Doppelkonsonanten

Begonnen von Berthold, 2009-03-26, 12:59:14

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Berthold

Zitat von: Fleischers Karsten in 2009-03-25, 21:32:32
(...)
Letztalnd ist das Problem ja eher ein schrulftes: der Doppelkonsonant und auch das ck zeigen an, dass der vorangehende Vokal kurz gesprochen wird, an der Aussprache des Konsonantens selber ändert sich gar nix.
(...)

1) Daß das beim Hochdeutschen so zu sein habe (nicht nur hätte), daß das auch die Herren   
(p. t.) Theodor Zi:ps und Chuonhrath Du:dən meinen, das ist mir vertraut. Inwieweit das bloßes Büchlwissen ist, kann ich nicht beurteilen - weil ich mich eher bemühe, den Leuten gut zuzuhören.
Wir haben hier - in und um Wien - aber schon ein derärgtes Regionaldeutsch, daß Du wohl kaum einen Burgschauspieler hören kannst, der warchlk 'rėnən' sagen wird. Teilweise wird fast immer die Geminate hörbar sein. Somit ändert sich was am Konsonanten.
Die 'rėnən'-Sager (noch dazu mit offenem, kurzem, NICHT irgendwie nasaliertem 'ä', was hier auch nur ein paar nachvollziehen) gelten fast sicher als arrogante Kerln und werden wahrschoychln als Wegbereiter des Piefchinesischen batrancht.
So ist das halt.

2) Hiesige Schwellvokale fallen mir etwa bei 'Fl-' oder 'br-' am Wortanfang ein. 'Floridsdorf'* kann zu 'Fǎluaridsduǎf' werden, 'bringen' zu 'bǎriŋǎ'. Das 'ǎ' ist ein 'a'-haltiger Murmellaut.

*Der 21. Wiener Bezirk. Eine Prise Esoterik: Fl. entspricht dem Tarot XXI-er: 'Die Welt'. (Wegen der 'monde' heißt die Karte froychl in Wien 'Der Mond', obwohl der echte 'Mond' der Tarot XVIII-er ist.)

Berthold

#1
Zitat von: öleule in 2009-03-26, 10:37:10
Sagt mal, macht ihr das öfter - dieses Preisen? :D

Teils, teils. Also ich kann mir das schon öfters so hindrehen, daß dann, trotz mancher Gabe, eher daherguschmimpaff wird.
Als großer (zumindest langer) Unverstandener kann ich so, das Haupt schütitelnd & kritische Blicke werafend, vor mich hin murmeln: 'Ach die Verbumstänkerer, mein Gott naa(n)!'

öleule

Zitat von: AmelieZapf in 2009-03-26, 11:16:33
Außerdem sesülle gerne mehr gepriesen werden, es ist Balsam für unsere geschundenen Seelchen.

Alsdann: Gepriesen* seien die Verbenstärker, die Ruhmsüchtigen wie die Unverstandenen, denn Ihrer wird das Neutsch sein! :D


* Und gepriesen seien natürlich auch die Skifahrer! ;)

Fleischers Karsten

Zitat von: Berthold in 2009-03-26, 12:59:14
Teilweise wird fast immer die Geminate hörbar sein. Somit ändert sich was am Konsonanten.

Aber wohl kaum am Ende des Wortes, und darum ging's hier ja.
Karsten

Berthold

#4
Zitat von: Fleischers Karsten in 2009-03-26, 15:15:20
Zitat von: Berthold in 2009-03-26, 12:59:14
Teilweise wird fast immer die Geminate hörbar sein. Somit ändert sich was am Konsonanten.
Aber wohl kaum am Ende des Wortes, und darum ging's hier ja.

Lieber Karsten!

