foll daneben

Begonnen von amarillo, 2005-07-24, 00:19:50

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VerbOrg

Aus Nabokovs "Pnin", übersotzen von Dieter E. Zimmer:

Er war endlich trotz der Rückenbeschwerden eingeschlafen, und im Verlauf eines jener Träume, die russische Flüchtlinge selbst noch ein Dritteljahrhundert nach ihrer Flucht vor den Bolschewisten heimsuchen, sah sich Pnin in einem fantastischen Umhang durch große Tintenteiche unter einem wolkenvergitterten Mond aus einem schimärischen Burgschloß fliehen und dann an einem verlassenen Strand mit seinem toten Freund Ilja Isidorowitsch Poljanskij auf und ab gehen, während sie darauf warteten, daß in einem tuckernden Boot von jenseits des hoffnungslosen Meeres irgendeine geheimnisvolle Rettung käme.

Ja, ist denn der tote Freund noch zu retten?!?
Welch ein Albtraum!

Agricola

Vereinigung aus alter und neuen Grammatik:

Riss zwischen altem und neuen Europa

(MIAL)
The future lies in front of me,
but "lies" is all that I can see.

Berthold

Zitat von: VerbOrg in 2006-11-07, 17:22:43
Aus Nabokovs "Pnin", übersotzen von Dieter E. Zimmer:

Er war endlich trotz der Rückenbeschwerden eingeschlafen, und im Verlauf eines jener Träume, die russische Flüchtlinge selbst noch ein Dritteljahrhundert nach ihrer Flucht vor den Bolschewisten heimsuchen, sah sich Pnin in einem fantastischen Umhang durch große Tintenteiche unter einem wolkenvergitterten Mond aus einem schimärischen Burgschloß fliehen und dann an einem verlassenen Strand mit seinem toten Freund Ilja Isidorowitsch Poljanskij auf und ab gehen, während sie darauf warteten, daß in einem tuckernden Boot von jenseits des hoffnungslosen Meeres irgendeine geheimnisvolle Rettung käme.

Ja, ist denn der tote Freund noch zu retten?!?
Welch ein Albtraum!
Mit Menschen, die in Wahrheit schon längst gestorben sind, in Träumen auf und ab zu gehen, wird wohl in späteren Lebensjahren häugfer. Selten sind das jedoch Albträume. 'Foll daneben' ist da schon gar nix, allenfalls liegt vielleicht die Übersotz leicht daneben. Aber daß im Traum Tote auftreten, als wären sie noch am Leben, das läßt sich, glaube ich, schon so kurzfassen, daß eben Tote auftreten - und mit einem beispielsweise auf und ab gehen.
Professor R., der letzte Nacht in einem meiner Träume im Meer nach der 'Seidenschnecke' tooch, lebt auch nicht mehr. 

VerbOrg

Ich fand den Traum - nicht den Übersotz, dazu müsste ich das Original kennen - daneben. Ich ginge in einem Traum ungern mit einer Leiche umher. Für mich wär das schon ein Albtraum. Aber vielleicht tust Du das ja mögen.

Berthold

#739
Zitat von: VerbOrg in 2006-11-07, 18:46:35
Ich fand den Traum - nicht den Übersotz, dazu müsste ich das Original kennen - daneben. Ich ginge in einem Traum ungern mit einer Leiche umher. Für mich wär das schon ein Albtraum. Aber vielleicht tust Du das ja mögen.
Ja, ich weiß ja eh, was Du meinst - und selber hab ich mich doch wohl auch verstachlnd ausgedronck! Ich glaube einfach, daß es in Deinem Beispiel weder nogt noch gar notwangd ist zu schreiben: 'Er ging im Traum mit seinem Freund Ilja Isidorowitsch Poljanskij auf und ab. Aber in Warchlk ist just dieser Freund nur ein ehemagler, weil er nachlm längst gestorben ist.'
Außerdem werden Sätze der Bauart 'Als ich mit meinem bereits toten Onkel spazor' für meinen Geschmack schon allzu oft und in fast zu vielen Sprachbüch'ln in der Luft zerrissen. Das ist eines dieser Musterbeispiele wie 'der gleiche' und 'der selbe', deren himmelweiter Unterschied einem oft & oft erkloren wird.

Etwas anderes: Als ich letztens ein paar Fragen von Herrn Bastian Sick beantwurt ('Rachgtes Deutsch' oder so), stoll ich fest, daß bei den Beispielen, die einen starken ODER einen schwachen Kennjokus als rachgt oder falsch erfragen, fast immer der schwache rachgt ist - oder sein soll, gleich, ob an der österreichischen Grenze Autos 'durchgewinkt' (zwischen Bayern und Österreich!!) oder ob Mauern 'geschleift' werden. - Mich hätte es bei diesen Beispielen schon sehr zu 'gewunken' und 'geschliffen' gezong.

