Schüttelreim, anyone?

Begonnen von caru, 2005-06-07, 23:41:55

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Metzger

In München, bei der Supersause,
Da schlacht' man eine Sau per Suse!

F.D.P. Punktlos

Wahldesaster

Aus, vorbei! Schluss! Waas des, Alder,
Nach gelachten Astes Wahl da?
Eins verkörpert all des, was da
Uns geschah: Die Waldesaster!

Kilian


Hauptmann

Klar können die Kadetten, was
Sie können sollen, wetten, dass?

Berthold

#679
Zitat von: Wortklauber in 2012-01-19, 18:07:09
Ein wunderbares Lied! Vielen Dank für den Link!
Und im übrigen: Besser eine Morgenlatte hochgehängt und vor-getragen als nach-tralg oder nach-getragen einen Phallus, mag dieser sich in der Hand auch wie eine hohle Röhre stark elastischen schwarzen Kautschuks anfühlen.

Da dies hier ein bisserl mein Themenkreis ist, darf ich dem Wortklauber und anderen eventuelligen Liebhabern ein schönes "Weanaliad" hineinhängen: "Wean, Du bist a Taschenfeitl" - von André Heller, welchselbiger es hier, zusammen mit Helmut "The Legend" Qualtinger*, singt.
Ein "Taschenfeitl" ist ein Taschenmesser. Nichts zum Messen von Taschen, sondern eben ein Taschenfeitl.
Siehe v. a. http://www.youtube.com/watch?v=OcJ19Hd4kpg . Hier sesüllet Ihr es kriegen!
Mit Schottischem Hochlandrind.

Ich süge: A(n) Waon(d)sin(n)!

*International bekannt - etwa in "Der Name der Rose": https://www.google.at/search?q=Der+Name+der+Rose+Qualtinger&client=opera&hs=gqv&tbm=isch&tbo=u&source=univ&sa=X&ei=BchYU4XNEejmywOW7YGQDQ&ved=0CEQQsAQ&biw=1024&bih=660


Wortklauber

Zur Schippe fiele mir ein:

Fischdieb gefasst und zu Zwangsarbeit verurteilt

Der Schuft, den ihr im Schuppen grifft,
Ist einer, der in Gruppen schifft:
Bestiege die gegruppten Schiffe,
Von wo er nach Geschuppten griffe;
Doch muss er nun mit Grippe schuften
Und schaufeln mit der Schippe Gruften.

Berthold

Du schriebst da um e e e e zu viel, merke ich als strenger Daskalos an.
Möchte aber nun nicht an fremden Versen umherpfuschen - welch Gepfusche mir hier nicht leicht fiele. 

Wortklauber

Deine dichterische Freiheit hast du wohl vergessen, oh Der- Die- Daskalos! Ich habe mir meine michterische durchaus bewusst genommen. Ausserdem sind nicht in den Zeilen drei bis sechs die e e e e zu viel, sondern in der Zeilen eins und zwei die e e zu wenig. Was nur ein halb so großer Fehler ist.

Berthold

#683
Kennt Ihr einen der Pioniere deutschspr*achiger Schüttelversistik:
keinen Geringeren als Heinrich Heine:
Romanzero, Kapitel 26 - Waldeinsamkeit
(...)
(Über "Wichtelmännchen")
Sie tragen Rotmäntelchen, lang und bauschig,
Die Miene ist ehrlich, doch bang und lauschig;
(...)

In Österreich empfindet eins wohl die Wöaschn von Oskar Werner als schwerlich überbietbar:
https://www.youtube.com/watch?v=v4UU9E7OOx4
Mag aber sein, daß für norddeutsche Ohren da ein Hauch zu viel Ösitum drübergeblasen ist - ?
Karl Krausens Artikel "Heine und die Folgen" (1910) halte ich für einen Irrtum des großen Satirikers:
https://www.uni-due.de/lyriktheorie/texte/1910_kraus.html
Fran lese dazu Anton Kuhs bekannteste Stegreifrede, "Der Affe Zarathustras", eine am 25. Oktober 1925 im Wiener Konzerthaus gehaltene Polemik gegen Karl Kraus. Eine ungeheuer origischeite Rede!
https://archive.org/details/DerAffeZarathustras

*-tschspr-: Tolle Konsonantenfolge, was? Testet einmal mit "Schwarzspecht" oder "Rindsschnitzel" eineN Inglisch-MuttersprachlerIN.

