Animalpoesie

Begonnen von amarillo, 2005-08-20, 11:12:33

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amarillo

Ein Eisbärenjunge war Søren,
und er lab an Polareises Rand.
Am liebsten fraß Søren nur Møhren,
die er auf einem Schiffswrack einst fand.

Nur selten ließ Søren sich støren,
wenn er just eine Møhre verspies,
und er haff, daß mehr Schiffe durchquøren
das Packeis und sønken - wie mies!
Das Leben strebt mit Urgewalt nach Entstehung und Musik.

amarillo

Die Alpendohle Silke hock
auf einem Grat am Eiger
und plorr: "Ich habe keinen Bock,
mir geht das auf den Zeiger.

Den ganzen Tag nur Berge hier,
bloß Fels und karge Matten,
ich hau' jetzt ab in's Flachrevier,
ich hab' doch keinen Schatten!"
Das Leben strebt mit Urgewalt nach Entstehung und Musik.

amarillo

Die Ölsardine Hildegard
litt unter Klaustrophubb,
beschwar sich beim Sardinenwart
in schwedisch Håckerup.

Es half ihr nicht, man zwang sie schlicht
in eine enge Dose,
doch später vor dem Fischgericht
warf Hilde sich in Pose.
Das Leben strebt mit Urgewalt nach Entstehung und Musik.

amarillo

#108
Gundula, emanziporen,
Seidenraupe aus Wuhan,
hatte einst ihr Herz verloren
an 'nen Seidenraupenmann.

"Laß uns doch Kokönchen spinnen,
wie die Welt sie sah noch nie!"
Doch der Gute krolbb von hinnen,
da er sie der Aufdrulng zieh.
Das Leben strebt mit Urgewalt nach Entstehung und Musik.

VerbOrg

Hugo, der Kapuzineraffe,
ocht Sitte und Moral sehr hoch
und haff gar sehr, dass er es schaffe,
auch zu bekehr'n ein düst'res Loch.

Er schlich ins rotbeliucht'ne Haus,
dacht', niemand hätt's gesehen;
Puffotter Eva warf ihn raus,
ein Biss und um ihn war's geschehen.

VerbOrg

Kordula aus der Mammutherde
schworm unheimlich für Höhlenkunst,
wollt', dass auch sie gemolen werde,
drum bohl sie um des Malers Gunst.

Natürlich mol man bald auch sie,
da war sie schon rot eingeforben.
Das Bild sah Kordi leider nie.
So sind die Mammuts ausgestorben.

amarillo

Loretta, eine Mammutkuh,
vor rund zwölftausend Sommern,
pflag mit 'nem Säbelzahn das Du,
'nem Tiger aus Nordpommern.

"Mein Freund, die Zeit entwolck sich mies
für Dich und meinesgleichen."
"Dann auf in's Viecherparadies,
laß uns die Segel streichen!"
Das Leben strebt mit Urgewalt nach Entstehung und Musik.

VerbOrg

"Dieses Stück Holz hier wird zur Schranke",
hor sie und fraß sich schnell hinein.
Wie Billy wollte auch die Anke
bald überall berohmen sein.

Doch nicht im Schranke in der Stube
sollte sie nun zu Hause sein;
Den Magen drah's mit jedem Hube -
ein Holzwurmhirn ist nun mal klein.

amarillo

Sie glöb', daß sie ürbe, sug Klara,
ein Mistkafer-Fräulein mit Schneid,
frost ihr Sein in der Nord-Massaimara,
war zu allem, waß Geld brächt, bereit.

"Wenn mein Onkel der Geizkragen stürbe,
wär' mein Leben für immer gemacht,
jeder Mistkäfermann um mich würbe,
meines Ausseh'ns mal ganz ungeacht'.

Onkel Fritz, der besitzt viele Haufen,
die zu zählen ich nicht einmal wag',
er hat, daß die Dinge gut laufen,
vierzehn Nashörner unter Vertrag!"
Das Leben strebt mit Urgewalt nach Entstehung und Musik.

Günter Gans

Es juckt mich ja schon lange - darf ich's auch mal versuchen?

Insektendrama

Es war einmal der Beutenkäfer Kuniblau,
der rarb sich eins im Bienenstocke,
als Parasit deucht' er sich schlau,
doch fad wurd's ihm beim Rumgehocke.
O weh, o ach, welch Ungemach.

Am Bienenvolke lub er sich in Afrika,
doch glob er, feiner sei Amerika,
Kuniblau, von der Art  Aethina tumida,
bocht ein Schiff nach Florida.
O weh, o ach, welch Ungemach.

Mit der Afrobiene war der Kampf noch fair,
der Amibiene fiel die Wehr sehr schwer,
Ging' Kuniblau an Bord,
bedüt's der Amibiene Mord.
O weh, o ach, welch Ungemach.

Seine Larv', die fraß Honig, Pollen, Brut,
dem Bienenvolk bekam das gar nicht gut,
Kuniblau fraß Waben nimmersatt,
Amibienchens Haus war platt.
O weh, o ach, welch Ungemach.

Imker Bill, der roff sich's Haar,
seine Bienlein: in Gefahr!
Imker Bill nahm auf den Kampf,
was er tat, war Krampf.
O weh, o ach, welch Ungemach.

Imker Bill, recht ein dummer Tor,
erhuff sich Hilf' vom Drogenstore
So nuh der Imker mit der Spritze,
Kuniblau und Bienlein fanden's beide gar nicht Spitze.
O weh, o ach, welch Ungemach.

Und die Moral von der Geschicht':
Wir kriegen keinen Amihonig nicht.
Gehen Sie immer in den Wald zur Paarung? (Loriot)

Michael

Der Schmetterlingsmann Giselher
war ein Zitronenfalter,
satz sich zur Ruhe, tat nichts mehr:
"Nicht mehr in meinem Alter."

Wenn jemand ihn zur Arbeit trieb,
so schampf er ungehalten.
Limone und Zitrone blieb
seit jenem ungefalten.

Michael

Amöbe Günther, das Genie,
genannen "kluger Günther",
galt der Amöb-Philosophie
als Meister und Begründer.

Er formulor mit einem Satz
das forsche Postulat,
dass das Gehirn zum Denken Platz
in einer Zelle hat.

Michael

Es horng nach Liebe Stinktier Klaus.
Damit er sich verbandel´,
- nicht abschräk´ jede süße Maus -
arnd er den Lebenswandel.

Wusch sich im See bei jedem Wetter,
jugg viel an frischer Luft,
fraß Veilchen, Lilien, Rosenblätter,
forz seither Blumenduft.

(joggen, jugg, jügge, gejoggen
furzen, forz, fürze, gefurzen)

Michael

Ein Laubfrosch namens Ottokar
hielt sich für einen Prinzen.
Wenn er eine Prinzessin sah,
beiel er sich zu grinsen.

Er glob, dass er sie so betoer´
und zwänge sie zum Handeln.
Doch keine schied sich ent dafoer,
per Kuss ihn zu verwandeln.

Michael

So, und jetzt noch was Tragisches zum Schluss:

Die Eintagsfliege Adelheid
sooch nach dem Sinn des Lebens,
in abgeschied´ner Einsamkeit,
doch ach!, sie fursch vergebens.

Zwar fand sie diesen Sinn heraus
und den begriffen habend
flog - dies zu künden - sie nach Haus,
doch wurde es schon Abend...