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Begonnen von Kilian, 2005-07-13, 01:01:30

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Kilian

MrMagoo erwahn auf der Personalversammlung eine Erwähnung einer nicht mehr genau in Erinnerungen Literatur über bedeutungstragende Konsonantenpaare an Wortanfängen... so hat br im Deutschen oft etwas mit tendenziell destruktiven Geräuschen zu tun: braten, brutzeln, brezeln, brennen, brechen, bröckeln, bratzen - und gl mit Licht: glitzern, gleißen, glänzen, glosen, glühen, glimmen...

Im Spotlight 9/2004 war das auch mal Thema, allerdings nicht, wie ich dachte, mit Fachbegriff, sondern unter der schlichten Überschrift "Sound and meaning". Folgende Beispiele fürs Englische wurden gegeben:

sl, sn - pejorative
slash, sleazy, slum, slough, slimy, slob, slovenly, sluggish
snob, snarl, sneer, snicker, snide, snore, snotty, snub

gl - behaviour of light
glow, gleam, glisten, glare, glaze, glimmer, EDIT 2017-04-19: gloaming

fl - movement in the air or in/of water
flow, fly, flap, flush, float, flit, flick, flux, flood

cl - hands/holding
clap, clasp, claw, clamp, clench, clip, clutch, climb

Ich meine inzwischen den Fachbegriff "Phonästhem" dafür ergooolgen zu haben. Phonästheme gibt's aber nicht nur in Form von anfänglichen Konsonantenpaaren, sondern auch, so Spotlight weiter, so:

verbs ending in -tter that refer to a repeated action or state:
batter, chatter, clatter, patter, scatter, shatter, splatter
flitter, fritter, glitter, jitter, litter, twitter (lightness, quickness, smallness)
clutter, flutter, mutter, sputter, splutter, stutter (untidyness, imperfection)

versucher

Schau mal, was ich vor ein paar Jahren schrieb:

linguistische exerzitien folge 1

kessel schüssel fässer
bekken pulle teller
bottich tonne rinne
kanne pfanne wanne
und karaffe
und terrine
doppelt hält anscheinend besser
bei gesplitter und gewässer
wo verfall und abfluss droht
tun zwei konsonanten not

amarillo

Antithese

Vase, Becher, Auflaufform,
Spiegel, Gläser, Scheiben,
splittern fallend ganz enorm,
die Mitläut einzeln bleiben.

Schläuche, Rohre, Urinal,
Klo, Meer, Seen und Teiche,
alles fließet hier zu Tal,
ein Konsonant schon reiche.
Das Leben strebt mit Urgewalt nach Entstehung und Musik.

VerbOrg

Triefen, tropfen, tränken, trinken
tun gar sehr nach Feuchte stinken,
doch bei trauen, tragen, trennen
hör' ich keinen Tropfen rennen.

Trocken trabend geht der Gaul,
trollt sich trottend, tritt nicht schnell,
leckt nach leck'rem Trank sich's Maul,
Durst triezt ihn, Licht trifft ihn grell.


Wo jetzt der gemeinsamen Nenner bei all diesen trs sein soll, das kann ich beim besten Willen nicht erkennen.

caru

beim trauen geht's feuchtfröhlich her,
beim tragen fließt der schweiß gar sehr,
auch fließen,wo sich menschen trennen,
die tränen, weil sie dabei flennen.

trabt, trottet, trollt sich dann der gaul,
schwitzt er erst recht; das viech ist faul.
und schreibt mit tr- man trocken, so
erklärt sich's e contrario.

in summa, o versucher, faß es:
wo tr- vorn dran ist, ist was nasses.
(\___/)
(>´x´<)
('.')__('.')

Nijntje - de echte nederlandse konijn

VerbOrg

Träumend trapst du trödelnd rum,
nur der Hirsch trenzt, ist nicht stumm.
Wenn's trällert, trillert und trompitt,
kommst gar schnell du aus dem Tritt.

Trügt der Schein? Ich hör's nicht tropfen,
nur bewegen, klingen, brülln.
Sind verlor'n da Malz und Hopfen?
Kannst die Wissenslück mir fülln?

caru

trompatt er im opernorchester,
schraubt hernach auseinander sein rohr
der trompeter und schüttelt es fester,
weil wasser kondens drinnen or.

der flötist, wenn er trorll, tut desgleichen,
wenn verklungen sein kunstprodukt;
auch vorm heldentenor muß man weichen,
wenn er trällert, geschieht's, daß er spuckt.

trenzt der hirsch, so muß er sich fügen
hormonen, und flüssig sind die;
doch an traum, trapsen, trödeln, tritt, trügen,
gesteh ich, versagt mein genie.
(\___/)
(>´x´<)
('.')__('.')

Nijntje - de echte nederlandse konijn

Ku

Ist doch ganz einfach:
Wenn ich im Traum jemand trapsen höre, der trödelt, dann – sofern mich meine Erinnerungen nicht trügen – tritt mir immer der Schweiß auf die Stirn.

caru

ach ja, stimmt  :) das ist so wie im geschichteunterricht: "wer trat maria theresia wie oft wohin?"  :D
(\___/)
(>´x´<)
('.')__('.')

Nijntje - de echte nederlandse konijn

VerbOrg

Nächster Versuch: die schl-Verben:

Spät im Resterang sind Leute,
schlemmen, schlingen, schlucken still.
Grad wie gestern schleckt man heute
hinterher noch Eis am Stiel.
Schlömert Sekt, schluckt gierig Bier,
man schlägt den Wanst recht voll sich hier.

