Schüttelreim, anyone?

Begonnen von caru, 2005-06-07, 23:41:55

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

Wortklauber

Bald streicht der Wind die Aster läuer,
Im Duft verweh'n die Laster euer,
Und wer beklagt das Los der Eier
Im Frühlingsklang der Osterleier?

Der Troll hat's mit den raren Hosen,
Die Tröllin in den Haaren Rosen,
Trollopa sieht die Horen rasen
Und schießt aus vollen Rohren Hasen.

Man wird die — wie man fände — meisten
Von Früchten der Allmende feisten
Presbyter auf Gemeindefesten
Wie seine schlimmsten Feinde mästen.

Der Küster in der Eiferstunde,
Er halt' die Ohren steifer, un'de
Kantorin nicht im Stau verende —
Weil Jesus sonst nicht auferstände.

Frohe Ostern Euch allen!

katakura

#496
Zitat von: Berthold in 2012-04-07, 10:33:34
Außerdem braucht er nicht 50% eines Textes aus dem Internet abzuschreiben - und dann loben ihn noch viele ("... großes kino") und maßen mut, weiß Gott wer er sein kekünne.

Zitat von: Berthold in 2012-04-06, 15:12:32
Jetzt liegt doch nicht alle bäuchlings da!

... es stünde wohl viel eher unserem mundartauftberagenem amarillo zu, dies hier zu sagen (aber mir liegt's angesichts des grumpy bertl gerade auf der zunge): mer muss auch jönne könne!* ...


* hoffelnt halbwegs richtig geschrieben
Toleranz ist vor allem die Erkenntnis, dass es keinen Sinn hat, sich aufzuregen. (Helmut Qualtinger)

Günter Gans

Jetzt versteh' ich überhaupt nichts mehr. Wer hat was gemacht? Wer ist wem gram? Und warum? Und schlimmer: Hat das Auswürke aufs Gelingen der PerVers XIV? Oder ist das alles hier ein mir zu hoher Riesenspaß? Jedenfalls werden wir dies & jenes Wienens diskut zu ieren haben.
Gehen Sie immer in den Wald zur Paarung? (Loriot)

Berthold

Zitat von: Wortklauber in 2012-04-07, 14:22:07
Ich verstehe nicht, was daran sechssilblerisch ist. Oder kommt er noch?

Dein - Ge - sau - e - schie - den
Dein - Ge - schau - e - sie - den!

Nix weiter war's.

Wortklauber

Na ja, die ersten beiden Silben würde ich eher nicht dazuzählen, da sie nur wiederholen sind und nicht gescholtten.

Hübsch sind Schüttelverse, bei denen alle Silben gescholtten sind. Wie zum Beispiel die berohmenen Verse von der pension georenen Opernsängerin:

Krumme Beine, Mieder leer,
Brumme keine Lieder mehr.


Aber das steht ja hier schon im Faden, wie ich gerade sehe.

http://verben.texttheater.net/forum/index.php/topic,239.msg16354.html#msg16354

Berthold

#500
Zitat von: Wortklauber in 2012-04-12, 18:33:10
Na ja, die ersten beiden Silben würde ich eher nicht dazuzählen, da sie nur wiederholen sind und nicht gescholtten.

Hübsch sind Schüttelverse, bei denen alle Silben gescholtten sind. Wie zum Beispiel die berohmenen Verse von der pension georenen Opernsängerin:

Krumme Beine, Mieder leer,
Brumme keine Lieder mehr.


Aber das steht ja hier schon im Faden, wie ich gerade sehe.

http://verben.texttheater.net/forum/index.php/topic,239.msg16354.html#msg16354

Das sind ja nur zusammengeschobene Paare. Symbol <-> / <->.
Dawider wäre doch "Krumme, Meine - bieder, leer: Brumme keine Lieder mehr!" ein Ausbruch von Modernität. Hör mir, bitte, auf mit jenen, ach so berühmten, Schüttlern aus älteren Zeiten, ja!?

Na mein Gott na, dann dreh ma's halt ein bisserl:

Denn, Bertl, über Dein Gesaue schieden
wir! Nie laß, trübe, Neid-Geschaue sieden!

&: Hast Du schon jemals eine Sängerin etwas brummen hören. Ich nicht. Und ich sitz da immerhin im früheren Hause einer der Größten der Zunft: von
Maria Jeritza
. Schmähohne!
http://de.wikipedia.org/wiki/Maria_Jeritza
Hör Dir was von IHR im Internet an!

Berthold

#501
Eine verspotene und versponnene Osterkarte.

