horrend stupend

Begonnen von gehabt gehabt, 2005-04-15, 13:29:51

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gehabt gehabt

Da in einem anderen Faden die Verarmung bis zur Bankrotterklaerung des Deutschen beforchten wird, hier ein Vorschlag zur teilweisen Anreicherung. Man nehme einige Verben zu denen nur das Part. Praesens bekannt sind wie horrend und stupend und  iere rekonstru die anderen Formen, z.B.

Horren, ich horre, ich hoorr, gehorren  hoerre
stupen, ich stupe, ich stop, gestopen

Jetzt weiss ich nur nicht, was diese Verben eigentlich bedeuten.

Arnymenos

Betont man horrend nicht auf der zweiten Silbe? Ist es überhaupt ein Partizip? Der etym. Duden schweigt sich zu dem Wort ganz aus. Stupend dto.

Diese Wörter sehen aber so sehr nach Partizipien aus, dass ich einen guten Anteil für Anfangsbetonung erwartete, ließe man diese Wörter von beliebigen Menschen vorlesen. "stupen" heißt jmdn. erstaunen, "horren" über jedes Maß hinaus gehen, übertreiben. "hoorr" gefällt mir nicht: Langvokal plus Doppelkonsonant ergibt die im Deutschen unmögliche überschwere Silbe. Es spräche sich "hoor"oder "hor". Einen Ausspracheunterschied zwischen den drei angegebenen Formen kann ich nicht machen.


Etwas anderes: Durch Tmesis frei gewordene Wörter sind nicht immer schön. Darf ich dir die Rekonstur (= der Wiederaufbau) an Stelle des Rekonstrus vorschlagen?

VerbOrg

Behend klartt das Eichhörnchen den Stamm empor.
Was bedeutet das Verb behen?

ZitatBetont man horrend nicht auf der zweiten Silbe? Ist es überhaupt ein Partizip? [...]
Diese Wörter sehen aber so sehr nach Partizipien aus, dass ich einen guten Anteil für Anfangsbetonung erwartete, ließe man diese Wörter von beliebigen Menschen vorlesen.
Ich kenne durchaus Leute (selbst beim Rundfunk), die das Wort horrend auf der ersten Silbe betonen. Auch wenn es sich noch so merkwürdig anhört.

Kilian

#3
Das sind wohl die Radiosprecher, die auch Emailleadressen vom Blatt ablesen. ;)

Von horren kenne ich eine zweite Form: In Walter Moers' Ensel und Krete kommt horr! vor, die Erika-Fuchs-Form, als onomatopoetische Umschreibung des Lautes einer Waldspinnenhexe eines verrückten Bären. Ich finde das als Bild sehr schön auch für die verbreitete Bedeutung von horrend: So eklatant wie die Geräusche, die sich dem Schlunde einer (edoren: vermienenlichen) Riesenspinne entwinden.

VerbOrg

Zitat von: Kilian in 2005-04-15, 22:16:44
Das sind wohl die Radiosprecher, die auch Emailleadressen vom Blatt ablesen. ;)

Von einer Emailleadresse hab' ich bei ihr noch nicht gehoren. Wie sie auf horrend kam, weiß ich leider auch nicht. Vielleicht war ihr das Wort auch nicht geläufig. Machte den betreffenden Radiosketch für mich noch lustiger (und das, obwohl ich doch selbst ernst bleiben musste).

Die lautmalerische Variante von horren gefällt mir. Erinnert ein bisschen an Horror.
Vielleicht spielt da ja auch der Horror eine Rolle, den übertriebene Übertreibungen auslösen können.

Ly

Zitat von: Kilian in 2005-04-15, 22:16:44
Das sind wohl die Radiosprecher, die auch Emailleadressen vom Blatt ablesen. ;)

Von horren kenne ich eine zweite Form: In Walter Moers' Ensel und Krete kommt horr! vor, die Erika-Fuchs-Form, als onomatopoetische Umschreibung des Lautes einer Waldspinnenhexe. Ich finde das als Bild sehr schön auch für die verbreitete Bedeutung von horrend: So eklatant wie die Geräusche, die sich dem Schlunde einer Riesenspinne entwinden.

Falsch. Waldspinnenhexen geben keine Laute von sich, nur das Rennen wird mit "Bromm!" umschrieben. Das "Horr!" stammt von Boris Boris. +g+
It isn't always how you look. Look at me. I'm handsome like anything, and I haven't got anybody to marry me yet.

Kilian


caru

Zitat von: Kilian in 2005-04-15, 22:16:44
Das sind wohl die Radiosprecher, die auch Emailleadressen vom Blatt ablesen. ;)


ich weiß da von einem, der von der schreibweise "Email" auf "e-mail" umgestiegen ist, nachdem er einen buchtitel gesehen hatte: "Email im Mittelalter".
(\___/)
(>´x´<)
('.')__('.')

Nijntje - de echte nederlandse konijn

VerbOrg

Vielleicht hätte er erst mal den Klappentext lesen sollen. Möglicherweise ging es in dem Buch ja um Elektropost zwischen den Kreuzrittern? Dann hätte er die bisherige Schreibweise getrost beibehalten können.

Kilian

Zitat von: caru in 2005-04-16, 22:25:35ich weiß da von einem, der von der schreibweise "Email" auf "e-mail" umgestiegen ist, nachdem er einen buchtitel gesehen hatte: "Email im Mittelalter".

Jetzt müsste noch einer ein Buch schreiben, dessen Titel ihn zur Großschreibung des E und des M bewegt. Vielleicht sollte man mal bei der Akademie für Analytische Irrelevanz nachfragen, die hat auch eine Arbeitsgruppe "Das Internet im Spiegel hochromantischer Gedichte".

gehabt gehabt

Einen Buchtitel, den meine Tochter in ihrem Regal stehen hatte las ich zunaechst "Hanni und Nanni im Internet". Natuerlich waren sie im Internat. Von Lichtenberg stammt die Selbstbeobachtung, dass er so sehr Homer gelesen habe, dass er imm Agamamnon statt angenommen lese.

amarillo

#11
Nun mal im Ernst, kennt wer den Infinitiv zu "gediegen"?

Lücke geschlossen, kommt von "gedeihen" sagt der Chef.

Gediehens Gold... hat wohl die Bedeutung mittlerweile stark verändert.
Das Leben strebt mit Urgewalt nach Entstehung und Musik.

Kilian

Ich meine mal irgendwo (könnte die Jugendzeitschrift "Floh" gewesen sein) gelesen zu haben, behend käme von einem ahd. Verb mit der Bedeutung "sich schnell bewegen". Der Wahrig behauptet leider anderes.

VerbOrg

Da "behende" nach neuer Rechtschreibung "behände" geschrieben wird, liegt eigentlich nahe, dass es irgendwas mit Händen bzw. Vorderpfoten zu tun hat.
Dann könnte das Verb behen als Synonym für hangeln gelten.

Kilian

Das Eichhörnchen bah in Hast von Ast zu Ast, der Actionheld ist die Stahlträger entlanggebehen. Das gefällt.