Kulinarpoesie

Begonnen von Ku, 2009-10-30, 17:06:27

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

Ku

Amarillens und meine Vieligkeit haben Opladens beschlossen, nach der Animalpoesie auch mal was für die Kulinaristitizität zu tun.
Also eröffne ich jetzt den Faden Kulinarpoesie mit zwei ganz läppischen Fierzeilern.


Die Zwetsche ganz verzwolfen zwatsch:
"Ich schreibe hinten mich mit g".
Ich wurt ihr ant, "das ist doch e-
mir gal" und sie ein wenig quaatsch.


Prosecco frühstücks ich prosacc:
Ich schlarf allein die ganze Flasch.
Der letzte Tropfen zu mir zasch:
"Es frühe mich, wenn ich dir schmak".


Falls jemand was ähnlich Blödes einfällt, ist er herzlich eingeladen.

amarillo

Jawoll, recht hatter, der Ku, mein Ansatz mag vielleicht ein wenig anders sein, schaumermal.
Für die erste Nummer in dieser Rubrik muß ich Dich, lieber Ku, schomma direkt um Verzieh bitten, aber so isses numa:

Mit Spargelspitzen tunkens blinkend
und dann dazu gekochter Schinkend,
das sag' ich Ihnen, Fräulein Hagen,
könn' Se mich jagen!

Das Leben strebt mit Urgewalt nach Entstehung und Musik.

Ku

Jetzt gibt's zu Spargelns Zeit auch Erd-
es Beeren, mit viel Sahne.
Ich weiß es nicht, jedoch ich's ahne,
dass Dir das besser schmecken werd.

amarillo

Wie schmak doch stets der Blumenkohl
so ungeworzen fad und hohl.
Doch jetzt, mit Salz, Muskat und Pfeffer
schmeckt er mir schon um Längen beffer.
Das Leben strebt mit Urgewalt nach Entstehung und Musik.

amarillo

Vor dem Hintergrund einer relativ jungen Erscheinungsform menschlichen Wahnsinns - ich meine: Küche als Statussymbol - die ich als das Resultat nervtötender Kochdauersendungsberieselung (wird später von mir noch gehörig lyrisch gegeißelt) erachte, kiem in mir der folgende Vierzeiler auf, der dann auch gleich das Bild der Küche eines mir entfernt bekannten kinderlosen Ehepaars emporkommen ließ (aus der Serie: das hamwer gerne):

Die Küche: Chrom, Stahl, Glas, Granit,
soll allen imponieren;
und dann am Ende doch zu blöd,
ein Butterbrot zu schmieren.

Das Leben strebt mit Urgewalt nach Entstehung und Musik.

amarillo

Es liebt der Mensch an Rhein und Ruhr
die Knolle nicht nur pur 'Natur',
Er mag's, nun mirk fein auf und höre,
daß man sie fettens ihm frittöre.
Wenn du nun Mayonnaise richest,
und Ketchup noch darüber strichest,
entlöck's hier Frau und Mann ein 'Danke'
für rheinisch/ruhrisch 'Pommes Schranke'
Das Leben strebt mit Urgewalt nach Entstehung und Musik.

VerbOrg

Halloween-Nachbetrocht

Orange Früchte mit Fratze stoll
so mancher hin als Dekoquatsch.
Ich ganz normal Orangen poll,
das andre müche doch nur Matsch.

Ku

Der Tee, der taa in meiner Tasse
und florst mir zu: Ich bin aus Indien
und überzogen, du wirst findien,
ich bin geschmalck ganz große Klasse.

amarillo

En vogue ist jetzt das Fleur de Sel,
wer das nicht hat, ist völlig out;
küfst Du nur schlicht NaCl,
wärst Du als Laie schon durchschaut.

Zwar silzt Dein Salz wie eh und je,
und das tut auch das Modesalz,
doch schmickst Du nicht den Hauch der See?
Nein, nicht? So schweig und zungens schnalz!

Auch Mälzer schmickt kein' Unterschied,
doch gäb er öffelnt dies nie zu.
Es ist nun mal im Kochgebiet
das Fleur de Sel der größte Schmu.
Das Leben strebt mit Urgewalt nach Entstehung und Musik.

amarillo

Wenn ich mir eine Stulle schmäre
und diese kölst mir mände,
ein Hohn ich für die Kochkunst wäre,
doch jäck es mich? drauf ein ich wände.


'Munden' fehlt noch in der großen Liste:
munden - mand - mände - gemonden
Kann das vielleicht jemand einstellen? Ich bin zu klein, zu dämlich und zu experimentierfreudlos.
Das Leben strebt mit Urgewalt nach Entstehung und Musik.

Kilian

Zitat von: amarillo in 2009-11-03, 09:06:22
Kann das vielleicht jemand einstellen? Ich bin zu klein, zu dämlich und zu experimentierfreudlos.

Und diese negative Einstellung sollen wir unterstützen? :D Nix da! Einloggen, "schreiben" klicken, dazuschreiben, absenden, fertig.


amarillo

Na gut, will ich mal über meinen Schatten hüpfen...
Auf daß es nicht mit dem von 'münden' kollidöre, habe ich das PPP noch leicht variieren müssen - seht es mir bitte nach. 
Das Leben strebt mit Urgewalt nach Entstehung und Musik.

Kilian

Es sei dir verziehen. ;D Klasse Sprung!

Ku

Verschüttete Kulinaristik

Bekanntlich war Matthias Claudius ein äußerst sensibler Mensch. Bei irgendeinem Frühstück hat ihn der Anblick eines toten Brötchens zu dem Gedicht "Der Toast und das Brötchen" hingerissen, das er später aus unbekannten Gründen mit leicht verändertem Text unter dem Titel "Der Tod und das Mädchen" herausgegeben hat.

Hier der ursprüngliche Text:   

Der Toast und das Brötchen

Das Brötchen:
Vorüber! Ach! Vorüber!
Geh! Wilder! Kunde! Mann!
Ich bin noch jung! Geh! Lieber!
und rühre mich nicht an!

Der Toast:
Komm in den Korb, du knuspriges Gebäck.
Bin Freund und komme, dich zu trösten.
Sei guten Muts, bist spitzer Weck,
sollst sanft an meiner Seite rösten.

amarillo

Wahrlich 'verschüttete' Kulinaristik frurden die Aufräumarbeiten anlalß des Einsturzes des Kölner Stadtarchivs zutage. Wer - außer uns - wußte denn schon, daß Conrad Ferdinand Meyer bereits 1882 das Hohelied auf den Schokoladenbrunnen docht? Der folgende Originaltext ward mir von meinem Kölner Agenten in einer Nachtundnebelaktion in den Briefkasten geworfen:

Aufsteigt Kakao und gießt im Fallen
Randvoll der Nougatschale Rund,
Wo randens braune Schleier wallen
Tief in des Trüffelbades Grund;
Die zweite gibt, zäh wird es nun,
Der dritten, waß von Hitze bebt,
Und alles blubbert, es will ruhn,
Waß fließt und klebt.
Das Leben strebt mit Urgewalt nach Entstehung und Musik.