horrend stupend

Begonnen von gehabt gehabt, 2005-04-15, 13:29:51

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Berthold

Zitat von: Agricola in 2006-07-29, 14:19:36
Jetzt kommt noch die Literaturangabe des "unbescheidenen" deutsch-japanischen Lexikons:
Shogakukan (Verlag), Grosses Deutsch-Japanisches Wörterbuch, 2. Auflage 1985 (unveränderter Nachdruck 2000)
Und das Lexikon kennt zwar keinen Zuckerzwieback, aber
Zuckerzange
Zuckerzeug
Zuckfuß
Zuckmeyer (Carl)
Zuckmücke
zuckrig
Zuckung
Das heißt wohl, ich muß von nun an auch den 'Zuckerzwieback' suchen. Ein liebes, burgleres Wort ist die 'Zuckerzange'. ('Sie mir geben, bitte, Suckersang-ge!') Da ich viel lieber mit Honig süße als mit Würfelzucker, werde ich wohl nie eine besitzen.
Mit Chinesisch- bin ich weit besser bestiucken als mit Japanischwörterbüchern. Etwa jenes zweibändige in Großformat, mit Reliefeinbänden, als es - bewossen, doch unpolitisch (Prozesse wegen Staatsflucht...) schreib ich's her - die gute alte DDR noch gab.

Agricola

#106
Zitat von: Kilian in 2006-07-30, 23:41:54
*neugier* Daran ist doch leicht zu kommen, wenn es nur um Fotos und Titel und Kommentare dazu geht, sogar ultraleicht.
Habe meine Photos jetzt online.
Nicht ganz so grau, gell? Und diesmal sind es wirklich Originalbilder aus meinem Fenster.
The future lies in front of me,
but "lies" is all that I can see.

Kilian

Ui, danke! Schön!

Kilian

Neu in der Liste: larmoyieren.

Ich bin mir nicht sicher, ob wir das schon mal hatten, jedenfalls finde ich es gerade nicht:

Lexikalisorene Partizipien sollten, wo nötig, auch in morphologisch arweiterverbittenen (weiterverarbeiteten) Zuständen, gestorken werden. Dann heißt es nicht mehr vermeintlich, sondern vermienenlich.

Kilian

Zitat von: Kilian in 2005-04-25, 10:58:52
"Ich hör ebend auf meinen Bauch", sug Claudia Schiffer einst in einer Fernsehreklame. Die schwierige Frage: Was bedeutet dann das Verb eben (ob, öbe, geoben)?

Noch so ein Ebendörfel: "Was schaut der mich so lüsternd an?", fragt sich eine junge Dame in einem Karttun auf Seite 35 der aktuellen "Pardon". Womit auch das Verb lüstern erfunden wäre, worunter man sich sicherlich genug vorstellen kann.

Agricola

"Ebend" ist die Berliner Dialektform für "eben".
The future lies in front of me,
but "lies" is all that I can see.

amarillo

Zitat von: Kilian in 2007-04-20, 01:28:44

Noch so ein Ebendörfel: "Was schaut der mich so lüsternd an?", fragt sich eine junge Dame in einem Karttun auf Seite 35 der aktuellen "Pardon". Womit auch das Verb lüstern erfunden wäre, worunter man sich sicherlich genug vorstellen kann.

Darf ich dann auch endlich das Verb "nacken / sich nacken" als Pongdong zu "nackend" anmahnen?

nacken - nick(s)t - nuck - nücke - genocken

hieße dann soviel wie "(sich) bis auf das Adamskostüm entblößen"
Das Leben strebt mit Urgewalt nach Entstehung und Musik.

Agricola

#112
Zitat von: amarillo in 2007-04-20, 07:20:10
Zitat von: Kilian in 2007-04-20, 01:28:44

Noch so ein Ebendörfel: "Was schaut der mich so lüsternd an?", fragt sich eine junge Dame in einem Karttun auf Seite 35 der aktuellen "Pardon". Womit auch das Verb lüstern erfunden wäre, worunter man sich sicherlich genug vorstellen kann.

