Schüttelreim, anyone?

Begonnen von caru, 2005-06-07, 23:41:55

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Berthold

#255
Am St. Emmerichs-Tag auf BÖSE DREIZEHN ergonzen:

Invektive (Einficktseif, bzw. Einficktief)

Du Geißbock, der sein Heil zermäht
und so an seinem Heil - Mäh! - zehrt!
(- Ein Teufelsgeißbock zermäht Heil;
anders gesagt, er zehrt - Mäh! - Heil.)
Du Knecht, der manche Zeil' hermäht!
(Die Furche, die er hermäht? - Zeil'!)
Die Sense, selbst die lieh er. Zähmt
den Burschen! Denn mich zieh er. Lähmt
den Arm, der, ohne Ziel, hermäht -
und das, was ich verhiehl, zermäht!
Ich bin's, der Sensen-Leiher zähmt,
der also den in Eil' herzähmt,
der mich der Schwäche zieh. - Herlähmt.


Mit Gewalt ließe sich da noch manches herausquetschen (Z.B. "Ei" oder
"Schw/eiz"; obwohl ich ja nicht einmal für die "Hämmer" und "Lämmer" bin, ergo auch nicht für "Rille" und "Zille"), aber ich laß es, ehe es mir die Träume vergällt. Ich meine, wenn ich schon mein "Züpferl-Ex"* ("Über ... unerwunschene ...") absetze - ohne für dieses Medikament Warb machen zu wollen ... 
Zu zweit haben wir's auf knapp 40 Verse gebracht.

*Nicht einmal einen g'scheiten Rec. narr. tragen solche Pharmaka in sich: weil sie halt keine gewachsenen Namen haben.


Berthold

#256
Zweiter Beitrag zur Theorie des Schüttelverses

(MEISTERSINGER. Wie? Schön? Dieser Unsinnswust? - Dick Wagner, "D. M. v. N.")

Temporum tarde labentia versorum quassuum

Daß Schüttelverse spaßhaft, obszön, gelegalnt (Über das ornitologische "Gelege" in "gelegentlich"* muß ich auch einmal ins Reine kommen.) ernst oder sogar BÖSE sein können, haben die vielen Autorinnen & Autoren dieses Forums und ich wohl ausreichend dargelogen.
Es gibt jedoch auch eine "Fadesse der Schüttelverse", eine
"temporum tarde labentia versorum quassuum".
Wäre der s. g. Herr Celois Celzheimer namchl nicht auf "Heiler zähmt", sondern auf "Heiler zählt" gekommen, dann hätte (s/m)ein Beitrag schon so beginnen können (Thema: etwa die Menge an Versen):

Ich weiß nicht, was der Heiler zählt
und ob zu seinem Heil er zählt,
wenn er von seinem Heil erzählt.
Ob er sich gar in Heilerz ä[h/ä]lt?
Ich meine, daß der Zeiler hehlt,
daß also manche Zeil' er hehlt
- geradezu mit Eil' zerhehlt.
- Kann fran denn schreiben 'zerhehlt Eil' '?
- Doch! Ebenso wie 'er hehlt Zeil'. '
- Und doch. Ich zweifle. 'Hehlt er Zeil' '?
Denkt nach, mit welchem Ziel er hehlt -
und ob er nicht sein Ziel erhehlt?
Dann hieß es auch 'Der Zieler hehlt.'
(etc. , etc. - ... "ob er - zwar krank - die Herzeil' hehlt." ...)
Da fülge ein ganzer Wust an Versen.
Hättest recht, Celzheimer, wahre Pfarrmautätzen.
Solcherlei ödes Zeugs ließe sich fast aus dem Stegreif schüttelreimen.
Ich bin froh, daß es nicht so gekommen ist.

*Es kekünne damit zusammenhängen, daß fran die Gelege von Enten ("geleg-ENTlich"), an Teichen oder in Ställen, zwar nicht oft, aber doch hin & wieder findet. 

Berthold

#257
Die Mädchenklasse / oder: Ein Feldzug

"Weh dir, mein Kind, beschimpfe nicht Roxelanchen: ZIEGE!
- Sag uns die Verse, dein Wissen, Roxelanchen, zeig!"
(Niemals mit seinem Wissen zeigt Roxelanchen Geiz.)


