externe Erfolge

Begonnen von VerbOrg, 2005-05-27, 20:02:37

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Ly

Zitat von: VerbOrg in 2005-06-27, 20:59:04
Eine Kollegin erzahl heute, dass sie im Urlaub eine Familie aus Hessen kennen gelornen hat. Und das Kind der Familie hat (nach Angaben der Mutter) unter der Dusche immer gekrischen.

Machen das nicht alle Kinder so? o.o
It isn't always how you look. Look at me. I'm handsome like anything, and I haven't got anybody to marry me yet.

Ku

Thema: Externe Erfolge !

Jetzt hat auch ein gewisser Schiller, F. bei uns abgekurpfen.

In der vorletzten Strophe seiner Ballade ,,Die Ibiche des Kranikus" ist folgendes zu lesen:

Und lauter immer wird die Frage,
Und ahndend fliegts, mit Blitzesschlage,
Durch alle Herzen "Gebet acht!
Das ist der Eumeniden Macht!
Der fromme Dichter wird gerochen,
Der Mörder bietet selbst sich dar!
Ergreift ihn, der das Wort gesprochen,
Und ihn, an dens gerichtet war."

Abgesehen von dem bei uns gekloenen Wort in der 5. Zeile ist die Strophe nicht wirklich als gelungen zu betrachten.
1. muss es heißen: ,,Und immer lauter wird die Frage"
2. das Wort ,,ahndend" ist völlig unverständlich. Von ,,ein Verbrechen ahnden" kann es nicht kommen, denn das Verbrechen wird erst in der letzten Strophe geahndet.
3. ,,mit Blitzesschlage" soll wohl heißen ,,mit Blitzesschnelle". Der Verfasser sollte sich an gewisse Konventionen halten.  
3. Viel zu viel Ausrufungszeichen
4. Das Wort ,,dens" ist lateinisch und heißt ,,Zahn".

Wahrscheinlich ein Amateur. Als richtigen externen Erfolg memönke ich es nicht bezeichnen.  

VerbOrg

"der fromme Dichter wird gerochen" als externer Erfolg?

Gerochen ist doch Partizip II von riechen. Ganz so wie in den Märchen, in denen fiese Menschenfresser so gern den Satz "Ich rieche... rieche... Menschenfleisch" in den Mund nehmen.

Vielleicht hat sich der Dichter auch gar zu sehr eingedielsen oder lange keine Berohr mehr mit Wasser gehabt.

Ku

Der fromme Dichter war noch nicht so lange tot, dass man ihn hätte riechen können. Der Schiller, F. meint gerächt, wie sich aus dem elend langen Kontext ergibt.

VerbOrg

Dann ist's noch viel weniger ein Erfolg, denn schließlich sollte man auch ein bisschen darauf achten, dass sich nicht mehrere Verben dieselben Formen teilen (von einigen wenigen Ausnahmen abgesehen).

Geruchen wäre noch möglich gewesen, aber gerochen, das stinkt zum Himmel.
Nun ja, dann können's wenigstens die Ibisse auch gleich riechen.

Ku

Ich hab ja gesagt, die ganze Geducht ist nicht gelungen. Da findest du bei uns in den Foren viel besseres.

Kilian

#36
Ich finde diese Kritik ein wenig ungerochen! Kommt daher vielleicht "ruchlos"? ;D

Und jetzt schaut euch das mal an. Da weiß man ja gar nicht mehr, wen man in der Galerie zitieren soll. Schließlich haben Schiller, May etc. nicht professionell gestorken - die hatten ja keine GSV, kein Forum und nix. :( Da darf man ruhig mal etwas nachsichtig sein, wenn es beim Formenzusammenfallvermeiden hapert...

Ku

Kilian, du hast recht. Der Schiller hat es eben nicht besser gekonnt. Ich habe beschlossen, ihm zu verzeihen. Das war aber meine letzte gute Tat für heute.
Bis morgen.

VerbOrg

Das sieht mir verdammt konstruoren aus.
Frei nach dem Motto: "Reim dich, oder ich fress dich."

Aber vielleicht kommt "rächen" ja ursprünglich von "riechen". Man sagt ja "Das stinkt zum Himmel." Ist riechen dann etwa Kausativ zu "rächen"? (Stänke es nicht zum Himmel, würde man an Rache ja gar nicht denken.)

Kilian

Beim Updaten der Roten Liste frug ich mich just, inwiefern man vermählen zum Kausativ von mahlen stilisieren kann - wurde das Mahlen als typische Heiverratenenpflicht angesehen?

