt mit Urgewalt nach Entstehung und Musik.

Günter Gans

Was wollen uns, o amarillo, Deine Worte sagen?
Gehen Sie immer in den Wald zur Paarung? (Loriot)

amarillo

#223
Werther Ganther,

Ihr habt die Spiele des rollenden Balles sehr wohl beobachtet und die entsprechenden Hochlichter sauberst dargestollen.
Doch gewähret mir, edler Ganter, die Frage, ob es fürderhin nicht dienlicher sei, sich prosaischer Zunge zu befleißigen, gäbe ich doch untertänigst zu bedenken, daß Euer hochwohlgeboren Bemühen - des zu erfüllen Ihr uns Fuldan keinen Wunsch offen ließet - Euch der Metrik und Harmonie poetischen Schaffens intensivst zu widmen, bislang nicht die herausragenden Erfolge zeitigt, derer kein Zweiter so dringlichst bedärfe, wie Ihr, Hoher Herr.

In stiller Demuth

amarillo ;D
Das Leben strebt mit Urgewalt nach Entstehung und Musik.

Günter Gans

Oumpf, das saß – ein harngeoschener Brief vom Dichtherfürsthen persoln.  :-[

Amarillo ichzt, wenn Gantern sich Gedicht' erfricht, dabei die Metrik knicht, das rechte Maß gar schwicht und über 'n Rütmus strlicht?

Sei getrosten: Ich wewülle eh' damit aufhören, weil die Ländchen und Viecher ja schon alle durchgesiehen warden.

Vielleicht hat ja der Troll noch einen kleinen, schwer zugalngen Stollen zum Schmollen in den Finsterbergen für mich frei?
Gehen Sie immer in den Wald zur Paarung? (Loriot)