Anfrage

Begonnen von amarillo, 2006-09-07, 09:23:21

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

Wortklauber

Einen verspäteten Dank auch für diese Rückmeldung. Irgend so etwas muss es wohl sein. Ganz verstehe ich es noch nicht.

Aber es kommt gleich eine andere Anfrage nach: Bei Herder (Volkslieder, Zweiter Theil, 1779) finde ich im Vorwort, S. 23, folgenden Satz:

Unter ihren drei gebildeten Nachbarinnen, England, Frankreich und Italien, zeichnet sich auch darinn Deutschland aus, daß es seine besten Köpfe älterer Zeiten vergißt und also seine eigne Gaben verschmähet.

Warum sind es "ihre" Nachbar"innen", obwohl auf Deutschland hinterher mit "es" Bezug genommen wird?

Kilian

Der Satz davor lautet:

ZitatUnd hielt mich insonderheit zu beinah vergeßnen Deutschen Dichtern und einzelnen guten Gedichten derselben.

Vielleicht bezieht sich das ihre also auf die deutschen Dichter.

Wortklauber

Dass es "Nachbarinnen" heißt, lässt für mich allerdings darauf schließen, dass "ihre" auf ein weibliches Subjekt verweist. Vielleicht ist ja stillschweigend "die Nation Deutschland" und "die Nationen England, Frankreich und Italien" vorausgesetzt, denn der Satz danach beginnt mit "alle drei genannte Nationen". Merkwürdig kommt es mir aber vor, zumal in demselben Satz "seine eigne Gaben" vorkommt, offensichtlich mit demselben Bezugswort (die Nation Deutschland).

Wortklauber

In der Schule lernt man, dass die Steigerungsform von "gern" nicht "gerner", sondern "lieber" heißt.
Wie wird aber das Adjektiv ungern gestirgen? Etwa so:?
Seit Klaus einen neuen Klassenlehrer hat, geht er noch unlieber zur Schule als vorher.
Oder heißt es in diesem Fall ungerner? Oder gibt es noch andere Möglichkeiten der Stirg?


Kilian

Für das Neutsche gäbe ich natürlich eine andere Antwort, nämlich deine.

Stollentroll


Wenn man sich in trauter Zweisamkeit trifft, ist man dann automatisch unachtsam ?
3 Dinge sagen immer die Wahrheit : Kinder, Besoffene und Leggings.

Freiburger

Wenn man die traute Zweisamkeit an der Dreisam genießt, könnte es für die Achtsamkeit genügen — vorausgesetzt, dass der dreieinige Gott ohnehin allgegenwärtig ist.

Wortklauber

Gerade fiel mir auf, dass Wörter wie "Spielerei" und "Änderei" zwischen Verben auf -en und Verben auf -ern keinen Unterschied machen. Nur für Verben auf -eln gibt es anscheinend zwei Molge:

Bummlerei – Bummelei
Fummlerei – Fummelei
Gauklerei – Gaukelei
Schmeichlerei – Schmeichelei

Wobei die Formen auf -lerei immerhin selten zu sein scheinen. Ist es aber eigentlich ganz das selbe, eine Gauklerei und eine Gaukelei? Mir kommt es irgendwie vor, dass sich "Gauklerei" auf den Beruf des Gauklers, "Gaukelei" aber auf die Tätigkeit des Gaukelns bezieht. Aber das ist wahrscheinlich Unsinn, da man sonst auch zwischen einer "Zauberei" und einer "Zaubererei" unterscheiden memüsse. Obwohl – für das letztgenannte Wort gibt es immerhin eine nennenswerte Anzahl von google-Treffern!

Wortklauber

Gerade fiel mir auf, dass folgender Satz (in sehr ähnlicher Form in einem Zeitungsartikel gelesen) zweideutig ist:

Der Klinikdirektor lässt Herrn Müller operieren.

