Schüttelreim, anyone?

Begonnen von caru, 2005-06-07, 23:41:55

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Wortklauber

Zitat von: Berthold in 2012-02-20, 18:29:25
Schnösen? Diozösen? (Pfui! Seit Seine Eminenz, Herr Kardinal Schönborn, unsere Beiträge als Gast vidiert - vermöte ich halt; sein kleiner Bruder ist immerhin Schauspieler! -, mußt Du bei sowas schon acht-, ja zwölfgeben, lieber Wortklauber!)
Was am Schnösen und an den Diozösen zum zwölfgeben ist, weiß ich zwar nicht, aber dem Herrn Schönborn sei dies gewomden, damit sein po-ethischer Name sein Potential frei entfalte:

Was fließt wohl aus dem puren Born?
So sag mir denn, ob's schöne Zier
Sei, oder ins Obszöne schier
Sich wende und zum Burenporn?

Berthold

#331
Es sind halt immer noch die Diözesen.
Was ich gestern, zumeist beim 'Brandstetter', auf eine alte ÖBB-Fahrkarte schrieb, hat irgendwie der Wortklauber zu verantworten.
Nein, ich tu's schon selber. Verzeiht mir's, Schwestern! 'Möse' ist bei den Ösis auch selten. Das Standard-Wort ist 'die Fut' (meist mit langem u gechspron). Es sesüllen böse, nicht nur komische Schüttelverse sein. Gute sind ja selten. Schriebe ich

Ach! Daß ich in der bösen Lore
- ihr Herz aus Stein zu lösen - bohre.

, dann dröhe mir unser Giftschrank.
Dabei bin ich so arglos, daß ich selbst 'Burenporn' (siehe oben) nachschlug.
'Was haben denn die frommen Buren mit Porno zu tun?' - frug ich mich zuerst.

Genug der Worte.

Von bösen Mösen und anderem Getier

Wir waren auf dem bösen Marsch.*
Es trieb uns an der Mösenbarsch.
Der Marsch glich einer bösen Mär;
sein Maul lak sich der Mösenbär.
   (Idee zum zweiten Duett: der Wortklau-Bär)
Ich ward gewahr des Mösenbaus:
- besessen von der bösen Maus.
Statt Wein, gab's Milch - vom Mösenbilch.
Es war ein Faß "Des Bösen Milch".
Flugs flog daher die Mösenbiene,
das Kerbtier mit der bösen Miene.
Man nannt' ihn, spöttisch, Mösenbasthirsch.
Er fraß sich an: des Bösen Masthirsch.
(Mit Noah fuhr der Mösenbordhirsch.
Ersoffen ist des Bösen Mordhirsch.)
Als Strafe für den bösen Müffel
schnob, hornbewohr'n, der Mösenbüffel.
Die Viper mit dem bösen Mund
war auch dabei, im Mösenbund.
Auch qual uns stets des Bösen Marder.
Noch härter trieb's der Mösenparder.
Der Herrscher war der Mösenlöwe,
kommst du uns zu erlösen, Möwe?
Am ärgsten trieb's des Bösen Mondfisch.
So hilf uns doch, James Mösen-Bond-Fisch!
(Höhnst du, trotz all der Mösen: Bops!
Holt dich zum Schluß des Bösen Mops.)

All die Mösentiere (z.B.) wurden unterwollen. Diese Programme sind sowas von blöd!   

Wortklauber

Zitat von: Berthold in 2012-02-21, 10:02:11
Es sind halt immer noch die Diözesen.

Freilich. Es heißt auch "mehrten" statt "mährten" und "Hosen" statt "Hösen". Aber "Diozösen" klingt irgendwie nach einem machbaren Versprecher, so wie derjenige einer meiner Gymnasiallehrerinnen, die jedes Mal "induvidaell" sagte, wenn sie "individuell" mien. Ich möchte ihr nicht unterstellen, dass sie es nicht besser wusste.

Zitat von: Berthold in 2012-02-21, 10:02:11
Der Marsch glich einer bösen Mär;
sein Maul lak sich der Mösenbär.

Na, so lange er sich nur das Maul lak, hat da ja nicht einmal Dr. Borste etwas einzuwenden. Nur wäre ich mir bei einem Mösenbär nicht so sicher, ob der nicht noch ganz wo anders leckt. Mit den Leck-Tieren wäre ohnehin noch einiges anzustellen, schien mir gerade, aber die Delektiere, Selektiere, Reflektiere (und welche es sonst noch geben mag) scheinen sich denkbar schlecht zum Schütteln zu eignen.

