Animalpoesie

Begonnen von amarillo, 2005-08-20, 11:12:33

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Ku

#390
Das Reich des Reihers (Folge acht)
Das Hotel – Die Erracht

Geworzen war die Luft am See.
Herr Ritz aus Carlton mork dies schnell.
Und Zack! zak er sein Portemonnaie,
entstumpf dem Boden ein Hotel.

Hat Reiher Reinhard angestollen,
dass Fusel in den See er mösche.
Die Zimmer sich mit Gästen follen.
Berohmen sind die roten Frösche.

Ku

Das Reich des Reihers (Folge 9)
The End – The next Generation

Im Schilf der Reiher Reinhard rolsch
und lauter wirres Zeug er nolsch.
Ihn hatt' die Reiherin gekossen,
das hat ihn völlig umgeschmossen.

Du bist jetzt reich, hat sie gehochen
und deshalb wird gleich eh'gelochen.
Im Frack noch er, und sie im Schleier,
log sie schon jede Menge Eier.

Und damit, liebe Freunde der animalischen Poesie, ist auch die Reiherreihe am Ende angelangen. Reihert wohl.

Michael

Der Reiher und Pu verdänen gesorndene Präsentur im Rahmen der Animalpösie. Kilian wird reichlich Arbeit mit diesem Faden haben.

Nun aber noch etwas Erschröckliches:

Hört nun die Geschichte von Peter,
dem einstigen Gottesanbeter:
Die Todesgefahr, sie roob ihm den Mut,
die Liebe und Sex ihm bedüten,
drum war er nicht stets nur auf der Hut,
er war auf mehreren Hüten.

Nur bei der holden Gisela,
da hat er sich vergessen,
er gab sich hin mit Haut und Haar -
dann hat sie ihn gefressen.

Ku

Wer sich bisher noch gar nicht urß,
das ist aus Frankreich Freund Pü l'ours.

"Isch öre gern engag misch plus,
mais mit mein Sprach isch eusch versü 
die belles poèmes des animeaux,
im 'Intern wär gleisch das Niveau.

Drum 'ab isch misch bis'er ge'uten
und nischt die Sprach wie ihr geknuten,
denn tres isch furscht, dass man misch 'ölnse,
wenn isch 'ier verbes fortes pölnse.

Doch 'abe isch 'eut auch ge'oren,
kein 'omme 'ätt misch bis'er entbohren.
So ied verabsch isch misch auch gleisch,
es grüßt ours Pü eusch aus Frongreisch."

Ku

Als Gottfried noch agor als Schwan
und schlapp dem Lohengrin den Kahn,
da schwun ihm, kaum er Elsa schie:
die früge den, das kliepe nie. 

Und bingo, klar hat sie gefragen!
Doch Gottfried konnt' sich nicht beklagen,
denn Lohi los der Ortrud Zauber.
Jetzt übernahm den Job ein Tauber.

Michael

#395
Bevor Elch Knut ein Auto koof
sprach er: "Es ist am besten,
(ich bin ja schließlich nicht ganz doof)
das Fahrzeug erst zu testen."

Er tast es mit Extrem-Beschlun
und korv, schlurd, brams mit Wonne.
Um starz der Wagen, Knut sug "Nun,
der ist wohl für die Tonne."

Agricola

Eisbär Knut im Zoo iesbor
Vergnogen, doch bedächtig:
Denn das Wetter suggeror,
Es triebe Haus schon mächtig.

Schmulz schon Mamas Pelz erfieß,
Was wird ein neuer kosten?
Und ihn deucht', er böre ies
Auf letztem Ökoposten.
The future lies in front of me,
but "lies" is all that I can see.

Michael

Als Elch Knut von seines Namensvetters Knut des Eisbären Geschichte hor, glob er, ihn knöötsche ein Elch.

Berthold

#398
Lieber amarillo!
Weil Du es nicht & nicht ins Forum gibst, so stell's halt ich hinein. Deinen Permiß werd ich ja wohl haben.

Der Dritte Mann
Soloteile – Moll - von ‚amarillo’ – ‚Gesellschaft zur Stärkung der Verben’,
Chorteile – Dur - vom Berthold Janeček;
nach ‚Urians Reise um die Welt’; Text: Matthias Claudius,
Musik: Ludwig van Beethoven.
Gesungen vom B. J. (Baßbariton), beim Unterweltenball (13.4.2007) in Wien; 
Margit Sautner bandag die Schwarzweiße Bestie - das Klavier. 

Es schwomm die Rättin Gwendolyn
allein durch Wiens Kanäle,
ganz melancholisch war ihr Sinn,
sie frug sich, was ihr fähle.
Im Ozeane taucht und bläst der Wal.
Von Ratten wallt und wimmelt der Kanal.

Am Futter molng es wirklich nicht,
das trieb herum in Massen,
selbst wenn es aus Gourmet'scher Sicht...
- Verzeihung, ich werd's lassen!
An Rinderherden voll ist mancher Kral.
Die Ratte krallt sich im Kanal ihr Mahl.

Auch sahn nach Licht sich Gwendo kaum,
sie hatte dies Entzücken
vor Jahren in dem Rückzugsraum,
wo Menschen sich verdrücken.
Den Maulwurf schaudert’s vor dem Sonnenstrahl.
Die Ratte strahlt vor Labsal im schummrigen Kanal.