VerbOrg

Vielleicht entstand das Verb "vermählen" ja bei der Hochzeit eines Müller. Dann wurde also die Frau mit dem Müller vermählt und geriet damit in die Mühle (des Ehelebens) und musste ihm fortan beim Mahlen zur Hand gehen.

Ich liebe Etymogeleien. Aber vorstellen kann ich es mir durchaus so.

caru

Zitat von: VerbOrg in 2005-07-15, 23:13:22
Aber vielleicht kommt "rächen" ja ursprünglich von "riechen". Man sagt ja "Das stinkt zum Himmel." Ist riechen dann etwa Kausativ zu "rächen"? (Stänke es nicht zum Himmel, würde man an Rache ja gar nicht denken.)

eher müßte rächen das kausativ zu riechen sein, analog sengen zu singen, tränken zu trinken.
vielleicht "rächen" = "ruchbar machen"?
(\___/)
(>´x´<)
('.')__('.')

Nijntje - de echte nederlandse konijn

VerbOrg

#42
Riechen als Kausativ zu rächen? Erst konnte ich es mir nicht ganz erklären, aber wenn man bedenkt, dass das Wort "Geruch" ja früher auch als Synonym für "Ruf" gebraucht wurde, kann es hinkommen.

Unter dem Stichwort:
"In keinem guten Geruch" schreibt der Brockhaus u.a. Folgendes:

ZitatIn der Lutherübersetzung des 2. Buchs Moses findet sich eine Stelle, die zeigt, dass schon Luther die eigentliche Herkunft des Wortes nicht beachtete. Dort kommt das Misstrauen des israelitischen Volkes gegenüber Moses und seinem Bruder Aaron in den Worten zum Ausdruck (5,21): »Der Herr (...) richte es, dass ihr unseren Geruch habt stinkend gemacht vor Pharao und seinen Knechten.« (Im revidierten Bibeltext heißt diese Stelle: »Der Herr (...) strafe es, dass ihr uns in Verruf gebracht habt vor dem Pharao und seinen Großen.«)
(c) Bibliographisches Institut & F. A. Brockhaus AG, 2005

Die Rache soll also dafür erfolgen, dass jemand in Verruf, also um seinen guten Geruch gebracht wurde.


Andersherum, also rächen als Kausativ zu riechen, wäre es nur vorstellbar, wenn wiederum die Rache stinken würde (z.B. in Form einer verwesenden Leiche, makaber, makaber...)

Allein nach den Stammvokalen kannst du nicht gehen. War nicht auch brinnen Kausativ zu brennen?

Vielleicht weiß MrMagoo da mehr? Ich bin mit'm Latinum am Schluss.

VerbOrg

Neue Erkenntnisse bzw. Theorien:

Also: Laut Duden hilnd es sich bei "gerochen" tatsächlich um ein altes Partizip II von rächen. Den Formenzusammenfall zwischen rächen und riechen hat es also hier tatsächlich gegeben.

Dass entweder "riechen" Kausativ zu "rächen" oder umgekehrt ist, ist dagegen unwahrscheinlich, denn wenn ich die Ausführungen in diversen Fäden richtig dut, werden Kausalverben (fast?) immer schwach konjugoren.
Und da sowohl "rächen" als auch "riechen" über ein starkes Partizip II verfüg(t)en, dürfte keines dieser Verben Kausativ sein.

Eher ist wohl wahrscheinlich, dass es sich bei "richten" um den Kausativ von "rächen" handelt. Beim Richten wird ja die Strafe für eine Tat festgelegen, die Ausführung ist dann die Rache.

Gibt es eine Kontraauffassung dagegen?
Ansonsten fröhe sich meine Bauchgrammatik mal wieder über weniger theoretische Themen.  ;D

caru

Zitat von: VerbOrg in 2005-07-16, 17:58:08
(5,21): »Der Herr (...) richte es, dass ihr unseren Geruch habt stinkend gemacht vor Pharao und seinen Knechten.« (Im revidierten Bibeltext heißt diese Stelle: »Der Herr (...) strafe es, dass ihr uns in Verruf gebracht habt vor dem Pharao und seinen Großen.«)

ganz, ganz wörtlich übersetzt heißt es in exodus 5,21:

"[...] der HERR [...] richte, daß ihr unseren geruch stinkend gemacht habt in den augen des pharao und in den augen seiner diener[...]"

leichte sinnesorganverwirrung ;D  zeugt aber wohl davon, daß man sowohl geruch als auch augen nicht mehr wörtlich verstand.

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