Satznegation

Begonnen von Fleischers Karsten, 2008-12-09, 17:54:34

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Fleischers Karsten

Oder, noch ausgeprogener:

Für Studiengänge der Gruppen I und III enist nicht nieweils keine gesonderte Bescheinigung erforderlich.
Karsten

Agricola

Und den niedlichen Kindern wären die jedlichen Erwachsenen beizugesellen.
The future lies in front of me,
but "lies" is all that I can see.

Übertreiber

#17
Zitat von: Kilian in 2008-12-12, 17:51:25
"Für Studiengänge der Gruppen I und III ist nieweils keine gesonderte Bescheinigung erforderlich."

Harhar, jetzt ist es französisch!
Cela n'est necessaire jamais!
Dies enist niemals nötig!
Und "nicht" wird dann zum negativen Verstärker* oder Äquivalent zum "pas" degradoren.
Je ne chanterai pas!
Ich enwerde nicht singen!



*Die negativen Verstärker nicht, nein, nee und nö betonen eine negative Aussage: "Das enist nicht so!", "Nein, ich engehe nicht!" Der positive Verstärker "doch" betont eine positive Aussage: "Das ist doch so!", "Doch, ich gehe essen!"
Kampf dem Schicksal!

Fleischers Karsten

Zitat von: Übertreiber in 2008-12-12, 18:06:44
Der positive Verstärker "doch" betont eine positive Aussage: "Das ist doch so!", "Doch, ich gehe essen!"[/size]

Und dann haben wir noch icht, welches mit dem umgangsspralchen echt synonym zu sein scheint. (Merkwürdig, über icht - echt habe ich nichts im weltbreiten Spinnennetz enfunden  ???)

Das ist doch echt so!
Karsten

Berthold

#19
Zitat von: Fleischers Karsten in 2008-12-13, 20:57:43
Zitat von: Übertreiber in 2008-12-12, 18:06:44
Der positive Verstärker "doch" betont eine positive Aussage: "Das ist doch so!", "Doch, ich gehe essen!"[/size]

Und dann haben wir noch icht, welches mit dem umgangsspralchen echt synonym zu sein scheint. (Merkwürdig, über icht - echt habe ich nichts im weltbreiten Spinnennetz enfunden  ???)

Das ist doch echt so!

Iht önhat mit echt nix zu tun.
Ich schreibe zunächst aus der Paulschen Mhd.-Grammatik ab:
'(§151, s. 181) 7. 'etwas'
a. Als Indefinitpron. für eine kleinere unbestimmte Menge von Dingen wird im Mhd. meistens iht gebraucht. Nebenformen sind ieht, icht, iet, ît, et. iht geht auf ein Kompositum aus dem neutr. Subst. ahd. wiht .Wesen, Ding; etwas' und dem Präfix io- (eo-) zurück (ahd. iowiht). iht bedeutet also urspr. 'irgendein Wesen', dann auch 'irgend etwas Beliebiges'.
(...)'

Beim nhd. Wicht (-> Wichtel, Wichtelmann) hat sich die Bedoyt wohl eingenschronck und auch irgendwie pejoridingsbomsen; varharmlontz.

Herrn Walters (von der Vogelweide) großurgte Elegie beginnt so:

Owê war sint verswunden alliu mîniu jâr!
ist mir mîn leben getroumet, oder ist ez wâr?
daz ich je wânde ez wære, was daz allez iht?
dar nâch hân ich geslâfen und enweiz es niht.

'echt Adj. (< 13. Jh.).' (aus dem 'KLUGE' abguschrimp): 'Aus dem Niederdeutschen (Da schau her! - B. J.) übernommen (mndd. echte, mndl. echte). Das Wort ist mit dem Wandel ft zu cht eine Entsprechung zu obd. ehaft und kontrahiertem afr. aft 'gesetzmäßig', besonders in ehafte Not 'rechtmäßige Gründe für das Nicht-Erscheinen vor Gericht'. Älter ist ahd. ēohaft 'der Sitte (Ehe, s.d. - dort schau ich aber jetzt nimmer nach. - B. J.) entsprechend, fromm'. (...)

Leider hab ich da beim Thema Satznackutz ein paar Sachen golens (verschlimpfes 'ohn-' etc.'), die - so mein halt ich, ohne daß ich nun jeweils Zeit für eine Kurrichts hätte - dem Typus des Bildbandconaisseurs (Leitet sich vom C. unser Kneisser (= Kenner; einer, der's bugrimpf hat) ab?) von Werken der bildenden Kunst auf sprachlichem Gebiet den Typus des Googlinguisten beigesellen. (Das ist auch, durch passende Ände, auf Frauen zu beziehen.) Gottlob ist's ja Para-, Trara- oder Plagiolinguistik!







