Schüttelreim, anyone?

Begonnen von caru, 2005-06-07, 23:41:55

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

Wortklauber

Wannsee

Eine Frau namens Oda von Wannsee,
Die ich grad auf dem Vodafone anseh',
   Auf den Spanner (der rannt'!) hieb —
   Und danach sich die Hand rieb,
Denn die tat ihr, als sie sich besann, weh.

Berthold

#211
Schwedenplatz
oder: Das Erschrecken

Mein Wien gibt noch den Menschenschwaden Plätz'.
Ich pflege oft der Conference am Schwedenplatz,
indem ich dort mit mancher Blaaden schwätz
und obendrein mit manchem Bleeden schwatz.
Ich tanz, trotz Frosts, der Maid aus Schweden Balz
im Hemd, trag nicht, wie Herrn der Schwaden, Pelz.
- Da seh ich's erst, sie hat – Sch! – Wadenpelz ...

Mehr Zeit will ich jetzt nicht aufwenden.

Wortklauber

Wartenberg

Es wuhn einst ein Pottwal in Wartenberg
Der vermorkt recht erfolgreich sein Bartenwerk.
   Er verehrte die Mark
   Und vermehrte die arg
Weil sein Bartenwerk manches an Werten barg.

vermarkten - vermorkt - vermorkten

Wortklauber

Zitat von: Wortklauber in 2011-10-27, 06:42:43
Wartenberg

Es wuhn einst ein Pottwal in Wartenberg
Der vermorkt recht erfolgreich sein Bartenwerk.
   Er verehrte die Mark
   Und vermehrte die arg
Weil sein Bartenwerk manches an Werten barg.

vermarkten - vermorkt - vermorkten

Oh Schreck, natürlich war es ein Blauwal! Also:


Wartenberg

Es wuhn einst ein Blauwal in Wartenberg
Der vermorkt recht erfolgreich sein Bartenwerk.
   Er verehrte die Mark
   Und vermehrte die arg
Weil sein Bartenwerk manches an Werten barg.

Berthold

#214
Zitat von: Wortklauber in 2011-10-26, 07:13:00
Zitat von: Berthold in 2011-10-25, 19:20:30
Erregt Euch nicht über meine Tüftelei, aber langsam scheint mir das ein Gedicht zu werden.

Ob es nun besser geworden ist, darüber kann man sicher streiten.

Na he-he-he, Mr. 's! Immerhin habe ich das "es" recht nett in die folgende Zeile bagschnorr - durch ein elegantes Enjumpment, ganz in der Trudatz von "Mitzi" Rilkes "Sonette[n] an Orpheus". Außerdem halt ich's so für klarer, fließender, wenn Du willst, volksthümlicher. Womit wir bei Deinen neuen Versen wären. Ich muß zugeben, daß mir Friedenau und Wannsee etwas zu aenigmatisch, unziellecktuell & zeitgeist-streichlerisch sind. Da fehlt mir ein Schuß Einfalt. Das Volk wird derlei nie & nimmer weiterverbreiten.
Froychl bräuchte ja niemand so unerfahren wie ich zu sein, daß er mit Eifon (Aha! iPhone. Und was ist das?), einer Tablet-Androiden-Frau und einem(?) Vodafone rein gar nix anfängt.
Wartenberg dagegen mag ich. Das spricht den Zoologen in mir an. Ist doch der Blauwal ein trefflicher Gegensatz zu einer Zuckmücke.   

Wortklauber

Wie gesagt, ich stehe zum Streiten nicht zur Verfügung.

Eichwalde

Einem Schaffner am Bahnhof Eichwalde,
Wurden heute die Kniee weich, Alde!
   Aus einer Altweiche
   Wächst schon 'ne Waldeiche,
Und seit gestern ist auch noch der Aldi wech!

Wortklauber


Berthold

#217
Zitat von: Wortklauber in 2011-10-28, 11:38:42
Wie gesagt, ich stehe zum Streiten nicht zur Verfügung.

Eichwalde

(...)
Und seit gestern ist auch noch der Aldi wech!

Ganz ohne Gestreite!
Deine Shyttlericks sind sowieso eine Klasse für sich! Unerriechen!
Denen darf niemand auf ''nen Versfuß pinkeln, &:
Die soll Dir erst jemand nachmachen. Wo bleiben sie, die Leut von irgendeiner Poetenwerkstatt?
Aber bei der letzten Verszeile zöge ich, statt des Richtsmaß*-Zusammenbruchs  - Der tut mir Weh! - Folgendes vor (Es wäre auch netter zu/über einem/einen alten Freund - und sei's ein Hund):

(...)
Und seit gestern bist DU noch wech, Äldi!

