Genetiv

Begonnen von Imke, 2005-06-15, 13:20:21

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Imke

Ich will ja kein Korinthenkacker sein, aber heißt es nicht "des Regens wegen"? Ich weiß, so spricht kein Mensch mehr, es versteht auch keiner mehr,
für mich hört es sich aber trotzdem noch gut an!

Imke


gehabt gehabt

Genau so heisst es: des Regens wegen wird das Fest verschoben, oder auch
Wegen des Regens wird das Fest verschoben.

Ku

Bitte: Genetiv?
Genitiv?

VerbOrg

Vielleicht "Genetiv" des genetischen Problems der Verdrängung durch den Dativ wegen?
Schließlich wird so was doch von den Eltern auf die Kinder verorben, noch bevor diese "Mama" und "Papa" sagen können.

Kilian

#4
Stimmt, wegen gibt's auch als Postposition, also ist des Regens wegen genauso richtig wie wegen des Regens.

Und neben Genitiv kann man im Deutschen auch Genetiv schreiben... keine Ahnung warum... ist wohl leichter auszusprechen.

VerbOrg

Dabei ist es so, dass bei unbekleideten Nomen fast immer dem Dativ der Vorzug gegeben wird (da hört sich der Genitiv recht gestolzen an), während bei bekleideten Nomen die Verwendung des Genitivs (zumindest in meinen Ohren) besser klingt.

Also:
wegen _ Stromausfall (Dativ) aber
wegen des Stromausfalls (Genitiv)

(Wegen dem Stromausfall hört sich irgendwie falsch an.)


Ähnlich verhält es sich ja auch bei dank und trotz, wobei man hier immer stärker dazu tendiert, auch bei bekleideten Nomen dem Dativ den Vorzug zu geben.

Ly

Zitat von: VerbOrg in 2005-06-20, 06:10:00
Dabei ist es so, dass bei unbekleideten Nomen fast immer dem Dativ der Vorzug gegeben wird (da hört sich der Genitiv recht gestolzen an), während bei bekleideten Nomen die Verwendung des Genitivs (zumindest in meinen Ohren) besser klingt.

Also:
wegen _ Stromausfall (Dativ) aber
wegen des Stromausfalls (Genitiv)

(Wegen dem Stromausfall hört sich irgendwie falsch an.)


Ähnlich verhält es sich ja auch bei dank und trotz, wobei man hier immer stärker dazu tendiert, auch bei bekleideten Nomen dem Dativ den Vorzug zu geben.

Hierzulande wirst du schwerlich etwas anderes hören als "Wegen dem Stromausfall".
It isn't always how you look. Look at me. I'm handsome like anything, and I haven't got anybody to marry me yet.

Ku

Zitat von: VerbOrg in 2005-06-20, 06:10:00
Dabei ist es so, dass bei unbekleideten Nomen fast immer dem Dativ der Vorzug gegeben wird (da hört sich der Genitiv recht gestolzen an), während bei bekleideten Nomen die Verwendung des Genitivs (zumindest in meinen Ohren) besser klingt.
Ein Dativ ist ja auch geeignet, jemandem unbekleidetem zu verdecken. Des Genitivs würde es wahrscheinlich nur noch schlimmer machen.

Andy

Zitat von: VerbOrg in 2005-06-20, 06:10:00
Dabei ist es so, dass bei unbekleideten Nomen fast immer dem Dativ der Vorzug gegeben wird (da hört sich der Genitiv recht gestolzen an), während bei bekleideten Nomen die Verwendung des Genitivs (zumindest in meinen Ohren) besser klingt.

Also:
wegen _ Stromausfall (Dativ) aber
wegen des Stromausfalls (Genitiv)

(Wegen dem Stromausfall hört sich irgendwie falsch an.)


Ähnlich verhält es sich ja auch bei dank und trotz, wobei man hier immer stärker dazu tendiert, auch bei bekleideten Nomen dem Dativ den Vorzug zu geben.

Worin unterscheiden sich bekleidete und unbekleidete Nomen/Substantive? Und wie lautet der Fachausdruck? Danke!

