Mehr Partizüpe!

Begonnen von Übertreiber, 2009-09-21, 00:53:52

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Übertreiber

Aus der engelischen Wikipädie:

Zitat
Occasionally, the participle paradigm will be extended to include conditional participles, with the vowel u (-unt-, -ut-). If, for example, in our tree-chopping example, the woodsman found that the tree had been spiked and so couldn't be cut down after all, he would be hakunta and the tree hakuta (he, the one "who would chop", and the tree, the one that "would be chopped").

This can also be illustrated with the verb prezidi (to preside). Just after the recount of the 2000 United States presidential election:

    * then-president Bill Clinton was still prezidanto (current president) of the United States,
    * president-elect George W. Bush was declared prezidonto (president-to-be),
    * the previous president George H. W. Bush was a prezidinto (former president), and
    * the contending candidate Al Gore was prezidunto (would-be president – that is, if the recount had gone differently).

Zu Deutsch: Während die Deutschen sich offiziell mit einem Partizip für die Gegenwart (es ist geschehend; nur Aktiv) und einem für die Vergangenheit (es ist geschehen; auch Passiv) begnügen und inoffiziell eines für die Zukunft haben (es hat zu geschehen), so haben die Epistoj offiziell für jede Zeitform eines und inoffiziell sogar eines für den Konjunktiv und eines ohne jede Zeit.

Wäre neue Partizüpe erzufinden eine Aufgabe für die Neutschisten?
Für das Partizip Konjunktiv fiele mir spontan -ürd ein, das klönge dann aber nicht so langsämlich aus, wie die anderen Partizipien. Geschehend, geschehen, zugeschehen, geschehürd.
Herr Schröder ist ein regiert Habender. Frau Merkel ist eine Regierende. Von Frau Merkel und Herrn Steinmeier ist einer der zuregieren Habende und einer der Regierürde.

Man bemirkt auch ein leichtes Übergewicht von Partizip I, solange es sich um den Aktiv drieht. Noch ein Fall für künft'ge Eingriffe?
Kampf dem Schicksal!

Kilian

Ich bin sehr für neue Partizipien! Da hat das Deutsche noch Mangel.

Zitat von: Übertreiber in 2009-09-21, 00:53:52Während die Deutschen sich offiziell mit einem Partizip für die Gegenwart (es ist geschehend; nur Aktiv) und einem für die Vergangenheit (es ist geschehen; auch Passiv) begnügen und inoffiziell eines für die Zukunft haben (es hat zu geschehen)

Das für die Vergangenheit kann nur sehr eingeschracht im Aktiv benotzen werden, siehe Faden Partizip Perfekt Aktiv. In diesem Faden teilen sich alte passive Perfekt-Partizipien und neue aktive Perfekt-Partizipien ihre Formen - Wirrsal, jeweils eigene Formen für Aktiv und Passiv wären gut.

Fürs Partizip Präsens Passiv kekünne man etwas aus der im Prinzip schon möglichen Umschreibung mit werden machen: der geschlagen werdende Schüler. Das machen wir jetzt synthetisch. Entweder mit der schon fast nicht mehr originellen Einwuchsmethode: der schlawergende Schüler. Oder wir wandeln das Partizip Perfekt Passiv zu einer Präsensform ab, etwa durch Einfug eines r: der geschlargene Schüler.

amarillo

#2
Zitat von: Kilian in 2009-09-26, 03:14:05
Fürs Partizip Präsens Passiv kekünne man etwas aus der im Prinzip schon möglichen Umschreibung mit werden machen: der geschlagen werdende Schüler. Das machen wir jetzt synthetisch. Entweder mit der schon fast nicht mehr originellen Einwuchsmethode: der schlawergende Schüler. Oder wir wandeln das Partizip Perfekt Passiv zu einer Präsensform ab, etwa durch Einfug eines r: der geschlargene Schüler.

Halt, Einspruch, Protest, Widerrede, Einwand, Kritik:
Das kleine 'r' ist viel zu schlapp, um einen solchen Neuschupf allein zu tragen; darüber hinaus wewüsse ich nicht, wie ein Verb à la 'reparieren' die erforderliche Form bölde.
Ich öre für den Beibehielt des 'nd' als Marker für das präsent-passive Mittelwort pläd. Den erforderlichen vokalischen Einschub klüe ich beim der Infinitivendung nächstliegenden Vokal:

reparier - en -> reparinde-r-es... (aus ie sollte ein einfaches 'i' werden)
schlag - en -> schlagande
hör - en -> hörönde
pflück - en -> pflückünde
schreib - en -> schreibeinde
posaun - en -> posaunaunde
blas - en -> blasande (sie zogen zur Jagd mit ihren blansanden Hörnern)

etc...
Das Leben strebt mit Urgewalt nach Entstehung und Musik.

Kilian

Ooch jut! Partizip Präsens Aktiv und Passiv lägen dann aber sehr dicht beieinander, nur durch den Schwa im Aktiv (schlagend) und den koporenen Vokal im Passiv (schlagand). Was die Frage aufwirft, was passiert, wenn der zu kopierende Vokal ein kurzes <e> ist, wie bei wecken?

Das Passiv-weckend sähe genau so aus wie das Aktiv-weckend und hœre sich auch genau so an, fœhre man nicht die Zusatzregel ein, dass der koporene Vokal im Passiv betonen werden muss: weˈckend, schlaˈgand...

amarillo

Just so (intonatorischerweise) lag es mir im Sinn, zumindest hatte ich es so im Stillen ausgesprochen.
Ob die Diphtonge wiederholt werden müssen, weiß ich nicht. Posaunande oder posaununde täten es ja auch, außerdem rieme letzteres sich mit Rosamunde etc., waß andererseits aber auch nicht soo wichtig ist.
Das Leben strebt mit Urgewalt nach Entstehung und Musik.

