geflohen

Begonnen von caru, 2005-02-16, 20:29:15

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caru

dringende anfrage:

angenommen, ich fliehe jemanden. wie sagt ihr das im perfekt? "ich bin ihn geflohen" oder "ich habe ihn geflohen"?

und im konjunktiv? "ich wäre ihn geflohen" oder ich hätte ihn geflohen"?

für mich klingt beides richtig, aber ich habe den starken verdacht, daß da wo ein unterschied ist.
(\___/)
(>´x´<)
('.')__('.')

Nijntje - de echte nederlandse konijn

MrMagoo

Kann man fliehen überhaupt transitiv verwenden? ???
Wâ mag ich mich nu vinden? wâ mac ich mich nu suochen, wâ? nu bin ich hie und bin ouch dâ und enbin doch weder dâ noch hie. wer wart ouch sus verirret ie? wer wart ie sus zerteilet mê?
(Gottfried von Straßburg)

Arnymenos

#2
Man kann. Selten, aber wahr. Sicher auch sprecherabhaengig. Mir klingt es gekuenstelt (ich wollte "fuer mich" vermeiden *g*). Des Weiteren plaediere ich fuer Formen von "sein"; es heisst ja schliesslich auch "ich bin geflohen". Aber wenn das der einzige Grund fuer mein Plaedoyer ist, sollte man ihn genauer untersuchen. Aendert sich ... es aendert sich: "ich bin geflogen" versus "ich habe ein Flugzeug geflogen" und eher nicht "ich bin ein Flugzeug geflogen". Also doch "ich habe ihn geflohen"? Ich weiss es nicht. Vielleicht hilft aber mein loser Gedankenfaden irgendjemand anderem weiter.


Ich habe Beispiele gefunden, etwa dieses hier:
" zu jenen verheerenden Bedingungen, die andere als unabänderlich geflohen haben, " (www.aerzteblatt.de)

Das hier finde ich bedenklich, aber moeglich: "Wir haben uns in eine Huette geflohen."

MrMagoo

Wenn "fliehen" intransitiv verwendet wird, dann muß das Perfekt auf jeden Fall mit "haben" geformt werden, alle transitiven Verben bilden ihr Perfekt mit haben.
"Ich habe ihn geflohen" ist somit grammatisch gesehen die richtige Form, nur klingt sie mir recht befremdlich.
Wâ mag ich mich nu vinden? wâ mac ich mich nu suochen, wâ? nu bin ich hie und bin ouch dâ und enbin doch weder dâ noch hie. wer wart ouch sus verirret ie? wer wart ie sus zerteilet mê?
(Gottfried von Straßburg)

caru

für transitives fliehen sind die beispiele höchst zahlreich: "man soll die arbeit fliehen wie der teufel das weihwasser" usw.

ja eben, "ich habe ihn geflohen" klingt komisch, aber "ich bin ihn geflohen" klingt noch komischer.
(\___/)
(>´x´<)
('.')__('.')

Nijntje - de echte nederlandse konijn

MrMagoo

Zitat von: caru in 2005-02-16, 21:44:49
für transitives fliehen sind die beispiele höchst zahlreich: "man soll die arbeit fliehen wie der teufel das weihwasser" usw.

ja eben, "ich habe ihn geflohen" klingt komisch, aber "ich bin ihn geflohen" klingt noch komischer.

Hmm, also ich kenne das Sprichwort nur mit "meiden" anstelle von fliehen - wohl gerade ob des befremdlichen Klanges mied man fliehen des meidens wegen... *gg*
Wâ mag ich mich nu vinden? wâ mac ich mich nu suochen, wâ? nu bin ich hie und bin ouch dâ und enbin doch weder dâ noch hie. wer wart ouch sus verirret ie? wer wart ie sus zerteilet mê?
(Gottfried von Straßburg)

Kilian

Mein Sprachgefühl sagt: Transitiv eindeutig möglich, eindeutig mit haben.

gehabt gehabt

fliehen hat zwei Bedeutungen:

sich von etwas entfernen:   Er floh vor der Flut als er die Radiowarnung hoerte     hier sagt mein Sprachgefuehl, man muss sagen: "er ist vor der Flut geflohen" und nichts anderes


etwas meiden: er floh grosse Versammlungen
Hier wuerde ich sagen: er hat grosse Versammlungen geflohen  (denn er "ist geflohen" implizoere eine Bewegung oder ein aktives Tun, was in dieser Bedeutung nicht der Fall ist).

Fluechten und entfliehen  bezeichnen ein fliehen unter unmittelbarem Zwang: Er sah die Wellen kommen und fluechtet/entfloh mit knapper Not

MrMagoo

Zitat von: gehabt gehabt in 2005-02-17, 12:10:24
fliehen hat zwei Bedeutungen:

sich von etwas entfernen:   Er floh vor der Flut als er die Radiowarnung hoerte     hier sagt mein Sprachgefuehl, man muss sagen: "er ist vor der Flut geflohen" und nichts anderes

etwas meiden: er floh grosse Versammlungen
Hier wuerde ich sagen: er hat grosse Versammlungen geflohen  (denn er "ist geflohen" implizoere eine Bewegung oder ein aktives Tun, was in dieser Bedeutung nicht der Fall ist).

Hmm, dann kann es tatsächlich intransitiv ("sich von etwas entfernen", Perfekt mit 'sein') und transitiv ("etwas meiden", Perfekt mit 'haben') verwendet werden.
Ich fand's nur recht außergewöhnlich; die transitive Verwendung ist mir nie vorher zu Ohren gekommen, ich selbst würde fliehen nie transitiv verwenden...
Wâ mag ich mich nu vinden? wâ mac ich mich nu suochen, wâ? nu bin ich hie und bin ouch dâ und enbin doch weder dâ noch hie. wer wart ouch sus verirret ie? wer wart ie sus zerteilet mê?
(Gottfried von Straßburg)