"als" und die Folgen

Begonnen von amarillo, 2004-12-03, 23:40:57

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caru

nicht zu vergessen der "lange ehemann" und der "unreife traubenmost".

"gedenken an" scheint mir gebräuchlich; was in wörterbüchern steht, kümmert mich grundsätzlich eher weniger.

Tamino, hör, du bist verloren!
Gedenke an die Königin!

Emanuel Schikaneder, Die Zauberflöte II 2
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Nijntje - de echte nederlandse konijn

gehabt gehabt

Frueher benutzte man gedenken manchmal wie denken. Das ist heute noch in Wendungen wie "Wann gedenkst du zu kommen?" ersichtlich. Tamino soll also an die Koenigin denken, aber nicht ihrer gedenken, was etwas anderes ist. Das gedenken im Sinne von Reminiszenz kommt mE immer mit Genitiv.

Wenn ich der Ueberzeugung waere, dass Schikaneder ein guter Gewaehrsmann fuer den Gebrauch der Sprache ist, haette ich laengst Laestern fuer die Genitivliste vorgeschlagen:

Laestre der holden Schoenheit Tugend nicht!

Da Caru offenbar wie ich ein Liebhaber der Zauberfloete ist, sag an, ob es eine vollends befriedigende Plattenaufnahme des Werks gibt, wo man von Wiener Schmaeh verschont wird, wo die Koenigin der Nacht ihre Hoehen klar trifft und dennoch dramatisch ist (anders als bei der Oestman-Aufnahme), wo Sarastro nicht edelmuttriefend ist ..., wo die Damen keinen tschechischen oder ungarischen Akzent haben ...



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caru

"Tugend" in "Lästere der holden Schönheit Tugend nicht!" ist aber akkusativ. ("der holden Schönheit" ist attributiver genitiv dazu.)


eine wandelnde diskographie bin ich eigentlich nicht.
musikalisch untadelig, 99,9% frei von schmäh und osteuropäischen akzenten ist jedoch folgende plattenversion der zauberflöte:

Sarastro: Franz Crass, Königin: Roberta Peters, Pamina: Evelyn Lear, Tamino: Fritz Wunderlich, Papageno: Dietrich Fischer-Dieskau, Papagena: Lisa Otto, Sprecher: Hans Hotter, 1.Geharnischter: James King, 2.Geharnischter: Martti Talvela, etc. etc.
Karl Böhm/Berliner Philharmoniker/Rias Kammerchor
Deutsche Grammophon 1964


die 0,1% wiener schmäh liefert Lisa Otto als altes weib, dagegen hilft nichts. Dieskau ist schmähfrei, aber der intellektuellste Papageno aller zeiten :D; Franz Crass ist nicht edler, als die rolle erfordert, Roberta Peters singt ein klein wenig mehr sauber als ausdrucksvoll, aber besser als alle, die ich je auf bühnen gehört habe.

musikalisch die beste aufnahme, die ich kenne, leider ohne dialoge, dadurch aber wieder gerade ideal zum anhören, ist diese:

Tamino: Anton Dermota, Pamina: Irmgard Seefried, Papageno: Erich Kunz, Königin: Wilma Lipp, Sarastro: Ludwig Weber, Sprecher: George London (!), 1.Dame: Sena Jurinac(!), etc. etc.
H. v. Karajan/Wiener Philharmoniker/Singverein der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien
EMI Classics 1999 (auf CD; auf Platte 1952, eine ältere CDfassung gibts auch)


die einzige aufnahme, auf der Kunz den Papageno singt und nicht blödelt. keinerlei schmäh, obwohl fast lauter wieder; der einzige mit leichtem slawischem akzent ist Dermota (aber darüber hört man leicht hinweg); Wilma Lipp ist nicht zu übertreffen, und Sprecher und 1.Dame sind ohnedies luxus.

andere fallen mir gerade nicht ein. von den neueren aufnahmen (90er jahre und später) überzeugt mich keine einzige.

hoffe, der anfrage genüge getan zu haben  :)
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Nijntje - de echte nederlandse konijn

gehabt gehabt

Warum sagt man:

Wir sahen ihn als den Retter Deutschlands.