Kilian

Posaununde finde ich darüber hinaus bildhübsch. Gefällt mir sehr gut!

Der Weckende wird leicht zur Zielscheibe des Weˈckenden.

Übertreiber

Wie wäre, wenn für die And des Partizips Präsens Passiv (PPrP?) dem Türkischen eine kleine Vokalharmonie entliehürde? Mir schwiebt etwas wie Folgendes vor:
a, ä, au, äu -> a
e, i, ie, ei -> i
o, ö, u, ü, eu -> u

Über die Diphtonge kann und darf naturl so viel gestritterden, wie gewollird. :D

Und das Partizip Perfekt Aktiv (Aorist?) kekünne man ahln bilden, nur das lange Vokale die And bilden.
Der gegangene Weg und die gegangane Frau.
Das gerittene Pferd und das gerittiene Kind.
Der gestoßene Stein und der gestoßune Mann.
Kampf dem Schicksal!

Kilian

Zitat von: Übertreiber in 2009-09-29, 16:54:51das Partizip Perfekt Aktiv (Aorist?)

Ich lasse mich gern korrigieren, aber ist Aorist nicht eine Aspektstufe, also orthogonal zu Partiziphaftigkeit, Tempus und Diathese?

Ich gebe aber zu, dass im Deutschen in Partizipien des Perfekts irgendwie mehr Perfektivität steckt als in anderen Perfektformen.

Übertreiber

Zitat von: Kilian in 2009-09-29, 19:20:54
Zitat von: Übertreiber in 2009-09-29, 16:54:51das Partizip Perfekt Aktiv (Aorist?)

Ich lasse mich gern korrigieren, aber ist Aorist nicht eine Aspektstufe, also orthogonal zu Partiziphaftigkeit, Tempus und Diathese?

Ich gebe aber zu, dass im Deutschen in Partizipien des Perfekts irgendwie mehr Perfektivität steckt als in anderen Perfektformen.

Recht hast du, eigelnt erwuhn ich den Aorist nur, weil mir das Wort so schön klingt. :)
Die Wikipädie ist sich recht unschlüssig und setzt den Aorist so zielm mit dem Perfekt gleich.

Nachtrag: Irgendwie kömmt mir da glatt die Tempustheorie der dialektischen Zeit in den Sinn. Man kekünne doch glatt die Aspekte Perfekt und Futur synthetisieren und dabei die hier erfundendenen Schemata nutzen. Wenn ich richtig gut bin, bekomme ich sogar noch das Passiv unter. :D
Kampf dem Schicksal!

Kilian

#9
Zitat von: Übertreiber in 2009-09-30, 19:49:00Die Wikipädie ist sich recht unschlüssig und setzt den Aorist so zielm mit dem Perfekt gleich.

Da las ich auch nach und ward verworren. ;D Die Gleichsetzung habe ich allerdings nicht gefunden - perfektiv hat zunächst einmal nichts mit Perfekt zu tun. Einverfochen sakagt man, dass das Deutsche keinen Aspekt kennt und Perfekt und Imperfekt wirklich nur zwei verschiedene Tempora der Vergangenheit sind. Die klassische Lateinlehrerkarikatur, die unserer germanischen Bauernsprache die Systematik der Sprache Caesars überstüwilpt, hawit nicht wahr, dass der Unterschied in erster Linie ein dialektaler und stilistischer ist.

Kompliverzierend kommt hinzu, dass sicher auch Sprachen wie das Altgriechische, dessen ich allerdings ohnmächtig bin, dem aber der Begriff Aorist entstammt, nicht völlig strikt zwischen Tempus und Aspekt unterscheidet. Unter den Sprachen, die ich bisher in Ansätzen von innen kennenzulernen das Vergnügen hatte, macht das Russische das noch am systematischsten.

ZitatNachtrag: Irgendwie kömmt mir da glatt die Tempustheorie der dialektischen Zeit in den Sinn. Man kekünne doch glatt die Aspekte Perfekt und Futur synthetisieren und dabei die hier erfundendenen Schemata nutzen. Wenn ich richtig gut bin, bekomme ich sogar noch das Passiv unter. :D

Go Übertreiber! :)

Übertreiber

Zitat von: Kilian in 2009-09-30, 20:12:02
Da las ich auch nach und ward verworren. ;D Die Gleichsetzung habe ich allerdings nicht gefunden - perfektiv hat zunächst einmal nichts mit Perfekt zu tun.
Abgesehen von der Wortverwandschaft naturl. ;)

Zitat von: Kilian in 2009-09-30, 20:12:02
Einverfochen sakagt man, dass das Deutsche keinen Aspekt kennt und Perfekt und Imperfekt wirklich nur zwei verschiedene Tempora der Vergangenheit sind. Die klassische Lateinlehrerkarikatur, die unserer germanischen Bauernsprache die Systematik der Sprache Caesars überstüwilpt, hawit nicht wahr, dass der Unterschied in erster Linie ein dialektaler und stilistischer ist.
Den Hut muss auch ich mir aufsetzen. Meine persolne Regel ist, dass Perfekt sich zu Präsens wie Plusquamperfekt zu Präteritum verhalten. Dass das Perfekt also nur benutzund ist, wenn der Erzählzeitpunkt im Präsens stickt.

Bereits erwohnene Tempustheorie behöndle Perfekt und Futur gewissermaßen als Aspekte, womolg könnten gar andre hinzu.
Kampf dem Schicksal!