"als" und die Folgen

Begonnen von amarillo, 2004-12-03, 23:40:57

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amarillo

Wer kann mir helfen:
Ich gedenke meines Freundes als einem tüchtigen Mann.
Ich gedenke meines Freundes als eines tüchtigen Mannes.
Ich gedenke meines Freundes als einen tüchtigen Mann. (kommt mir seltsam dämlich vor)

Ich habe keine Ahnung, wie man das richtig macht.
Das Leben strebt mit Urgewalt nach Entstehung und Musik.

caru

nur die mittlere variante stimmt.

"als" bedeutet eine gleichsetzung, daher vorher und nachher derselbe kasus:

ich erscheine als ein altkluger schulmeister,
ich gedenke seiner als eines törichten knaben,
ich begegne ihm als einem alten esel,
ich beurteile ihn als einen unverbesserlichen narren.
(\___/)
(>´x´<)
('.')__('.')

Nijntje - de echte nederlandse konijn

gehabt gehabt

ich sah in als meinen Retter
ich dankte ihm als meinem Retter

also auch:

ich gedachte seiner als eines tuechtigen Mannes

amarillo

Bedankt, bedankt - und Lücke geschlossen.
Ich werde Euch zu Teilen meines Nachtgebetes machen - versprochen!
Das Leben strebt mit Urgewalt nach Entstehung und Musik.

gehabt gehabt

Romantitel von James Joyce, gefunden im 2001 Katalog
Seite 121:

"Portrait eines Kuenstlers als junger Mann"

Das Sprachgefuel sagt: ok

Aber warum heisst es nicht in Analogie zum vorher Diskutierten:

"Portrait eines Kuenstlers als jungen Mannes" ?

caru

ist wohl eine der ausnahmen, die die regel widerlegen.  ;D

oder weiß da einer eine sonderregel? ich nicht.


und warum wird eigentlich der romantitel "portrait of the artist as a young man" immer so übersotzen? joyce hat den titel von selbstporträts rembrandts übernommen, und die heißen auf deutsch (hierorts im kunsthistorischen museum nachprüfbar) "jugendbildnis des künstlers". DAS ist ein deutscher titel.

schwierig wirds dann allerdings, wenn man dylan thomas' büchlein "portrait of the artist as a young dog" (handgreifliche titelparodie) übersetzen will. "junghundbildnis"?
(\___/)
(>´x´<)
('.')__('.')

Nijntje - de echte nederlandse konijn

amarillo

Zitat von: caru in 2005-01-17, 21:01:34
ist wohl eine der ausnahmen, die die regel widerlegen.  ;D

oder weiß da einer eine sonderregel? ich nicht.

Nein, eine Regel weiß ich auch nicht; andererseits fehlt ja im genannten Titel "Porträt..." ein einen Kasus nach sich ziehendes Verb - mag es daran liegen?
Das Leben strebt mit Urgewalt nach Entstehung und Musik.

caru

das könnte sein ;D


denn wenn ich sage "ich porträtiere den künstler als junger mann", dann bin ICH der junge mann. wenn "...als jungen mann", dann ist es er.

wenn es nun aber ein selbstporträt ist (wie im falle rembrandts und joycens), dann kommt wieder beides aufs gleiche raus. ogott.
(\___/)
(>´x´<)
('.')__('.')

Nijntje - de echte nederlandse konijn

amarillo

Der Künstler berührte mich als ein junger Mann (homoerotisches Gefummel).

Der Künstler berührte mich als einen jungen Mann (nicht weniger schwul).

Als junger Mann berührte mich der Künstler (es wird einfach nicht besser. Wobei noch nicht einmal klar wird, was hier wirklich abgegangen ist: wer war jung und wurde wie berührt - igitt)
Das Leben strebt mit Urgewalt nach Entstehung und Musik.

Kilian

??? Aber was du in diesem Zusammenhang mit dem Verb berühren verbindest, ist doch kein grammatisches Problem, oder? Was soll der Satz denn ausdrücken, wenn er besser geworden sein wird?

amarillo

An berühren (im Sinne von bewegen, anrühren) liegt überhaupt nichts, war nur so schön doppelsinnig; wenn ich auch zugeben muß, daß es mit einer Künstlerin besser geklungen hätte.

Natürlich hat das keinen grammatisch relevanten Wert.
Das Leben strebt mit Urgewalt nach Entstehung und Musik.

gehabt gehabt

link=board=5;threadid=47;start=0#msg283 date=1102113657]
Wer kann mir helfen:
Ich gedenke meines Freundes als
Zitat

Ich habe  mal irgendwo so etwas gelesenen wie:

"Im Bundestag fand eine Gedenkstunde an den Mauerbau statt"

Das ist so verquerch, dass man es gar nicht zurechtbiegen kann. Oder kann es jemand?

caru

#12
ist doch ok. der präpositionalausdruck kann ganz gut vom vorderglied eines kompositums abhängen, so gut wie vom substantivorenen infinitiv:

wir gedenken an den Mauerbau -->
das Gedenken an den Mauerbau -->
die Gedenkstunde an den Mauerbau

schlimm wirds, wenn wir als gute genitiv-retter konstruieren:

wir gedenken des Mauerbaus -->
das Gedenken des Mauerbaus (geht noch, ist aber nur deswegen verständlich, weil der mauerbau ja selber nicht gedenken kann) -->
die Gedenkstunde des Mauerbaus --> igitt!!! :P
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Nijntje - de echte nederlandse konijn

gehabt gehabt

Ich hab kein Woerterbuch zur Hand, aber es straeubt sich etwas
in mir, zu sagen "ich gedenke an etwas". Ist da vielleicht denken der falsche Freund?


Selbst wenn es ginge, dann faende ich "Gedenkstunde an etwas" falsch,  das ware wie "wir machen eine Pinkelpause an die Mauer"

Kilian

Zitat von: gehabt gehabt in 2005-01-23, 00:35:49
Ich hab kein Woerterbuch zur Hand, aber es straeubt sich etwas
in mir, zu sagen "ich gedenke an etwas".

Geht mir ebenso, auch mein Wörterbuch führt gedenken nur mit Genitiv auf.

ZitatSelbst wenn es ginge, dann faende ich "Gedenkstunde an etwas" falsch,  das ware wie "wir machen eine Pinkelpause an die Mauer"

Das alte Problem mit den Komposita und ihren Bezügen: Der elektrische Straßenbahnschaffner, selbstgepflückte Bohnensuppe...