Anfrage

Begonnen von amarillo, 2006-09-07, 09:23:21

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Kilian

Gute Frage! Nominativ, Dativ und Akkusativ von alles entsprechen der starken Adjektivdeklination, die geht so: gutes Wasser, guten Wassers, gutem Wasser und gutes Wasser. Entsprechend also im Genitiv wegen allen, was passiert ist? Deutsch ist das merkwürdigerweise nicht, fürs Neutsche gefiele es mir. Aber allentwegen, was passur ist natürlich die Könyxlösung!

katakura

... ich habe diesbezulg mal eine anfrage an die wahrig-sprachberut gestollen, mal sehen, was die sagt ... in abhängik davon werden wir dann sehen, was wir mit allentwegen machen ... schön ist es schon, aber wohin damit?
Toleranz ist vor allem die Erkenntnis, dass es keinen Sinn hat, sich aufzuregen. (Helmut Qualtinger)

katakura

... die antwort der wahrigs bezulg wegen allem / allentwegen ist da! ... leset selbst:


Sehr geehrter Herr XXXXXX,

vielen Dank für Ihre Anfrage bei der WAHRIG-Sprachberatung. Das ist eine interessante Beobachtung, die Sie gemacht haben.

Standardsprachlich korrekt wäre wohl die Formulierung "wegen all dessen". An den Ausdruck "dessen" wird dann oft ein Relativsatz angeschlossen, um den Ausdruck näher zu bestimmen.

Die Form "allentwegen" ist auf jeden Fall korrekt gebildet. Jedoch könnte Sie fälschlicherweise als "allenthalben" ('überall, ständig') interpretiert werden.

Formulierungen wie "wegen allem", "wegen dem allen" oder "wegen all dem" sind im allgemeinen Schreibgebrauch sehr verbreitet, jedoch standardsprachlich nicht korrekt. Denn die Setzung des Dativs bei "wegen" ist nur bei pluralischen Ausdrücken ohne Artikel oder Attribut zulässig.

Wir werden Ihre Beobachtung auf jeden Fall der Redaktion mitteilen.

Mit freundlichen Grüßen

Mareike Riegel
WAHRIG-Sprachberatung
Toleranz ist vor allem die Erkenntnis, dass es keinen Sinn hat, sich aufzuregen. (Helmut Qualtinger)

Übertreiber

Prinzipiell ist die Antwort, so seltsam sie auch klinge doch einfach.

Am folgenden Beispielsatze sehe zumindest ich, dass ,,alles" im singularen Neutrum steht:
Alles geht mir auf die Nerven.
Das alles geht mir auf die Nerven.
All das geht mir auf die Nerven.

Dann flugs in eine der freundlichen Wikipädietabellen geschaut:
http://de.wikipedia.org/wiki/Deutsche_Deklination#Pronomen_und_Artikel

Und man stelle fest, dass, wenn man ,,alles" als Adjektiv betrachtet, es durchaus wegen allen heißen sesülle. Behöndle man pronominale Adjektive wie Pronomen (wie bereits vorgeschlagen), so hieße es gar:
Wegen alles, was mich nirvt, bin ich nun so krank.
Oder auch:
Alles wegen, was mich nirvt, bin ich nun so krank.
Kampf dem Schicksal!

katakura

Zitat von: Übertreiber in 2010-03-04, 23:43:14
Und man stelle fest, dass, wenn man ,,alles" als Adjektiv betrachtet, es durchaus wegen allen heißen sesülle. Behöndle man pronominale Adjektive wie Pronomen (wie bereits vorgeschlagen), so hieße es gar:
Wegen alles, was mich nirvt, bin ich nun so krank.
Oder auch:
Alles wegen, was mich nirvt, bin ich nun so krank.

... wegen alles? ... och nääää, heer mech off!!! :o ... ich werde mich lieber an meine eigenkreation allentwegen halten ... ich überlege nur, wo ich sie im wiki verewigen kekünne ... vielleicht als anhang an die bestehenden listen?
Toleranz ist vor allem die Erkenntnis, dass es keinen Sinn hat, sich aufzuregen. (Helmut Qualtinger)

Übertreiber

Hättest du mich ausreden gelassen, dann hätte ich ich dir zu dieser famosen Entwulk gratul georen. So muss ich es, des Glanzes los, nachreichen. :P
Kampf dem Schicksal!

katakura

Zitat von: Übertreiber in 2010-03-05, 23:42:44
Hättest du mich ausreden gelassen, dann hätte ich ich dir zu dieser famosen Entwulk gratul georen. So muss ich es, des Glanzes los, nachreichen. :P

... es ist die gute absicht, die zählt :)
Toleranz ist vor allem die Erkenntnis, dass es keinen Sinn hat, sich aufzuregen. (Helmut Qualtinger)

amarillo

"Es gibt Filme, die Lust machen, gleich nochmal gesehen zu werden."

