Anfrage

Begonnen von amarillo, 2006-09-07, 09:23:21

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M. und Art

Ech dähd mech desderweechn au nech offgereech.

Berthold

#226
Zitat von: amarillo in 2012-07-10, 10:12:40
(...)
"Ich war fassungslos wegen dessen, was ich getan hatte."
Klingt auch nicht erheiternd, obschon nun der Grammatik Genüge getan ist.

Stimmt was nicht mit meiner Wahrnahme?

Höheres Theutsch: Dessentwegen:
Ich war dessentwegen, wes(sen) ich getan hatte, fassungslos.
Na schön. Das erste "t" finde ich urleinwa(u)nd. Im Neutschen ginge aber wohl auch ("post-", statt "antebezogen") "dessempwegen".

Aber nun ganz ernst & deutsch: Ginge da nicht - nahezu: 'Ich war fassungslos, was ich getan hatte.' - ? Das vereinfüche doch die Sache. Oder, ein bisserl umständlicher: 'Ich war fassungslos darüber, was ich getan hatte.'

Kilian

#227
Ich bin mit deinem, Bertholds, Relativpronomen zwieverstanden, denn hinsichtlich das getan ist das so fassungslos Machende ja Akkusativ. Also:

Ich war fassungslos dessentwegen, was ich getan hatte?
Ich war fassungslos dessentwegen, das ich getan hatte?

Berthold

#228
Ja eh, lieber Kilian, auf gut Hd., aber meins war halt - leicht fürnehmes - Neutsch.
Hab ja noch was dazuguschrimp.

amarillo

Während unserer kleinen Spontanwallfahrt nach Neutsch entsponn sich ein kurzer Diskurs zwischen dem hochwohlgeschotzenen Homer und meiner Wenik. Kern des Gespräches war die Frage, warum man uns damals im Lateinunterricht 'anus' mit 'die alte Frau' übersetzen ließ. Homer erklor es mir, aber ich habe es schon wieder verdrongen (ist wohl dem 'Pfungstädter Pils' geschalden). Nicht schlimm.
Nun meine Gegenfrage: Darf man 'ANITA' mit 'die kleine Arschlöchin' übersetzen?
Das Leben strebt mit Urgewalt nach Entstehung und Musik.

Gegenantwort

Zitat von: amarillo in 2012-07-12, 19:06:53
Nun meine Gegenfrage: Darf man 'ANITA' mit 'die kleine Arschlöchin' übersetzen?
ἀν-ita!

Kilian

Zitat von: amarillo in 2012-07-12, 19:06:53Kern des Gespräches war die Frage, warum man uns damals im Lateinunterricht 'anus' mit 'die alte Frau' übersetzen ließ.

Kekünne der Grund dafür sein, dass es das heißt? So dachte ich zumindest. Falls nicht, wäre ich dankbar für Aufklur! :)

Homer

Zitat von: Kilian in 2012-07-12, 20:13:23
Zitat von: amarillo in 2012-07-12, 19:06:53Kern des Gespräches war die Frage, warum man uns damals im Lateinunterricht 'anus' mit 'die alte Frau' übersetzen ließ.

Kekünne der Grund dafür sein, dass es das heißt? So dachte ich zumindest. Falls nicht, wäre ich dankbar für Aufklur! :)

Komplizorener war meine Antwort auch nicht, wenn ich mich des Wortwechsels recht entsinne.

Berthold

#233
Zitat von: amarillo in 2012-07-12, 19:06:53
Während unserer kleinen Spontanwallfahrt nach Neutsch entsponn sich ein kurzer Diskurs zwischen dem hochwohlgeschotzenen Homer und meiner Wenik. Kern des Gespräches war die Frage, warum man uns damals im Lateinunterricht 'anus' mit 'die alte Frau' übersetzen ließ. Homer erklor es mir, aber ich habe es schon wieder verdrongen (ist wohl dem 'Pfungstädter Pils' geschalden). Nicht schlimm.
Nun meine Gegenfrage: Darf man 'ANITA' mit 'die kleine Arschlöchin' übersetzen?

Anus, -us ist auch ein Femininum der u-Diekleinus - neben den bekannten Schulbuchwörtern domus, manus, tribus, porticus und Idus.
Bedeutet Greisin, alte Frau, auch Wahrsagerin, Hexe.
Anus anum devotat (wie "manus manum lavat" gebolden): eine Hexe verflucht die andere.
In Anita sähe ich eher "das Hexerl".

Will nicht Erwähnens tun, was jene üblen Zauberweiber während ihrer Sprüche mit dem linken Saturn(s)finger getrieben haben sollen* (so fog sich eins zum anderen), weil ich sonst, bloß ein Bröckchen antiker Volkskunde vorlegend, gleich wieder der haltlosen Schweinigelei bezachtenck werden täterte ...

