Zusammengesotz'ne Verben

Begonnen von Berthold, 2006-09-14, 16:02:44

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Berthold

Ehe ich jetzt die Duden-Grammatik durchblättere oder das Forum durchforsche - ob schon irgendwann...? -, frage ich gleich das Hoch Geschotz'ne Plenum. Eh einfach. Ich will ein paar Verben, die sich mit Substantiven verbinden, getronnen herschreiben, egal wie das nun warlk geschrieben wird:
Klavier üben, Rad fahren, Berg steigen, Bauch tanzen, Seil hüpfen, Schmiere stehen...
Klar ist, daß sich bei diesen Beispielen jeweils ein Verb ein Hauptwort eingemeindet. Kann jedes dieser Hauptwörter aber nicht doch noch ein Grenzfall eines Falles sein? - : das Klavier üben... Akkusativ, sesülle man zunächst meinen, Klavier als Objekt; aber das sind keine transitiven Verben. Ja, wenn's 'Holz hacken' wäre, 'Wasser treten' oder 'Gipfel stürmen'! - Und Instrumental, teilweise wägnstens, beim Klavier, beim Rad, beim Seil? Aber der Berg - und sogar der Bauch?

Agricola

Vielleicht ist "Klavier üben" eine Verkürzung von "Klavierspielen üben". Das Verb "üben" ist dann durchaus transitiv verwendet. Man sagt ja auch (jedenfalls in meiner Heimat) "er ist gerade beim Klavier", und das ist keine Orts-, sondern eine Tätigkeitsangabe.
The future lies in front of me,
but "lies" is all that I can see.

Berthold

#2
Zitat von: Agricola in 2006-09-14, 18:01:28
Vielleicht ist "Klavier üben" eine Verkürzung von "Klavierspielen üben". Das Verb "üben" ist dann durchaus transitiv verwendet. Man sagt ja auch (jedenfalls in meiner Heimat) "er ist gerade beim Klavier", und das ist keine Orts-, sondern eine Tätigkeitsangabe.
Damit verlagerst Du das Problem aber auf Klavier spielen. Mich dünkt, daß der Bezug vom Holz zum 'hacken' ein anderer ist als vom Klavier zum 'spielen' - oder 'üben'. Und wieder anders verhält sich der Berg zum 'steigen' (Ich steige Berg. - ??) oder der Bauch zum 'tanzen' (Du tänzest Bauch. - ?? - Einführen ließe sich solches schon: Ich ringe Freistil; du schwimmst Fahrten; es heißt, er laufe Gelände; es bleibt ungewiß, ob sie Preis büxe oder Bogen schösse - na, Letzteres paßt wohl schon. Der Bogen ist aber auch ein Instrument.). Offenbar gehen die eben genannten 'nicht-instrumentalen' Beispiele nur als (substantivierter) Infinitiv (Bergsteigen ist meine große Passion. - Hier wahrschoychln sogar: Bergzusteigen) oder als P.P.: Auch ich habe Bauch getanzen. Eine Stoyrg zu Klavier spielen ist Maschin schreiben, da hier die Maschine gar ein 'e' abgab. 'Ich schreibe Computer' ist vielleicht auch mochlg.

Sehr viele solcher Verben gehen offenbar mit Bewägen einher.

P.S.: Er galoppiert durch die Duden-Grammatik Schweins.  

Agricola

Zitat von: Berthold in 2006-09-14, 19:51:37
Zitat von: Agricola in 2006-09-14, 18:01:28
Vielleicht ist "Klavier üben" eine Verkürzung von "Klavierspielen üben". Das Verb "üben" ist dann durchaus transitiv verwendet. Man sagt ja auch (jedenfalls in meiner Heimat) "er ist gerade beim Klavier", und das ist keine Orts-, sondern eine Tätigkeitsangabe.
Damit verlagerst Du das Problem aber auf Klavier spielen.
Nein, das Problem wird nicht einfach verlagert. Bei "Klavier spielen" ist Klavier eindeutig ein Akkusativobjekt, das als Sache angefasst werden kann. Daher kann man "das weiße Klavier im Kaffeehaus spielen", aber nicht "das weiße Klavier im Kaffeehaus üben".

Es scheint mir bei diesen Zusammensetzungen (Bergsteigen, Bogenschießen, vielleicht auch Klavierüben) aber auch so etwas wie ein Akkusativus Gräkus vorzuliegen.
The future lies in front of me,
but "lies" is all that I can see.

Berthold

#4
Zitat von: Agricola in 2006-09-14, 20:57:11
Nein, das Problem wird nicht einfach verlagert. Bei "Klavier spielen" ist Klavier eindeutig ein Akkusativobjekt, das als Sache angefasst werden kann. Daher kann man "das weiße Klavier im Kaffeehaus spielen", aber nicht "das weiße Klavier im Kaffeehaus üben".
Mit 'verlagern' mien ich, einen anderen Bezug zu betrachten. Denn gleich verhält es sich, nur meinem Gefühle nach, mit 'Ich hacke das zähe Hartriegelholz' und 'Ich spiele das weiße Klavier' im Kaffeehaus nicht. Von Letzterem zu 'Ich übe Klavier' ist wieder ein Schritt, ein großer Schritt, zugegeben. Dünkt mich im zweiten Fall der Artikel noch entbehrlicher als beim Holz, sesülle er beim 'üben' fehlen, obwohl mir 'Ich übe das Klavier' nicht ganchlz unsgann erscheint.  