Berthold

#20
Zitat von: Übertreiber in 2008-12-12, 18:06:44
(...) Der positive Verstärker "doch" betont eine positive Aussage: "Das ist doch so!", "Doch, ich gehe essen!"

Vielleicht, vielleicht sogar anscheinend - sind wir da ja eh der gleichen Moyn.
Ich schriebe hier eher, daß 'doch' eine positive Aussage verteidigt, sogar bei aussichtslosem Stand einer Diskussion. Beispiel ist das legendäre "Und sie bewegt sich doch" Galileis. Viel stärker wäre da der einfache, erganzlose Satz 'Die Erde umkreist die Sonne.' ZACK! PUMM!
Bei 'Doch, ich gehe essen!' sprach ja auch schon vorher jemand ein, z.B.: "Denk an deine Diät! Schon zum Frühstück warst du ein Übertreiber und hast drei halve Hahn virschnulck!"
Aber, wie guschrimp, glaub ich, daß wir in dieser Kause - Du mit betont, ich mit verteidigt - eh das Gleiche meinen.
'Hau!' schriebe ich somit auf Lakota, während eine Frau 'Han!' schriebe.     

Agricola

Frank hat von Klaus gehört, dass er nun zu der Verabredung morgen doch nicht kommen kann — inzwischen meint Klaus allerdings, dass der Hinderungsgrund wegfällt. Klaus ruft an.

K. ... Morgen sehen wir uns dann.
F. Geht es nicht doch nicht?
K. Nein, es geht doch nicht doch nicht.

Falls sich K. aber nun plötzlich erinnert, dass er aus einem ganz anderen Grund sowieso nicht kommen kann, verläuft das Gespräch so:

K. ... Morgen sehen wir uns dann.
F. Geht es nicht doch nicht?
K. Ach doch, es geht ja doch doch nicht.
The future lies in front of me,
but "lies" is all that I can see.

Kilian

Zitat von: Berthold in 2008-12-17, 17:13:22
Zitat von: Übertreiber in 2008-12-12, 18:06:44
(...) Der positive Verstärker "doch" betont eine positive Aussage: "Das ist doch so!", "Doch, ich gehe essen!"

Vielleicht, vielleicht sogar anscheinend - sind wir da ja eh der gleichen Moyn.
Ich schriebe hier eher, daß 'doch' eine positive Aussage verteidigt, sogar bei aussichtslosem Stand einer Diskussion. Beispiel ist das legendäre "Und sie dreht sich doch" Galileis. Viel stärker wäre da der einfache, erganzlose Satz 'Die Erde dreht sich um die Sonne.' ZACK! PUMM!

Es gibt auch noch das andere, unbetonte doch, das eher mit Frage- denn mit Ausrufezeichen zusammen auftritt: Das ist doch so?, Du hast die Katze doch gefüttert?. Und dann das ebenfalls unbetonte doch, das nicht direkt widerspricht, sondern einen Nebenschauplatz der Meinungskämpfe aufmacht: Das Kleid würde dir gut stehen. - Nie im Leben, das ist doch überhaupt nicht meine Farbe.

Übertreiber

Zitat von: Kilian in 2008-12-17, 20:37:10Es gibt auch noch das andere, unbetonte doch, das eher mit Frage- denn mit Ausrufezeichen zusammen auftritt:

Es ist halt man Stil, bestimmte mir aufgefallen seiende Dinge als feste Postulate zu formulieren. :D Wirklichkeit schein eher zu sein, dass es einen bestimmten "positiven Verstärker" im Deutschen nicht gibt. Als Verteidiger halten "doch" und "aber" hin, einfach positive Aussagen werden manchesmal mit "etw. tun" betont:
Er tut schwimmen!

Die Grenze zwischen Verteidigung und Betonung verschwimmt dadurch, dass es im Normalfalle keinen Grund gibt, eine Aussage zu betonen, solange niemand widerspricht. Auch die negativ verstorkenen Aussagen lassen sich eher als Widersprüche zu einer vorhergenden Aussage verstehen. Daher scheinen Betonung und Verteidigung bzw. Betonung und Widerspruch einander zu bedingen.
Kampf dem Schicksal!

