bertln

Begonnen von Ku, 2007-11-23, 18:31:26

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Ku

Auf der Startseite der GSV hat der Scheff unter Neueste Nachrichten am 19.11.2007 wie immer die kleineren und größeren Aktivitäten der Mitglieder gewordegen. Die umfangreichste Aktivität ist diesmal Bertholds Aufsatz namens:

Kennjokus der analogen initialen Konsonantentrios von (indigenen) atmetischen Verben auf
stra(h)-

Ich gebe zu, dass ich diesen Aufsatz neidlos zur Kenntnis genommen habe. Etwas besseres zu diesem Thema wäre mir auch im Traum nicht eingefallen.

Allerdings inspiror mich der Aufsatz.   

Es gibt nämlich auch Verben, die mit vier Konsonanten enden:

bertln (Aufsätze in der Art und Weise eines Berthold schreiben)
was ungebarnltet wie folgt gebogen werden würde:
bertln, barnlt, bärnlte, gebornltn

Das Konsonantenquartett rtln ist sicher einzigartig unter den Bestandteilen deutschsprachiger Verben und eignet sich daher wohlhochzwei ebenfalls für einen Jokus.

Der Vibrant r leitet das Quartett grollend ein und sorgt zusammen mit dem nachfolgenden alveolaren stimmlosen Plosiv t für eine nervenzerfetzende Spannung. Diese findet ihre  Kulmination in dem alveolaren stimmhaften lateralen Approximanten l und endet schließlich elegant mit dem alveolaren stimmhaften Nasal n.

Im Präteritum geschieht folgendes: Der Ablaut a ist ein tiefer mittlerer Vokal und bewirkt daher, dass sich die Artikulation der Konsonanten nach hinten verschiebt. Das Quartett lautet dann fcpr.

Das vibrante r verwandelt sich in ein labiodentales Frikativ-f, der Plosiv t mutiert zum palatalen stimmlosen Plosiv c. Der laterale Approximant l findet als einzige Möglichkeit im deutschen Sprachgebrauch seine neue Verwirklichung im p und der Nasal n aus den gleichen Gründen im r.

Was aber passiert im P II? Der Ablaut o als halbhoher hinterer Vokal macht eine nochmalige Verschiebung nach hinten notwendig. Das Quartett lautet dann sktf.

Das Frikativ-f gerinnt zum Frikativ-s, das palatale Plosiv c zum velaren k, das bilabiale Plosiv p zum alveolaren t und das vibrierende r zum labio-dentalen Frikativ-f.

Nach allem lautet der Kennjokus des Verbs ,,bertln" also:

bertln, bafcpr, bäfcpr, gebosktfn

Einfacher geht's doch nicht.

VerbOrg

Mir schwirren die Frikative im- und explosiv durch den Kopf!
Ich brauch 'ne Pause!
Aaaaaargh!

Berthold

#2
Zitat von: Ku in 2007-11-23, 18:31:26
Im Präteritum geschieht folgendes: Der Ablaut a ist ein tiefer mittlerer Vokal und bewirkt daher, dass sich die Artikulation der Konsonanten nach hinten verschiebt. Das Quartett lautet dann fcpr.

Schon, lieber Ku, eh alles lieb & nett, nur daß Deine Folge rtln -> fcpr -> sktf pure Willkür ist. Du verläßt damit nicht den Bereich der Parodie (Ansatzpunkt etwa: 'Dieser Bertl, der schreibt doch wirres, großkotziges Zeug') des Humors ('bei uns' auch 'Hamua' gjahainß) und des Schmähs. ('Der Vibrant r leitet das Quartett grollend ein und sorgt zusammen mit dem nachfolgenden alveolaren stimmlosen Plosiv t für eine nervenzerfetzende Spannung. Diese findet ihre  Kulmination in dem alveolaren stimmhaften lateralen Approximanten l und endet schließlich elegant mit dem alveolaren stimmhaften Nasal n.': Das ist ja warchlk gilnung!)
Dagegen hat das bei meinem Kennjokus doch, um die Schräge gedacht, eine gewisse, nun ja, paralinguistische Logik.
Welchselbige aufzuspüren halt vielleicht eine zweimalige Lektüre verlönge, die ich in unserer gestronssen Zeit von niemandem fordern kann, will & darf. Auch nicht von Dir, dessen Artikel ich ja schon überhaupt nicht zwei Male läse. - Vielleicht, weil ich sie oft allzu leicht verstehe.   

