Animalpoesie

Begonnen von amarillo, 2005-08-20, 11:12:33

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Kilian

Wau, klasse Ducht! Hut ab und herzlich Willkommen!

Teigbursche

#451
Sei's gedonken!

Auch heute hab' ich wieder ein Lyrat: Krabbe Kastilius.

Kastilius war ein Krabbenstenz
von märchenhafter Opulenz.
Trug Nelken stets in Knopfes Löchern,
beschmuck sich ringens noch und nöchern,
daß er die Damen brautbekränz'.

Und Kavalier war er zugleichen,
Beholnd jedwede in den Teichen
Mit vollgekomm'nem Raffinat.
Manch' Muhme miech baß baff die Tat,
Dies durft' ihm sehr zur Ehr' gereichen.

Zum Schluß erwohl Kastilius sich
die Kriemhild, die man nichts verglich,
die ihrerseits ihn hold erhor,
zum Tanz den blonden Beau erkor.
Und dann? Darüber schweige ich.

Und noch eine kleine Anmerkel, nämlich daß das "daß" in der fünften Zeile final verstanden werden wolle, und keinesfalls konsekutiv.
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Teigbursche

#452
Auch des Lebens einfache Freuden wollen, daß man sich ihrer erfreut, und fordern einfache, aber ehrliche Ducht ein, sozusagen Hausmannsducht. Daher folgt nun Stinktier Susi:

Susi hieß ein Stinktier mal,
Wuhn lebenslang im Elbetal.

Wo sie in des Landes Weiten
Nahrung sooch zu allen Zeiten,

fette Käfer, dicke Schnaken,
weil ihr die am besten schmaken.

Auch von frischen Stachelbeeren
mochte sie sich gern ernähren.

Dazu bisweil ein Vogelei:
eine wahre Leckerei!

Sogar auf ihrem Grabstein hieß es:
Das Leben ist ein Schmaus! Genieß' es.
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Berthold

#453
Zitat von: Teigbursche in 2016-02-19, 21:48:36
(...), puer farīnæ var. pillsburyi, (...)

Heiheihei! - Warum denn "var. pillsburyi"? Das schreibt eins doch nicht aus Jux & Zufall hin. Schließlich war Harry Nelson Pillsbury (1872 - 1906) einer der genialsten Schachspieler aller Zeiten (Beste Palaeo-Elo-Zahl, laut Wikipedia: 2816). Du schenial? Mensa-Gesellschaft - wie unsere liebe Amy?

Ein P.S. zum Schach. Ich bin eher "Schwachspieler"* (Zitat: der "Hurenkarli"). Habe etwa gestern gegen einen urlieben pangsionor'nen Zahnarzt eine Partie - wie wir sügen, "aenibrääsld" (= einhingebröselt /-briulsen). Modesatz: Nicht den Funken einer Schangse. Zwecklose Gegenwehr. Ort des Geschehens: nachtlur - spätnachmttags - das Café "Hummel".

*Somit verlöre ich wohl auch - "with bombs and shells" - gegen den lieben Homer.

Berthold

Zitat von: Teigbursche in 2016-02-22, 22:35:46

(...)

Sogar auf ihrem Grabstein hieß es:
Das Leben ist ein Schmaus! Genieß' es.

Dazu fügt sich, ganz beim Thema bleibend, die wundersame Grabinschrift des Ferdinand Sauter (1804 - 1854). Er war ein Bruder des Botanikers Anton Eleutherius Sauter, des Erstbeschreibers von Spitzels Knabenkraut (Orchis spitzelii). F. S. zahl zu den Freunden Franz Schuberts - und hat in der Hernalser Hauptstraße Nr. 100 eine Gedenktafel. Ich wohne in der Nr. 124.

Grabinschrift

Viel genossen, viel gelitten,
und das Glück lag in der Mitten;
viel empfunden, nichts erworben,
froh gelebt und leicht* gestorben.
Frag nicht nach der Zahl der Jahre,
kein Kalender ist die Bahre,
und der Mensch im Leichentuch
bleibt ein zugeklapptes Buch,
Darum, Wand'rer, ziehe weiter,
denn Verwesung stimmt nicht heiter!

*Allerdings starb F. S. an der Cholera.

