Verbalsubstantive, trennbare Vorsilben und ein Rundumverb

Begonnen von Arnymenos, 2005-02-28, 20:39:30

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Arnymenos

Lange bekannt als -ieren kommt es nun zu seinem Recht, ein eigenständiges Wort zu sein. Ich darf vorstellen:

ieren

ich iere, du ierst, er/sie/es iert, wir ieren, ihr iert, sie ieren
ich or, du orst, er/sie/es or, wir oren, ihr ort, sie oren
(Konjunktiv enstprechend mit Umlaut)
georen

Und weil es so nützlich ist (wie wir gleich sehen werden), darf auch abgekürzt werden:

chiere, d'ierst, er/sie/es iert, wieren, riert, sieren
chor, d'orst, er/sie/es or, woren, rort, soren
(Konjunktiv enstprechend mit Umlaut)


Wofür brauchen wir das? Gehen wir die Sache von ganz wo anders an. Trennen wir von den Verben auf -ieren alles vor der hauptbetonten Silbe ab. Dann erhalten wir ein schönes initialbetontes Verb, obiges ieren. Der Rest ist erstmal eine abtrennbare Vorsilbe, dann aber auch eine Art Verbalsubstantiv, die sich mit dem Hilfsverb ieren zu vielen Bedeutungen verbindet. Solche Substantive sind:

Transpir, Manipul, Kasch, Programm, San, Filt(e)r, Kast(e)r, Initialis, ...

und auch: "Verl"!

Sie sind im Zweifelsfalle sächlich und haben die Bedeutung des ehemaligen Wortes auf -ierung. Damit sind wir auch diese Doppelendler los.

Dann heißt es: "Ich habe Transpir georen", "Ich iere den Haushalt San" etc. Bleibt zu überlegen, ob das wirklich Substantive sind, oder nicht einfach nur Partikel.

Kilian


gehabt gehabt

Zitat von: Arnymenos in 2005-02-28, 20:39:30

Und weil es so nützlich ist (wie wir gleich sehen werden), darf auch abgekürzt werden:

chiere, d'ierst, er/sie/es iert, wieren, riert, sieren
chor, d'orst, er/sie/es or, woren, rort, soren
(Konjunktiv enstprechend mit Umlaut)


nicht einfach nur Partikel.

gehabt gehabt

Sorry, habe vor lauter Zitieren den Text vergessen:

chiere ist nicht uebel. Es erinnert an die Aufforderung an einen Rheinlaender einen Satz mit "Schakal" zu bilden:

Schakal F"oss     (Ich habe kalte Fuesse)

und danach einen Satz mit Schabau (rhein.=Schnaps)

Schabau kal F"oss   (Ich habe ich kalte Fuesse).



Plural von Partikel = Partikeln

gehabt gehabt

Die Anzahl meiner Tippfehler ist ja untolerabel:
Ich habe auch kalte Fuesse.    

versucher

Es söllen Substantive sein, wir wollen sie ja stärken und von -lichkeit, -heit, -ung, Ge- und -ierung befreien.
Nieder mit dem Normen Ieren!

MrMagoo

Zitatund auch: "Verl"!

Die beiden aus dem Germanischen ererbten Worte (ver)lieren und frieren (gibt's noch mehr??) sollten aber von dieser Regelung ausgenommen werden, da sie nicht auf das Suffix "-ieren" zurückgehen, sondern ganz eigene Stämme sind.
Wâ mag ich mich nu vinden? wâ mac ich mich nu suochen, wâ? nu bin ich hie und bin ouch dâ und enbin doch weder dâ noch hie. wer wart ouch sus verirret ie? wer wart ie sus zerteilet mê?
(Gottfried von Straßburg)

MrMagoo

ZitatUnd weil es so nützlich ist (wie wir gleich sehen werden), darf auch abgekürzt werden:

chiere, d'ierst, er/sie/es iert, wieren, riert, sieren
chor, d'orst, er/sie/es or, woren, rort, soren
(Konjunktiv enstprechend mit Umlaut)


Müssen wir denn den Thommies alles nachmachen?
Es reicht doch schon, wenn wir in der Inversion abkürzen!  ;D
Wâ mag ich mich nu vinden? wâ mac ich mich nu suochen, wâ? nu bin ich hie und bin ouch dâ und enbin doch weder dâ noch hie. wer wart ouch sus verirret ie? wer wart ie sus zerteilet mê?
(Gottfried von Straßburg)

versucher


Kilian

gieren, schmieren, stieren, zieren. Auch die alle sollten m. E. unter diese Regel fallen, da das Herstellen unvorhandener Verbindungen, falsche Analogieschlüsse etc. zu den produktivsten Mechanismen des Verbenstärkens und anderen Sprachnonsens gehören.

