Schüttelreim, anyone?

Begonnen von caru, 2005-06-07, 23:41:55

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Berthold

#585
Also, lieber Wortklauber, 'Sieben auf einen Streich' hätte ich da, aber mit "Pflauen(-)Udern" fange ich nix Ernsthaftes an. Der Tiroler Ort heißt, leider, Uderns. Dort wären, schreiben wir, die "Ringer des kampflauen Uderns" her.
Vielleicht kekünne eine Schüttelversinitiative die Bürgermeisterin veranlassen, den Flecken in "Udern" umzubenennen. Nur fürchte ich, daß das just wegen des unscheinbaren, irgendwie arglosen Verbs "pudern*" nicht ginge.

Auenpfludern (mit einem Abschwiff zu Peter Rühmkorf)

Ich saß einst in der Au mit stolzen 'Auenpfludern';
auch Männern, deren Hosen sich, auf "Auen!", pludern.
Was sprach der Philosoph, Professor Pauen? - : "Fludern".
Im Zoo sah ich schon tote alte Pfauen ludern.
Getreidemaße Sachsens? - Nun, die Plauenfudern.
Ich bin ein Freund des Kuschelsexs, vom 'flauen P.'
Hier pieße es wohl auch, spräch fran vom 'lauen Pfudern'.


*Auch ich kenne eine Variante des folgenden Volksschulverses (und Ihr wahrscheinlich ebenfalls), glaube aber, hier nur Peter Rühmkorfs (1929-2008) tolles Buch
"Über das Volksvermögen: Exkurse in den literarischen Untergrund (1967)" zitieren zu müssen. Gurbens eine Chevy-Chase-Strophe:

Es war in einer Regennacht
am Ende der Prärie.
Die Girls waren splitternackt,
die Cowboys pudern sie.

http://de.wikipedia.org/wiki/Peter_Rühmkorf

Als Bub sah ich die Herren mit großen Puderdosen vor mir, artig Puder auf nasse Damenpopscherln streuend.


Berthold

#586
Weil ich kollegial bin, bewerbe ich die "Galanacht des Schüttelreims" zu Wien - am
25. 5. (und nochmals am 26. 5.):
http://www.puls4.com/Die-Galanacht-des-Schuettelreims/Theater-am-Alsergrund/community_/events/termin/3943250
Wenn also jemand von Euch in Wien ist - und justament nicht mit mir Geburtstag feiern möchte, den 56er ...

Mich verstandog ja heute der liebe Knuddel davon, dem ich alsó antwurtt (schwach gearnden):

'Mein theuerster Knuddel!

Vielen Dank! Aber ich fürchte, daß diese Burschen ausgesprochene Amatöre* sind.
So eine lindenblattgrüne "Der Käpt'n rief da: Scheiße! Wale! / Was hilft uns jetzt die weiße Schale? / Ich zupf mir oft die weiße Lasche, / wenn ich mich - Bürscherl, gleiße! - wasche." - Partie. Was sich unsereins halt so aus den Fingern beutelt ...
Unser Forum hingegen liest - zumindest nehme ich das an - sogar Seine Eminenz, der Kardinal (v.) Schönborn. Warum ich das annehme? Weil's ihm sein Bruder sicher "g'stäss'n" hat.

Liebe Grüße!
Der Berthold'

Bildet Euch halt selber ein Urteil!

*Wie "Die drei Tenöre" - : "Die drei Amatöre". 





Berthold

#587
Wie's ausschaut, wird mir einer der lieben Schüttelvers-Autoren echt Karten reservieren.
Ich bin daher verpflochten, des Lobes von vornherein voll zu sein.
Werde mir also - nun die letzten Frechheiten - die rosarote Brille aufsetzen, das Elfenbein-Hörgerät (Der liebe Homer weiß, wie ich's meine: Nur, damit er mich für keinen Homer-Banausen hält.) einführen - und im "Theater am Alsergrund" zugegen sein.
In der Parallelgasse war ja eines meiner Sommer-Studentenheime. Das war dort, wo damals der große Käferforscher Hofrat Dr. Manfred Jäch die Bettwanze (Cimex lectularius) nachgewiesen hat.
Aber jenes kleine Theater wird ja wohl wanzenfrei sein. 

Berthold

#588
Heinrich Christian Wilhelm Busch

Max und Moritz

Eine Bubengeschichte in sieben Streichen
Durchgeschlotten vom Berthold

Max- & Moritzime

Wer, im Flecken Wiedensahl,
bringt mein Herz zum Sieden? Wahl
fällt auf Max und Moritz. Wann
zündet Wilhelm Wortwitz? Ran!
Wider noch so weise Lehren
hieß es, sich - nicht leise - wehren,
wider frommer Schächter Lallen
ließen sie Gelächter schallen. -
Weckten die mit bösen Taten,
die sonst nur ums Dösen baten. -
Nächtens bis um viere poltern,
Menschen quälen, Tiere foltern - -
Wollt Ihr's wissen? Erst erlaub ich
Gröbstes ihnen, wenn's erbaulich,
laß sie weidlich stöhnen: Schule!
Pfaffe auf dem schönen Stuhle!