Im besagten Artikel war Herr Müller ein Arzt ohne Approbation, der dennoch Patienten behandelt hat. Es kekünne sich sprachlich gesehen aber auch um einen Patienten handeln, der auf Anweisung des Klinikdirektors von einer dritten Person operiert wird. Woher kommt diese Zwiedüt? Gibt es in "lassen"-Sätzen (mit der Bedeutung zulassen/veranlassen) gar keinen grammatischen Marker für das Aktiv/Passiv? Welche der unten geschriebenen Sätze sind grammatisch/stilistisch richtig/gut, vorausgesetzt einmal, dass Herr Müller der Arzt und Herr Meyer der Patient ist? Und gibt es noch andere Formulüre, die man hier anwenden kekünne, um Mehrdüt zu vermeiden?

a) Der Klinikdirektor lässt Herrn Müller operieren.
b) Der Klinikdirektor lässt Herrn Meyer operieren.
c) Der Klinikdirektor lässt Herrn Müller Herrn Meyer operieren.
d) Der Klinikdirektor lässt Herrn Meyer Herrn Müller operieren.
e) Der Klinikdirektor lässt Herrn Meyer von Herrn Müller operieren.
f) Der Klinikdirektor lässt von Herrn Müller Herrn Meyer operieren.
g) Der Klinikdirektor lässt Herrn Meyer von Herrn Müller operiert werden.
h) Der Klinikdirektor lässt Herrn Meyer operiert werden.
i) Der Klinikdirektor lässt von Herrn Müller operieren.
j) Der Klinikdirektor lässt von Herrn Müller operiert werden.

Wortklauber

Ergänzende Frage noch: Gibt es unter denjenigen Sätzen a)-j), die ihr als standardsprachlich korrekt empfindet, welche, die nicht genau dasselbe bedeuten?

amarillo

Ein echtes Problem!
Das Leben strebt mit Urgewalt nach Entstehung und Musik.

Kilian

Zitat von: Wortklauber in 2013-01-25, 21:02:46Woher kommt diese Zwiedüt? Gibt es in "lassen"-Sätzen (mit der Bedeutung zulassen/veranlassen) gar keinen grammatischen Marker für das Aktiv/Passiv?

lassen steht mit AcI, d.h. mit einer Infinitivgruppe mit einem Subjekt im Akkusativ. Und das Subjekt steht nicht nur im Akkusativ, es ist auch noch optional (es kann stattdessen in einer von-Ergänzung hinzutreten wie im Passivsatz). Beides gilt auch für das direkte Objekt. Daher die Ununterscheidbarkeit.

ZitatWelche der unten geschriebenen Sätze sind grammatisch/stilistisch richtig/gut, vorausgesetzt einmal, dass Herr Müller der Arzt und Herr Meyer der Patient ist?

Richtig: a, b, c, e, f, i
Je nach Kontext und Betonung mglws. richtig: d
Für mein Gefühl nicht deutsch: g, h, j (von lassen regorener AcI kann MUSEN nicht passivisch sein, warum auch immer)

ZitatUnd gibt es noch andere Formulüre, die man hier anwenden kekünne, um Mehrdüt zu vermeiden?

Das Subjekt immer mit von zu markieren scheint mir eine ziemlich bombensichere Disambiguierungstaktik zu sein. Verwechslungsgefahr mit anderen von-Dependenten bleibt natürlich unberührt: Die Klinikdirektorin lässt Frau Meyer von Frau Müller von Bananen ernähren. ;)

amarillo

"...Medikamenten-Rückstände seien bislang nicht nachgewiesen worden....!"

Kann mir mal wer diesen Dativ erklären? Oder war das nur schlechter Sprachgebrauch einer Fernsehsenders (n24)?
Das Leben strebt mit Urgewalt nach Entstehung und Musik.

Stollentroll

Erklären können das nur Homer und der Scheffe, aber gängig ist es allemal :

medikamentenabhängig, Medikamentenmissbrauch, Medikamentenschrank etc. pp.

Alles Beispiele aus dem anleinigen Duden.
3 Dinge sagen immer die Wahrheit : Kinder, Besoffene und Leggings.