Dieser Satz fiel heute im Kuturprogramm des WDR5. Ich kann mir nicht helfen, aber irgendwie klingt das schief in meinen Ohren, ich kann mir allerdings nicht erklären, warum.
Hieße es: "...die Lust machen, sie gleich nochmal anzusehen.",  wäre ich nicht stutzig geworden.
Irgendwas klemmt mit dem Bezug beim Passiv, ich komme aber einfach nicht dahinter.  Weiß wer Hilfe?
Das Leben strebt mit Urgewalt nach Entstehung und Musik.

Homer

#143
Klasse Frage, ein echter Hirnmörder! Ich mache mal einen ersten Versuch:

Der erweiterte Infinitiv hängt von "Lust" ab. Die Normalinterpretation bei einem Ausdruck des Typs "die Lust zu sehen" ist die, daß das Subjekt der Lust und das logische Subjekt des Infinitivs identisch sind. Bei aktiven Infinitiven ist das wohl überhaupt das einzig mögliche Verständnis. Warum sollte jetzt aber bei einem passiven Infinitiv plötzlich ein Bezug auf den Lusterzeuger (hier den Film) möglich sein? Die Normalinterpretation spukt dir offenbar völlig zu Recht im Hinterkopf herum, wenn du einen Satz wie den von dir zitierten liest; sie ergäbe aber den (Un-)Sinn "Es gibt Filme, die (die Menschen, die ihn gesehen haben) wünschen machen, sie (= die Menschen) würden ein weiteres Mal gesehen." Und jetzt tritt diese grammatisch einwandfreie, aber vom Sinn her unerwünschte Interpretation aus den Tiefen deines Sprachgefühls heraus in Unwohlsein erzeugende Konkurrenz mit der grammatisch zweifelhaften Lesart, die aber offenbar das semantisch Gewünschte bietet. Stünde das über "Lust machen" unsichtbar schwebende Dativ-Objekt, also das logische Subjekt der Lust, tatsächlich dabei ("den Kinobesuchern"), wäre es schon schwieriger, die Stimme des grammatischen Gewissens mundtot zu machen.

Homer

Ergonz zur Kraft der "unsichtbar schwebenden Objekte":
Bei dem alten Werbespruch "Meister Proper putzt so sauber, daß man sich drin spiegeln kann" reicht die Kraft des bei putzt fehlenden, aber implizorenen Akkusativ-Objekts ("Flächen" o.ä.) aus, den grammatisch ebenfalls molgen Bezug von drin auf Meister Proper zu verhindern.

amarillo

#145
Wie ich soeben der SZ entnahm, wird 'botoxen' dort bereits als Verb geführt - schwach, wie es zur SZ halt passt. Wenn ich es nun wie folgt ablüte:

toxt beau(x) - tax beau(x) - täxe beau(x) - tix beau(x)! - beau(x) getuxen (für den/die Herrn)
toxt belle(s) - tax belle(s) - täxe belle(s) - tix belle(s) - belle(s) getuxen (für die Dame(n))

öre dies Euren Öhren konven?
Das Leben strebt mit Urgewalt nach Entstehung und Musik.

Kilian

Sogar konvenst! Wie geil! :D

amarillo

Vive l'amitié franco-allemande!

Aber 'botoxen' steht bereits in der großen Liste - schade.
Das Leben strebt mit Urgewalt nach Entstehung und Musik.

Kilian

Na und? Hab's ersotzen.

amarillo

Verwünschen ist ein selzames Verb.
Das starke Partizip Perfekt 'verwunschen' bedeutet: verzaubert, mit einem Fluch belegt, spüklich heimgesoochen.

Das schwache Partizip 'verwünscht' soll angelb dasselbe bedeuten - PROTEST!

Verwünscht habe ich mich doch allenfalls, wenn die Gute Fee mir einen Wunsch freigibt, und ich in meinem dusseligen Kopf statt 'eine Million' 'eine Melone' sage - das seht ihr doch auch so, oder?
(Ich möchte Euch an dieser Stelle wärmstens anraten, das auch so zu sehen, sonst kann ich aber mal mächtig traurig werden!)

Aber: wenn ich es aktivisch verwende, würde ich auch sagen: wie oft habe ich schon Guido Westerwelle 'verwünscht' (also mit einem wenn auch leider nicht sehr nachhaltigen Fluch belegt).

Gibt es noch andere Verben, wo sich eines semantisch besonderen Patizip Perfekts bedienen? 
Das Leben strebt mit Urgewalt nach Entstehung und Musik.