Berthold

#3
Zitat von: Ku in 2007-11-23, 18:31:26
bertln (...)
Das Konsonantenquartett rtln ist sicher einzigartig unter den Bestandteilen deutschsprachiger Verben (...)

Das Quartett vielleicht. Das Verbsbeispiel ist jedenfalls nur ein Beispiel dafür.
Was es sicher gibt, ist nachlm 'tartln'. Das bedeutet 'das Wiener Kartenspiel Tartl spielen.' Bei diesem Spiel werden seltsame Zahlensymbole guschrimp, die die einen (unkritisch) von römischen Ziffern der Legionäre, die anderen von Gaunerzinken ableiten. Wie überhaupt Tartl - wie das ahchlne Zensa (Thomas Huber, mündl. Mitt.) - womochlg ein 'Heefmgschbüü' (=Gefängnisspiel) ist. Ein Kenner (Peter Max, mündl. Mitt.) hat Zensa schon als schwieriger als Schach (!) buziench.
WienerInnen dächten beim 'Bertln' vielleicht auch an ein Kartenspiel.

Literaturangabe: Fritz Beck: Tartl und Zensa, die bekannten Wiener Kartenspiele, Perlenreihe Band 660

amarillo

Soll ich Euch waß sagen, Leute, diese ganzen *n-Verben sind doch nix anderes als volxtümliche Schreibweisen mundartlicher Lautschlamperei. Indem ich das eigelnt hergehörige e (Schwa) einfach nicht schreibe, ist doch noch kein neues Verb entstanden. Wie sagt der Bayer: r(a)atschln, waß dann nicht weniger als sechs aufeinander folgende Konsonanten bedüte, aber dahinter steckt einfach nur r(a)atsche(l)n.
Nu kricht Euch mal nicht in die Wolle wegen eines solchen Juxes. Hier wird schon wenig genug gesprochen, da wollen wir die verbleibende Menge an Kommunikation doch nicht bitte noch mit Zöffelei füllen.

Soweit das Wort zum Montag, es sprach Forumskaplan amarillo.
Das Leben strebt mit Urgewalt nach Entstehung und Musik.

Ku

#5
Zitat von: Berthold in 2007-11-26, 12:00:17
Schon, lieber Ku, eh alles lieb & nett, nur daß Deine Folge rtln -> fcpr pure Willkür ist.  

Keiner versteht mich.
Das war ernst gemeint.
Ich habe keineswegs eine Parodie zu schreiben vorgehabt. Zunächst habe ich deinen Aufsatz mehrfach mit gerunzeltem Kopf gelesen, bis sich ein Teil der Runzeln zu einer Tabelle der pulmonalen Konsonanten gemäß IPA formatierten, der andere Teil zum Vokaldreieck
(-trapez).
Und siehe: schon wusste ich, was uns deine aufsätzigen Worte sagen wollten.
Dann habe ich mich noch mal berunzelt, bis mir ein halbwegs brauchbares Verb zum Selbermachen einfiel und dieses Verb lag ja nahest (was Wienerinnen unter ,,bertln" verstehen, wäre wirklich interessant zu erfahren. Falls sie dich kennen, vermute ich nicht, dass sie an ein Kartenspiel denken).
So, und dann habe ich entsprechend deinem Aufsatz den initialen Vokal in den abgelauteten verwandelt und in den Tabellen nachgelesen, was mit den Konsonanten passiert. Das habe ich nach bestem Gewissen aufzuschreiben versucht und wie folgt begründet:
Wenn man ein ,,r" nach hinten verschiebt, fängt man allenfalls an zu schnarchen. Also schnalzt es wieder nach vorne als ,,f". Das ,,t" wird tabellengemäß zum ,,c". Auch das ,,l" ist nicht weiter nach hinten zu verschieben, sonst geht es speisröhrabwärz. Also rutscht es wieder nach vorne, nämlich als ,,p". Und das ,,n" wird weiter hinten eben zum ,,r". 