Das darfst Du - Poetenstolz beiseite - einem Gelegenheitslektor schon glauben.
Bitte, bitte! - Die Anapest auf euch, Leute, wenn ihr das nicht heraushört.
Das eine, noch umhergeisternde,** 'e' habe ich halt dem 'A' zugaschlang.

*von Rhythmus
**Ob in einem solchen Fall ein Kostrich/Beistromma** gehört, habe ich nie gewußt.
***Da muß es doch einmal eine preusterreichische**** Anpieß geben.
****Ein Portmanteau; nur weil ich diesen Ausdruck noch gar nicht kannte - und irgendwo im Forum selber eine Tiefines versooch. - Es fehlt hier nur der neue, überraschende Sinn.



Berthold

#218
Wöllersdorf

(Dem großen amerikanischen Linguisten Benjamin Lee Whorf (1897-1941) gewomden)

"Lieblingslinguist?" - frug ich Sepp Döllers*. "Whorf!
Den kennt die Welt - und nicht nur Wöllersdorf**.
Bescheiden trug er eines Dörflers Woll',
war Wolf der Wölfe, - Whorf der Whörfers; - doll!
- Und dennoch ging es ihm um Dörflers Wohl."
- - -
"Er blieb ein kluger Spötter. - - Wörflers*** Dohl'****."

*Kennt Ihr den Linguisten Sepp Döllers? - Ich auch nicht.

**Wöllersdorf ist ein kleiner, häßlicher Ort bei Wiener Neustadt (Niederösterreich). In der Zeit des "Tiefen Griffs ins Braune" war dort das KZ Wöllersdorf-Trutzdorf.
Mein Großvater, Franz (František) Janeček, hat später seinen Lebensabend in W. verbracht - an der Seite der "Oma" Poldi (sprich, bei uns, "Buüdi"). Wie hast Du das gaschampff, Opa? - Einmal, während meiner ersten Tieffraß*****, hat mich jene Frau sogar auf der Psychiatrie besonch, etwa mit den Worten: "Jetzt wird's aber Zeit für die Arbeit! Hinaus aus dem Bett mit dir!" - Na schön, irgendwie & um die Ecke, stamm das ja auch.


***worfeln: transitiv, Landwirtschaft: gedroschene Ähren mit flachen Korbschalen in die Luft werfen, damit seitlicher Wind die Spreu und Spelzen davonträgt und nur die Körner in den Korb zurückfallen (-> http://de.wiktionary.org/wiki/worfeln). Fran kekünne also einen Knecht Wörfler bezeichnen.
NB: B. L. Whorf war keineswegs in der Landwirtschaft tätig.


****Seit den Beobichten (betone hier: 'Béobìchten') vom Konrad Lorenz ist die Dohle als besonders kluger Vogel bekannt.

*****Wenn Ihr immer noch zu wenig Phantasie/Neutschkenntnisse für solche Ausdrücke habt, dann fragt den Karsten Fleischer. - 'Topffraß' ginge, ugbrens, auch.   

Wortklauber

Zitat von: Berthold in 2011-10-28, 15:19:55
des Richtsmaß*-Zusammenbruchs  - Der tut mir Weh! -

Na, das soll er ja auch. Wenn man aus der Waldeinsamkeit des Eichen-Dorfs gerissen plötzlich vor einem Discounter steht – ob er nun offen ist oder seit gestern für immer geschlossen –, dann fällt man auch aus der Lyrik in die Prosa, und der Verlust des Versmaßes muss verkraftet werden. Ist halt nicht jedermanns Sache, so ein Aldi.

Der nächste Vers sei dem Bertl gewomden! Mit ehrlicher Anteilnahme!

Schönerlinde

Es klagte ein Jüngling aus Schönerlinde
Dass er für den Chef sich als Löhner schinde:
   "Die Krise ich linder, schöne
   Bilanzen durch Schinderlöhne —
Doch hinge ich unter der Linde schöner."

