Schüttelreim, anyone?

Begonnen von caru, 2005-06-07, 23:41:55

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Wortklauber

Zitat von: Homer in 2012-03-30, 00:18:24
Die Bundesregierung

Nun hast du die ganze Bundesregierung auf einen Schlag verbroochen ... (mit Merkel/Ferkel war ich aber zuerst da ...)
Nun geht da also gar nichts mehr ...
Dann muss es wohl mit den Ländern weitergehen! Ganz aktüll mal:

Annegret Kramp-Karrenbauer

Jüngst stieg aus Kramps Karren ein Renegat(1),
Drauf storz bald der heterogene Rat(2);
   Doch wer nun(3) neu ranne geht,
   Ist wieder die Annegret:
Saarbrückens, da hat man nur eene grad.

(1) Christian Schmitt am 14.12.2011
(2) am 18.1.2012
(3) nach der Wahl vom 25.3.2012

Berthold

Teil 2 zu unserem Herrn Vizekanzler - oder, genauer, zu einem seiner Ahnen.
Zeit: Spätmittelalter
Doppelpunkt

Gbelnurger eines Dürren

Ein Ritter rief*: "Komm raus, Krispindelegger!
Er Leuteschinder! Er Gesindel-Pecker!
Er Latte! Don Quixote!** Spick er Lende!" -
'Ich seh's, daß einen Geierblick er spende ...'



*Für eine 'wilde Gbentun' wäre besser: 'Ein Bèlagérer: " (...)'
**Beispiel für einen Anachronismus

Berthold

Da Ihr "Die Wunderblume" eh auch im Forum lesen könnt, schulde ich Euch noch ein Gedicht. Ein Sonett. Alter: gut 39 Jahre. Tanzschulzeit. Bei einer übertriebenen (und daher g'spaßigen) Zeile ob ich heute Selbstzensur.

Das 3. Sonett an die Geliebte

Motto: Eichendorff: "Die Nachtigall hör ich so gerne, Sie sang vor der Liebsten Tür."

Die Nachtigall, die Lerche, sie verdarben
Die tote Stadt schickt keinen Schrei nach oben
Die Zeit verrinnt in der Maschinen Toben
Wie brennen mich des bitteren Liedes Narben

Und Einsamkeit und fahle Angst mich jagen
Ach, lebt denn keiner, der mein Tun versteht?
Der Hoffnung Hauch in bleierner Luft verweht
Erbarmungslose Nacht verhöhnt mein Klagen

Da fand ich Dich, wie reinen Tau am Morgen
Der auch der dürrsten Pflanze Labsal bringt
Laß meine trocknen Verse neu erblühen!

Gewichen ist das dunkle Heer der Sorgen
Dem Quell des Lichts. Und in der Sehnsucht Glühen
Der Hoffnung Lerche himmelan sich schwingt.

   


Wortklauber

Zitat von: Homer in 2012-03-21, 15:50:33
Ich mag ja die reinen Quadrupel, weil sie so schwer zu finden und noch viel schwerer zu verdichten sind. Eine kleine Liste davon habe ich schon, aber über 90% aller Funde wollen rein gar nichts zu einem schönen Gesamtsinn, molgst noch witzig oder point georen, beitragen. Mindestens einer der acht Bestandteile widersetzt sich meist hartnäckig.
Mit den reinen Quadrupeln meinst du sicher die, bei denen die Anfangskonsonanten und die Vokale geschüttelt werden.
Nun gibt es auch noch einen interessanten Typ von Quadrupeln, die nicht weniger rein sind und ohne Vokalschütteln auskommen, zum Beispiel dieses:

Oh schau nicht trübe, Inge, drein,
Wenn ich bei dir so dringe ein!
Bei dir sind alle Dinge rein,
Erhör' mich, denn ich ringe dein!

(schluchz!)

Auch diese sind nicht leicht zu finden. Seit einiger Zeit beschäftigt mich aber die Frage, ob es nicht auch Oktupel dieser Art gibt. Leider habe ich noch keine gefunden, aber bis zum Sextupel bin ich dank Stollentrolls vorgedrungen, wobei ich seinen Stollen allerdings rümpfen musste:

Die Trollmama im Stollenrumpf,
Die fügt sich ihren Rollen stumpf:
,,Heut' mittag wären Schollen Trumpf,
Doch erst stopf ich den ollen Strumpf,
Nachdem ich mit den Trollen schumpf,
Weil ich von ihrem Tollen schrumpf!"