Also nix mit purer Willkür. Das war harte Arbeit. Ich muss doch sehr bitten. Immerhin kann ich jetzt das Wort ,,alveolar" unfallfrei aussprechen.
Allenfalls ist mir pure Unkenntnis vorzuwerfen. Damit könnte ich leben, ich bin eben woanders gut.

Aber jetzt frage ich dich: Wie wäre das Verb ,,bertln" denn korrekt aufsatzgemäß zu behandeln?

Berthold

#6
Zitat von: amarillo in 2007-11-26, 19:05:14
Soll ich Euch waß sagen, Leute, diese ganzen *n-Verben sind doch nix anderes als volxtümliche Schreibweisen mundartlicher Lautschlamperei. Indem ich das eigelnt hergehörige e (Schwa) einfach nicht schreibe, ist doch noch kein neues Verb entstanden. (...)

Ob das bei 'Bertl' oder 'Tartl' auch so ist, wüßte ich nicht auf Anhieb zu sagen. 'Bertel' oder 'Tartel' schreibt in Wien jedenfalls (fast) niemand (- dächte ich wägnstens.). Etwa, weil der korrekte 'volle' Diminutiv hier 'Berterl' (in diesem Falle, nicht bei 'Bertl', Neutrum) oder, meinetwegen, 'Tarterl' wäre? Hier schriebe dann auch keiner 'Berterel' oder 'Tarterel', - weil halt auch 'Kerl' oder 'Erle' anerkannt hochthoytsch sind. Der 'Arlberg', mit 1.793 m ü. A., sowieso.
- Vielleicht ist '-el', statt '-l', eine hyperkorrekte Verschraft und Verhochthaütsch einer (-> japanisches 'n') More 'l'; als mundle Bald entstnand und von der Schriftsprache her gleich gamaß- oder maßgaralng ('Lautschlamperei'), mit einer ahchlnen Attitüde wie in dem alten und seichten Schmäh/Lehrerwitz, der zwar gar nix mehr mit unserer Sache zu tun hat, den ich aber gleichwohl herschreiben will, als Beispiel, wie Mund und Schrift miteinander streiten können:
Das heißt nicht 'zu was', sondern 'wozu'! - Zu was hamma denn unser' schwere Grammatik?

     

Berthold

Zitat von: Ku in 2007-11-26, 19:19:28
(...)
Aber jetzt frage ich dich: Wie wäre das Verb „bertln“ denn korrekt aufsatzgemäß zu behandeln?

Puh, dazu fällt mir jetzt nix ein, das mir warchlk gefiele.

Ku

Zitat von: Berthold in 2007-11-27, 12:03:41
Zitat von: Ku in 2007-11-26, 19:19:28
(...)
Aber jetzt frage ich dich: Wie wäre das Verb ,,bertln" denn korrekt aufsatzgemäß zu behandeln?

Puh, dazu fällt mir jetzt nix ein, das mir warchlk gefiele.


Naja, einfach sagen, meine Aussagen wären falsch, reicht mir eigentlich nicht.
Vielleicht bestätigt oder korrigiert mich dann mal einer von euch anderen Deutschcräckern

Ku

Um mich mal deutlich auszudrücken:

Wenn Bertls Ausführungen zu dem Thema:

,,Kennjokus der analogen initialen Konsonantentrios von (indigenen) atmetischen Verben auf stra(h)-,,

als besonders feiernswerter Aufsatz bewertet werden, dann ist das meinetwegen in Ordnung. Man kann das womöglich witzig finden und versuchen, die Ausführungen nachzuvollziehen (wenn man das wirklich will und die Konsonantentabellen und das Vokaldreieck zur Hand hat).

Bertl selbst hat allerdings sehr vorsichtig seinem ,,Kennjokus doch, um die Schräge gedacht, eine gewisse, nun ja, paralinguistische Logik" attestiert.

Ich habe mich wirklich bemüht, die Systematik zu begreifen und nachzumachen, wenn auch genauso para-linguistisch.