Berthold

#220
Das ist lieb. Außerdem hast Du Dich elegant herausguschrimp.
Ich habe mir unter 'Aldi' tatschalch einen Hund oder irgendein Vöglein vorgestollen.
Daß es so war, gefällt mir aber. Was ein 'Aldi' warchlk ist, will ich gar nicht wissen. Irgend so ein Computer-Zeugs wird's schon sein.
Eichendorf aber: Ja, den hab ich von Herzen gern.

Berlin wird doch den Shuddlerickianern nicht bessere Stationen bieten als Wien? ('Stephansplatz' - Deines 'Blaffens stets' - 'Fetz ans[?] Platz'[?] - ... 'Balz'[??] ... 'Staats'[??] ... 'Staffen'[??] ... 'Pelz'[??]
'Ich sah des schönen Stephans Balz / im Herzen Wiens, am Stephansplatz.'
- Ich will's, zumindest, überschlafen.)


Dagegen 'Schönerlinde'! So etwas Tolles! Das reimt und schüttelt sich ja von selber.

amarillo

Zitat von: Berthold in 2011-10-29, 16:33:09
Was ein 'Aldi' warchlk ist, will ich gar nicht wissen. Irgend so ein Computer-Zeugs wird's schon sein.

Ich verrate es dennoch: 'Aldi' heißt auf österreichisch 'Hofer'.

Wir geh'n ab jetzt beim Hofer kaufen,
es heißt, dort spöre man enorm;
und ehe wir den Hof verkaufen,
sei Hofer mir als Mann 'ne Norm.

Leider nicht geschüttelt, nur ein wenig gerührt.
Das Leben strebt mit Urgewalt nach Entstehung und Musik.

Berthold

#222
Ein Voyeur

(Wieder einmal: Strenges Jugendverbot)

Im Herzen Wiens, beim Stephansplatz,
sah ich des schönen Stephans Balz.
Die lief in einer Sänfte. - Spalt's*
nicht wieder! - Sie war eine Sanfte, Spelz
stak ihr im Po. - Sie stortt: "Ich, S-Stephan, platz!"
Er ståhn: "Ich hör sonst Deines Blaffens stets!"
Sie waren hingestrongg auf Sanftes: - Pelz.


Spürst Du's, lieber Wortkläuber, daß ich nicht gar so bieder bin?
*Ihr wißt: Rilke

An amarillo: Aha, na dann darf "Mr. 's" in Prosa verfallen. Da dächte ich an
"Don Carlos", und er kekünne sich "Marquis Prosa" nennen.     

Wortklauber

Zitat von: Berthold in 2011-10-29, 16:33:09
Berlin wird doch den Shuddlerickianern nicht bessere Stationen bieten als Wien? ('Stephansplatz' - Deines 'Blaffens stets' - 'Fetz ans[?] Platz'[?] - ... 'Balz'[??] ... 'Staats'[??] ... 'Staffen'[??] ... 'Pelz'[??]
'Ich sah des schönen Stephans Balz / im Herzen Wiens, am Stephansplatz.'
- Ich will's, zumindest, überschlafen.)


Na ja, ich musste auch ziemlich die Außenbezirke abklappern, um zu schüttelbaren Namen zu kommen. Die meisten Stehschons nämlich heißen "-straße" oder "-platz", und da ist es mit dem Schütteln schon ziemlich dumm. Da müsste es dann schon "Motzstraße" heißen, und dann kekünne man freilich dichten:

Motzstraße

Klein-Adelheid aus der Motzstraße
Erreichte im Trotzen Strotzmaße.
   Und dass diese Straßenmotze
   Vor Trotzen in Maßen strotze
Behauptet wohl keine Rotznase.

Oder man könnte die Buchstaben K und F da noch reinschütteln, aber das überlasse ich Dir.

Die Motzstraße gibt es zwar wirklich und es gibt dort sogar zwei U-Bahn-Stehschons, aber die heißen ganz unpoetisch "Nollendorfplatz" und "Viktoria-Luise-Straße".

Wortklauber

Tempelhof

Ein Beamter aus strändigem Tempelhof
Or 'nem Mädchen mit trendigem Stempel hof.
   Er storm vor dem Tempel
   Sie torm vor dem Stempel
Ach mein Gott! Ist doch auch dieser Hempel toof!

Strand in Tempelhof? Gibtet doch jahnich? Nein, gibtet wirklich nich, aber wenigstens hat es mal jemand geplanen:
http://www.berlin.de/flughafen-tempelhof/discoursemachine.php?page=detail&id_item=9230