Berthold

#333
"Machbare Versbrecher"... Mhm, mhm ... Na ja.
Du biebest also dem Fehler schon vor.
Vielleicht mien diese Lehrin ja "diluvial".
Und, beim "Sich's Maul Lecken" des Mösenbären: Ich bin einfach ein argloser Kerl. Schrieb's schon. Gieße kein Öl ins Feuer.

Verdankt es Björn der bösen Mutter,
daß er oft leckt die Mösenbutter?

- - - - - -

Einen unserer Kardinäle hatte ich gubrens sehr gern (seit einem Klassenbesuch in unserer 1. Klasse Volksschule, 1962. Frage: "Was machte Kain mit seinem Bruder Abel?" Meine Antwort, zu den Gesten des Religionslehrers, der uns das auch nie erzahlen hatte (weil ich mir Ärgeres bei einem Bruder, den ich nie hatte, nicht vorstellen konnte): "Er hat ihn geschlagen."): Dr. Franz König, auch "der rote Kardinal" genannt - wegen seines Gedankenaustausches mit Bundeskanzler Bruno Kreisky. König wurde fast 99.
 

Berthold

Zitat von: Wortklauber in 2012-02-21, 11:59:04
(...)
Na, so lange er sich nur das Maul lak, hat da ja nicht einmal Dr. Borste etwas einzuwenden.
(...)

Wie bitte? Ich kenne bei uns nur "Die Borste". Die schrieb immerhin einmal:

"Tolles Weib. Könnte mir auch mal die Hand über die Kugeln legen. HaHa."

Wortklauber

Zitat von: Berthold in 2012-02-21, 13:50:40
Zitat von: Wortklauber in 2012-02-21, 11:59:04
(...)
Na, so lange er sich nur das Maul lak, hat da ja nicht einmal Dr. Borste etwas einzuwenden.
(...)

Wie bitte? Ich kenne bei uns nur "Die Borste". Die schrieb immerhin einmal:

"Tolles Weib. Könnte mir auch mal die Hand über die Kugeln legen. HaHa."

Erste Anfälle von Alzheimer?

http://verben.texttheater.net/forum/index.php/topic,282.msg27085.html#msg27085

Berthold

#336
Nee. Zu viel "Zumpferlex" - vielleicht. (Der - leicht abgewandelte - Name des Antidepressivums schließt keinerlei Werbung ein. Über mögliche negative Folgen ...)  Das war doch damals nur Schmähtandeley.
"Im Augias behalten" - Hä-Hä.
Ernst war nur der Fait wider meine Schüttelverse.
Darauf bild ich mir schon etwas ein, so ein Arglösi ich sein mag.
Auch auf die vielen, vielen Leser - damals.
Außerdem: Vielleicht trat ich etwas los ...
- - -
Oder war auch das nur Schou?
Sag aber nicht, Du warst dieser "Dr. alias Die Borste". Sonst wär's ja jedem sowas von urwurscht, ob "Dr." oder "Die".

Noch einer:

Wer ist der Recke mit der bösen Maske?
Ein Andorraner ist's, ein Mösenbaske.

Berthold

#337
Diesmal war's, großteils, auf einem Rechnungszettel der "Ideenbäckerei" Dingsbums. Nach dem Frühstück.
Ich memuoß mich auch selber zitieren.

Ins Giftkastl?

Ich leiste Dienste einem bösen Mädchen,
such dreizehn Kräuter für ihr Mösenbädchen.
Sie leistet Widerstand dem bösen Mann,
verhängt dem Alten schärfsten Mösenbann.
Doch ich bin Knappe jener bösen Mutter
und leck, voll Andacht, ihre Mösenbutter.
Zur Zierde ihrer bitter-bösen Musch,
lockt sich, pechschwarz, ein wahrer Mösenbusch.

Ich bleib DEIN Untertan, des Bösen Maid
und leiste, dankbar, DIR den Möseneid!

Eine Variante der letzten zwei Zeilen verfieß ich heute (23. 2.), wiederum nach dem Frühstück, auf einen Zettel meines Hausarztes, Dr. V. P.s. 

Berthold

#338
Zitat von: AmelieZapf in 2006-12-11, 23:19:35
Hallo zusammen,

für Schüttelreim-Liebhaber empföhle ich die Lektüre des Büchleins "Von Traum-, Welt- und Worpswedereisen in Schüttelreimers Redeweisen" der verstorbenen "Königin des Schüttelreims", Erika Wendelken. (...) Perlen (...)