Systematisch fehlen hier halt "schrollen tumpf" und "strollen umpf". Aber dem größten Dichter aller Zeiten traue ich natürlich zu, auch das echte Oktupel noch zu finden!

katakura

Zitat von: Wortklauber in 2012-04-01, 10:09:57
Die Trollmama im Stollenrumpf,
Die fügt sich ihren Rollen stumpf:
,,Heut' mittag wären Schollen Trumpf,
Doch erst stopf ich den ollen Strumpf,
Nachdem ich mit den Trollen schumpf,
Weil ich von ihrem Tollen schrumpf!"

katakura --> *roflol*
Toleranz ist vor allem die Erkenntnis, dass es keinen Sinn hat, sich aufzuregen. (Helmut Qualtinger)

Berthold

#470
Gar so arg wie Du uns weismachst, lieber Verbicluptor, sind die Achtfachen auch wieder nicht. Der Handlung willen hab ich die Wörter etwas auseinandergerocken. Dadurch geriet die Sache noch länger.
Mir armem Schüttelreimer half dabei chfroyl tatschalch der chwomulg größte deutschsprachige Dichter aller Zeiten: Goethe.

Im Rattenloch oder Ein armer Gesangslehrer

Motto:
GOETHES FAUST
Der Tragödie erster Teil
Nacht
Faust. (...)
Weh! steck' ich in dem Kerker noch?
Verfluchtes, dumpfes Mauerloch,
(...)

Du Stadt der Gamben und Kantaten: Lorch ...

Weh! du verfluchtes, dumpfes Rattenloch
- Es pieße auch: Du feuchtes Natterloch! - ,
wo ich - Wie oft? - an morschen Latten roch.
Doch Ach! Ich fürchte der Falotten Rach',
wenn ich auf üble Makler-Rotten lach.
Ich rieche Schimmel, meine Lattchen - roh!
und wünsch euch Feuers - meine Rattchen - Loh'!
Bist du am Ende gar zerbrochen, Latt'?
Kannst du mir zusehn, selbst beim Lochen, Ratt'?
- - -
Zum "Err"-Einprägen rat ich Lottchen: "RA!"
Und beim Solfeggio, als Marottchen: "LA!" -
"Sperr auf, beim Singen, Deinen Rachen, Lott'!
Acht nicht der Spötter - wenn sie lachen - Rott'!"

'Falótt, -en' (masc.) ist ein sehr gängiges (ost-)österreichisches Wort. Es bedeutet 'Kleinkrimineller', 'Gauner'.



Wortklauber

Na, solche mien ich ja nicht, sondern welche, bei denen allein durch die Permutation der Anfangskonsonanten acht Zeilen erzeugt werden.

Berthold

#472
Zitat von: Wortklauber in 2012-04-02, 14:10:57
Na, solche mien ich ja nicht, sondern welche, bei denen allein durch die Permutation der Anfangskonsonanten acht Zeilen erzeugt werden.

Ist schon recht, aber mir ging's um das 'Spitzweg'sche Bild', nicht um eine Buchstabensuppe.
Ich geh da oft von einem Bild aus.
Aber Du bist ein Jäger weißer Hirsche.
Du willst zum Jonglieren von acht Bällen justament noch eine brennende Kerze auf der Nase balancieren.

Gubrens: Peregrinus Syntax kennt sowohl "die Schrollen", als auch "strollen". Zieh Dir halt die Grimms hinein!
"Tumpf" (mitsamt "Radtumpf") ist Herrn Hempel gleichfalls bekannt - und "umpf" wird ja wohl nicht schwer sein.

Dein "Inge"-Gedicht aber darf ich nicht fortführen, weil's gleich wieder "uadinéa"
werden täterte:

Im Bett bin ich der Inger Dein.
Dort dring ich froher Dinge ein.

Mag ja sein und Du wüßtest nicht, warum so ein Inger (Schleimaal) ein gutes
Hm-hm-Symbol sei:
http://de.wikipedia.org/wiki/Schleimaale

Wortklauber

Zitat von: Berthold in 2012-04-02, 14:19:03
Gubrens: Peregrinus Syntax kennt sowohl "die Schrollen", als auch "strollen". Zieh Dir halt die Grimms hinein!
"Tumpf" (mitsamt "Radtumpf") ist Herrn Hempel gleichfalls bekannt - und "umpf" wird ja wohl nicht schwer sein.

Ich will aber keine Verse machen, die man erst nach dreimal googeln versteht.