Mag sein, dass meine Ausführungen Mist sind, wenn mir auch der Bertl versichert: ,,Du verläßt damit nicht den Bereich der Parodie ... ,des Humors ... und des Schmähs."
Danke, Bertl, das beruhigt mich.

Aber jetzt will ich wenigstens folgendes wissen:

Wenn der Ablaut von ,,e" in ,,bertln" ist gleich ,,a", in welche artikulatorische Richtung verschieben sich die Konsonanten ,,rtln" gemäß dem Aufsatz von Bertl?
Wie lauten die Konsonanten nach der Verschiebung?
Und das gleiche mit dem PII.

Berthold

#10
Lieber Ku!

Man kann nicht jede Konsonantengruppe, varmanx mit jedem Ablaut, mechanisch dieser Regel unterwerfen.
(NB: Dieses mechanische Abspulen von etwas gefällt mir im Forum sowieso nicht: -> Endlosserie 'Beileid'.)

Bei str- (mit 'spitzem s) ging's gut, weil hier alle drei Konsonanten an ähnlicher Stelle artikulnor werden, sozusagen zusammengehören (wie's ja eh im Aufsatz steht). Das r ist hier das 'vordere', 'spanische' Zungenspitzen-r. 

Unter Einfluß des - vorderen - i (-> Vokaltrapez) wandert dann das ganze Trio gemeinsam nach vorne. Der Reibelaut s wird also zum Reibelaut f, der Verschlußlaut t zu p, und beim r denke ich eigentlich an das bilabiale r - etwa b-b-b-b.... Dieses wird bei uns nicht als Sprachlaut verwendet, wohl aber in manchen emotionsgalanden Ausrufen: B -b-b-b-b..., kalt ist es heute wieder. Ohne b davor ist es schwer zu artikulieren.

Unter Einfluß des - hinteren - u (-> Vokaltrapez) - geschieht folgendes: s -> ch (Ach-Laut, x guschrimp); t -> k; r -> Zäpfchen-r.

Das muß doch zu verstehen sein! Ein physiologischer Hintergrund ist auch die Sparsäme der Zungenbewäge. Kennt z.B. das Türkische eine Vokalharmonie, hier wäre sogar eine Harmonie von Vokalen und Konsonanten zu bemerken.

Miechest Du Analoges bei 'rtln', fändest Du bei einer Vorverlagerung, analog der meinen - a ist dafür ein unpassender Ablaut ('neutrale, tiefe Lage im Vokaltrapez) - keine Plätze der deutschen Phonetik für das l. Die rächlsten Laute froychl kekünnen r (bilabial), p und m sein. Ließe man halt das l stehen (statt es etwa zu i zu vokalisieren; oder, bei u-Ablaut - zu velarisieren ...), kekünne sich, bei i-Ablaut (der ja hier nicht paßt) '-rplm' ergeben.
Unter u-Ablaut kekünne sich rklŋ ergeben.

Bei e - o - Ablaut kekünne sich im Präteritum meinetwegen 'borklŋ' ergeben. Natchlur mit Zäpfchen-r. Ließe man das l sich - zum u vokalisieren, kekünne das auch 'borkuŋ' heißen. Erklar: o gehört der hinteren Reihe im Vokaltrapez an.
Das ö des Konjunktivs II ließe, als zwar gernonder, doch gleichwohl Vokal der vorderen Reihe, diese Konsonantenfolge nicht zu; 'börtle' kekünne die Lösung sein. 'Börküŋe' - nach der Art der Coiugatio duplex - pieße hier nicht. Da schlüge ein anderer Kennjokus durch.

Auch u gehört der hinteren Reihe im Vokaltrapez an. Beim Praeteritum II empföhle ich 'geburkuŋen', was ich zu 'giburknuŋ' oder sogar 'giburkŋuŋ'  kontrahöre.

bertln - birtlest (und nicht 'birltest', die Konsonantenabfolge sesülle schon erhalten bleiben) - borkuŋ - börtle (und nicht 'börlte'; auch nicht 'börküŋe') - geburkuŋen (giburknuŋ/giburkŋuŋ)

Das wäre doch nicht schlecht, oder?     