Dieses alles kann auch schlauchen,
schläfrig geht's zur Schlafstatt hin.
Schlummer kann man gut gebrauchen,
schlüpft ganz schnell ins Bettchen rin,
schließt die Augen dann auch schnell,
schließlich ist sonst's Licht zu grell.

Schlimm wird's nun, im Schlaf schleicht sich
schleppend nun so'n Schlächter ran,
schludert, schleudert plötziglich
das, womit man schlitzen kann.
Mit Schlaf ist es vorbei sodann,
den Schläfer kommt das Schlottern an.

(Was für'n Glück, dass das alles nur ein böser Traum war. Ein Traum wär's gewesen, hätte ich auch schlittern noch irgendwie unterbringen können, aber man kann nicht alles haben.)

Frage: Was haben die kulinarischen Wörter, die schleichend-schlummernd-stillen Wörter und die brutalen Schleuder-/Schlitz- und Schlacht-Wörter bedeutungsmäßig gemeinsam?

amarillo

Zitat von: Ku in 2005-07-13, 21:39:13
Ist doch ganz einfach:
Wenn ich im Traum jemand trapsen höre, der trödelt, dann – sofern mich meine Erinnerungen nicht trügen – tritt mir immer der Schweiß auf die Stirn.
Also wenn Ihr jetzt hier noch mit Euren feuchten Träumen anfangt, schließe ich mich bald ins Giftschränkchen ein. ;D
Das Leben strebt mit Urgewalt nach Entstehung und Musik.

Kilian

Bei ersteren und dritteren geht's immer um eine Bewegung - ob nun die Speiseröhre hinunter oder anders. Aber es muss sich ja auch nicht alles einordnen lassen, was so anfängt.

caru

doch, es muß... wofür ist dieser faden sonst da?  ;D


"schlau, schleimig, schludrig, schlampig, schlabbrig,
etymologisch alles ziemlich labbrig,
verschlimmern unsre schlimmung. - pardon: stimmung."


ungefähr so sprach der schleif, pardon: greif in goethes faust, II. teil, klassische walpurgisnacht  ;)
(\___/)
(>´x´<)
('.')__('.')

Nijntje - de echte nederlandse konijn

MrMagoo

Zitat von: Kilian in 2005-07-13, 01:01:30
MrMagoo erwahn auf der Personalversammlung eine Erwähnung einer nicht mehr genau in Erinnerungen Literatur über bedeutungstragende Konsonantenpaare an Wortanfängen... so hat br im Deutschen oft etwas mit tendenziell destruktiven Geräuschen zu tun: braten, brutzeln, brezeln, brennen, brechen, bröckeln, bratzen - und gl mit Licht: glitzern, gleißen, glänzen, glosen, glühen, glimmen...

Im Spotlight 9/2004 war das auch mal Thema, allerdings nicht, wie ich dachte, mit Fachbegriff, sondern unter der schlichten Überschrift "Sound and meaning". Folgende Beispiele fürs Englische wurden gegeben:

sl, sn - pejorative
slash, sleazy, slum, slough, slimy, slob, slovenly, sluggish
snob, snarl, sneer, snicker, snide, snore, snotty, snub

gl - behaviour of light
glow, gleam, glisten, glare, glaze, glimmer

fl - movement in the air or in/of water
flow, fly, flap, flush, float, flit, flick, flux, flood

cl - hands/holding
clap, clasp, claw, clamp, clench, clip, clutch, climb

Ich meine inzwischen den Fachbegriff "Phonästhem" dafür ergooolgen zu haben. Phonästheme gibt's aber nicht nur in Form von anfänglichen Konsonantenpaaren, sondern auch, so Spotlight weiter, so:

verbs ending in -tter that refer to a repeated action or state:
batter, chatter, clatter, patter, scatter, shatter, splatter
flitter, fritter, glitter, jitter, litter, twitter (lightness, quickness, smallness)
clutter, flutter, mutter, sputter, splutter, stutter (untidyness, imperfection)

Ich danke für diesen Beitrag, Kilian.
Ich bin mir allerdings nicht sicher, ob das Suffix -tter dazugehört, denn es ist bereits ein eigenständiges Suffix (mit einem Vokal), also schon höchstgradig wortbildendermaßen eingebürgert.
Nein, ich schätze, daß die initialen br-, gl-, zw-, gr-, kl-, fl-, str-, spr-, bl-, usw. usf. noch eine besondere, eigene Wortbildungsgruppe darstellen, zumal sie alle vor dem eigentlichen stammbildenden Vokal stehen und selbst keinen eigenen Vokal enthalten.
Wâ mag ich mich nu vinden? wâ mac ich mich nu suochen, wâ? nu bin ich hie und bin ouch dâ und enbin doch weder dâ noch hie. wer wart ouch sus verirret ie? wer wart ie sus zerteilet mê?
(Gottfried von Straßburg)

Kilian

Zitat von: Kilian in 2005-07-13, 01:01:30Ich meine inzwischen den Fachbegriff "Phonästhem" dafür ergooolgen zu haben. Phonästheme gibt's aber nicht nur in Form von anfänglichen Konsonantenpaaren

Meine Chinesischlehrerin meinte letzte Woche, nasale Laute niegen im Chinesichen zu Bedeutungen mit der Nuance "huge, big, great". So genüsslich sie das "n" in "hěn hǎo" summt, wenn es mal Anlass dazu gibt, kann ich mir das gut vorstellen.