Grüße,

Amy

Hallo allein,

"Königin des Schüttelreims"? (Gwänstens unter Gänsefüßchen)
Und dann noch Perlen?
Na komm, Amy, jetzt übertreib nicht!
Wirf solche "Perlen" doch vor Singularis porcus!
Peregrinus Syntax kennt Eisen, seitenweise, aber kein "Worpswedereisen".

Laß solche Büchlein elend welken!
Lies Lebende, statt der Wendelken!


Schriebest Du, DU seist die Königin hochbegabter Jazz-Chemikerinnen mit Sonne im Skorpion und chwomolg burgenländischen Wurzeln, - das gläube ich Dir! Das unterschriebe ich!
(A: "Hör Dir doch besser etwas von uns an!" - B: "Hm... Kommt einfach nach Hernals, zum Brandstetter ...")

Zum gedachten Faden "Antwort auf uralte Schriebe".

Berthold

#339
Zitat von: Berthold in 2012-02-22, 09:45:56
Diesmal war's, großteils, auf einem Rechnungszettel der "Ideenbäckerei" Dingsbums. Nach dem Frühstück.
Ich memuoß mich auch selber zitieren.

Ins Giftkastl?

Ich leiste Dienste einem bösen Mädchen,
such dreizehn Kräuter für ihr Mösenbädchen.
Sie leistet Widerstand dem bösen Mann,
verhängt dem Alten schärfsten Mösenbann.
Doch ich bin Knappe jener bösen Mutter
und leck, voll Andacht, ihre Mösenbutter.
Zur Zierde ihrer bitter-bösen Musch,
lockt sich, pechschwarz, ein wahrer Mösenbusch.

Ich bleib DEIN Untertan, des Bösen Maid
und leiste, dankbar, DIR den Möseneid!
(...)

Es gibt nicht nur das Giftkastl, sondern auch das Weihrauchfaß (T[h]uribulum).


Ein Versus quassationum thuribuli (in allem Ernst)

Zuzeiten denke ich, ich fände Halt,
wenn ich, ganz ernst und fromm, die Hände falt.
Mitunter glaube ich, ich fände Segen,
wer Seele fegt, darf bis ans Ende fegen.
Bisweilen hoffe ich, ich fände Heil.
Bin ich bestechlich, sind die Hände feil?


Wortklauber

Zitat von: Berthold in 2012-02-23, 12:06:00
Laß solche Büchlein elend welken!
Lies Lebende, statt der Wendelken!


Lies Lebände!

Sicher war es "E. Wendelken", aber ob sie wirklich Erika hieß? Eher schon Elisabeth, denn oft wurde sie in ihrer süddeutschen Heimat einfach das "Liesle" genonnen, weshalb ihre gesammelten Werke ja auch "die Liesle-Bände" heißen. Vielleicht hieß sie aber auch Elke, und schon ihr Nachnahme war nur eine Ver-wend-ung ihres Vornamens. Hier eines ihrer immergrünen Gedichte:

Wenn zu euch ich aus brüchigem Bande sprech
Und die Stümme — denn DAS ist das Spann'de! — brech,
Dann blüht in euch Wendelken —
Wie sollte ich denn welken?

Zwar lag manchem Gönner die Spende brach,
Als zu Lebzeiten noch Liesle Bände sprach,
Doch kann in euch Wend-elken
Gewolkenes  entwelken.

Zu den Worps, die weder Eisen noch Holz sind, wäre sicher auch noch einiges zu sagen.

Berthold

#341
Na gehst, lieber Wortklauber! Sei doch nicht schon wieder der Waldi vom Bertl!

Weiters dachte ich, die Form des "Wobblerick" sei von DIR. Und dann find ich sie von Frau Wendelken (gleich als ersten Google-Beitrag, zwei Artikel vor Herrn Bruce E. Wendelken, wer immer der sei)! Obwohl ich vorher nix nachschou, scheine ich da ein bisserl was erraten zu haben. Mir war die "Lieselke" eher wurscht, ich wewull goynz die Amy Zapf rühmen! IHR lag ich zu Füßen!
Du aber schaffst es, das - statt etwas vom chmolgen Segen vielleicht spiritueller Schüttelverse in Dich aufzusaugen - so darzustellen, als sei die Frau W. Deine Frau Tante gowenz.
Sicher machst Du mir auch noch weis, Du wüßtest seit Jahrzehnten, was ein
T[h]uribulum sei. Ich weiß das seit heute. 