Bei meinem Beispiel 'rennen' ist '-nn' nur beim Imperativ Sg. am Wortende. Doch selbst an dieser Stelle wird sich hierorts das '-n!' in die Länge ziehen, ob Du's glaubst oder nicht. Das e vorher ist weder
so offen, noch
so ohne nasalen Beiklang, noch
so ungaschpmann (ungespannt) wie im Hochdeutschen.
Mit 'gespannt' meine ich, daß das e nicht voll schwingen kann, sondern daß die Stimme dabei etwas knarrt, weil auf den Kehlkopf Druck ausgeübt wird. Das ist sozusagen ein Grundfehler der Wiener SängerInnen, so eine Art Leisetreterei und 'falsche Bescheidenheit' ostösterreichischer Aussprache (beim Singen: Weg damit!). Nicht die Fülle manches Tiroler oder Vorarlberger Organs.

Ich will da nicht recht behalten, sondern etwas weitergeben, von dem man in Büchln und Wikipedia halt noch nicht so viel findet.


Fleischers Karsten

Lieber Bertl,

mir ging's ja auch gar nicht so um die Nasale und Frikative, die ja lang gesprochen werden können, sondern um die Plosive. Da ist amarillos Methode echt schick, und auch deine turksprachige c-k Trann passt wunderbra.
Ach, ich habe momentan halt keine Zeit mich länger drüber auszulassen.
Karsten

Berthold

#6
Zitat von: Fleischers Karsten in 2009-03-26, 21:10:00
Lieber Bertl,

mir ging's ja auch gar nicht so um die Nasale und Frikative, die ja lang gesprochen werden können, sondern um die Plosive. Da ist amarillos Methode echt schick, und auch deine turksprachige c-k Trann passt wunderbra.
Ach, ich habe momentan halt keine Zeit mich länger drüber auszulassen.

Amarillos Methode ist ja auch total schick, und das war ja eher eine Lanze FÜR sie, aber (/denn) regional gilt bei 'tappen', 'retten' und 'zucken' nahezu das gleiche wie bei 'rennen'. Das hört sich dann bei 'tappen' an, als wäre nach dem kurzen 'a' eine Pause, in der bereits das 'p' artikuloren wird. Etwa 'táppən' (wohl eher dápp-m). Und das ist kein Hochdeutsch. Eher klingt das erste 'p' wie bei 'sip' im Kantonesischen. - Mehr als eine Prise Ortholinguistik wewull ich da aber nicht herschreiben.
Vielleicht noch, daß mir somit auch bei 'tappen', 'retten' und 'zucken' amarillos Paradigma gangbar erscheint; -
nicht nur bei 'buddeln', bei welchem wir nie so recht wissen, ob das 'bu(d)d(ə)ln' oder 'bútt(ə)ln' auszusprechen wäre.

Fleischers Karsten

Jetzt biste wieder in der Wortmitte - ich mien Plosive am Ende.
Karsten

amarillo

Zitat von: Berthold in 2009-03-26, 21:42:24
Das hört sich dann bei 'tappen' an, als wäre nach dem kurzen 'a' eine Pause, in der bereits das 'p' artikuloren wird. Etwa 'táppən' (wohl eher dápp-m). Und das ist kein Hochdeutsch. Eher klingt das erste 'p' wie bei 'sip' im Kantonesischen. - Mehr als eine Prise Ortholinguistik wewull ich da aber nicht herschreiben.
Vielleicht noch, daß mir somit auch bei 'tappen', 'retten' und 'zucken' amarillos Paradigma gangbar erscheint; -
nicht nur bei 'buddeln', bei welchem wir nie so recht wissen, ob das 'bu(d)d(ə)ln' oder 'bútt(ə)ln' auszusprechen wäre.

Ja geht's denn noch?  >:(
Das Leben strebt mit Urgewalt nach Entstehung und Musik.

Grinsekater

Zitat von: amarillo in 2009-03-26, 22:48:32
Ja geht's denn noch?  >:(
Wo ist das Problem?