Einer alten Freundin, die ihm eine Osterkarte sandte

Kein Osterhase ist der Osterkater.
Wer Astern ißt, der ist auch Asterkoter.
Selbst als Bezwinger, pust!, des Otterkares,
Diebsrottekares und des - Toterkares,
bleib ich nichts weiter als ein Kotter-Ares.
Ich schreib, als solcherweis Gekoster: Arte!
(Darfst du das schreiben, Bert, 'Gekoster'? - Rate!
Na schön, dann schreibt, bei magrer Kost, er 'Arte'!)
Hab Dank für diese schöne Osterkarte!
Denn nun erst zünde ich die Rostrakete: ->
Hier sind nicht für den Kritikaster Orte
(- Er zählt zu einer eig'nen Katersorte. -),
den, der sich niemals wohl zum Stare rockte
- dem bald, ach DU, der Puls, aufs Rare, stockte ... 
der doch - im Knopfloch eine Aster - rockte
und dem - vor DIR! - die Rockgitarre stockte.
Mach, Bertl, daß dein alter Kater roste
und daß - MIAU! - auf keine Art er koste.

Liebe Grüße vom Osterkater!

Wortklauber

Zitat von: Berthold in 2012-04-13, 13:22:40
&: Hast Du schon jemals eine Sängerin etwas brummen hören. Ich nicht. Und ich sitz da immerhin im früheren Hause einer der Größten der Zunft: von
Maria Jeritza
. Schmähohne!
http://de.wikipedia.org/wiki/Maria_Jeritza
Hör Dir was von IHR im Internet an!

Das klingt wunderschön! Aber die Aufnahmen, die ich im Internet finde, sind vor ihrer Pensionierung gemacht ... Hast du sie gehört, als sie 94 war?

Berthold

#503
Zitat von: Wortklauber in 2012-04-13, 14:14:06
Zitat von: Berthold in 2012-04-13, 13:22:40
&: Hast Du schon jemals eine Sängerin etwas brummen hören. Ich nicht. Und ich sitz da immerhin im früheren Hause einer der Größten der Zunft: von
Maria Jeritza
. Schmähohne!
http://de.wikipedia.org/wiki/Maria_Jeritza
Hör Dir was von IHR im Internet an!

Das klingt wunderschön! Aber die Aufnahmen, die ich im Internet finde, sind vor ihrer Pensionierung gemacht ... Hast du sie gehört, als sie 94 war?

Ich kann jetzt nicht mehr nachschauen, wann die Aufnahmen auf meiner CD gemacht wurden. Werd mich nämlich bald, zum Empfang des Übertreibers, nach "Wien Nord" aufmachen.
Die große Konkurrentin der Jeritza, ebenfalls in Wien engagiert und ebenfalls, wie Maria J., zur Nazizeit in die USA emigriert, war Lotte Lehmann. Von der gibt es sogar noch eine "Winterreise".
-> "Die Krähe": http://www.youtube.com/watch?v=WCt2I8io0Qw
Ich glaube, daß sichander die beiden im Alter recht gut verstanden. Ich glaub, da gibt es auch eine Aufnahme (Interview oder so), in der beide zu Wort kommen.
Jetzt hör ich aber auf, ehe noch der Stollentroll, seiner Charakterrolle entsprechend, das obligate "Zugemülle!" krächzt. In unseren Schüttelversfaden!

Wortklauber

Zitat von: Berthold in 2012-04-13, 13:22:40
Zitat von: Wortklauber in 2012-04-12, 18:33:10
Na ja, die ersten beiden Silben würde ich eher nicht dazuzählen, da sie nur wiederholen sind und nicht gescholtten.

Hübsch sind Schüttelverse, bei denen alle Silben gescholtten sind. Wie zum Beispiel die berohmenen Verse von der pension georenen Opernsängerin:

Krumme Beine, Mieder leer,
Brumme keine Lieder mehr.


Das sind ja nur zusammengeschobene Paare. Symbol <-> / <->.
Dawider wäre doch "Krumme, Meine - bieder, leer: Brumme keine Lieder mehr!" ein Ausbruch von Modernität.
Na ja, die Tatsache, dass man keine zusätzlichen Wörter braucht, um die geschüttelten Silben zu ,,motivieren", sondern dass sich die Schüttelei gleichsam aus sich selber motiviert, finde ich schon beachtlich. Außerdem ist es durchaus überraschend (jedenfalls für einen, der den Vers noch nicht kennt), dass sich die beiden in der ersten Zeile getrennten despektierlichen Bemerkungen durch getrennte Schüttelung in der zweiten Zeile zu einem Satz verbinden. Denn als einzelne Paare ergäben sie in der zweiten Zeile gar keinen Sinn. Und da passt eben auch das ,,brummen" wie die Faust aufs Auge zu der Sängerin mit den krummen Beinen etc. Ich finde jedenfalls schon, dass der Vers gerade durch seine Schlichtheit eine Wirkung entfaltet, der man ersteinmal etwas Adäquates entgegensetzen sollte, ehe man ihn kritisiert. Es sind eben nicht ,,nur" zusammengeschobene Paare, sondern in einer ganz erstaunlichen Weise zusammengeschobene Paare.