Wortklauber

Erfunden habe ich geschüttelte Limericks nicht – aber die von Frau Wendelken kannte ich noch nicht. Immerhin kommt bei ihr auch einer mit Friedenau vor!
Aber ist Frau Wedelken überhaupt schon tot? Oder hast du ihr nur ein Lebende verpassen?
Was ist denn ein T[h]uribulum?

Berthold

#343
a) Er kenne sie nicht, schreibt aber, als sei´s die Tante gowenz! Wie guschrimp: stark!
Daß Frau W. schon verstorben ist, glaube ich der lieben Amy Zapf. Die, als Skorpionin, weiß so etwas. Hätte ich halt gedacht.   
In diesem Faden, glaub ich, Antwort #71. Dem Internet kann ich nichts entnehmen.
Ich wünsche jedeR, das Aufkeimen des jungen Frühlings zu erleben.

Erganz:
Mit den Skorpionsfrauen (frühere Verlobte; Mykotoxikologin, Pflegerin der Kranken & Siechen und unvergeßbare Gefährtin von Weihnachtsferien; Klarinettistin in unserem früheren Nestroy-Musikensemble - und Pianistin, federleicht und bittersüß - Verzeih's mir, liebe N.! (Schuberts "Winterreise")) verstehe ich mich, am Urbanitag geboren, meist - überraschend - gut. Chwahrschoyln, weil sich bei mir im Skorpion der Saturn, oft bös wie der Zins, breitmacht - noch dazu im siebenten Haus. Das Intensive mag ich halt doch.
Hallo Ku, lieber alter Meister, da macht Dir jemand, wie's bei uns heißt, die Rutsch'n! (So tät halt ich diese Redensart deuten.) Aber der Ku ist kein Skorpion. Da memüssest Du ihn selber fragen!

b) Ein Weihrauchkessel.
Den Wikipedia-Artikel zum "Weihrauch" halte ich für sehr gut:
http://de.wikipedia.org/wiki/Weihrauch
Erst heute habe ich von Boswellia sacra (Burseraceae: Balsambaumgewächse) erfahren.
Zu den Burseraceae gehört etwa auch Beiselia mexicana. Dem Namen nach dedörfe sie in mexikanischen Lokalen Wiens als Topfpflanze vorkommen.
http://de.wikipedia.org/wiki/Balsambaumgewächse
(chwahrschoyln zum selber Eintippen)
http://en.wikipedia.org/wiki/Burseraceae

c) Daß wir vielleicht manche Schüttelversler des Internets 'mit einem Nasenloch' ins Eck blasen, gibt uns nicht das Recht, uns aufzublasen.

Berthold

#344
Unter Eidgenossen

Woher kommt überhaupt der Begriff "Schüttelreim?"
'Tja, da schüttelt fran etwas durcheinander. So Verse, wo, öh ...'
- - -
Das glaubt IHR.
Schon vor dem Ruetlischwur memuossen die Urschweizer - jeder - einen feierlichen Vers sprechen.
Tage vorher war eine Armbrustzielscheibe zerschlagen worden (So kam Wilhelm Tell, nur ein Kleinbauer und Kirchweihschütz', in die Geschichte. So ein Kerl erschoß keinen Hermann Gessler.). Jeder bekam nach dem Vers-Sprechen ein Stück dieser "Ruetli-Scheiben" -> "Rütli-Scheim".
Irgendeiner dieser "Poeten" (War's Stauffacher? War's Fürscht? War's Melchtal?) waltz, bald nach Abflauen der feierlichen Stamm, über den
"Schütli-Reim"; aus Klanggründen "Schüttli-Reim".
Das Weitere ist klar.
So und nicht anders kam's dazu.
http://als.wikipedia.org/wiki/Rütli-Schwur
Ich hoffe, daß da wagnstens die Wahrheit, der ich lange nachgrub und -grulb, drinsteht.

Keine Ohn, warum mir der depperte Comperl solche Adressen kürzt.

Ich glaube zu wissen, wem von den Dreien jener Vers einfiel.
Es war Werner Stauffacher
Ich beziehe mich auf die Schlacht bei Sempach (1386).
Die braven Schweizer besagen die Bösis.

Denn:
Bei Sempach war's: Der Werner Stauffacher
trat hin vor Gesslers Roß - und auf stach er.

Walter Fürs(ch)t, etwa, war viel zu friedvoll:
"Ich wünsch dir, Gessler", sprach der Walter Fürscht,
"daß du entfleuchst - Dukatenfalter würscht!"