Agricola

Wie ist's mit der Klaviersonate?
The future lies in front of me,
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Berthold

#6
Lieber Agricola! Liebe Amy! Ihr Lieben!!...

Ich schrieb das ja, weil ich dadurch auf die Idee einer Erwoyrt zusammengesotz'ner Verben kam; nachdem ich des - huffachlnt - Gerechten geschlafen hatte. Wahrschoychln ließen sich hunderte Beispiele finden. Hier nur ein paar, in Sätzen:

Er liub seine Frau Haß und tat achlnd Trieb. Von da an murd er Masse, Trieb, Lust und Raub. Man racht ihn nicht nur Feme, Scherben oder Bezirk(s), sondern Bund(es).

Ich dachte, er sänge Kunst oder wägnstens Spott. Nein, er sang nur Natur.

Das Publikum schmaust Ohren, die Jazzerin musiziert nicht Katzen, sie musiziert Erz.
(Amy Z. gewumden)

Er reißt Schatten, pinselt Borsten und malt Öl. Die Leute auf der Ausstall weiden Augen.

Szenett'l:

A: Ich kreise Teufels: Spiese ich Fest, verfätte ich, spiese ich Fasten, bald hörnge mich, fräße ich aber Schlange[n] oder Sau, flugs spiebe ich!
B: Du schaust aus, als hättest du Schweden getrunken. Frühstücke erst einmal Kater! Ich werde dich schon Roß kurieren!






 

VerbOrg

Zitat von: Berthold in 2006-09-14, 19:51:37Eine Stoyrg zu Klavier spielen ist Maschin schreiben, da hier die Maschine gar ein 'e' abgab. 'Ich schreibe Computer' ist vielleicht auch mochlg.
Ich fand (wo glaubst Duden?), dass es sich bei maschinschreiben um die österreichische Variante von Maschine schreiben hilnd. Hat vielleicht jemand eine alte Rechtschreibbibel zur Hand, um nachzuschauen, ob's auch das Verb maschineschreiben für den nichtösterreichischen Teil des Verbreitungsgebietes der deustchen Sprache gab? Immerhin weist der Reformduden Maschine schreiben als neue Form aus.

Ich kannte es als eigenständiges Verb jedenfalls überhaupt nicht - zumindest nicht im Indikativ. Höchstens noch in substantivorener Form (schließlich wurden immer mal wieder irgendwo Kurse im Maschineschreiben angeboten, die ich nie mitmuch). Das Partizip stand verbal für mich immer ganz alleine da.
Im Präteritum gab's für mich immer nur "schrieb ... mit/auf der Maschine".

Grinsekater

Joha! 1991 drock man in das genannte Wörterbuch:
,,ma|schi|ne|schrei|ben (R 207); ich schreibe Maschine; weil er maschineschreibt; ich habe maschinegeschrieben; maschinezuschreiben; [hihi!]"
Die zugehörige Rechtschreibregelerläuterung begründet die Zusammenschrift damit, daß das Substantiv ,,verblaßt" sei. Von Österreich ist leider nicht die Rede.

caru

bei uns heißt das maschinschreiben (kein e an der maschine, welch franzosentümelei).

konjug iert man das höchst selten, aber offiziell müßte es heißen: ich schreibe maschin etc. - mitvergangenheit fällt in der hiesigen sprechsprache weg, vergangenheit lautet natürlich ich habe maschingeschrieben.
(\___/)
(>´x´<)
('.')__('.')

Nijntje - de echte nederlandse konijn

VerbOrg

Zitat von: Grinsekater in 2006-10-06, 19:12:16
Joha! 1991 drock man in das genannte Wörterbuch:
,,ma|schi|ne|schrei|ben (R 207); ich schreibe Maschine; weil er maschineschreibt; ich habe maschinegeschrieben; maschinezuschreiben; [hihi!]"
Die zugehörige Rechtschreibregelerläuterung begründet die Zusammenschrift damit, daß das Substantiv ,,verblaßt" sei.
Irgendwie merquürdig, dass in der tmetischen Form die Maschine plötzlich groß geschrieben wird, während bei anderen tmetischen Verben doch auch nach der Trennung der verbliche Karakter kleinschriftlich erhalten bleibt.
Und wenn das Substantiv soviseau verblassen ist, ist die Großschreibung bei der Tmesis ja noch viel plausibler, gelle?  ::)

Grinsekater

Schon furcht ich, ich hätte mich verschauen! Aber nein, hiermit sei die Größe der Maschine nochmals bestätigt, ein Prosit der Redaktion. Übrigens hatten die Österreicher doch auch damals schon ihren Part, nämlich in der Partizipform:
,,ma|schi|nen_ge|schrie|ben (od. maschine..., österr. maschingeschrieben)"
Und hach! Am Ende des Absatzes steht gleich die ganze Schar in der ö-Förm! ,,maschinschriftlich" gefällt mir am besten.