Darf ich dann auch endlich das Verb "nacken / sich nacken" als Pongdong zu "nackend" anmahnen?

nacken - nick(s)t - nuck - nücke - genocken

hieße dann soviel wie "(sich) bis auf das Adamskostüm entblößen"

Das Verb gibt es schon, wie folgende Internet-Zitate belegen, und es bedeutet genau das, was Du schriebst:

... dann fängst du beim Nacken an zu küssen ...
(Es soll auch Leute geben, die erst nacken, nachdem sie schon eine Weile gekossen haben.)

So Chiropraktika Zeugs ist schon gefährlich, vor allem beim Nacken.
(Natürlich. Eine kräftige Lederjacke kann den schlimmsten Schäden der Chiropraktik vorbeugen.)

Frösteln, einschießende Schmerzen, vom Nacken kommend. Besser in Wärme.
(Ist ja klar, wenn jemand in zu großer Kälte nickt ...)

The future lies in front of me,
but "lies" is all that I can see.

Kilian

Auch meine Russischlehrerin bastelt am Neutschen mit: "Sie müssen das für eine weibliche Person eignen", sprach sie letzte Woche. Habe es der Liste hinzugefogen.

Agricola

#114
dividen - sich vom Körper lösen (nur von werthaltigen Bestandteilen)

Von Lateinisch "di-" (heraus) und "vidua" (Witwe). Es bezeichnet ursprünglich die Herauslösung eines Elements aus einem (als Individuum bezeichneten) Ganzen. Da der Rest des Ganzen dabei seine Identität als Individuum in der Regel behält, sagt man nur von dem sich herauslösenden Teil, das danach zu diesem Individuum nicht mehr gehört und damit zur vidua wird, es divide.

Der Begriff war früher unter Tierhaltern gebräuchlich und bezeichnete eine durchaus moderne Methode, den gemästeten Haustieren regelmäßig etwas verwertbares Fett abzusaugen und damit gleichzeitig die Gesundheit und das Fettwachstum der Tiere zu fördern und den Tierhaltern ein regelmäßiges Einkommen zu sichern.

Im übertragenen Sinne kam der Begriff später im Börsenwesen in Gebrauch, wobei sinnbildlich der Aktienkauf als Mästen von Firmen und das Geld als Fett verstanden wurde. Man lässt die Firmen regelmäßig dividen, also man saugt Geld aus ihnen ab, um ihre Gesundheit zu fördern und das weitere Wachstum anzuregen. Heute wird fast nur noch das substantivierte Partizip Präsens dieses Verbs verwendet, wenn man die abgesaugten Geldbeträge als "Dividende" bezeichnet.
The future lies in front of me,
but "lies" is all that I can see.

Kilian

Ohne diese Info wäre ich aufgeschmissen.

Berthold

#116
Lieber Kilian!
Mit dem 'schmeißen' ist's eine eigene Sache.
Ich nehm da gern & gleich meinen 'Pfeifer' zur Hand - und zitiere also:
'schmeißen (mit 1 davor) Vb. ' werfen, schleudern'. Das starke Verb ahd. smîζan 'aufstreichen, schmieren' (um 1000; vgl. bismîζan, 8. Jh., ûζsmîζan, 9. Jh.), mhd. smîζen 'streichen, schmieren, schlagen', asächs. bismîtan 'beflecken', mnd. smîten 'schlagen, werfen, schleudern', ... got. bismeitan 'bestreichen', gasmeitan 'aufstreichen' läßt sich an eine Dentalerweiterung ie. *smeid- der Wurzel ie. *smê.-, *smêi- 'schmieren, darüberwischen, -streichen, darüber hinreiben' anschließen, zu der auch die unter Schmach und Schmeicheln (...) aufgeführten Wortformen gehören. Die beiden divergierenden Grundbedeutungen 'streichen, schmieren' und 'werfen, schlagen' lassen sich am ehesten aus der Lehmbauweise erklären, indem der Lehm zuerst in die Wand bzw. das Flechtwerk geworfen und dann glattgestrichen wird. (...) Daneben steht schwach flektierendes ²schmeißen Vb. 'besudeln, Kot abwerfen' bes. von Vögeln (15./16. Jh., danach noch in südd. Mundarten), ahd. bismeiζen 'besudeln (um 1000), mhd. gesmeiζen.'

