Anfrage

Begonnen von amarillo, 2006-09-07, 09:23:21

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

Fleischers Karsten

Mein Latein liegt noch unter Asterix-Niveau, aber mir deucht es richtig.

Seit wann benutzt du Großbuchstaben?
Karsten

katakura

Zitat von: Fleischers Karsten in 2008-10-30, 16:24:15
Seit wann benutzt du Großbuchstaben?

... stimmt, fiel mir auch erst auf, als du es erwahnst ... tue ich eigelnt nie im forum ... allerdings schrieb ich die anfrage an der arbeit zwischen einer offiziösen mail und einem nicht minder offiziösen brief, von daher war ich wohl so im fluss, dass es mir gar nicht auffiel ... vielleicht liegt's auch an meiner gegenwärtigen abstinenz, was das schreiben im forum betrifft ... leider muss ich ja für den job immer "umswitchen" (b.t.w. switch, swotch, swotchen), da man dem alten vorschlag (der grimms?) eines konsequenten kleinschriebs bislang ja noch nicht näher treten wollte ...

... ansonsten deucht mir "fratres cygni" auch richtig, aber vielleicht kann dies ja einer unserer spezialisten (berthold? agricola?) noch definitiv bestätigen?
Toleranz ist vor allem die Erkenntnis, dass es keinen Sinn hat, sich aufzuregen. (Helmut Qualtinger)

Berthold

#92
Schwäne sind keine Zuckmücken; und um das Latein ist es im Zehnerviertel und in den anderen Wiener Neustädter Vorstädten schlecht baschtnall. Ich kann daher für diese Frage kein Spezialist sein. Falls ich wieder einmal mit einem lateinischen Summarium eine meiner wassenschuftlen Arbeiten beschließen sewedesüllwülldörfe (oder sewedörfwüllsülle), schäke ich meine dürftigen Zeilen, wie das letzte Mal, an meinen alten Lateinlehrer, Othmar Jarosch, mit der Bitte um strenge Korrektur.

Trotzdem: Ich denke, es stimmt.

Agricola

Wenn Asterix-Niveau bedüte, dass man Asterix in der lateinischen Ausgabe lesen kann, kekünne man damit ganz gut auskommen ...

"Frātrēs cygnī" ist OK. Man kekünne sich statt des griechischen Lehnwortes "cygnus" (von κύκνος) auch des schönen Wortes "olor" bedienen. Dann hieße es "frātrēs olōris". "Cygnus" ist allerdings die gebräuchlichere Vokabel, insbesondere in der Dichtung.
The future lies in front of me,
but "lies" is all that I can see.

katakura

... seid bedonken! ... und einen angenehmen feiertag den protestanten unter euch :)
Toleranz ist vor allem die Erkenntnis, dass es keinen Sinn hat, sich aufzuregen. (Helmut Qualtinger)

Kilian

Wo wir gerade von Latein sprechen, muss ich das Motto aus Terry Pratchetts Small Gods zum besten geben, das mich gerade in der Straßenbahn zum Lachen brachte: Cuius testiculos habes, habeas cardia et cerebellum.

amarillo

Und das übersetzt der entsprechende Google-Service mit:

"Wenn Sie haben eine gute Haftung auf ihre Bälle, ihre Herzen und Köpfe werden folgen."

Aber jetzt weiß ich endlich, was ein Ami zusätzlich meint, wenn er von einer dominanten Frau im Bezug auf deren Mann sagt: "She's got a twist on his balls..." aaaaauuuuutsch :D
Das Leben strebt mit Urgewalt nach Entstehung und Musik.