Nebenbei: *preis*

Ku

#10
Zitat von: Berthold in 2009-03-26, 13:09:16
Teils, teils. Also ich kann mir das schon öfters so hindrehen, daß dann, trotz mancher Gabe, eher daherguschmimpaff wird.
Als großer (zumindest langer) Unverstandener kann ich so, das Haupt schütitelnd & kritische Blicke werafend, vor mich hin murmeln: 'Ach die Verbumstänkerer, mein Gott naa(n)!'

Ich gehöre bekanntlich seit langem zu denjenigen, die die  Gaben des großen Unverstandenen partout nicht erkennen, jedenfalls nicht für die GSV. Deshalb fühle ich auch keinen Groll, wenn der große Unverstandene in seiner ungeheuren Überlegenheit über mich das Haupt schüttelt, mir kritische Blicke zuwirft und vor sich hin murmelt: "Ach der Verbumstänkerer, mein Gott naa!"

Kilian

Zitat von: Fleischers Karsten in 2009-03-26, 22:14:46
Jetzt biste wieder in der Wortmitte - ich mien Plosive am Ende.

Und wo du gerade dabei bist, Berthold, teile uns doch auch noch mit, dass in und um Wien ein Doppelkonsonant auch dann anders ausgesprochen wird als sein einfacher Zwilling, wenn sich davor ein anderer Konsonant und dahinter das Wortende befindet. Also zum Beispiel flortflortt. :D 'tknwst.

amarillo

#12
Zitat von: Grinsekater in 2009-03-26, 23:00:40
Zitat von: amarillo in 2009-03-26, 22:48:32
Ja geht's denn noch?  >:(
Wo ist das Problem?

Aber nicht doch, wer wewülle denn gleich von einem Problem sprechen, wenn aus einer Schnapsidee  eine linguistische Grundsatzdiskussion abgelitten wird? Und Parallelen zum Kantonesischen im Hinblick auf die Aussprache von Doppelkonsonanten im Deutschen sind letztendlich genau das, worauf ich schon seil langem gehofft hatte. Das ist alles im Verhältnismaß, da stimmen Witz und Esprit; es perlt einem das Lachen nur so aus den vollen Backen.
(Man müßte vielleicht mal ein Emotikon hinzufügen, das in einem armdicken Strahl den Lesern vor die Füße kotzt.)   Im Moment muß es der hier tun:
Das Leben strebt mit Urgewalt nach Entstehung und Musik.

AmelieZapf

#13
Hallo miteinander,

Zitat von: amarillo in 2009-03-27, 08:24:45
Zitat von: Grinsekater in 2009-03-26, 23:00:40
Zitat von: amarillo in 2009-03-26, 22:48:32
Ja geht's denn noch?  >:(
Wo ist das Problem?

Aber nicht doch, wer wewülle denn gleich von einem Problem sprechen, wenn aus einer Schnapsidee  eine linguistische Grundsatzdiskussion abgelitten wird?

Meine Güte, jetzt muss ich aber eine Lanze fürs Bairisch-Österreichische brechen (das mit ca. 12 Millionen Sprechern ja keiner der kleineren deutschen Dialekträume ist). Fakt ist: im B.-Ö. spriwircht der Doppelkonsonant gelongen. Beim Plosiv, den man ja schlecht längen kann, mawircht die Lungst durch eine kurze Pause vor dem Konsonanten dault (pfia'ti!), sogar am Ende (renn, De'pp!).

Das Italienische und Finnische ieren da übrigens ahln Funktion. Die eigenartig "Punkt georen" wirkende Sprachrhythmik dieser Sprachen (und auch des B.-Ö.) kommt genau daher.

Auch wenn das im Norden und Westen auf Unverstalnd trifft.

Liebe Grüße,

Amy
Religion heute:
Ex oriente deus,
ex machina lux.

Fleischers Karsten

Und wie spricht man im Bairischen flortt aus? Und wie florrt? Irgendein Unterschied?
Karsten