'Aufschmeißen' - und das womochlg noch als transitives Verb - bedeutet in Österreich keineswegs 'bloßstellen, blamieren'. Weiters erscheint mir die Form 'I schmaes di aof' als undenkbar. Mir ist da oygelnt nur die Form 'aufg'schmiss'n' bekannt, genauer 'aofgschmissn sae(n)'. 'I biin aofgschmissn.' Ich denk mir, daß das vom 'Rangln', vom körperlichen Zweikampf kommt. 'Ich bin ein auf den Boden Geschleuderter.' Man meint damit auch: 'Ich habe, (oder besser:) ich bin verloren.' Ähnlich von der Bedoyt aber nicht gleich von den grammatischen Formen her ist 'aufg'haut', bei dem es noch die Form 'es hood eam aofghaod' gibt: 'Es hat ihn hingeworfen, hingeschleudert': z.B. einen unserer wundersamen Schifahrer*. Einer, der verloren ist, kann jedoch nicht sagen: **'Doo biin i aofghaod.' Zur Not ginge hier sogar 'I hoob dee Waasn (=Vase) aofghaod.' (Unmochlg: **'... aofgschmissn.') Besser hieße das aber : 'I hoob dee Waasn um d Ead (bzw., lanchld Niederösterreichisch, 'Iad') ghaod.'
P.S.: Mir fällt eben ein :'Mii hoods aofgschmissn.' -: Das geht schon.     

*Virhunß seien - im Gegensatz zum Heinz Prüller - in Deutschland unsere Alpinschi-Reporter, so hab ich vernomm. Ich kann mich beim Alptraumsport einfühlen, lege allerdings jetzt dem Hansi H. (auch als Popsänger bekannt; als Mensch mit Gesangsausbuld schweige ich dazu.) den folgenden Satz in den Mund:
"So an Slaalom, den muaßt afn Hong schraibm wia-r-an Liapspriaf."
 

Kilian

Zitat von: Berthold in 2007-11-12, 15:02:11'Aufschmeißen' - und das womochlg noch als transitives Verb - bedeutet in Österreich keineswegs 'bloßstellen, blamieren'. Weiters erscheint mir die Form 'I schmaes di aof' als undenkbar. Mir ist da oygelnt nur die Form 'aufg'schmiss'n' bekannt, genauer 'aofgschmissn sae(n)'. 'I biin aofgschmissn.' Ich denk mir, daß das vom 'Rangln', vom körperlichen Zweikampf kommt. 'Ich bin ein auf den Boden Geschleuderter.' Man meint damit auch: 'Ich habe, (oder besser:) ich bin verloren.'

Also wie im Schriftdeutschen. Dann kann ich aufschmeißen ja doch noch guten Gewissens der Liste hinzufügen. Zumindest in Klammern. Danke. :)

Agricola

Wahrscheinlich gibt es einen anderen Faden für Verben, die nicht aus dem Partizip Präsens, sondern aus dem Partizip Perfekt rückzubilden sind. Ich finde ihn aber nicht. Deshalb stelle ich es hier ein:

angebären, gebiert an, gebar an, gebäre an, angeboren

Beispiel: Die Mutter gebar ihrem Kind eine hohe musikalische Begabung an.
The future lies in front of me,
but "lies" is all that I can see.

Kilian

Sehr schön! Wie du an der vorhergehenden Diskussion siehst, bist du durchaus richtig eingefädelt.