Schüttelreim, anyone?

Begonnen von caru, 2005-06-07, 23:41:55

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amarillo

Ingwer es ->  severing

Neviges ==> Wallfahrtsort im Bergischen Land
Das Leben strebt mit Urgewalt nach Entstehung und Musik.

Kilian

#31
Zitat von: caru in 2005-06-11, 16:53:00
wreniges nerviges?  :D

Naaa, Neviges ist einerseits ein Stadtteil von Velbert (muss man natürlich nicht kennen als Wiener :D) und Wallfahrzort, und andererseits ein Labenz - wer den Schüttler also dichterisch verbraten will, hat thematisch die breite Auswahl!

Ich wåhn mal da, doch Weniges
verbinde ich mit Neviges.

Die Pilgerfahrt nach Neviges
brint Atheisten Weniges.

Hassen tu ich Weniges,
wenn aber eins, dann Neviges!

caru

#32
Doch wird so schwer nicht wiegen es;
findest du mal den Weg in es,
kannst du den Pfaffen zuschau'n, wie Segen
in ihrer Wallfahrtskirche sie wägen.

Falls Langweil' sich am Siege wähn',
kannst du auch auf die Wiese geh'n,
siehst Enten sich überm See wiegen
und Vogelsang über dein Weh siegen.

Singt trüb auch manches Vöglein, wie sänge
ein Sänger, der nicht auch von Weh singe?
Freu stets dich, daß ihr Sang vom See winke;
wie du sie hörst, so hören sie wen'ge.

Wohl dünkt dich, wenn du zuschaust, wie sehn'ge
Mädchen vorbeizieh'n, bald die Wies' enge,
und dir entfährt alsbald der wehsinn'ge
Ausruf: "Du füllst mein Herz voll Wehs, Inge!"

So gibt's dem weiten Wege Sinn,
dünkt dich nicht nur der See Gewinn;
im Herzen auch kannst, wie geseh'n,
du schöner Reime Wiege seh'n.



(\___/)
(>´x´<)
('.')__('.')

Nijntje - de echte nederlandse konijn

Kilian

Gosh!

Mit dem Verhassten war aber nur das Labenz gemienen.

caru

egal. man kann meine rhapsodie (im besten sinne des wortes) auch mit deinem "Die Pilgerfahrt..." einleiten. dann wäre das im folgenden geschorldene das erlebnis des dennoch wallfahrtswilligen atheisten.
(\___/)
(>´x´<)
('.')__('.')

Nijntje - de echte nederlandse konijn

caru

#35
noch mal von vorn, das ganze.


Rhapsodie über Neviges
(an einen gottlosen Wiener)

Die Pilgerfahrt nach Neviges
bringt Atheisten weniges,
doch wird so schwer nicht wiegen es;
findest du mal den Weg in es,

kannst du den Pfaffen zuschau'n, wie Segen
in ihrer Wallfahrtskirche sie wägen;
wohl möchten frömmlich sie dir Weh gießen
ins weltlich-demokrat'sche Gewissen.

Falls Langweil' sich am Siege wähn',
kannst du dann auf die Wiese geh'n,
siehst Schwäne sich überm See wiegen
und Vogelsang über dein Weh siegen.

Hegt wohl so viele Gänse Wien?
Siehst du den Baum dort? Wenn, säg ihn
nicht um, da Schwäne wie Gänse
ich unter ihm sich wiegen seh'.

Singt trüb auch manches Vöglein, wie sänge
ein Sänger, der nicht auch von Weh singe?
Freu stets dich, daß ihr Sang vom See winke;
wie du sie hörst, so hören sie wen'ge.

Auch mich, wenn ich auf Wiesen geh',
ließ Tränen einst vergießen Weh,
vergoß auf manchen Wegen sie,
doch hab' ich schon vergessen, wie;

die Himmelsvöglein wiegen es,
daß man's, obwohl es Weh, genieß,
obwohl es schwer ist, nie wäg' es
noch Schnaps drob in die Vene gieß'.

Wohl dünkt dich, wenn du zuschaust, wie sehn'ge
Mädchen vorbeizieh'n, bald die Wies' enge,
und dir entfährt alsbald der wehsinn'ge
Ausruf: "Du füllst mein Herz voll Wehs, Inge!"

So gibt's dem weiten Wege Sinn,
dünkt dich nicht nur der See Gewinn;
im Herzen auch kannst, wie geseh'n,
du schöner Reime Wiege seh'n.

Vermagst du zu besiegen Weh,
ist das doch auch ein Segen, wie?
Reime, die Gold aufwiegen, sä
beherzt auf allen Wegen sie!