*Von circumagi oder torquere ist bei Crumenius minor die Schreibe. Doch war der Dalmatiner (aus Spalatum - daher "Spalatinus") z.T. ein übler Zotenbäcker.
Jenem antiken Autor sogar die "Banane Split" (Musa spalati) anzuhängen, etbehrt auch der kleinsten Grundlage.

Mümmelmann

Zitat von: Berthold in 2012-07-13, 11:02:34
Anus, -us ist auch ein Femininum der u-Diekleinus - neben den bekannten Schulbuchwörtern domus, manus, tribus, porticus und Idus.
Bedeutet Greisin, alte Frau, auch Wahrsagerin, Hexe.
Systematisch gehören zu anus wohl am nächsten socrus, -ūs (die Schwiegermutter) und nurus, -ūs (die Schwiegertochter), beide viertūs Duklugnuss und natürlich wilb. Offensilcht zezohlen die alten Römer nicht nur die Schwiegermütter, sondern auch die Schwiegertöchter zu den Hexenartigen.

Berthold

#235
Fein, lieber Herr Dr. Haas - oder wie immer auch Ihr weerther Name sei!
Der "Georges" miech mich (und damit auch uns) darauf aufmerksam, daß auch unser Ahn - bzw. unsere Ahne - mit anus, -us zusammenhängt.
Im "Pfeifer" lese ich - nun einfach herunterguschrimp:
"Ahn m. 'Vorfahr', ahd. ano (9. Jh.), mhd an(e), ene, mnd. a:ne 'Vorfahr, Großvater, Urgroßvater'. Das im germ. Sprachbereich nur im Dt. gebräuchliche Wort hat eine vereinzelte Entsprechung in dem Kompositum mnl. aenhete '(Ur)großvater'; außergerm. Verwandte sind griech annís (...) 'Großmutter', lat. anna 'Pflegemutter', anus 'alte Frau, Greisin', so daß sich eine Wurzel ie. *an- 'männlicher oder weiblicher Vorfahr' erschließen läßt, wohl ein Lallwort der Kindersprache. Eine Deminutivbildung zu Ahn ist Enkel (s. d.) - (...)"

Wortklauber

Eine neue Anfrage. Wie steht es eigentlich mit folgendem Satz:

Es war nicht selten eine Einrichtung mit strengen Regeln, in die oft Frauen und Studenten Zutritt verboten war.

den ich gerade in einem Text über die Geschichte der deutschen Sprache las. Ich verstehe ihn schon: Der Zutritt in die Einrichtung war Frauen und Studenten verboten. Dennoch geht mir die Konstruktion des Relativsatzes irgendwie gegen den Strich. Zu Recht oder zu Unrecht? Und falls zu Recht, warum eigentlich?

amarillo

Ich vermute: zu Recht (geht mir übrigens auch so)
Das Relativum bezieht sich hier auf ein Nomen, das geographisch recht weit entfornen ist (die Einrichtung). Gefühlt stellt es aber einen Bezug zum ihm näher stehenden Objekt (die strengen Regeln) her, waß inhaltlich natürl Quatsch ist.

Außerdem finde ich die Stellug des 'oft' ein wenig glücklos - ich hätte es entweder vor den 'Zutritt' oder zwischen 'Zutritt' und 'verboten' plazoren, aber das ist wohl eher eine Geschmacksfrage.
Das Leben strebt mit Urgewalt nach Entstehung und Musik.

Wortklauber

Danke für die Rückmeldung.
Ich glaube mein Problem liegt aber irgendwo anders.
Vor allem lese ich bei "in die oft Frauen und Studenten ..." die "Frauen und Studenten" zunächst als Nominativ, und es braucht einige Kraft, das dann wieder zurückzudrehen. Aber selbst wenn man schreibt

Es galten nicht selten strenge Regeln in einer solchen Einrichtung, in die der Zutritt Frauen und Studenten oft verboten war.

und damit alle von dir und mir genannten Probleme beseitigt wären, scheint mir der Satz noch fragwürdig, ohne dass ich zu sagen vermöchte, wo denn nun das Problem liegt. Oder ist der Satz so astrein?

Kilian

Vielleicht sind Nominalphrasen (hier: Zutritt zu der; die zu-Ergänzung bezieht sich ja semantisch und plausiblerweise auch syntaktisch auf Zutritt) im Deutschen Bewegungsinseln, weshalb man das zu der nicht ohne Holpern als Relativsatz-Einleitephrase gebrauchen kann.