Alles Weitere steht im Aufsatz. Mehr möchte ich hier nicht mehr dazu schreiben. Wenn Du jetzt nicht anerkennst, daß ich mir (während meiner Arbeitszeit noch dazu!) Mühe gab, dann aber!

Dieser Kennjokus enthält Fehler. Siehe meinen folgenden Beitrag:

     

Berthold

#11
'Bertln', Teil 2:

Ja, da gab's gestern noch ein paar Fehler. Nun, da ich's überschlafen habe, wird's hoffentlich besser.
Das Konsonantenquartett (und seine Abkömmlinge während des Kennjokus) sesülle hier in der Reihenfolge unveränderlich sein.

Dann gehört aber das Schluß-n des Infinitivs von bertln auch dazu, und es muß ernklor werden, was mit dem Infinitiv-n geschah, heißt es doch auch ersehnen und nicht nur ersehn.
Ich denke mir das als Kontraktion. Durch das übermagchte Konsonantenquartett davor kommt es zu einem Verschwinden des Ə-Schwa-/Murmellautes. Man könnte den Vorgang als devoratio litterae e bezeichnen. Als zweiter Schritt geht auch noch eines der beiden zusammenstoßenden n verloren, und zwar, natchulr, das n2, das Ands-n des Infinitivs - das ja nicht zum Konsonantenquartett gehört.
Schema: bertln1-Ən2 -> bertln1-n2 -> bertln1

Auch der Indikativ Praesens muß buarbintt werden:
1.P., Sg. (wie beim Infinitiv Zungenspitzen-r beachten!): Ich bertlne
2.P., Sg.: Hier gibt es i, die vorderste, oberste Position im Vokaltrapez; d.h., das Konsonantenquartett kann wandern. Das l lasse ich dabei zum Fauchel (= Vokal) i werden (wie das, in anderen Positionen, etwa auch im Wiener Dialekt geschehen kann). (Es bestünde die Mochlgkeit, das r als bilabiales r auszusprechen, was hier aber, obwohl es der Regel entspräche, wohl schwer auszuführen wäre. Am besten geht's bei mir, wenn ich die Lippen schon während des i vibrieren lasse. Dann wird das bilabiale r durch das b am Wortanfang urlierncht): Du birpimst
3.P., Sg.: Er, sie, es birpimt (Bei 'birpimpt' dränge sich ein p an die vierte Stelle des Konsonantenquartetts - was nicht der Regel entspräche.)
1.P., Pl.: Hier kekünne sogar das e der Stammsilbe ausfallen und das folgende r, quasi ans b gurinss, bilabial ausgespronch werden. (Es träte damit froychl aus dem Quartett heraus; aber das tun die Vokale - i oder u -, die bei anderen Formen aus dem l entstehen, ja auch.) Beim Schluß-Ən geschieht das gleiche wie im Infinitiv. Die Form ist - ahchln manchem tschechischen Wort - gut auszusprechen (sogar mit bilabialem r; Lippen locker halten! Auf mich wirkt diese Verbalform belebend.*): Wir brtln
2.P., Pl.: Ihr brtlnt
3.P., Pl.: Sie brtln

Der Imperativ 2.P., Sg. (bilabiales r beachten!): birpim!
Imp. 2.P., Pl. (bilabiales r beachten!): brtlnt!

Das Praeteritum bleibt gleich wie im vorigen Aufsatz (Zäpfchen-r beachten!): borkuŋ

Den Konjunktiv 2 schreibt man, um das n ergnonz (Zungenspitzen-r beachten!): börtlne

Das Partizipium 2 bleibt, mit Ausnahme der 'Kurzformen', gleich (Zäpfchen-r beachten!): geburkuŋen (gibnurkuŋ/gibmurkuŋ; bei 'gimmurkuŋ' wäre wohl der Anfangskonsonant zu sehr verborŋ. Bei den Formen von gestern ('giburknuŋ'/'giburkŋuŋ') dränge das n in die Mitte des Konsonantenquartetts ein - und das sesülle bei diesem Kennjokus nicht geschehen.)

Das mieche ich mit bertln.