Berthold

#24
Zitat von: Kilian in 2008-12-17, 20:37:10
Es gibt auch noch das andere, unbetonte doch, das eher mit Frage- denn mit Ausrufezeichen zusammen auftritt: Das ist doch so?, Du hast die Katze doch gefüttert?. Und dann das ebenfalls unbetonte doch, das nicht direkt widerspricht, sondern einen Nebenschauplatz der Meinungskämpfe aufmacht: Das Kleid würde dir gut stehen. - Nie im Leben, das ist doch überhaupt nicht meine Farbe.

a) Dann gibt's da noch so ein liebes 'Du bist mir doch ein Schlankel, du!'

b) Als Schäf der 'Gesellschaft zur ...', lieber Kilian, darfst Du (hier) einfach nicht 'Das Kleid würde dir gut stehen' schreiben. JedeR andere vielleicht, aber nicht Du! Doch halt, - ob das jetzt stände, stünde oder gar stönde heißt (stinge??), wüßte ich, nach der Diskussion von noychl, nicht mehr zu sagen. Vielleicht hülfe (hälfe/hölfe) gar die Verlogensform 'stinde'? Wenn sich jemand ganz unsicher ist, was ihm denn nun warchlk steht. Der 'Konjunktiv der Beklamm' oder wie auch immer. 

Berthold

Zitat von: Übertreiber in 2008-12-18, 09:05:38
Es ist halt man Stil, bestimmte mir aufgefallen seiende Dinge als feste Postulate zu formulieren. (...)

Der Beiselquiz gestern Abend, hochgeschnotzer Übertreiber, rang anst. Nicht nur die 'Schwestern Borgia' (wie ich das Team 'Purple Haze' nenne) blusen uns ins Winkerl.
Ich bin daher unausgaschlampf - und frug mich 'Wie kann jemand Postulate - und feste noch dazu - formulieren ohne vorher Ulate aufgestnoll zu haben?
 

Agricola

Es gibt ja das ja, das ja auch ja-Aussagen zusätzlich bejat.

(Warum schreibt man eigentlich bejahen mit h? Solche Einführungen tuhen wir doch auch mit andern Wörtern nicht tuhen?)
The future lies in front of me,
but "lies" is all that I can see.

Kilian

Das h tritt gern dazwischen, wenn auf einen Monophthong ein Schwa folgt. Deswegen haben wir auch benediehe zum Konjunktiv II von benedeien erkoren, fröhe zu dem von freuen und so weiter - und nicht benediee, fröe...

Agricola

Ich habe zwar mittels Suchfunktion ungefähr herausgefunden, was Schwa bedeutet. Woher kommt aber das Wort?
The future lies in front of me,
but "lies" is all that I can see.

Übertreiber

Hab mich auch etwas schlaugemachen. "Schwa" kommt aus dem Hebrä'schen und hieß ursprünglich so viel wie "Null". Das Schwa-Zeichen stand ursprulng entweder für eben jenen Schwa-Laut Ə oder für das völlige Fehlen eines Vokals (deswegen Null); das Schwa neigt nahlm aufgrund seines neutralen Klanges besonders häufig zum Wegfall. ("Ich hab", statt "Ich habe"; "at'men" und "öff'nen" obwohl "Atem" und "offen")
Der zielm sublime Witz an der Beziech "Schwa" ist, dass genau dieses Wort die starke Tendenz des Schwas zum Wegfalle zeigt, denn eigelnt memüsse es "Schewa" ausgesprochen werden.

Zitat von: Berthold in 2008-12-18, 11:14:15und frug mich 'Wie kann jemand Postulate - und feste noch dazu - formulieren ohne vorher Ulate aufgestnoll zu haben?
Ganz einfach - als ich die Prä-Ulate aufstull, hor mir niemand zu, da versoch ich es mit Ulaten, S-Latten und T-Latten garnicht und miech mich sogleich an das nachfolgende. ;D

Zitat von: Berthold in 2008-12-18, 10:27:55
b) Als Schäf der 'Gesellschaft zur ...', lieber Kilian, darfst Du (hier) einfach nicht 'Das Kleid würde dir gut stehen' schreiben. JedeR andere vielleicht, aber nicht Du! Doch halt, - ob das jetzt stände, stünde oder gar stönde heißt (stinge??), wüßte ich, nach der Diskussion von noychl, nicht mehr zu sagen. Vielleicht hülfe (hälfe/hölfe) gar die Verlogensform 'stinde'?
Da in beiden Fällen die 3. Person Singular etwas täte, schlüge ich "stünde" und "hülfe" vor, verwiegre jedoch jeden Anspruch/Ansprüche auf Richtiké, da ich mir solches schon oft genug anmäße, angemessen hätte und anmessen würde.
Kampf dem Schicksal!