Berthold

#684
II) Zu Heinrich Heines "Waldeinsamkeit":

(...)
Tällerten, trillerten welsche Romanzen,
Zum Beispiel das Lied von den drei Pomeranzen,
(...)

Das sind wohl auch ein - etwas freie - Schüttelverse.
Wird ja wohl SO gelesen (wobei das erste "e" in die Pomeranzen vielleicht durch einen verständnislosen, überkorrekten Lektor oder Drucker gelangen sein kekünne):

(...)
Tällerten, trillerten welsche Romanzen,
Zum Beispiel das Lied von den drei Pom'ranzen,
(...)

Addentscherl:
In der Biedermeierzeit war oft das Wirken der Zensur merkbar.
In der "Printwöaschn" eines Nestroycouplets (Schnoferl in "Das Mädl aus der Vorstadt" - 1841) etwa steht das Fade (so chahln):
"Bei der Lieb gingert's prächtig bei mir, 's wär schon recht.
Allein mit der Gegenlieb steht's allweil schlecht."

Das hieß doch sicher, männlich protzerisch:
"Bei der Lieb stündert's prächti bei mir, (...)" - vielleicht sogar mit einer "hosenlatzlerisch"-hanswurstigen Deutegeste. Und: Bescheidene Staatsdichter und -diener klupfen sich nicht, stolz, gen Pimmel und Hodensack.
Lesen kannma das nirgends sonst: oun Risöatsch.


Wortklauber

Zitat von: Berthold in 2014-12-11, 09:20:58
II) Zu Heinrich Heines "Waldeinsamkeit":

(...)
Tällerten, trillerten welsche Romanzen,
Zum Beispiel das Lied von den drei Pomeranzen,
(...)

Das sind wohl auch ein - etwas freie - Schüttelverse.
Wird ja wohl SO gelesen (wobei das erste "e" in die Pomeranzen vielleicht durch einen verständnislosen, überkorrekten Lektor oder Drucker gelangen sein kekünne):

(...)
Tällerten, trillerten welsche Romanzen,
Zum Beispiel das Lied von den drei Pom'ranzen,
(...)
Das bezwielfe ich aber sehr. Ist doch das ganze in Daktylen geschrieben... und für die ist das e ganz notwendig.

Berthold

#686
Zitat von: Wortklauber in 2014-12-11, 15:53:41
Das bezwielfe ich aber sehr. Ist doch das ganze in Daktylen geschrieben... und für die ist das e ganz notwendig.

"Das ganze in Daktylen"-? - Du meinst wohl die erste Zeile dieser Strophe. Dann mein ich aber, daß es auch so gehen kann: Zum Bei spiel-das Lied von-den drei Po-m Ran-zen. Halt ein silbisches m oder, meinethalben, mə. Das wird eher anapästisch sein. Das e wird sozusagen vom m weggesogen. 
POH-MEH-RAN-ZÄN heißt's ja echt nicht.
Jetzt fängst Du schon wieder an, mir da irgendeine merkwürdige (und eben NICHT merkwürdige) Theorie - ein Theoraunzel, ein Hypothesatsch, ein Präsumtionätz - hineindrücken zu wollen. Willst Du mir etwa auch ein G'schichtitschätzerl über Zuckmücken (Chironomidae) erzählen? Von mir wirst Du jedenfalls nie etwas Originelles über, schreiben wir, Shamisen-Musik lesen.
https://www.youtube.com/watch?v=qWJrMA3zJ5o
https://www.youtube.com/watch?v=w5rs7pfZuPs

Laß mich zusammenfassen: Heines "Waldeinsamkeit"-Verse sind z.T. (aber nicht durchwegs ->) recht freie, - jedenfalls 4-hebige John-Knittel-Verse, gewissermaßen Via-mala-Verse. Und was schon, z.B., Wolfram Iwein von Straßouwe verwandt hat, kann gar nicht schlecht sein.
Und Du weißt:
Ist zwîvel herzen nâchgebûr,
daz muoz der sêle werden sûr.
(...)
(W. v. E. - Parzival, Buch 1)   

Wortklauber

OK, nach Inspektion des Heineschen Gesamtwerks muss ich gestehen: Du hast recht.

