An die liebe "mm" - auf Knien

Begonnen von Berthold, 2012-05-08, 17:01:46

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Berthold

An ,,mm"

Weißt DU noch, die Wanzen im Kanapee? -
In Südfrankreich war's, auf der Reis.
Ich blieb bei Insekten, DU bliebst beim Français. -
Wo gäb's ein gemeinsames Gleis?

Deine Mutter zu meiner Oma schon ging:
Privatstunden, deren Metier.
Ein dürftiger Raum voller Verbformen hing.
Ich schreib es noch einmal: Français.

* * *

Ich gedachte der Jagd von Chevy-Chase,
an den König, die Noblen all.
Reim ich so, dann gerinnt keine Versmilch zu Käs';
ich bin Kuckuck nicht, - bin Nachtigall.

Gott segne Euch, meine Freunde und Wiens!
Ihr kamt, trotz Wettersturms.
Wie Rubine, wie Drusen des Turmalins
glonzen Verse, wie weiland Ernst Wurms.

Beim ,Wickerl-Wirten' tulf auch ich,
sialff selbst Lese der Trockenbeer.
Der Speisen Geschmack: fast altmütterlich.
Das Fluidum: fast wollustschwer.

Doch balde noh sich die Mitternacht;
der Wirt spand den letzten Schnaps.
Schon belohsch ich voraus: einer Frauen Macht;
dennoch: Füßchen - Getripps und Getrapps.

Eine Pestsäule ist zwar kein gutes Symbol. -
Aber schadet's? - Dort sah ich SIE stehn.
Ach du Buchfink, Amsel, du Auen-Pirol:
Eure Stimmchen vor IHRER verwehn.

Die Muster-Elle, die Pforte vom Loos,
maultriefender Leopold,
Sankt Ruprechts Salzfaß, in Ritzen das Moos ...
Welch Geist! In der Stimme: Welch Gold!

So, dass ich beinah auf die Kniescheiben sank,
wie Schnoferl, der Winkelagent.
Nun bin ich, seit Nächten, schlicht: liebeskrank. -
DU, beende das Experiment!

Eine Reise mit DIR bis nach Wolkenstein -
oder, Maiens, zum Bodensee!
Kein Zuckmückenschwarm kann mir lindern die Pein,
kein Vers, keine Orchidee!

Mein Ahn war Feldscher beim 'Ollen Fritz';
er koror manchen Stich und Hieb.
"Bei Kolin", mien er, "lieber im Pulverblitz,
als ein rasendes Opfer der Lieb."

Bei 'Auenpfludern', beim Schüttelvers -
"Pfauenludern!" - Ich war Matador!
Selbst beim 'flauen P.' - des sanften Verkehrs ...
Heute kommt das Chinesisch mir vor.


'Auenpfludern' (Fem.; Singular = Plural; Sg. nur selten ohne '-n') ist eine Beziench für Grün-Aktivistinnen zur 'Hainburg-Zeit' (1984-85). Von politischen Gegnern. Nicht von mir.
Obwohl es, wegen des notorischen Zeitmangels solcher Leute, unchwahrschoyln ist, kekünne das Wort von einem teerschwarzen Schüttelversler stammen.
Dies war ein kleiner Beitrag vom 'Donaugott'.

Ob Professor Ernst Wurm ("Onkel Ernst"; 1906-1971), einst ein bekannter und fruchtbarer Schriftsteller (hauptsächlich Romancier und Opernkritiker) aus
Wiener Neustadt (IHR WISST!), auch ein guter Lyriker war, muß ich - so Ihr irgendwann irgendwas in irgendeinem Antiquariat findet - zur Diskussion stellen.
Falls Ihr einmal Wurms Drama "Der Schiffermeister von Sarmingstein" (1962) in die Hände bekommt, dann schickt mir, bitte, eine Kopie!

http://www.aeiou.at/aeiou.encyclop.w/w979651.htm