Ich habe mir aber noch etwas Gedanken darüber gemacht, was eigentlich ein ,,echter Sechssilber" wäre — vielleicht ein solcher, bei dem drei zweisilbige Wörter geschüttelt werden können, aber wenn man ein beliebiges dieser drei Wörter entfernte, könnte man es nicht mehr schütteln? (Ich meine natürlich im traditionellen Sinne, durch Vertauschung von Anfangskonsonanten.) Ein Beispiel wäre folgendes:

Die Wörter ,,steife", ,,Prager", ,,Flöten" lassen sich paarweise nicht schütteln, wie man leicht sieht. Aber als Sechssilber geht es:

Man sieht dort steife Prager Flöten
auf ihrer Pfeife Schlager tröten.


Nur erzähle mir bitte jetzt nicht, dass eine Flöte keine Pfeife ist und dass man weder auf einer Flöte noch auf einer Pfeife tröten kann.

Berthold

#505
Zitat von: Wortklauber in 2012-04-14, 06:27:24

Die Wörter ,,steife", ,,Prager", ,,Flöten" lassen sich paarweise nicht schütteln, wie man leicht sieht. Aber als Sechssilber geht es:

Man sieht dort steife Prager Flöten
auf ihrer Pfeife Schlager tröten.


Nur erzähle mir bitte jetzt nicht, dass eine Flöte keine Pfeife ist und dass man weder auf einer Flöte noch auf einer Pfeife tröten kann.

Bin ich so ein strenger Oberlehrer? Aber gar nix wider die OberlehrerINNEN, komme ich doch, in Vaters Linie, aus einer alten Lehrerfamilie.
Tröte, auf was Du willst! Meine Klarinette war auch auf mancher Polit- und Öko-Demo (Anti Schwarz-Blau und so) gefnorcht.
Ist eh recht, just zu Deinem Typ wewull & will ich ja auch ein - sehr einfaches - altes (so 25 Jahre*) Beispiel herschreiben, das mir gegenwurgt nicht & nicht einfällt. Das ist vielleicht der schon viel zu oft erwohnene "Anti-Depp-Resi"-Effekt (noch dazu mit der "Schnapsens-Kampfleich", welchselbige bei solchen Psychopharmaka ohnehin streng kontraindeznorr sein soll). Ich werd's halt kräftiglich überschlafen.
Schwebe nach der schönen "PerVers XIV" derzeit auch im "übergnachten Glücke".

Freut mich eh, daß Du Dich nicht mit folgendem Zeugs zufriedengibst - Wart ein paar Minütchen! - :

Kein Boß mit Stirnbinde

Ich möchte nicht, wie viele Banden-
chefs, die schon oft Debile fanden,
als Freund mich der Kabale finden -
die Stirn mir hüll'n in fahle Binden.
Damit Dir das als Fabel diene,
schrieb ich es, formidabel -
                         FINE.


*Als älterer Mann darf ich so was ja wohl schon so lange wissen.

Zu meiner Klarinette fällt mir noch ein "Experimenteller" ein:

Schrill, haftend, wie Kanari-Klette,
pfiff, oftmals, meine Klarinette.

Jetzt werde ich aber heimfahren. Und schreib nicht, daß in der Fabel oben gar keine Thiere vorkommen!

Berthold

#506
Ich wiederhole zwei Zeilen von gestern:

Klarinetten-Bertl*

Schrill, haftend, wie Kanari-Klette,
pfiff, oftmals, meine Klarinette.
Der Töne Silberkette? - Narrli!
Ist Bertl denn der nette Karli? -
Die Tárogatin "Irak-Nettel"
hat um den Hals ein Iran-Kettel.
Ich blies der Reed Band "Raki-Letten"
einst einen "Hölzelaki", netten.


Mit einer 'Tàrogatin' fängt auf Anhieb - vielleicht außer dem lieben caru** - sicher niemand von Euch etwas an. Das ist ein bisserl was zum Dazulernen. Schadet ja nix. Auch zur schnellen Ubklur der Frage, ob Ihr Euch-chwarlk im Internet auskennt. Für die "Raki-Letten" und den gleichfalls nicht zur Gänze dadaistischen "Hölzelaki" braucht es ein bisserl Phantasie.
Ich erhoffe das Beste.

