Ein schönes
Gedicht:
Sprachprobleme
An einem langen Vormittage
ergab für Alfred sich die Frage,
wie wunderlich die Muttersprache
die Verben doch zu beugen wage.
Zum Beispiel gehen, ging, gegangen,
wieso nicht stehen, sting, gestangen?
Desgleichen sitzen, saß, gesessen,
warum nicht schwitzen, schwaß, geschwessen?
Und ferner sterben, starb, gestorben,
weshalb nicht erben, arb, georben?
Sodann noch trinken, trank, getrunken,
und doch nicht winken, wank, gewunken?
Mein Gott, das nahm ja gar kein Ende,
wer hier den tiefren Sinn doch fände!
Zwar war es eine klare Sache:
Konjunktionen gab es schwache,
und starke gab es außerdem.
Doch immerhin das Urproblem
war leider damit nicht zu lösen.
Der Alfred fing schon an zu dösen.
Man konnte bei dem Konjugieren
beinahe den Verstand verlieren ....
Da wandte er in seiner Pein
sich an den Deutschen Sprachverein,
ob der ihm wohl die Freude gönne
und ihm das Rätsel lösen könne.
Der Sprachverein hat kurzerhand
ihm diese Antwort zugesandt:
„..... und danken wir für Ihr Geehrtes
und außerordentlich Gelehrtes.
Doch können Euer Wohlgeboren
auch wir die Sache nicht erkloren.“
Und Alfred, tief enttäuscht, gekränkt,
hat sich nur still sein Teil gedenkt
und im Gehirne leicht verschroben,
das Konjugieren aufgegoben.