- Aber ach, ich sende Wehe!
Wenn ich auf die Wende sehe!! -
Max und Moritz, böses Ding, o!
Ende des Gedöses. - Bingo.
- Pinsel her. Zum Feinen neige
ich. Die mich verneinen: Feige!




Berthold

#589
Meine Lieben!

Da saß ich neulich wiederum im "Café Zum Wollschweber" an der Theke (Budel) und dachte: Wenn schon dein G.tag ist, Bertl, darfst du auch eine winzige Lesung machen, verbunden mit einem klitzekleinen Test.
Trug also die doch sehr ordinären Verse meiner Antwort #337 dieses Fadens vor - bzw. gab sie zum Lesen. Frau Natalie, die Kellnerin an der Theke, strahlte und ging gleich in die Küche, um die Leut, vor allem aber den Herrn Gabor, den ungarischen Koch, zu informieren. Der auch alsogleich, neubegierig, herauskam.
Herr M., mein Sitznachbar, von dem es mir noch nie gelungen war, auch nur den Namen zu erfragen, lachte schallend und schrieb mir seine e-Mail-Adresse auf. Ich müsse ihm die Sachen unbedingt schicken! (Hab ich auch schon gemacht.)
Dann verglich ich diese Reaktionen mit dem Gemurr, das mir hier im Forum bisweilen entgegenschlug. Jenen "Ab ins Giftkastl!"-Rufen. Kinder könnten's lesen und verdorben werden - und solcherlei. Primitiver Mist ...
Dazu hatte nun mein Arbeitskollege, der Thomas, eine brauchbare Hypothese. Mien, daß derlei Kärge, Strenge und Humorarmut mit der protestantischen Erziehungstradutz im nördlichen Deutschland zusammenhängen kekünnen.* Bei den Katholiken habe sich da eher so ein Hintenherum-Lachen und einander Zublinzeln entwickeln können. Und ich denke, daß die Juden da noch weit geistvoller, lustiger und verschmitzter sind.
Das kekünne doch sein. Selá!
Da ich Nachkomme einer uralten Lehrersfamilie bin, fiahl ich den pädagogischen Auftrag, einigen unter Euch das mitzuteilen.

*Solcherlei hat ja auch unser Ehrenmitglied, der große Wilhelm Busch, aufs Korn genommen.

Hat zwar nun unmittelbar nichts mit Thomasens These zu tun, es paßt aber doch her, was Meister Pogner in Wagners "Die Meistersinger von Nürnberg" singt:

"In deutschen Landen viel gereist,
hat oft es mich verdrossen,
daß man den Bürger wenig preist,
ihn karg nennt und verschlossen.
An Höfen, wie an niedrer Statt,
des bittren Tadels ward ich satt,
daß nur auf Schacher und Geld
sein Merk der Bürger stellt.
Daß wir im weiten deutschen Reich
die Kunst einzig noch pflegen,
dran dünkt ihnen wenig gelegen."

Die Mösen-Schüttelverse sind irgendwie auch eine erwachsene, schwerere Abart der Leberverse:
http://www.omnipoesie.de/leberverse.htm

Ein Mittelding - ohne Schüttelei:

Die Leber ist ein Großorgan,
nicht zart wie eine Möse.
Hängst Du den lieben K... dort dran,
dann wird er bitterböse.

Berthold

#590
Eine kleine tiefenpsychologische Hypothese, warum der "hundsf.ckuadinäare" Schüttelvers guschrimp und kritisoren wird.
Der Schüttelreim schafft eine bannende, verstrickende, verflechtende, verdichtende, aufrüttelnde und überraschende Verbindung zwischen Wörtern; stärker als jeder normale "James-Bond"-Reim. Etwas wie Sprachzauber; ein Zauberspruch.
Mit dem Lachen, gerade mit dem lauten Lachen (oder Schimpfen) versucht eins, sich jenem starken Sprachbann zu entziehen. Auch das Obszöne kann die Aufgabe haben, den Zauber, die Gefahr zu zerstören. Das ist wie bei einer Moorleiche, die die Rechte noch, mit dem Feigensymbol, von sich streckt. (Solcherlei kommt auch in einer Szene von Dantes "Inferno" vor.)
Obszöner Vers (Schüttelvers) wie auch Reaktion darauf: beides ist wohl Ankämpfen gegen ein tief sitzendes Unbehagen.