VerbOrg

Bekleidet ist ein Substantiv dann, wenn davor z.B. ein Artikel, Pronomen oder Adjektiv steht.

der Stromausfall
dieser Stromausfall
kurzer Stromausfall

Man könnte es auch als attributiert bezeichnen, also von einer Beifügung näher bestimmt. Ein Attribut kann allerdings auch ein nachgeschobenes Adverb sein.

Der Stromausfall war nur kurz.

Das würde dann nicht mehr zu den Genetiv-Beispielen passen.


Unbekleidet ist ein Substantiv dann, wenn es hinter der Präposition völlig nackich auftaucht.  :D

Was Fachbegriffe angeht, sind auch eher andere Leute zuständig.

Agricola

#10
Zitat von: Kilian in 2005-06-20, 00:30:33
Und neben Genitiv kann man im Deutschen auch Genetiv schreiben... keine Ahnung warum... ist wohl leichter auszusprechen.
Die beiden Möglichkeiten gehen auf das Lateinische zurück (genetīvus / genitīvus). Normalerweise werden die Wörter auf -īvus vom Stamm des Perfektpartizips abgelitten, in diesem Fall vom Verb gigno (Partizip genitus). Insofern wäre die Form "genitīvus" logischer, ebenso wie "genitor" (Zeuger), genitrīx (Urheberin). Anscheinend hat aber eine Dissimilur des kurzen i in der zweiten Silbe vom langen i in der dritten stattgefunden, so dass die Formen "genetīvus" und "genetrīx" im klassischen Latein wesentlich gebräuchlicher sind als "genitīvus" und "genitrīx". (Kilians Vermutung mit der leichteren Aussprache ist also richtig.) Die Formen "genetus" und "genetor" gibt es hingegen nicht, da die dritte Silbe kein i enthält. Eingefleischte Lateiner nennen den Kasus deshalb auch im Deutschen "Genetiv". Die neuere lateinische Tradition und damit auch der Mainstream der deutschen Grammatiker bevorzugen demgegenüber die von der Etymologie her leichter verständliche Form "genitivus" bzw. "Genitiv".

*            *            *

Eine Verwendung von "trotz" mit Genetiv und Dativ las ich gerade im MIAL:

Trotz des brachialen Bush-Kurses und dem Nein wollte niemand Washington bloßstellen.
The future lies in front of me,
but "lies" is all that I can see.

Stollentroll

Zitat von: Agricola in 2008-04-03, 16:57:14
Trotz des brachialen Bush-Kurses und dem Nein wollte niemand Washington bloßstellen.

Für mich klingt des Neins hier irgenzwie korrekter. Bitte um Aufklur.
3 Dinge sagen immer die Wahrheit : Kinder, Besoffene und Leggings.

Kilian

Gemischt klingt natürlich komisch. Wie wär's mit "Trotz dem brachialen Bush-Kurs und dem Nein wollte niemand Washington bloßstellen"?

Günter Gans

Aus dem "Wörterbuch sprachlicher Zwerchfellsfälle", Bibliographisches Institut Mannheim 1965:

"Der Dativ steht vor allem dann noch, wenn t. vor einem alleinstehenden starken Substantiv im Plural steht (trotz Beweisen, trotz Büchern) oder wenn ein stark gebeugtes einzahliges Substantiv dem stark gebeugten einzahligen und von der Präposition 'trotz' abhängenden Substantiv vorausgeht: trotz des Bootes starkem Schwanken (statt: trotz des Bootes starken Schwankens). Der Dativ ist seltener, wenn das Substantiv dem von der Präposition abhängenden Substantiv folgt: trotz dem Rauschen des Meeres."

Dass hier Rauschen und Schwanken als beispielgebende Vokabeln angefohren werden, macht mich wundern. PerVerser Obstlerkonsum schon vor mehr als vier Dekaden? Aber Kursivschrift hat ja von Natur aus eine Schräglage.

P.S.: Manno, als Ausländer deustch zu lernen ist 'ne Strafe.
Gehen Sie immer in den Wald zur Paarung? (Loriot)

Kilian

Donner, das Buch liest sich wuchtig. Ich glaub, das besorg ich mir (bzw. setze es auf meine Merkliste bei Amazon, das führt im Zeitalter des sozialen Verlesezeichnens zu mitunter mehr Befriedigung als der Kauf selbst und spart überdies Geld).