Jetzt noch ein paar Worte zur Theorie - zum Ziehurei***: Gwacht für Schüttelverse dünkt mich manchmal die "anagrammatische Potenz" eines Wortes:
http://de.wikipedia.org/wiki/Anagramm
Ich zitiere: "Im Deutschen wird das Anagramm auch als Letterkehr oder Letterwechsel bezeichnet. Im Volksmund ist es auch als Schüttelwort bekannt."
Hier genügt das wohl bereits.

*Der "Klarinettenmuckl" (etwa: http://www.stammtischmusik.at/noten/klarinettenmuckl.shtml) und der"Klarinettenseppl" sind zwei volksthümliche Kaprizstück'ln (Keine Interneteintrug! Ätsch!) für Klarinettisten und die - oft chwarkl netten - K.innen (bisweilen mit Haaren, schwarz wie Ebenholz). Der Titel greift diese Tradition auf.

**Durch eine Besonderheit, die ich 'Nicht-Wien-Teilnehmern' nicht preisgeben darf, verriet mir der, beim "Wickerl", eine kindlich reine Seele. Ich vermute: Er ist ein Großer.

***Es gilt, die Grundlage (das 'Ur-Ei') hinter einem Vorgang oder einer chmulgen Naturgesetzlichkeit hervorzuziehen. Bisweilen fällt das schwer und kekünne schon zu einem/manchem 'Beinkleidfluch' führen. ("H..[..]ei!")

Berthold

#507
Bertl is longing for a woman interprète

"mm" gewomden
In Gernarnn an Oswald von Wolkenstein

Es steckt die allerklügste Milli chère
doch, heimlich, voller schärfstem Chilli! - Mehr
noch spür ich, einer der gemelli, schier:
DU singst mit Nachtigall-Geschelli mir.
Ohimè, caboche, bist mir von bats & sawmills riche!
Chère boulangère, back Bertl, trotz des Quadrills, miche!
- - - - - -
Ich frag bescheiden, laß kein Sudern rollen,
ob wir nicht doch zusammen rudern sollen?


Ich halte mir immerhin zugute, daß ich im Gymnasion den humanistisch-humoristischen Zweig (beim lieben "Kopperl") besuoch.
An alle, die nur "Bahnhof" verstehen: Kommt halt auch einmal zu einer PerVers!
Welcher andere Schüttel-Versau-Tor (Ich bin ein alter "Beinkleid"-Zerstörer. Kähähä!) sesülle so etwas zusammenbringen?

Berthold

He, Leute!
Wißt Ihr, was auf dem Secessionsgebäude in Wien steht?
"Der Zeit ihre Kunst, der Kunst ihre Freiheit" (von Ludwig Hevesi).
Na schön, ich will gleich einräumen, daß dem Gefühl nach eher das Eigene Kunst ist, das Gewerke der anderen hingegen allzu oft leichthin zum "Schmarr'n" gazahlen wird.
Für Euer, potenzielles, Gemaule, Euer "Giftschrank!"-Geschrei(bsel), strang ich mich für die folgenden - nachtlur erotischen - Schüttelverse denn doch zu sehr an. Noch dazu sind sie ein bisserl altfränkisch.

Ritt mit einer Ritterin
(Glutvolle Schüttelverse)

In Franken war's: In einem Eckstein-Ern
erglomm die Lieb, in jedem Eck ein Stern.

Es schmolz das Ritterfräulein Reckenstein:
"Mein Troubadour, stoß mir den Stecken rein!
In weißem Leib Dein Stab im Reinen steck,
dieweil ich meinen Steiß auf Steinen reck.
Auch spür ich, daß Du Frau'n, beim Ritt, gern einen reckst
- und daß bei Mägden Du nicht nur im Reinen eckst.
Du weißt, daß ich 's Gemächt von solchen Stieren neck,
daß Ihn mir einer tief, bis zu den Nieren, steck!"

Ich blas und sing für DICH an allen Ecken, reinst;
und glühend sei mein Vers! - Wie unter Recken, einst.
Selbst wenn DU beißt mein Horn, bleibt, was DU neckest, rein.
Kein andre heißt mein BORN, - da DU mich reckest - NEIN!
 


 

Kilian

Zitat von: Berthold in 2012-04-19, 10:18:10Na schön, ich will gleich einräumen, daß dem Gefühl nach eher das Eigene Kunst ist, das Gewerke der anderen hingegen allzu oft leichthin zum "Schmarr'n" gazahlen wird.

Ich nönne deine Schüttelgedichte nicht gerade Schmarr'n, aber findet da noch ein kulnster Entwalck statt? Mir kommt es so vor, als rittest du nur stets auf demselben Prinzip herum, und mag es auch recht raffinoren sein. Also so wie wir auf den Beinkleidern. Nur dass wir die nicht als Kunst sehen, sondern als vergnulgen Zeitvertreib.