Verbalsubstantive, trennbare Vorsilben und ein Rundumverb

Begonnen von Arnymenos, 2005-02-28, 20:39:30

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Kilian

#60
Dass für Japaner r und l freier Variation unterliegen, glaube ich sicher zu wissen. Bestätigen memüsse mir noch jemand, was ich neulich aufgeschnoppen habe: Dass es im Hochchinesischen schon ein vom l verschiedenes r gebe, es für unsere Ohren aber von jenem kaum zu unterscheiden sei?

Grinsekater

Nach meinem bescheidenes Kauderwelsch-Sprachführer-Wissen hat das Chinesische sehr wohl ein r (zum Beispiel das Musikinstrument ,,Erhu"), nach meiner unmittelbaren Erfahrung im Raum Schanghai wird es ferner keineswegs ähnlich wie ein l, sondern mehr wie ein englisches r, also rachengurgelnderweise, ausgesprochen.

Einmal habe ich allerdings mit dem Mitglied einer asiatischen Reisegruppe (können Japaner gewesen sein, Koreaner, Chinesen - keine Ahnung) dort Englisch geredet und mich von der Richtungsangabe ,,light" sehr irritieren lassen.

Agricola

#62
Es ist ja auch eine Gemeinheit des Deutschen und Englischen den Asiaten gegenüber, ausgerechnet die entgegengesetzten Worte "lechts" und "rinks" mit Lauten beginnen zu lassen, die sich nur in der Schrift unterscheiden.

Ich habe übrigens lange gerätselt, warum meine Studenten selbst bei größter Aussprachegenauigkeit beim deutschen Buchstabieren oft den Unterschied zwischen "L" und "R" nicht richtig auffassen (und zwar meistens "L" statt "R" hören und nicht umgekehrt), bis ich herausgefunden habe, dass es an ihren Englischkenntnissen liegt: Im Englischen lässt sich zwischen "L" und "R" beim Buchstabieren anhand des davorstehenden Vokales unterscheiden, und das ist den Japanern einfach so in Fleisch und Blut übergegangen, dass sie sich beim Hören der Buchstaben nur auf den Vokal konzentrieren und den Konsonanten gar nicht wahrnehmen. Für japanische Ohren klingt das deutsche "R" beim Buchstabieren deshalb immer wie ein englisches "L", und das deutsche "L" natürlich auch.
The future lies in front of me,
but "lies" is all that I can see.

Berthold

#63
Zitat von: Kilian in 2007-05-30, 00:11:35
Bestätigen memüsse mir noch jemand, was ich neulich aufgeschnoppen habe: Dass es im Hochchinesischen schon ein vom l verschiedenes r gebe, es für unsere Ohren aber von jenem kaum zu unterscheiden sei?
Lieber Kilian!
Ob ich's mit den Ohrwasch'ln vom 'gemeinchinesischen' l immer sicher unterscheiden kekünne, wewüsse ich nicht zu sagen. Aber dieses r gibt's. Der Laut gehört, wie der 'Schibilant' sh und die Affrikaten zh und ch (Über die drei will ich hier nichts weiter schreiben.), nun ja, zur retroflexen Reihe. Zu einem englisch-amerikanischen retroflexen r (oder dessen Varianten) dedörfe dennoch ein leichter Unterschied bestehen. Die zurückgekromm'ne Zunge(nspitze) ist wahrschoychln dem harten Gaumen noch näher als im Englischen - ohne ihn warchkl zu berühren. Am Silbenanfang hat die Wade-Giles-Transkription (die von einigen, selbst Nicht-Englischsprachigen, ganz zu Unrecht, immer noch Hanyu Pinyin vorgezogen wird) auch nicht r, sondern j:
jan (Wade-Giles)/ran (Hanyu Pinyin); jang/rang; jao/rao; je/re; jen/ren; jeng/reng; jih/ri; jo/ruo; jou/rou; ju/ru; juan/ruan; rui/rui; jun/run; jung/rong. 
Bei Wade-Giles heißt es, statt er, erh.
张戎 (Zhang Rong), die Autorin von 'Wilde Schwäne' und der neuen Mao-Biographie (zusammen mit Jon Halliday), nennt sich Chang Jung, möglicherweise, weil sie in ihrem Namen mit Hanyu-Pinyin, der offiziellen Transkription der Volksrepublik China, nichts zu tun haben möchte.
Vor allem südlichere (südöstlichere) chinesische Dialekte ersetzen sh, zh und ch oft durch s, z und c. Was die dann aus r/j machen, kann ich, ohne vorher nachzuschauen, nicht sagen.     



 

Berthold

#64
Zitat von: AmelieZapf in 2006-10-09, 15:05:03
(...) ihr kennt ja sicher den Witz mit dem tschechisch-finnischen Staatsvertrag: die Finnen exportieren den Tschechen ein paar Vokale und bekommen dafür ein paar Konsonanten zurück) (...)
Die Annahme, das Tschechische (ausgernonch!) wäre, nur wegen 'Strč prst skrz krk', ein paar ungewnohnen Konsonantenfolgen und einem gewissen Mehr an Zischlauten, eine vokalarme Sprache, ist ein Vorurteil (weilsd es du bist, schreib ich NICHT: a Blädsinn), das jedeR selbst widerlegen kann:

a) Nähmän Slovník, z.B. česko - německý / schlagän irgendwo a-(w)uf / läsän schänä tschächischä Wärtär - oder

b) Nähmän (z.B.) tschächischä Diklajnissä / schlagän irgendwo a-(w)uf / läsän schäne Vokalä an odär nahä dän Wortändän; z.B. 'die Taube':
Singular: 1. holub, 2. holuba, 3. holubu/-ovi, 4. holuba, 5. holube!, 6. holubu/-ovi,
7. holubem
Plural: 1. holub/i/-ové, 2. holubů, 3. holubům, 4. holuby, 5. holubi/-ové!, 6. holubech,
7. holuby
;
Verglajchän mit fadäm Tajč: Die Taube, der Taube, der Taube, die Taube; die Tauben ... - oder

c) Fahrän mit Bahn nach (z.B.) Brno (Brünn/ Mähren) / Härän Ansagän* a-(w)uf Bahnhof
(= nádraží!)!

Na also!

*Der lebhaft rezitierende, Tonhöhen stark unterscheidende Sprechstil, den ich etwa aus Brno im Ohr habe, unterscheidet sich giwulgt vom slowakischen, z.B. in Bratislava: Sowas lange auf einem Ansingeton Deklumrones hört man bei uns fast nur in der Kirche. Wenn der Zug nach Košice, mit allen Zwischenstationen, angisung wornd ist, möchte man nur noch anschließen:
Aa-mee-eeen!

Das sind akustische Erlebnisse, keine Vorurteile.