Er sah sich als den Retter Deutschlands.
oder
Er sah sich als der Retter Deutschlands.

aber niemals

Er fuehlte sich als den Retter Deustchlands

sondern immer:

Er fuehlte sich als der Retter Deutchlands.

Zweifelsohne kann jemand eine ad hoc Erklaerung geben. Stehen solche Feinheiten eigentlich in den Grammatiken?



Kilian

#19
sich fühlen ist echt reflexiv; jemanden sehen dagegen transitiv, wie die Auswahl deiner Beispielsätze schon zeigt:

*Wir fühlten ihn als den Retter Deutschlands.
Das geht nicht.

Ich vermute, dass es damit zu tun hat.

Nachtrag: Ich hab's gefunden.

ZitatDas Reflexivpronomen ist zwar ein notwendiger Bestandteil des [reflexiven] Verbs, doch hat es aufgrund der oben beschriebenen Merkmale keinen Satzgliedcharakter und damit auch nicht den Stellenwert einer durch die Valenz des Verbs geforderten Ergänzung, echte reflexive Verben verhalten sich wie absolute Verben.

Es ist also kein Akkusativ-Objekt da, auf das sich ein von als abhängiger Akkusativ beziehen könnte.

gehabt gehabt

Danke. Woher ist das Zitat?

Kilian

Ach ja, ich verguß: Wahrig, Deutsches Wörterbuch, Bertelsman, Gütersloh/München 2000.

Arnymenos

Mein Syntaxprof, Wolfgang Sternefeld, Tübingen, hat in seinem bisher umfangreichsten Buch, das wir als Kursgrundlage verwandten, auch solche als-Konstruktionen beholnden. Mir fehlen zwar gerade die Beispiele, aber ich kann euch versichern, dass die Unsicherheit, ob man da jetzt den geforderten Kasus setzt, in einen anderen Kasus ausweicht, oder ob beides schlecht klingt, nichts Ungewöhnliches ist. Das Problem ist nämlich, wie das Verb über das "als" hinweg in den als-Satzteil einen bestimmten Kasus verlangen kann; das Ziel ist einfach sehr weit weg, syntaktisch gesehen. Eine Musterlösung gibt es hier nicht. Sternfeld hatte es schwer genug, einen bestimmten Kasus an dieser Stelle zu erklären, aber immer Nominativ geht ja auch nicht. Es ist ein ungelöstes Problem.

Kilian

Selbst Baltasar Matzbach gerät bei als bisweilen ins Schleudern: "Und als bedeutender Pazifist, heftiger Gegner von Blauhelmeinsätzen und so weiter wird Ihnen wohl die Dienstzeit vergeben, wegen Gesinnungswandels, aber nicht die Schinderei?" (Gisbert Haefs, Kein Freibier für Matzbach).

ICH

Heute schrieb mir mein bester Freund etwas was hier wohl ins Forum gehört:

"die is aber auch als müd"
Brot kann schimmeln... was kannst Du???

Ku

Zitat von: ICH in 2008-04-08, 21:51:31
Heute schrieb mir mein bester Freund etwas was hier wohl ins Forum gehört:

"die is aber auch als müd"

Wenn er aus meiner Gegend kommen täte, dann wäre der Satz wie folgt zu übersetzen:

"sie pflegt hie und da etwas müde zu sein", weil das Wort "als" hier auch mit "gelegentlich" gleichgesetzt wird.

ICH

Zitat von: Ku in 2008-04-08, 21:59:12
Wenn er aus meiner Gegend kommen täte, dann wäre der Satz wie folgt zu übersetzen:
"sie pflegt hie und da etwas müde zu sein", weil das Wort "als" hier auch mit "gelegentlich" gleichgesetzt wird.

Wahrschln ist dies so. Wobei ich dieses mit "fast immer" übersotzen wewürde. Auch das Einleiten eines Satzes mit "Ei" scheint in dieser Gegend verbroten zu sein.
Brot kann schimmeln... was kannst Du???