Was gält', wenn so man's sänge, Wien?
Freute, daß man es singe, wen?
Wenn hoch solch Lied man schwänge, Sinn
hätt's kaum; wer könnt' die Schwinge seh'n?

O Freund! Dünkt dich zu wenig es,
dicht mehr noch über Neviges!
Der Nam' allein! Ah, Neviges
erinnert stark an Ewiges.


Envoi:
Kaum Sonne kann so sengen, wie
ich Herz und Haupt bezwingen seh'
dies Lied, die Brust vom Singen weh -
mehr Reime, woher schwängen sie?



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('.')__('.')

Nijntje - de echte nederlandse konijn

Ku

Ich bin überzeugt, dass eines Tages irgendjemand einen Schüttelreimzyklus dichtet, der auf dem Wort "Nierenfett" aufbaut.  

caru

könnte in der tat passieren, geb ich dir vollkommen recht.
(\___/)
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Nijntje - de echte nederlandse konijn

amarillo

Honi soit qui mal y pense
In der Fleischerei, vier ehemalige Lehrjungen erinnern sich an die Meisterin.

Sie nannte uns die netten vier,
man half ja oft beim Fetten ihr.
Wir war'n nicht nur zu Vieren nett,
auch solo floß das Nierenfett.
Das Leben strebt mit Urgewalt nach Entstehung und Musik.

VerbOrg

Mensch Ku, bist du Hellseher?
(Ich gebe zu, im Hellen sehe ich auch mehr als im Dunkeln.)

VerbOrg

Hor jemand schon von Nierenstein
bei ausgewachs'nen Stieren? Nein?
Auch ich sah noch nicht einen Stier,
dem drock vor lauter Steinen Nier'.

versucher

In der Liebe derb und heftig,
Und beim Essen herb und deftig.
Im Bordell ließ der tüchtige Zahler
So manche züchtige Taler.

caru

Und goß er auf die Nieren bieder
Ströme von kühlen Bieren nieder,
bekam ihm solches Gieren nicht,
er nebst gereizten Nieren Gicht.
(\___/)
(>´x´<)
('.')__('.')

Nijntje - de echte nederlandse konijn

versucher

Trank um Trank, Mahlzeit um Mahlzeit –
Oft und laut bemoh er die Zahlmaid:
,,Es wird mir nie an Scheinen kranken,
Also folg ich keinen Schranken!"
In den Magen zwang er Berge,
Unterm Staunen banger Zwerge.
,,Und wozu sind Frauen schön?
Dass ich hier dem Schauen frön!"

Berthold Janecek

Bevor ich mich für längere Zeit in Arbeit, Schauspielerei und Gesang  vergrabe (soferne man sich in letztere(n) beide(n) vergraben kann), worte ich noch einmal ant.
- carus Gedicht "Das alte Rußland" hebe ich wegen seiner seiner "stimmigen Stimmung" und seiner ungewöhnlichen Silbenverbindungen hervor. Am Ende lassen sich Elend und Unheil erahnen.
Bei der "Rhapsodie über Neviges" dagegen erscheinen mir manche Reime allzu sehr verfahlfoltagen. Das ist ein bisserl wie unter zwei Schwammerlsuchern, deren einer zwölf Rotkappen gefunden hat und deren anderer dann nicht zur Ruhe kommt, ehe er nicht mindestens dreizehn Steinpilze aufgespürt hätte - und wären sie auch noch so wurmig. - Der Ast mit "Gänse Wien" gehört, durch sein Zuwaag'-"n", zu einem anderen Schüttelreim-Baum - aber das schadet ja nicht. Gern hätte ich hier freilich noch, wenn's schon justament so lang sein soll, stärker Dadaistisches gelesen, etwa, als Einschub:

Am Seegrund, Schneider, Ixe näh!
Gibt's auch bei Nöck und Nixe Eh'?
Ich aß an Schlang' und Echse nie
und späk', in dem Konnexe: Ih!

Aber - Herrschaftseiten noch mal, jetzt erst merk ich's - es stünden dann, statt etlicher "n" zu viel, vier "w" zu wenig da - und vor die "Ixe" mag ich wirklich keines davon setzen, sonst ging's wieder übel los...  

Sei's wie's eben sei, - nur noch ein letzter Nachklang zu einer fast vergess'nen "Affaire", sozusagen mein Schlußstrich drunter:

caru schreibt "würg!" zum reinen Fett.
Herr Von Herrn Faun zum Feinen rät:
Wer blieb' bei eklen Fetten rein?
Willst eine Seel' du retten? - Fein.

Jetzt aber! Redet Euch irgendwie Krummes halt irgendwie zurecht.
Herzlichst! - Bzw., bei Bedarf, auch: Handkuß! Ich liebe Euch - oder versuche das zu tun.
D. - E. - B.