Berthold

#688
So wie ja auch Du irgendwie recht hast. Denn ein P und ein e wegzudiskutieren, ist bei Schüttelreimen ein bisserl viel.
Du kennst ihn ja sowieso und weißt auch, daß der Titel von meinem Liebling, Franz Schubert, stammt - an/vor dessen Geburtshaus ich mich stets verneige und - so ich eine aufhabe - meine Kopfbedeckung ziehe. (Einmal hatte ich die Ehre, dort drin eine eigene Geschichte vorzulessen, deren Held eben jener S. ist.)
https://www.google.at/maps/uv?hl=de&pb=!1s0x476d07c95b6003db:0x5c923a30e67ffd4f!2m5!2m2!1i80!2i80!3m1!2i100!3m1!7e1!4shttp://www.panoramio.com/photo/74254328!5sSchuberts+Geburtshaus+-+Google-Suche&sa=X&ei=0LGOVJ6gJIfYPL3WgdgN&ved=0CHoQoiowCw
"Der Doppelgänger" (für Menschen, die's int'ressiert) aus dem "Buch der Lieder". Possibly the slowest of all English Waltzes; dark, enigmatical.
https://www.youtube.com/watch?v=h4Ewgeukw6o
(Dietrich Fischer-Dieskau; Gerald Moore; besonders langsam und unheimlich)
Oder, mit noch mehr Stimme, aber von einer alten Platte (Alexander Kipnis):
https://www.youtube.com/watch?v=xhBWKeJZ_1g
Nun kann ich aber Hans Hotter-n nicht übergehen (Klavier: ebenfalls Gerald Moore):
https://www.youtube.com/watch?v=5DMSgst1VTo

Berthold

#689
Ganz was Einfaches - froychl mit astrologischem Hintergrund:
(gewomden: dem lieben Ku. Wem auch sonst?)

Wer tief im Winter nie die Mütze schont? -
Es sind die Menschen mit dem Schütze-Mond.

Da ginge wohl noch mehr, lieber Wortklauber, was?
Etwa:
Die ihren Liebsten mit den Worten "Mein Bock!" schont?
Es ist die stolze Lady mit dem Steinbock-Mond.

Das war, als Schüttelreim, Quatsch, was Euch unten der Wortklauber zeigen wird. Ein "Scheinbock" ist irgend so ein Carl Sigmund Geier'scher Verschreiber. Vielleicht war 9h 40 noch allzu früh - ?

Wer's seiner Deern mit "kesse Möwe" lohnt?
Es ist der Hamburger mit Löwe-Mond.

Wer, recht bezopft, mit seiner Mage wohnt?
Es ist der Antiquar mit Waage-Mond.

Oder, wilder:
Wer fühlt, zur See, mit mancher Sunkfrau Wonne?
Niemals der Käpt'n mit der Jungfrausonne.

(Oder, sehr frei:)
Wer streift durch Afrika, ganz ohne "Massa-Wahn"?
Es ist der Zoolog' mit Mond im Wassermann.

Mit Sonne:
Wer fühlt bei schön erzählter Sage Wonne?
Ein Germanist mit starker Waage-Sonne.

Schärfer (mit Mars):
Sie schrie: "Ach! - Hmm! - Der Stab des Stars im-mir!" -
Er war ein Mime mit dem Mars im Stier.   

Zu "Astrologe" gebe ich zu bedenken:
Zu "Strolch":
'Dem Etymologen A.J. Storfer ["unserem" Storfer, lieber Karsten Fleischer!] zufolge, leitet es sich vom lateinischen ,,astrologus", also ,,Sternenkundiger" ab. Die These lautet, dass schwäbische und schweizerische Söldner das Wort im 15./16. Jhdt. in den deutschen Sprachraum mitgebracht hätten: In der Lombardei bedeutet ,,strolago" nicht nur ,,Astrologe", sondern auch ,,Herumtreiber".'
->  http://trift.org/diary/deutsche-sprache-schwere-sprache-4-der-sittenstrolch