Ich bin nun bei meinem Projekt "Max und Moritz in Schüttelversen" ans Ende der "Ersten bösen Tat" gelangt. Ich dächte, daß ich damit sogar einen Verlag finden könnte. Keinesfalls, um mich selbst zu loben, will ich herschreiben, daß mir Folgendes sinistrer und sinnlicher als das Original erscheint. Meine Hypothese ist ja, daß Verse wie Blumen, etwa Knabenkräuter, irgendwo blühen - und daß jeder, der sich drum kümmert, sie wahrnehmen kann. Jedenfalls hab ich da die Hühner richtiggehend im Ohr.
Ich hatte die Freude, als kleiner Bub das Hühnervolk meiner Großeltern (meistens auch mit Hahn) genauer kennenzulernen. Hab ihnen auch Namen gogemp, deren zwei hier verraten seien: Opa Klara und Duxiade

'Weizen, Mais; kein Esser mehr.
Fast als schüf' ihr Messer Ehr',
Schneidet sie – Schnipp! ... - ab die Taue,
Denkt noch ans Tip-Tap, die Aue;
Hört sie mit dem schrillen Garren,
Noch nach Würmern, Grillen scharren ...
Weil ich ,,Kein Getöse!" bat,
Pst! – Die zweite böse Tat:'

Berthold

#591
An den lieben Jürgen R., Beiselier im "U.S.W.", Wien, Josefstadt.
Die liebe Kerstin ist seine charmante Schwester.

Lokale - Pokale - Opale

Was, nun führst Du länger beide Lokale?
Du verdienst bei Deinem Leide Pokale.
Kriegtest Du mit Deinem Liede Pokale,
stünden bald in jeder Diele Pokale.
Trüg dann Kerstin auf dem Kleide Opale?


Das "U.S.W." ist ein Schwester[n]lokal im Geiste des "Pentagon" in Opladen:
http://www.uswbeisl.com/

Wull Gähr

Ekel-Opa-Leid

Ich hoffe, dem Berthold sein Po lade Keile,
Weshalb ich auf ihn mit Scho-kólade peile
Ich weiß ja, er schwört auf der Klo-Alpe Eide
Dass er sich mit nichts auf der - o! - Alpe kleide
Ganz gleich ist ihm, wer auf der Ko-Alpe leide.

Hurler

*vor lachen wegschmeiß*

Berthold

#594
Ich vermot gestern: Mit dem verbliebenen Material geht nix G'scheites mehr.
Dann hieb ich hier ab.

Aber:
Wull Gähr, der abgewetzte Lord,
behalte gern das letzte Wort. -
Was ist das, was er klotzte, wert? - ,
wenn einer die Umflorte wetzt
und sie mit manchem Worte letzt.

Und wenn eins dabei vor Lachen allerhand wegschmeißt, CDU-Parteibüchl, strenge, protestantische Erziehung, Vorurteile und was sonst noch - dann ist ja ein Sprüchl schon was wert.

Wortklauber

Zitat von: Berthold in 2012-05-31, 12:52:26
Ich vermot gestern: Mit dem verbliebenen Material geht nix G'scheites mehr.

Da hätte ich von DIR aber mehr erwurten! Natürlich geht da noch was:

EPO-Kalle: Die
Elke dope Ali!
Pieke da, Olle!
Lad' Oelkiepe!
Pole da, Keile!
Die Pelle! A! K.O.!
Ade, peile Klo!
O, die Kapelle!
Keep a lie old,
Like Ed. Al. Poe.
Keep idea *lol*.

Berthold

#596
Zitat von: Wortklauber in 2012-06-01, 11:28:54
Zitat von: Berthold in 2012-05-31, 12:52:26
Ich vermot gestern: Mit dem verbliebenen Material geht nix G'scheites mehr.

Da hätte ich von DIR aber mehr erwurten! Natürlich geht da noch was:

EPO-Kalle: Die
(...)
Keep idea *lol*.

Rylik? - 'Werch ein Illtum'!*

Was schickst Du ins Luginslandel,
Lyrik - (?) - wie vom Wal ein Trandel,
während ich die Zeit versandel - ?
Faulheit: bist mein Lebenswandel?
Bin kein Held wie Hofers Andel.
Coromandel, Conterbandel,
Ablaß-, Austern-, Bernsteinhandel,
da ist mir, am Seidenbandel,
zu viel Mandel und Gebrandel.
'Apoll', 'Pollak', welcher Wandel!
Vom Machandel zum Wachandel.
Peregrinus, was ist Quandel?
Kleinem Bertl, voll am Sandel,
schnittst die erste, zweite Mandel,
Doktor! - Ich im Sonntagsgwandel.
Blieb bei Damen oft Siemandel;
in der Hose Zuckerkandel,
b'schmacht ich Claudien, aus dem Landel,
nächtlich zu Melitten wandel;
Bärbel: ein Juwelenhandel.
Mariandel: Nie Getandel!
Ruth, Martina - welch ein Wandel!
Warum denk ich: Sklavenhandel?
Und die Karin, bloß Gebandel?
Zu Sabinen auf ein Randel?
Mit Gerlinden - Tugendwandel.
Jetzt 'mm.' - Mein Unverstandel!
Emsi: Staats-, Zitronenhandel?
Wer zupft mich am Penisglandel?
Lyrik ist's nicht, - wär's
Ernst Jandl?

