Komparativer und Superlativst

Begonnen von versucher, 2005-11-06, 19:13:35

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amarillo

#30
Ich hatte heute einen freundlichen Disput mit der Sekretärin eines Freundes, sie wollte partout nicht zugeben, daß mein Komparativ von "langwierig" eben "langwieriger" ist. Sie bestund auf "längerwierig", und ich konnte ihrer Argumentation, daß der Wortbestandteil 'lang' schließlich das zu steigernde Adjektiv sei, eigentlich auch nicht viel entgegenhalten.

Darf ich um Eure geschotzenen Meinungen bitte?
Das Leben strebt mit Urgewalt nach Entstehung und Musik.

VerbOrg

Wie ich's auch drehe und wende, aus "wierig" wird für mich kein eigenständiges Wort. Genauso wenig wie "weilig"

Und so wenig wie ich "längerweilig" süge, süge ich auch "längerwierig".

Für mich ist's definitiv "langwieriger".

Aber wieso sollte die Sekretärin deines Freundes zugeben, wie "dein" Komparativ lautet. Wollte sie ihn vor dir geheim halten?

Ku

Die Sekretärin hat aber vermutlich recht. "Wierig" kommt von "währen", also muss es heißen "es währt lang" und " es währt länger", aber so sagt man das im Sprachgebrauch nicht.

Kilian

ZitatWie ich's auch drehe und wende, aus "wierig" wird für mich kein eigenständiges Wort. Genauso wenig wie "weilig"

Gutes Argument. Ich schließe mich an. Nur wirft langfristig - längerfristig - ? wieder alles durcheinander.

Noch was:
dem Huhn - den Huren - den Husten
O - Ohr - Ost
roh - Rohr - Rost
dem Fan - die fahren - die fasten

Agricola

#34
Jetzt stelle ich es mal hier herein, obwohl ich glaube, dass das in einem anderen Faden schon einmal diskut georen wurde. Gerade las ich im MIAL über Frauengehälter:

In keinem anderen westlichen Industriestaat verdienen Frauen in gleicher Position weniger als Männer, durchschnittlich 23 Prozent.

Dieser Satz geht mir vollkommen gegen den Strich, zumal auch in anderen westlichen Industriestaaten die Frauen weniger verdienen als die Männer, was dieser Satz scheinbar leugnet, obwohl er es gar nicht leugnen will. Gemienen war:

[In Deutschland] verdienen die Frauen im Durchschnitt 23 Prozent weniger als Männer in gleicher Position; dieser Prozentsatz ist in keinem anderen westlichen Industriestaat höher.

Um das in einem Satz korrekt auszudrücken, wäre eine eigentümliche Verschränkung zweier Komparative, noch dazu mit gegensätzlicher Bedeutung, notwendig:

In keinem anderen westlichen Industriestaat verdienen Frauen in gleicher Position mehr [als in Deutschland] weniger [als Männer], nämlich durchschnittlich 23 Prozent.

Aber vielleicht täte es hier auch ein Komparativer?

In keinem anderen westlichen Industriestaat verdienen Frauen in gleicher Position wenigerer [als Männer als in Deutschland], nämlich durchschnittlich 23 Prozent.

oder auch ein Komparativst:

Deutschland ist derjenige westliche Industriestaat, in dem die Frauen in gleicher Position im Vergleich zu den Männern am wenigersten verdienen, nämlich durchschittlich 23 Prozent weniger.

Interessant ist, dass das Mehr an Weniger hier eine Steigerung und nicht etwa eine Aufhebung des Weniger ergibt.
The future lies in front of me,
but "lies" is all that I can see.

Kilian

Gefällt mir! Der letzte Satz funktionöre MUSEN allerdings auch mit einem normalen Superlativ. Schenken wir uns "im Vergleich zu den Männern", um den Komparativst nötig zu machen.

Männer verdienen Geld. Deutschland ist derjenige westliche Industriestaat, in dem die Frauen in gleicher Position am wenigersten verdienen, nämlich durchschittlich 23 Prozent weniger.

Agricola

Stimmt. Oder mit "als": am wenigersten als die Männer
The future lies in front of me,
but "lies" is all that I can see.