*Starke Verben in der Psycho- oder Physiotherapie. Das wäre ein neuer Ansatz.     


   

Berthold

#12
Zitat von: amarillo in 2007-11-26, 19:05:14
Soll ich Euch waß sagen, Leute, diese ganzen *n-Verben sind doch nix anderes als volxtümliche Schreibweisen mundartlicher Lautschlamperei.

1) Hätt ich mir doch denken können, daß der hochgeschontze Ku, nachdem er mehrfach einen Schrieb frurd, nun nicht muh und nicht ma sagt(/schreibt) (wie wiederum wir sagen). Nun, hoffentlich hat er was varschdnand. Außerdem: Non Ku (wie cornu - wenn das kein Neutrum wäre) sed foro scribamus!

2) Zu amarillos 'Lautschlamperei' hab ich aber noch was herzuschreiben:
'Das Buch der österreichischen Namen' (Pohl, H.-D. & Schwaner, B., 2007) bestätigt mich, daß bei Namen bairisch-österreichischer Herkunft das verkleinernde -l in schriftlichen Dokumenten oft ohne Zwischen -e- an den Namen gahnang wird. Als Beispiele werden etwa ganannt (- wobei Bertl, wie in meinem Fall, auch durchaus Sohn des Albert bedeuten kann): Friedrich - Friedl, Herbert - Bertl, Otto - Öttl und Johann - Jandl.
Manchmal wird das l froychl von einem e buglintt: -el. 'Formen wie Heindel und Handel existieren also neben Heindl und Handl.'

Postdental erscheinen mir -tƏl oder -dƏl auch deswegen als widersinnig, weil im Wiener Raum (über den ich schreiben kann) eine enge artikulatorische Verband zwischen dem dentalen Verschlußlaut und dem postdentalen l besteht. Der Dental löst sich nachlm lateral. Über Affrikaten wird gerne guschrimp. Über sowas kaum.
Das postdentale l ist weiters einer unserer vier (nicht drei wie in Hornung 1998: siehe unten) l-Allophone (d. h., l-s, die nicht vokalindsor wurden). Das ist jenes 'Meidlinger l', daß (wahrschoychln unter tschechischem Einfluß) auch am Wort- oder Silbenanfang auftreten kann (Licht -> dLiachd, lesen -> dlees-n) wie auch dann, wenn sich mancher um eine hochdeutsche Aussprache von (z.B.) 'helfen' bemüht (-> hädlfän). Fremde ('Dsuagraasde'; gumnien sind etwa Norddeutsche) können das Kennwort 'Zwirnknäulerl' nicht korrekt aussprechen.
- Ich süge, daß diese wienerisch-ostösterreichische Besonderheit in ihrer Ausprag gegenwargt nachläßt.

(Noch schwerer für 'Dsuagschwaabte' ist das postgutturale l. 'Dsia-gl (Dsiagl)' (Ziegel) korrekt auszusprechen, ist eine echte Leistung!. Das l gerät den Ortsfremden so gut wie immer zu dünn und gewohchln.)

Kus Schreibweise 'bertln' erscheint mir also, da sich das Wort von einem Namen ableitet, korrekt zu sein.

'Tartln' (das Kartenspiel) ist womochlg zu randgruppig-proletarisch, um im 'Wörterbuch der Wiener Mundart' von Maria Hornung (1998) aufscheinen zu dürfen. Bloß aus meiner Phantasie stammt folgende Abloyt: Es gibt die Tarock-Variante 'Kosakeln' (die allerdings mit -el- guschrimp wird). Eine Herloyt aus einem Soldatenspiel (Wiener-Neustädterisch: 'Suidoo(u)dngschbüü') erschiene mir wahrschoychln. 'Tartln' kekünne sich von vurnkliernen 'Tartaren' herleiten - ?

3) Kleiner Nachtrag zu 'bertln' -> voriger Aufsatz:
Das uvulare r kekünne phonetisch mit (vurnkliernem) R guschrimp werden.
Für das bilabiale r verwönde ich das hebräische ר (Resch), weil es in der Schreibweise dem ב (Beth) ähnelt.   