"Qianlong, der Kaiser, sah hinweg über Zang-Leichen.
Schwerter lagen dort auch, die dem Tigerzahn gleichen - :
"Hofpoet, schreib mir ein Siegesgedicht in Langzeichen!"
Was die Tibeter schrien, trotz all der Leichen? -: "Zang!"
Sie widerstanden den Mandschu, bei üblen Zeichen, lang.
Karg war die Steppe, und fern war der Eichen Glanz;
denn noch für Gras und Moos, doch nicht für Eichen langt's.
- Quercus splendida wäre ein trefflicher Name für Glanzeichen,
und der Stamm eines solchen Baumes könnte der Lanz' gleichen. -
Was wird sein mit unseren Leichen? - Nagt's
selbst an Helden. - Bleich waren die Leichen, ganz
ohne Rüstzeug, nackt bis hin zu den Eicheln - ganz.
Doch der Trotz hielt sich just auf den Eicheln. - Zang!"


Schulmädchen, das solche Verse zu lernen hat, Linchen, zage ...

"Kennst du den Stein mit ZET, mein kluges Dianchen?" - "Ziegel!"
"Weißt Du vom Schwanz mit ZET, mein schlaues Paulinchen?" - "Zagel!"
"Und die Base der Antilope, Kathrinchen? - "Gazell'!"
"Wenn - von Menschen gezahlt wird? - Sag's uns, Herminchen!" - - "Gezahl'!"


Der chinesische (mandschurische) Kaiser Qianlong (1711 - 1799) ist eher für Gurkha-Feldzüge bekannt. Xizang ist Tibet.  

Wortklauber

Man lasse die Jamben hinken, dann wird die Sprache besser durchgescholtten:

Den Birnenkanzler seiner Macht Pokal wonnte*,
Den wieder er gewinnen nur durch Wahl konnte.
An Kalle Kohn**, den reichen, den er wohl kannte,
Zwecks Unterstützung drum sich Helmut Kohl wandte.
Zwar könne er beschaffen sich im Wahn Colte,
Falls er mit heißen Waffen in den Kahn wollte,
Doch er bezuge vor aus argem Wohn kalte:
Des Geldes Macht, worüber Kalle Kohn walte.
Der Transaktionen allgemein bekannt wolle
Man machen nicht die Proto an der Wand kolle;
Drum sei es sicher nötig, dass gekonnt walle
Im Heimlichen und niemanden verwond*** Kalle.
Damit nicht jemand für die Radikaln vote
Zurück man niemals schrecke vor der Wahl'n Kote,
Durch den man, um die Wähler zu verkohln, wate.
(Derweil vertrur der Gegner der frivoln Ka[r]te.)

* wonnen als transitives Verb in der Bedeutung "mit Wonne erfüllen". http://www.woerterbuchnetz.de/DWB?lemma=wonnen
** Name von der Redaktion geändert.
*** verwunden, verwond, verwonden

Berthold

#259
Fünfzehn Zeilen an Hink-, ja Hatschiamben (die Variante aus der arabischen Lyrik) bietest Du auf, ja quätschst Du Dir heraus (z.B.: "frivoln Ka[r]te"), Meister Wortklauber? Das noch dazu politisch & in Riesenschrift! Mit Kommentaren gesponck, bis hin zu Iaakov & Bill Grimm!
Ich bitte nun nicht: Fixe Feder! Autor der Doppelnullklasse! Enttarne Dich!
Ich begebe mich einfach zurück zu "Ein Feldzug".
Häng ich halt acht Verslein dazu. Ich bin nun bei einundzwanzig Zeilen. Sechshebler. Thema: eine Klasse kluger Schulmädchen. Ein bisserl künsteln darf ich jetzt auch schon.
Einundzwanzig hat ja gar einen esoterischen Einschlag. Die Großen Arcana des Tarot - ohne "Le Mat".

Meinst Du, daß die gar nix können, tief drunten in Osterlitsch/Austerlich?
Und glaub ja nicht, daß den Schmäh mit den Chol-(Kohl-)iamben niemand mitbekommen hat!

