Präfixverben

Begonnen von Kilian, 2007-03-27, 23:46:59

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Berthold

#15
Zitat von: Merlot in 2007-05-30, 17:16:37
......und wenn ich mich darauf (das Roulette) verlassen würde, dann wäre ich richtig verlassen!! -:)
Merlot
Warum nicht gleich 'verlassen täterte'?

Merlot

Also 'tschuldigung, Berthold! Komme zwar NICHT aus Bayern. "Dääd i awa aus d'm Schwobeländle komme',  isch des doch a bissle anders, gell?
Merlot

Kilian

Zitatjemanden versetzen - jemandem einen anderen Posten, jemanden einer anderen Klasse zuweisen
etwas versetzen - bewegen

Unter letzteres fallen die Berge. Allerdings werde ich nun von Zweifeln benagt, ob nicht die darüber stehende Bedeutung im Grunde auch die gleiche ist.

Agricola

Urspünglich sicherlich. Aber dann müsste man das Versilbern sicher auch unter diese Kategorie stellen. Ursprünglich bedeutete "versetzen" in der Schule ja in der Tat, jemanden an eine andere Stelle zu setzen, zum Beispiel in der Dorfschule, wo die Erstklässler in der ersten Bank und die Zweitklässler in der zweiten Bank saßen, oder im Gymnasium, wo eine Unterteilung in Unter- und Obertertia/sekunda/prima ursprünglich nicht bestand und deshalb zwei Jahrgänge in einer Klasse unterrichtet wurden, von denen dann jeweils die fortgeschrittene Hälfte nach einem Jahr in die nächste Klasse versetzt wurde. Wer nicht versetzt wurde, musste dort "sitzenbleiben", wo er bisher gesessen hatte. Nur hat mindestens in dem Schulsystem, das ich von mir und meinen Söhnen kenne, der Begriff diese Bedeutung ganz verloren: Die Klassen gehen gemeinsam von Jahrgang zu Jahrgang, die Schüler bleiben dabei oft am selben Platz sitzen, und nur diejenigen, die "sitzenbleiben", werden eigentlich in eine andere Klasse versetzt, an einen fremden Ort mit anderen Klassenkameraden.

Aber zurück zur Sprache: Es ist natürlich in der Tat etwas anderes, ob zwei Komposita unabhängig voneinander aus denselben Bestandteilen gebildet wurden und dabei nach verschiedenen Bildungsgesetzen unterschiedliche Bedeutungen bekamen, oder ob sich wie hier aus einem bereits bestehenden Kompositum durch Bedeutungswandel verschiedene Bedeutungen entwickelt haben - ein Vorgang, der auch bei Nicht-Komposita vorkommt.
The future lies in front of me,
but "lies" is all that I can see.

amarillo

#19
Zitat von: Kilian in 2007-05-30, 23:41:18
Zitatjemanden versetzen - jemandem einen anderen Posten, jemanden einer anderen Klasse zuweisen
etwas versetzen - bewegen

Unter letzteres fallen die Berge. Allerdings werde ich nun von Zweifeln benagt, ob nicht die darüber stehende Bedeutung im Grunde auch die gleiche ist.

Mir sind noch eine dritte und vierte Bedut geläufig: jemanden versetzen - zu einer Verabredung mit dieser Person nicht erscheinen.
Etwas versetzen - diesen Gegenstand in die Pfandleihanstalt tragen.

Das Leben strebt mit Urgewalt nach Entstehung und Musik.

Berthold

Zitat von: Berthold in 2007-05-30, 17:46:22
Zitat von: Merlot in 2007-05-30, 17:16:37
......und wenn ich mich darauf (das Roulette) verlassen würde, dann wäre ich richtig verlassen!! -:)
Merlot
Warum nicht gleich 'verlassen täterte'?
Zitat von: Merlot in 2007-05-30, 19:26:24
Also 'tschuldigung, Berthold! Komme zwar NICHT aus Bayern. "Dääd i awa aus d'm Schwobeländle komme',  isch des doch a bissle anders, gell?
Merlot
Ich wewull ja mit dem Wiener 'Trompeten-Konjunktiv' nur auf 'Wenn ich mich darauf verließe' hinweisen. Aber ich merke schon: Des Wortwitzes halber broochst Du 2x das gleiche Wort.