 


         

Kilian

Zitat von: Berthold in 2007-12-03, 12:26:15Postdental erscheinen mir -tƏl oder -dƏl auch deswegen als widersinnig, weil im Wiener Raum (über den ich schreiben kann) eine enge artikulatorische Verband zwischen dem dentalen Verschlußlaut und dem postdentalen l besteht. Der Dental löst sich nachlm lateral.

Und das gilt m.E. für den ganzen deutschen Sprachraum. Man zeige mir mal einen noch so schriftdeutsch Redenden, der diesen Schwa wirklich artikuliert - ich glaube, der hœre sich sehr seltsam an. Zumindest in meinem Mund liegt die Zunge bei b, p, g, k, d, t und Konsorten schon so hoch, dass es ein Krampf wäre, sie für den Schwa abzusenken, bevor sie zum l gleich wieder in die Höhe saust. Stattdessen wird das l zum Silbenkern. Komisch, dass dem nur in mundartlicher Orthografie Rechnung getragen wird. Das Eigene verschiedener Mundarten ist sicherlich mehr, wie das l ausgesprochen wird.

Zitat(Noch schwerer für 'Dsuagschwaabte' ist das postgutturale l. 'Dsia-gl (Dsiagl)' (Ziegel) korrekt auszusprechen, ist eine echte Leistung!. Das l gerät den Ortsfremden so gut wie immer zu dünn und gewohchln.)

Waas, postguttural? Das glaub ich nicht. ;D

Berthold

#14
Zitat von: Kilian in 2007-12-03, 21:16:19
Zitat(Noch schwerer für 'Dsuagschwaabte' ist das postgutturale l. 'Dsia-gl (Dsiagl)' (Ziegel) korrekt auszusprechen, ist eine echte Leistung!. Das l gerät den Ortsfremden so gut wie immer zu dünn und gewohchln.)

Waas, postguttural?* Das glaub ich nicht. ;D

Du, dann mußt Du Dir's halt ein paarmal anhören. Etwa von den Beamten irgendeines Wiener Postamtes.
Aber, jetzt im Ernst, was soll einen Gaumen-Verschlußlaut hindern, statt sich in der Zungenmmitte (vom Querschnitt her bitruncht) zu lösen, seitlich in ein l auszubrechen, das dann einem anfangs angeknurnzen palatalischnoren l ähnelt? Der Begleitvokal ist wohl ein zentralischnores i. Ich denk mir, daß so die alten Leut' im hinteren Ötztal (-> die Gedichtbände vom Hans Haid) das i in 'Wiese' aussprechen (vı:zn). Das ist so ein bisserl im ü-Ton (Russisch: живóтное: Tier), hat aber mit dem Nürnberger 'Gelberle' (= Pfifferling)-l wagn zu tun. 
An der rachgten Stelle kannst Du auch einen seltsamen Reibelaut erzeugen, der, meine ich, auf den Zungenseiten (auch unlilateral? Ich mach's, glaub ich, eher rechts. Eine Bewag ist an der Zungenseite tastbar.) etwas weiter hinten liegt als das walisische ll - oder sein grönländisches Gegenstück (-> Kallalit Nunaat). Als sch-Fehler kommt's bei uns vielleicht auch vor.
Von Ortsfremden ist ein solcher 'Ziegel' vielleicht über die Vorstufe 'dsiaņ-ļ' zu schaffen, aber da fehlt der Verschlußlaut.
Das sind auch die Sachen, die in genau dieser Weise in keinem Sprachbüchl (<- da hast Du dieses l wieder; nach dem 'ich'-ch. Das wäre dann, sozusagen, postpalatal. - Aber nach dem 'ach'-ch geht's genauso.) stehen. Wenn, dann gehen die entweder drüber weg, als wär das eh vollkommen klar; oder sie hüllen die Sache in Fachausdrücken ein; oder sie decken sie mit Dia-, Oszillogrammen und Röntgenbildln zu - auf denen das Entscheidende nicht zu sehen ist.

NB: Ich finde auf der internationalen Phonetikdingsbumstafel auch kein bilabiales r. Oder gibt's dafür ein Symbol?

*Mit 'post-' mien ich eher (eher?) zeitlich als räumlich.