Vielleicht bekommst Du indes die "Helmut-Kohl-Plätsch'n" für Thoytschlands griffigste Schüttelverse. Falls da nicht Meister Celois Celzheimer zuschlüge ...

Falls Dir das etwas gibt und ich Dir gut genug bin, verleihe ich Dir diesmal die Mittlere Goldene Unsichtbare - mit dem einundzwanzigfachen Posaunen-Glissando.

Schlimm find ich, daß Du commune sechshebige Iamben zurückhieltest, etwa:

Kohl aß mit Kohn chinesisch gerne, nah quoll Tee.
"Die Ente", so der Helmut, "machte quah." "Toll." - "Nee!"


Darf ein kleiner Ösi so etwas einem ruhmvollen Altkanzler widmen?
 

Berthold

#260
Ein gar bescheiden Verslein
(Zwingt mich nicht, es aufzublasen! Der Anfang erscheint, aus orthographischen Gründen, nicht rein zu sein.)

Vom Kitzel, die Maria Riesch* zu fahen

Ich pflege mich nicht, unters Vieh zu scharen
und jedes Jahr von Neuem Schi zu fahren.
Treff nicht, in Zürs, Familie Schah, zu vieren,
der "Hummel"** pflegt das Steak mir fa zu schieren.
Auch einfach ging's: '... das Steak mir zu faschieren.'
(Ein Lammkotelett, schafft man, es zu schafieren?)


*  Ihr seien diese Verse gewomden. - Mögen Ihnen die Österreicherinnen um die Ohren fahren!
**Mein Stammcafé zu Wien. Der Kilian und der caru kennen das Lokal. - Aber das wißt Ihr ja eh.

Wortklauber

Der Teerer Greg ist kein Debattentier,
Er tiert den Weg, geht heim, untatten Bier.
Die Einfahrt er auf Rosis Bitten taar –
Sie zahlte's ihm mit ihren letzten Ersparnissen.

Teerer Greg

Die Worte, dass ich asphaltiere, baten;
Die Augen, was wir nach dem Biere taten.
Ich will mir ver die Kommentare bitten,
Ich teere gerne gegen Freundschaftsbezeugungen.

Berthold

#263
Zitat von: Teerer Greg in 2011-12-06, 07:57:38
Die Worte, dass ich asphaltiere, baten;
Die Augen, was wir nach dem Biere taten.
Ich will mir ver die Kommentare bitten,
Ich teere gerne gegen Freundschaftsbezeugungen.

Du wirst den Berthold nicht zu Rate bitten,
für zweie, die, bevor ich bat, eh ritten.
Ich will dir nicht zu Deiner Bitte raten,
weil sie mich nicht zu ihrem Ritte baten.

Rabenmutter

Ich förchte wohl, dass fortsch bald tieben Ratten,
Weil dies gesch gesch sie niemals rieben tatten:
Die Buchsch geschorltten euch wohl taben ritten
Leckt mich doch mal an meinen ***********!

Mahner

Wer nur an Formen bis zum Sterben werkt,
Dem wird's zum Inhalt, dass er Verben stärkt.
Geschehen kann's, wenn ihr für Stärken werbt,
Dass ihr noch über euren Werken sterbt!

Berthold

#266
Zitat von: Mahner in 2011-12-07, 05:13:34
Wer nur an Formen bis zum Sterben werkt,
Dem wird's zum Inhalt, dass er Verben stärkt.
Geschehen kann's, wenn ihr für Stärken werbt,
Dass ihr noch über euren Werken sterbt!

Ein gar feines Sprüchlein, lieber Mahner!

Schreib's aber nicht uns ins Stammbuch!

Schreib's der Chinesin, die nach Werken strebt
und dem Japaner, der die Verben streckt, -
mit Sake, öfters mit - St! - Reben werkt,
dem Russen, der sein Werk nach Wersten prägt
- Romane monoton nach Wersten gerbt.

Schade, daß es das Verb "kwerben" (oder "querben") (eine Mischung aus "hart arbeiten" und "werben") nicht gibt, sonst hätte ich noch hinzufügen können:
"dem Ami endlich, der für Ernest kwerbt."

seidjäher

Eine schockierende Nachricht: 'lecker' ist flektierbar!

Kurt S.


Kilian