Merlot

Hallo, Berthold!
Eben, aber ist mir der Wortwitz gelungen?? Nun, das ist die Frage.

Zum Wohl(e)!
Merlot

Merlot


   Berthold,
   ich habe ehrlichgesagt zwischen "verlassen würde" und "verliessen", gezögert, Wortspiel beiseite, denn ich weiss, dass es eher als umgangssprachlich gelte, z.B. "Wenn ich kommen würde..." anstatt "Wenn ich käme....", zu sagen, bzw. schreiben.
Die Bayern und die Schwaben verstehen doch andere Regeln, nicht wahr?!! --:)

Merlot

Kilian

Zitat von: amarillo in 2007-05-31, 07:06:58Mir sind noch eine dritte und vierte Bedut geläufig: jemanden versetzen - zu einer Verabredung mit dieser Person nicht erscheinen.
Etwas versetzen - diesen Gegenstand in die Pfandleihanstalt tragen.

Ganz oben (Seite 1) stehen die auch.

Grinsekater

#24
Ungeahntes im Schweizer Hochdeutsch, Präfixverbtum nur ein Teil des Wunders:

Agricola

The future lies in front of me,
but "lies" is all that I can see.

Grinsekater

Dank dir, Agricola, und einen Kriegsfußtritt für die Forumsyntax. Verknupf korrigoren.

Kilian

Ich habe gerade eine tolle Blog-Serie entdocken: German Prefixes Explained. Bisher dabei: be-, zer-, um und ver-.

Eine große Frage, die dort angegangen wird, ist: Was bedeutet ver-? Der Autor hat es geschaffen, die Möglichkeiten auf zwei – wenngleich sehr allgemeine – Bedeutungen zu reduzieren. Die eine ist für, wie in vertreten, verdienen oder versuchen. Die andere ist das Übertreten von Grenzen in jedweder Form, hier werden drei sich überlappende Unterkategorien unterschieden wrong (wie in sich verhören), change wie in sich verlieben und away oder out of reach wie in verdursten oder verbauen.

Mal gucken, ob sich die sieben versetzen's vom Fadenanfang hier einordnen lassen:

Zitat von: Kilian in 2007-03-27, 23:46:59
sich versetzen - sich stauen

Örnde ich unter wrong oder away ein: Die Speisen, die sich in den Gedärmen versetzen, sind vom vorgesehenen Pfad abgekommen.

Zitat
jemanden versetzen - zu einer Verabredung nicht erscheinen

Auch am ehesten away oder out of reach: Man hat jemanden von der Wirklichkeit des erhofften Treffens getrennt.

Zitat
jemanden versetzen - jemandem einen anderen Posten, jemanden einer anderen Klasse zuweisen

change, ganz klar, auch away.

Zitat
etwas versetzen - bewegen

Ebenso.

Zitat
etwas versetzen - (notgedrungen) versilbern

away.

Zitat
Etwas mit etwas versetzen - hinzufügen

Das dedürfe für sein, oder? Oder ist es change, weil man den Stoff durch Hinzufügen eines anderen ändert?

Zitat
jemandem/etwam etwas versetzen - zufügen

Ebenso.


Wortklauber

Zitat von: Kilian in 2015-03-14, 17:35:17
Die eine ist für, wie in vertreten, verdienen oder versuchen.
Vielleicht auch vor (im Artikel steht ja das englische "for", das beides bedeutet; im älteren Deutsch sind für und vor ja auch auf austauschbar.
Beispiele wären vielleicht verlangen (vor sich langen), verhalten (als Verb sich verhalten: die Haltung nach vorne zeigen; als Adjektiv verhalten: zeitlich nach vorne hin, also zögernd, anhaltend).