Kilian

Noch eins: lieren, kölsch für lernen. (Zumindest das Partizip II jeliert ist hier belegt.)

MrMagoo

Zitat von: Kilian in 2005-03-01, 23:10:54
gieren, schmieren, stieren, zieren. Auch die alle sollten m. E. unter diese Regel fallen, da das Herstellen unvorhandener Verbindungen, falsche Analogieschlüsse etc. zu den produktivsten Mechanismen des Verbenstärkens und anderen Sprachnonsens gehören.


Jep, auch die - mir fielen nur die beiden bekannten, heute noch starken Verben ein. :)

gieren - gor - gegoren (hmm... seh' ich da einen Zusammenhang mit gären?).
schmieren - schmor - geschmoren
stieren - stor - gestoren
zieren - zor - gezoren
Wâ mag ich mich nu vinden? wâ mac ich mich nu suochen, wâ? nu bin ich hie und bin ouch dâ und enbin doch weder dâ noch hie. wer wart ouch sus verirret ie? wer wart ie sus zerteilet mê?
(Gottfried von Straßburg)

MrMagoo

Zitat von: Kilian in 2005-03-01, 23:14:13
Noch eins: lieren, kölsch für lernen. (Zumindest das Partizip II jeliert ist hier belegt.)

Stärken!! --> lieren - lor - geloren  ;D
Wâ mag ich mich nu vinden? wâ mac ich mich nu suochen, wâ? nu bin ich hie und bin ouch dâ und enbin doch weder dâ noch hie. wer wart ouch sus verirret ie? wer wart ie sus zerteilet mê?
(Gottfried von Straßburg)

Kilian

#13
Lass uns bei gieren und schmieren im Präteritum aufs a ausweichen.

Es gor in mir,
ich gar nach Essen,
also gur ich eine Möhre,
schmur mir Zwiebeln
und schmar ein Brot.

Und auch bei zieren, weil dann ein Bezug zu russichen Herrschern drin ist, die ja damals auch nicht immer völlig ungezoren durch die Gegend stolzoren sein därfen. ;)

MrMagoo

Zitat von: Kilian in 2005-03-01, 23:28:09
Lass uns bei gieren und schmieren im Präteritum aufs a ausweichen.

Es gor in mir,
ich gar nach Essen,
also gur ich eine Möhre,
schmur mir Zwiebeln
und schmar ein Brot.

Und auch bei zieren, weil dann ein Bezug zu russichen Herrschern drin ist, die ja damals auch nicht immer völlig ungezoren durch die Gegend stolzoren sein därfen. ;)

Ich verführe bei gieren und gären genau andersherum:

gieren - gor - gegoren (nach 'frieren')
gären - gar - gegoren (nach 'gebären')
---> hat den Vorteil, daß man mit gar dann das Adverb gar (fertiggekocht) in Zusammenhang bringen kann :)

Bei "zieren" wäre ich einverstanden, doch schmieren will nicht so wirklich gut klingen... wie wär's mit
schmieren - schmor - geschmoren und
schmoren - schmier - geschmoren?

Dann könnte man von 'schmier' auch noch ein Kausativ "schmieren" (= schmoren machen, ankokeln) ableiten. Dieses wäre dann natürlich schwach.:)
Wâ mag ich mich nu vinden? wâ mac ich mich nu suochen, wâ? nu bin ich hie und bin ouch dâ und enbin doch weder dâ noch hie. wer wart ouch sus verirret ie? wer wart ie sus zerteilet mê?
(Gottfried von Straßburg)