Dort sah das Rund der Sonne sie,
ganz anders, als die Alten
berachten, war es irgendwie
ganz seltsam zwiegespalten.
Es schlängelt sich in Fluß und See der Aal.
Die Ratten aalen sich am liebsten im Kanal.

Ihr erster Mann, ein nobler Ratz,
strob mottengleich zum Lichte
und wurde so zum Fang der Katz,
sehr traurige Geschichte!
„Die Katz verreckt an unser’m Marterpfahl“,
empfahl’n sich Rattenhelden im Kanal.

Ein Idiot war Gatte zwo,
der fraß, was and're mieden
und ist dann unterm Bahnhofsklo
am Rattengift verschieden.
Aus Lamawolle ist mein schwarzer Schal.
Es schallt von Rattenpfiffen der Kanal.

Beim Denken noch ans Eheglück
die Gwendolyne sann:
,Es wönd' sich schleunigst mein Geschick,
fänd' ich den Dritten Mann!’
Es ranken sich im Licht, an Latten, Reben.
Doch im Kanal fließt hin ein Rattenleben.

amarillo

Ein Turnfalkenleben entspannt sich bisweilen
zwischen Reck, Barren, Boden und Ringen an Seilen,
so stoll es sich auch für Karl-Jakob einst dar.
Er rock, burr und rang und fluck-flock auf dem Boden,
ja, er klomm sich sogar mal am Seitpferd die Hoden,
das schmorz zum Erbarmen, wem wär' das nicht ganz klar?!

So schloß er darauf, daß es besser wohl käme,
wenn er flugs sich ein anderes Hobby hernähme.
Es besann sich Karl-Jakob des Fluges.
Heute lebt er als Turmfalkenlehrer in Brügge
und trainiert die C-Jugend, kaum daß sie flügge.
Solche Wandlung enhält schon viel Kluges!
Das Leben strebt mit Urgewalt nach Entstehung und Musik.

Reimbeutel

Tja, da müßte ich doch glatt mal was Neues verfassen. Bis dahin ein altes Gedicht von mir, welches zumindest keine schwachen Verben enthält, wenn es schon gestorkene Verben vermissen lässt:

Der König Löw´, der arge Leu,
der ist ein rechtes Ungeheu!
Er nährt sich nicht von Lamm und Schaf,
lechzt nur nach Herzog, Fürst und Graf.

Der Löwe sprach, als ich ihn frug,
ob Hausmannskost ihm nicht genug:
Man sei ja quasi, was man esse,
und ihn verpflichte die Noblesse.

Berthold

#401
Zitat von: Ku in 2007-02-22, 18:56:14
Zitat von: Berthold in 2007-02-22, 13:00:18
Zitat von: Ku in 2007-02-21, 20:31:13
Herr Ober, einmal qingzheng yu
und zweimal das mayi shang shu,
von jedem aber nur ein Häppchen.
Und bringen Sie uns bitte Stäbchen.
Doch der Herr Blennius gab noch nicht Ruh;
er spak, er spieh, hub an gar machgt zu schleimen:
weil sich im 'Fisch'* das ü, im 'Baum'** das u,
bei aller Nachsicht nie & nimmer reimen.

*魚 (-> 'gednompfer Fisch'), **樹 (-> 'Ameisen auf dem Baum')

Entschüldigüng
Eine kleine Beragcht: Ob das auch noch von den Tönen abhängt, weiß ich jetzt nicht. Ich glaube aber, der 'Literatur' zu entnehmen, daß die chinesischen Silben yu (also (j)üü) und shu doch als (chinesische) Reim(e) zählen. Vielleicht halt nicht besser geriemen als 'Häppchen' auf 'Stäbchen'.

Ku

Das ist zwar kein klassisches Animalpoem, aber wenigstens kommt ein Hund darin vor.

Nug am Gebiss der Zahn der Zeit?
Es knorsch und wolck, ich sorbb und schmutz
und wenn ich grans, dann nur ganz breit,
bis schließlich mir der Kragen plutz.

Beim Doc al dente schie ich rein,
bestoll mir schnell ein teures neues
und gestern pieß er es mir ein.
Doch sag ich, Leut', euch: ich bereu' es.

Erblak ich seither einen Hund,
dann schnupp ich immer nach ihm beinah
und's Wasser strom mir in den Mund:
Das Scheißgebiss ist "Made in China".

Ku

Dieses hier ist aber besser, hier kommen jede Menge Animale vor: 

Sie blak auf viele Schafe stumm
und schließlich nach ihm rum sich drand:
"Sind, Liebster, alle Schafe dumm?"
"Jawohl, mein Lämmchen", wurt er ant.

Ku

Jetzt mal wieder was Klassisches:

Pfau Pfranz stets irritoren pfo,
wenn Däcklin Dido vor ihm dolck
und wolck mit ihrem breiten Po,
bis eines Tages er sie volg.

Ein Ei log sie am nächsten Tag.
Das Ei onff sich mit viel Spektakel,
und siehe da, das Licht erblak
vorn Schnauze, hinten Rad: ein Pfackel