Jedesfalls wewull ich erwähnen...

Begonnen von Übertreiber, 2009-06-15, 14:47:25

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Übertreiber

Um nach der letzten (hoffelnt wirlk letzten) Stillesäson wieder Neues aufzunehmen.

Wie jeder weiß, gleichen die starken Adjektivande den Anden der Pronomen fast aufs Haar.

Dem Manne gab' ich's. Gleichem Manne nahm ich's wieder.
Diesen Mann meine ich. Gleichen Mann meint auch er.
Die Frau <-> gleiche Frau. Der Mann <-> gleicher Mann. Dieses Auto <-> gleiches Auto.
Im Sommer dieses Jahres, im Sommer des Jahres 2009.
Im Herbste letzten Jahres, im Frühligen vorigen Jahres.

Nur im Zeugefall der Einzahl unterscheiden sich beide, wobei die Tendenz dazu geht, Die Pronomen wie Adjektive handzuhaben. (das berüchtigte diesen Jahres)
Seit einigen Wochen aber tue ich den genau entgegengesotzenen Schritt und gleiche die starken Adjektive den Pronomen völliglich an.

Trockenes Fußes gelungen wir ans andere Ufer.
Böses Tones schrie sie mich an.
Im Sommer letztes Jahres gedachten wir trauriger Gedanken des unglücklichen Opfers.
Selbes Mannes Tochter vermossird nun.

Man kann es naturl als langweilige Gleichmacherei und Regelhaftik bezeichnen, doch macht es mir einfach zu viel Spaß, es in die Alltagssprache einzubinden und die Gesichter derjenigen zu schauen, die sich mit Mühe eine Bemark verkneifen um nicht als Sprachpedanten dazustehen -- erst recht nicht gegenüber mir größtem aller Sprachpedanten. ;D
Kampf dem Schicksal!

Berthold

#1
Nein, ich will jetzt nicht in den Fehler Umberto Ecos - oder seines/r Übersetzers/-rin ins Deutsche - verfallen, der (die) seinen (-) Baudolino prahlen läßt, er könne fast jede Sprache nach ein bißchen Hinhören selber sprechen. Dann aber redet er wieder & wieder einen griechischen Herrn mit "Kyrios Niketas!" (???) an.
'Was soll das hier?', mag sich der Übertreiber fragen.
Ich aber schreib her: 'Ja, lähbäh Ähbertreibäh, so sei es denn!'
Ließ ja auch Matthias Claudius (1740-1815 -> Schuberts Lied: 1817) in 'Der Tod und das Mädchen' den Tod zum Mädchen sagen: "... /Sei gutes Muts! Ich bin nicht wild,/ ..."  

Übertreiber

*Mit-dem-rechten-Augenlid-nervöslich-zuck*
Zweier Wochen Lang haben wir dieses Stück im Musikunterrichte behandolen -- und es ist mir alles Ernstes nicht aufgefallen! Bertl, tausendfach sei dir Dank dessob, dass du mir die Augen geoffenen hast!
Kampf dem Schicksal!

Kilian

Tosendes Applauses gebe ich da meine Zustimmung zu dieser waches Geistes ersonnenen Idee kund! Berthold hat natürlich Recht, dass es kein völliges Novum ist, vielmehr die Auflösung einer Inkonsistenz, die sich im Neuhochdeutschen irgendwie ziemlich weit verbreitet hat, wenn auch nicht in den letzten Winkel - siehe Claudius, und siehe auch die eine Ausnahme, die zeitgenössische deutsche Grammatiken bei der starken Deklination der Adjektive führen. Als Regelfall hat im Genitiv Singular Maskulinum und Neutrum das schwache -n das starke -s längst von dem angestammten Platz vertrieben, auf dem im Mittelhochdeutschen noch das -s über Dativ-m und Akkusativ-n saß - es wird tatsächlich als Teil der starken Flexion geführt, ohne den entsprechenden Platz in der schwachen Tabelle gerommen zu haben. Jedoch gibt es eben die eine Ausnahme, nämlich wenn das folgende Substantiv schwach flektiert so wie in gutes Menschen Leid (nicht: guten Menschen Leid, aber: guten Weines Farbe).

Als das Wort keinesfalls entstand, war die genitivschwächende Entwicklung wohl noch nicht so weit fortgeschritten wie als das Wort jedenfalls entstund...

Berthold

#4
Zitat von: Übertreiber in 2009-06-15, 23:13:57
*...*
Zweier Wochen Lang haben wir dieses Stück im Musikunterrichte behandolen -- (...)

Obwohl da wohl auch das Schubert-Streichquartett gleiches Namens (vielleicht hier sogar 'gleichens Namens') drankam: Ein Hoch auf Deine Musikstudienrätin! (Ich stell mir dort halt eine Frau vor.)
Musikst ist ja wohl der Superlativ von Musik. Und Udium? - Na, das lateinische Wort leitet sich wohl aus dem Altgriechischen her:
Odeon (...), griechisch ᾠδεῖον, auch Odeion (so Wikipedia), war in der Antike ein Gebäude, das für Aufführungen und Wettkämpfe in Gesang und Instrumentalmusik sowie für Rezitationsvorträge genutzt wurde.
Die (Haupt-)Betun dedörfe Musikstudíenrätin sein.


Übertreiber

Es tutet mir leid, dass ich dich enttäuschen muss, doch wurd nur das Kunstlied (a.b.a. beglittenes Sololied) behandolen. Jedoch kann ich versichern, dass diese Lehrerin (sie ließe sich wohl kaum als Rätin einer kolossalen Sangesarena bezeichenen) auch Deutschlehrer ist und infarkts stürbe, wenn sie erführe, wes wir uns hier die Zeit vertreiben; oder zumindest sehr erschrockäre.

Was den Schwank von starker zu schwacher Deklination angeht, so halte ich es (für mich persoln) recht einfach: der erste Begleiter stark, alle anderen schwach; wer zuerst kommt -- regels die Pronomen -- , mählt zuerst.

PS: Gerade höre ich in der Musik, welche mannen zumindest gefohlen in die mitteldiutsche Zeit versetzen wohlen, die Zeile: "Fernab jeden Lichts."
Ich freue mich schon darauf, dass man bald damit anfangen wird, die Pronomen wie echte Adjektive zu behandelen.
Diamanten gefallen jedem.
Nur Weltfrieden wünscht sich noch jederer.
Doch um ehrlich zu sein will jedester nur sein eigenes Glück.
Kampf dem Schicksal!

Berthold

Zitat von: Übertreiber in 2009-06-17, 11:51:36
(...) will jedester nur sein eigenes Glück.[/i]

Da gibt es folgende Variante:
'(...) Jeder hat sein eigen Glück unter den Händen, (...)' (Goethe)