*Zweiteres ist ein Zitat aus einem der - nun eine kleine Prüfauchkotz - oft stark überschontzen Gedichte Ernst Jandls.
Von provinziellem Ösi-Klumpert hab ich da chfroyl NIE, ach NIE atwes gisunck edor guschrimp!
Chwomulg war er ja eh ein alter Meister ... Die liebe, hochverohrne Friederike M. will ich nicht über E.-J.-Reizapftz ausfratscheln.

Berthold

#597
Zitat von: Wortklauber in 2012-01-19, 18:07:09
Ein wunderbares Lied! Vielen Dank für den Link!
Und im übrigen: Besser eine Morgenlatte hochgehängt und vor-getragen als nach-tralg oder nach-getragen einen Phallus, mag dieser sich in der Hand auch wie eine hohle Röhre stark elastischen schwarzen Kautschuks anfühlen.

Da darf ich wieder einmal eine Wienerliedaufnahme hereinstellen, wo dieses halt dem Blues die Hand gibt. Das "Kurt Girk Trio":
http://www.youtube.com/watch?v=7sd2HmYMu0g
Mit der Agnes Palmisano kann ich sowieso nix verhauen:
http://www.youtube.com/watch?v=nJ9ImRjTWuQ&feature=related
Zum Schluß noch die - inzwischen leider verstorbene - Altmeisterin des Dudlers, Trude Mally:
http://www.youtube.com/watch?v=s6NS4wMWYUM
http://www.youtube.com/watch?v=s6NS4wMWYUM&feature=relmfu

Berthold

#598
Der liebe Ku hat da wohl ein paar ganz üble Planeten wider mich übersehen - oder wewull mich - Der Bertl ist doch, nun ja, psychisch labil. - schonen.
Prompt gibt's auch schon "Max und Moritz in Schüttelreimen". Sogar von einem 'Ösidösi':
http://www.amazon.de/Max-Moritz-Schüttelreimen-Harald-Weinkum/dp/385167247X
Diesem Buch kann ich nur sehr kritisch gegenüberstehen, sind einem doch die eigenen, u. U. struppigen Äffchen tausendmal lieber als die gepflegten, 'aufg'mascherlten' Kinder von anderen.

Aber ich halte - nicht nur - den Versuch ,,Wozu muß man zerschneiden Säcke /
Zerstör´n die Frucht der Seidenschnecke?" für komplett in die Hose gegangen. Erstens ist der Rhythmus falsch, zweitens ist ein Satzbau wie "Wozu muß man schreiben Gedichte" ein Quark, drittens (das ist der schlimmste Fehler) ist's die Seidenraupe (Bombyx mori), keine Seidenschnecke(?!) und viertens sind Getreidesäcke, z.B., aus Jute, aber niemals aus Seide!

,,Schnupdiwup, sie hoben ihr / Hühnchen schon nach oben hier."
Ja, wenn das so leicht wäre!

Mit meinem eigenen Projekt bin ich nun über die Hälfte von "Zweite böse Tat" hinausgekommen. Ich werde Herrn Weinkums Wöaschn nicht lesen. Weiß auch nicht, was ein "Kum" denn sei.
Auch "Der Struwwelpeter" gibt's von ihm in Schüttelreimen. Vielleicht amüsiert Ihr Euch daran ...

Feuerteufel

Mir kam heute das bekannte Feuerwehrmotto "Retten, löschen, schützen, bergen" unter, was sich meiner Ansicht nach prima für Schüttelreime eignen könnte. Mir geht das notwendige Können fürs Reimen aber völlig ab. Daher gebe ich meine Einfälle einfach mal in die Runde. Vielleicht kann bzw. möchte ja jemand Berufeneres etwas daraus machen?

Ich biete als Einstig sowohl knusprige Balten (die "röschen Letten") als auch küssende Büttel ("schergen", die "bützen" - jeckn wissn, wat jemeint is, nä?!) an.

In freudiger Erwartung, dass aus dieser lumpigen Idee vielleicht ein kleines sprachliches Kunstwerk für Feuerwehrfreunde wird,

der Feuerteufel