Kilian

Autsch in der Tat. Googles Übersetzungsmaschine verlässt sich massiv auf vorhandene parallele Korpora (also Sammlungen bereits zweisprachig vorliegender Texte). (Bei einem Wettbewerb hat er damit mal alle linguistisch raffinorenen Ansätze hinter sich gelassen.) So ist er auf das Folgen gekommen. Und das mit den Bällen - yikes, offenbar wird gerne auch mal über mehr als ein Sprachpaar hinweg übersotzen. :)

Agricola

Zitat von: Kilian in 2008-10-31, 17:03:27
Wo wir gerade von Latein sprechen, muss ich das Motto aus Terry Pratchetts Small Gods zum besten geben, das mich gerade in der Straßenbahn zum Lachen brachte: Cuius testiculos habes, habeas cardia et cerebellum.

Was soll denn das heißen? Wahrscheinlich ist es doch ein verballhornter Hexameter, aber dann wären "habes" und "cardia" falsch. Vielleicht hieß es ursprünglich mal so:

cuius testiculos, habeas corda et cerebellum

"Wessen Hoden, dessen habe auch Herz und Gehirn"

bzw.

"Was du in den Hoden hast, mögest du auch im Herzen und Verstand haben"
The future lies in front of me,
but "lies" is all that I can see.

amarillo

Ich bin es zufrieden.

Könnte man sagen, daß es sich bei obigem 'es' a) um einen Akkusativ handelt? Oder haben wir hier b) den Rest des Genitivs 'dessen' vor uns? Dürfen wir dann den Gesamtausdruck personalisieren: ich bin ihn zufrieden / ich bin seiner zufrieden ?
Das Leben strebt mit Urgewalt nach Entstehung und Musik.

Kilian

Zitatder früher allgemein gebrauchte gen. lebt nur als unverstandenes es weiter: poenitet me verbi tui ich bin deines worts nit zefriden FRISIUS 1015b; die münch der sach all wol zůfriden waren WICKRAM 1, 151 Bolte; solcher gnädigen urtheil war der bannwart wol zu frieden AGYRTAS grillenvertreiber  (1670) 48;

auch bin des diensts ich wohl zufrieden, den sie mir
geleistet
         GÖTHE 15, 188 W. (Faust 8788);

der pfaff desz wol zufrieden war
         H. SACHS 21, 333 G.;

meine mutter wars gleich zufrieden HEINSE 4, 23 Schüddekopf; ich bins zufrieden GÖTHE 8, 86; 9, 137; 10, 225 W.; ich bin es zufrieden FONTANE I 5, 147. danach wird ein unechter acc. von pron. gebraucht: das bin ich zufrieden A. H. BUCHOLTZ Herkulisk. 23, solches ZESEN adr. Rosemund 39 ndr.; ihr vater ist alles zufrieden GÖTHE 24, 162 W. ausnahmsweise mit acc. eines subst.: allein am ende wird er diese täuschung doch ganz gerne zufrieden seyn LESSING 7, 31 M.

http://germazope.uni-trier.de/Projects/WBB/woerterbuecher/dwb/wbgui?lemmode=lemmasearch&mode=hierarchy&textsize=600&onlist=&word=zufrieden&lemid=GZ08081&query_start=1&totalhits=0&textword=&locpattern=&textpattern=&lemmapattern=&verspattern=#GZ08081L0

amarillo

Und somit fristet eine ehemals stolzer Genitiv ein Schattendasein als unechtes 'unverstandenes es'?
Is ja doll!
Das Leben strebt mit Urgewalt nach Entstehung und Musik.

Vollfett

Anlässlich der Hessen-Wahl höre ich von einer "satten Mehrheit".
Ist das das Gegenteil von einer "hungernden Minderheit"?

Oder ist "satt" einfach falsch?

Kilian

Weder noch - das ist eine übertragene Bedeutung von satt, meint groß, deutlich erkennbar.

Agricola

Dennoch finde ich, wir sollten die "hungrige Mehrheit" in den Sprachgebrauch einführen. Im Falle des Ergebnisses der vorangegangenen Hessenwahl könnte man sogar von einer "verhundernden linken Mehrheit" sprechen.
The future lies in front of me,
but "lies" is all that I can see.