Noch etwas ganz anderes: Wir gaben früher einem Kollegen, der (z.B.) auf ein "'Sexus' von Arthur Miller, a(n) wüüdes Biach-l!" gleich mit "HENRY Miller!!" auftrompf, einen Schlechtpunkt. Das Ende dieser Vorgangsweise war, daß
a) in unserem 'Labor' (im alten Zoologischen Istitut der Uni Wien) selbst manch haarsträubender Unsinn unwiderspronch erznohl werden kekonn - und daß andererseits
b) manch anderer Unsinn einem klugen und sublimen Pfarraufeich ausgesontz war - auf daß es doch hin und wieder gelänge, jemandem einen schwarzen Punkt anzuhängen.
(Sofern es sprachlch mochlg ist, jemandem einen Punkt anzuhängen.)

Kilian

Zitat von: Berthold in 2006-11-07, 21:17:29Außerdem werden Sätze der Bauart 'Als ich mit meinem bereits toten Onkel spazor' für meinen Geschmack schon allzu oft und in fast zu vielen Sprachbüch'ln in der Luft zerrissen. Das ist eines dieser Musterbeispiele wie 'der gleiche' und 'der selbe', deren himmelweiter Unterschied einem oft & oft erkloren wird.

Und das gerade dem Zimmer! Aber vielleicht hat er's ja absichtlich gemacht, wollte was in der Übersetzung verstecken, das seine Kollegen Sprachkritiker ürrge.

VerbOrg

Nabokov steht eigentlich auch in dem Ruf, spralch ein ganz Penibler zu sein. Und zwar nicht nur, was seine eigenen Werke angeht (deren frühere er sicherheizhalber selbst in die englische Sprache übersotzen hatte) als auch in Bezug auf die Übersotze seiner Werke, welchselbige schon mal eingestompfen wurden, weil er damit nicht zufrieden war.

Ich frage mich, wem der Spaziergang mit der Leiche denn nun wirlk "passoren" ist: dem schriftlichen Steller, dem Übersetzer oder tatsalch der Phantasie des Träumers (dem ich eigentlich auch solche komischen Sachen zutraue, kauzig wie der ist).

VerbOrg

Söben in den NDR-2-Nachrichten gehoren:

Ursprünglich war geplant, dass der Zug gegen Nachmittag die Grenze überschreitet.

Nein, es ging nicht um Vortbewegungsmölge mit neuartigen Bein-Zügen, es hilnd sich um eine Mald über einen Atommülltransport.

Agricola

Sesüll es denn deinmiensweise eher "die Grenze überfahren" heißen? Es können ja sonst auch andere Subjekte ohne Beine Grenzen überschreiten, z.B. der Blutdruck, das Verbreitungsgebiet von Tierarten usw.
The future lies in front of me,
but "lies" is all that I can see.

Grinsekater

In jenem wie auch in diesen Fällen finde ich ,,überschreiten" foll daneben: Grenzen werden überquert (notfalls überfahren, aber allzusehr sollte man sie/das nicht strapazieren), der Blutdruck übersteigt eine Grenze oder fällt darunter, Verbreitungsgebiete weiten/dehnen sich über eine Grenze hinaus aus.

Agricola

Also sollte der grenzüberschreitende Handel sofort eingestellt werden, und möglicherweise auch die transzendente Philosophie durch eine verquere ersetzt werden?
The future lies in front of me,
but "lies" is all that I can see.

Grinsekater

Das zweite zumindest klingt verlockend, vielleicht kann ich es in meinem Kantenkreis durchsetzen. Trotzdem hast du wohl recht mit der Grenzüberschreitung. Zu meiner Entschuldigung sei vorgebracht, daß ich heute selbst so daneben bin, daß mir unter der Dusche aus heiterem Himmel folgende verkorkste Metapher in den Sinn kam:

Der ist so ein falscher Hase, daß er sogar beim Husten seine Stimme verstellt.

Agricola

Die Aufforderung, den Glauben mit dem Schwert zu verbreiten, habe Religionsstifter Mohammed nur Schlechtes und Inhumanes in die Welt gebracht, hieß es in der Textstelle.

Was will uns der MIAL damit sagen? Ob "Religionsstifter Mohammed" Dativ ist?
The future lies in front of me,
but "lies" is all that I can see.

Grinsekater

Die Klangqualität des neuen Sony-Patents dürfte etwa dem eines Kassettenrekorders entsprechen.
(Netzeitung)

So so, die Klangqualität entspricht dem Sony-Patent eines Kassettenrekorders.

VerbOrg

Nun ja, die Klangqualität des Patents ist wahrschiln abhängig von dem Papier, das im Patentamt verwandt ward.
Das neue Sony-Patent ist also auf dem gleichen Papier festgehalten wie das Sony-Patent des Kassettenrekorders. ???