Berthold

#474
Zitat von: Wortklauber in 2012-04-02, 15:04:26
Zitat von: Berthold in 2012-04-02, 14:19:03
Gubrens: Peregrinus Syntax kennt sowohl "die Schrollen", als auch "strollen". Zieh Dir halt die Grimms hinein!
"Tumpf" (mitsamt "Radtumpf") ist Herrn Hempel gleichfalls bekannt - und "umpf" wird ja wohl nicht schwer sein.

Ich will aber keine Verse machen, die man erst nach dreimal googeln versteht.

Dann kannst Du sie nicht machen. Dreimal ist chfroyl ohnehin gwan.
Aber schau Dir, oben, noch das mit dem Inger an! Lieb, oder? Das versteht jedeR Ingerkundige. 

Wortklauber

Nur reimt es sich nicht mehr. Ich halte es da mit Homers Reimheitsgebot der deutschen Versbauerei.

Berthold

#476
Zitat von: Wortklauber in 2012-04-02, 15:28:33
Nur reimt es sich nicht mehr. Ich halte es da mit Homers Reimheitsgebot der deutschen Versbauerei.

Jetzt übertreib nicht: "INGE-R[-]DEIN" wird sich doch auf "-R[-]DINGE EIN" reimen. "DEIN" und "EIN" sowieso anstandslos.
Da hab ich doch nur die verachtete Konsonantenfolge "Rd", von der es heißt: "Niemals am Wortanfang!", aufgeworten. Und das darf ich doch als Schreiberling wohl tun. Schon des Inhaltes wegen - und um einmal dem Inger zu ermöglichen, in einen Schüttelvers zu schwimmen.
Jetzt balangsierst Du aber - um bei meinem vorigen Bild zu bleiben - auch noch eine Pflaume (Zwetschge) auf der Nase.

Stollentroll

Zitat von: Wortklauber in 2012-04-02, 15:28:33
Ich halte es da mit Homers Reimheitsgebot der deutschen Versbauerei.

Sehr löblich !
3 Dinge sagen immer die Wahrheit : Kinder, Besoffene und Leggings.

Wortklauber

Wo hast du deine Ohren, dass du Inger auf Dinge reimst?

Du stellst hier dicke Dinger ein,
Da krümmt sich jeder Inger dein,
Doch lass ich mich auf Ringe ein,
Halt mir davon die Inge rein!

Berthold

#479
Zitat von: Wortklauber in 2012-04-02, 16:35:53
Wo hast du deine Ohren, dass du Inger auf Dinge reimst?

Du stellst hier dicke Dinger ein,
Da krümmt sich jeder Inger dein,
Doch lass ich mich auf Ringe ein,
Halt mir davon die Inge rein!

WO. ICH. MEINE. OHREN. HABE?
Das einem Sänger der "Winterreise"?

Es wird ja wohl nicht jeder Reim ein dreisilbiger, reicher zu sein brauchen - nicht einmal bei Schüttelversen:
http://www.kerber-net.de/literatur/deutsch/lyrik/lyrform_projekt/lyrfor12.pdf
Ich darf doch wohl noch mit zwei Bällen jonglieren - und, schlicht, "Dein" auf "ein" reimen; darf auch "Natterloch" auf "Rattenloch" schütteln.
Aber Du legst Dir die Hochsprunglatte gleich auf 2,20 m. Wärst Du eine Frau, dann halt gleich auf 2,00 m.
Kamst aber trotzdem nur über 1,85 m, weil Du unten die "d" vergaßest.
Nein, Du mußt uns nicht erklären, daß Du das eh wußtest. So gut kenn ich Dich schon.
Chfroyl, auf die Szene kommt's an. Und da muß ich einräumen: Jene arbeitsame, geplogene Trollmama oben, die hab ich schon vor mir.

Indessen - Ein guter Rat:

Glaubst Du, ich fühl auf 'Deinen' Inger Neid -
und leiste Dir den Scheveninger Eid?
Mag denn ein braver Scheveninger die-
se Schüttelei und derlei Dinger? - Nie!
Meinst Du, es gäbe bei dem Reigen DIN-
genormte Schüttler? Sie sind eigen! Rin!
Gehören Dir, als wär's Dein eigen Rind.
Gesang? Gebrüll? Das Wort der Génie? - Rind?

Ich hoffe, daß zu Scheveningen irgendwann ein Eid geli[e]sten ward, mit dem sich irgendjemand irgendjemandem zu irgendwas verpflacht. Kekünne das sein?
Auf die Wort-Enjambements kam's mir an.