-ung

Begonnen von Kilian, 2005-05-02, 17:11:27

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VerbOrg

Zitatdiktieren --> Diktat --> Diktatur (pfui)
Aber "Diktatur" kommt doch wirklich von diktieren, oder sehe ich das jetzt falsch?
Der Diktator ist doch jemand, der Anderen seinen (und dann auch ihren) Willen aufdiktiert.

Am "Diktat" sollte man allerdings nicht mehr rumpfuschen. Schließlich ist das ein schönes knackiges Wort, dem man nicht die suffixlose Stärke klauen sollte.

amarillo

Vollkommen meine Meinung; was schon besteht, lassen wir fein an Ort und Stelle.

signieren --> Signat (?) --> Signatur (kennen wir)

palpieren --> Palpat (?) --> Palpatur (?)

kastrieren --> Kastrat (bekannt) --> Kastratur (?) --> Kastration (bekannt, aua)

Nach einem solchen (oder ähnlichen) Schema ließen sich doch leicht die Leerstellen (?) herausprokeln und mit Inhalt versehen (falls nötig)

Über -(a)tur hinaus bieten sich ja auch noch -lei und das gallische -age an, womit ich nicht sagen will, daß die Liste denkbarer Suffixe zur Nomenbildung damit erschopfen sein soll.
Das Leben strebt mit Urgewalt nach Entstehung und Musik.

Kilian

-at ist strenggenommen auch ein Suffix. Es kommt von der lateinischen Partizip-II-Endung -tum bei Verben der a-Konjugation wie z.B. bei desideratum (das ersehnte) -> Desiderat.

Entsprechend wurde zu destillieren das Wort Destillat gebildet, dass das Ergebnis des Destillationsprozesses bezeichnet. -at wäre also die perfekte Endung für die Ergebnisse, aber ich dachte, es klänge vielleicht etwas zu fremd für nicht-lateinischstämmige Verben.

amarillo

I wo, klingt doch super, wie Latein schon ausdrückt.

schmieren --> Schmat (das),  
"Schmiererei" stünde also für den Vorgang, das Schmat für das Endprodukt?

Schmatur - eine Chance?
Das Leben strebt mit Urgewalt nach Entstehung und Musik.

VerbOrg

Da wir für schmieren ja schon die schmierige Präteritums-Form "schmar" haben, könnte man das, was dabei herauskommt, wenn man etwas schmar auch kurz und knackig (oder "short and pregnant", wie meine Wirtschaftsenglisch-Lehrerin zu sagen pflegte) "Schmar"(, die) nennen.
Klingt in meinen Ohren passender als "Schmat".
"Schmat" hört sich an, als hätte man irgendwo rumgeschmattert (oder gegatscht), also eher in einer Pampe rumgerührt als diese verschmoren.

Kilian

-at kann man ja immer dann einsetzen, wenn einem nix Individuelleres einfällt. Bei schmieren finde ich nämlich auch Schmat besser.

Ich erinnere mich übrigens, schon in ganz früher Jugend mal das Wort Ribbelat erfunden zu haben - für das, was übrigbleibt, wenn man etwas Gehäkeltes aufribbelt.

amarillo

Zitat von: VerbOrg in 2005-05-03, 20:30:52
"Schmat" hört sich an, als hätte man irgendwo rumgeschmattert (oder gegatscht), also eher in einer Pampe rumgerührt als diese verschmoren.

Was bitte ist "schmattern" und "gatschen"?

Ist das vielleicht meine erste Lektion Sächsisch für Wessies? ;D
Das Leben strebt mit Urgewalt nach Entstehung und Musik.

VerbOrg

Das erklur ich doch schon. Schmattern oder gatschen ist, wenn man in einer Pampe rumrührt. (Hab' ich als Kind immer gemacht, wenn ich Sandburgen gebauen habe)
Da es mir als Mecklenburgerin schon seit jeher geläufig ist, gehe ich nicht davon aus, dass es aus dem sächsischen Sprachraum kommt. Würde es eher im Norden einnorden. Ich kann mich da allerdings auch irren.

amarillo

Klingen auf jeden Fall prima, man hört die Pampe förmlich.
Das Leben strebt mit Urgewalt nach Entstehung und Musik.

caru

#24
gatschen kann man auch in österreich. aber das verb ist nicht so häufig, im gegensatz zum dazugehörigen substantiv.

denn wenns regnet, wird ein österreichischer feldweg zu reinem gatsch (morast).

angeblich soll das von cacio abgeleitet sein, dem älteren italienischen wort für käse. der war wohl auch so gatschig. (also eher frischkäse, nicht parmesan oder provolone.)
(\___/)
(>´x´<)
('.')__('.')

Nijntje - de echte nederlandse konijn

VerbOrg

Zitat von: caru in 2005-05-03, 22:16:37denn wenns regnet, wird ein österreichischer feldweg zu reinem gatsch (morast).
Als Substantiv war mir das auch geläufig. Interessant, dass Wörter, die man sowohl in Norddeutschland als auch in Österreicht kennt, irgendwo dazwischen verloren gegangen sind.
Duden und Wahrig kennen den Begriff überhaupt nicht. Er scheint also arg umgangssprachlich zu sein.
Na ja, aber dank der GSV weiß man ja jetzt, wie das heißt, wenn man in Moddergatsche rumschmattert. :)

amarillo

Es schmortten knietief in der Gatsche
der Wandrer und sein Dackel "Peer".
Dem Manne fiel das Laufen schwer,
der Hund saß wirklich in der Patsche.
Das Leben strebt mit Urgewalt nach Entstehung und Musik.

versucher

Das richtige Wort für Frischkäsezubereitung ist also Gatsch, da muss man gar nix mehr finden.
Verben rückzüchten ist eine edle und wichtige Sache (ich sprach woanders schon mal davon: wiefen, witzen etc.), es gibt auch einige Substantive, die kein Verb haben, z. B. Arroganz. Jemand Arrogantes arrogiert oder arrogt o. ä.
"Die Prinzessin arrog den Frosch und wand ihn." (oder Kausativ wandete?)