Teigbursche

#455
Des königlichen Spiels bin ich leider kaum mächtig, sozusagen nachgerade ohnmächtig. Und Mensen hab' ich wohl von innen gesehen, doch nur als Studiosus. Wie heißt's: wer einmal aus dem Blechnapf aß.

Des Sauters Grabinschrift indes ist delektabel! Und auch ich will mich zum Thema Tod eines weiteren Werks nicht enthalten, das eben erst aus meiner Feder floß. Folgendes Lied handelt vom Hirsch Hildebrand, und sich somit sozusagen um ein Hildebrandslied:

Ein Hirsch mit Namen Hildebrand
stand in Deutschlands Weiten.
Ließ über Seen, Wald und Land
seine Blicke gleiten.

Uralt war er, ein greises Tier,
Prächtig zwölfbeunden,
Was auf so manchem Hirschturnier
ihm zum Ruhm gerunden.

Doch fiöhl er nun sein Ende nah'n,
Jünger'n wull er weichen:
den Söhnen, die ihn zeitens sah'n
zwischen Waldes Eichen.

Und nieder loog sich Hildebrand,
nuh sich nun der Tod.
Sein Lebensatem ihm entschwand
früh im Morgenrot.
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Teigbursche

Auch heute ergießt es sich wieder aus des Burschen Wunderhorn. Und was pieße da besser als das Texas Longhorn-Rind Betty Sue:

Als Betty Sue aus Arkansas
ihre Ernte mal verdorr,

sug das Cowgirl froh und heiter
"Mach' ich eben anders weiter!"

und nahm eine Stellung an
auf 'nem Mississippikahn.

Teller wusch' sie anfangs bloß,
doch ihr Tatendrang war groß.

Bald wurd' sie zum Kapitän.
Und alle nocken: "kannst' ma' seh'n!

Das, was dieses Cowgirl schuf,
Das geht auf keinen Longhornhuf!"
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Teigbursche

#457
Kurz und konzis kommt Hyäne Hyazinthe daher:

Hyänenmädchen Hyazinthe
Wußt' beim Jagen manche Finte
Riß recht oft ein fettes Gnu,
Und ein Zebra noch dazu.

Tiel mit ihrem Clan die Beuten,
worauf all die Hocherfreuten
riefen: "Was wir glücklich sind —
dank deiner Hilfen, Hyazinth'!"
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Teigbursche

#458
Des Lernens Lob bezeugt in folgenden zehn Zeilen die Drachin Rosalind:

Rosalind, die Drachenfrau,
woß stets alles ganz genau.

Galt als Enzyklopädie
in Stadt und Land, bei Mensch und Vieh.

Hatte Wissen angehoffen,
seit sie eis die Welt getroffen,

nie mit Lernen aufgehoren,
was ihr großen Ruhm beschoren.

Und so besooch sie jeder gern,
der Rats bedurf, von nah und fern.
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Teigbursche

Bei aller Komödianterie soll auch das Trauerspiel bedunken werden, weshalb nun ein tragiktriefendes Telegramm folgt, in sieben mal sieben Silben verfassen von Tiger Torsten:

Torsten Tiger — Telegraph —
Sehr viel Arbeit — wenig Schlaf —
"Eine Nachricht! — schnell nach Prag!" —
Ohne Pause — jeden Tag —
Keine Freunde — Frau getrennt —
Nervenkoller — imminent —
Brauche Urlaub — bitte drum —

Der Postdirektor liest's und nickt nur stumm.
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Teigbursche

Von Mode, Mut und Medien mag berichten die Kröte Schwanenhild:

Es bolst sich mal eine Kröte aus Schildpattschmuck einen Schild,
was weltweit bei allen Kröten als wenig salonfähig gilt.
Doch sprach die verschmitzte Bufo (sie nannte sich Schwanenhild),
"Ich trag' nun mal gern einen Panzer, auch wenn man mich dessen schilt."

Kaum zieg sie sich derart beklitten, wurd' jedermann fuchsteufelswild.
"QUALHAFTE MEUCHELMODE!!!", so schlugziel die Kröten-"Bild".
Dergestalt kam's der Beschold'nen von allseits entgegengeschrillt,
und sie ståhn, "so viel Haß zu ertragen, das bin ich dann doch nicht gewillt!"
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Köter Pöter

Zitat von: Berthold in 2016-02-24, 16:15:43
Zitat von: Teigbursche in 2016-02-22, 22:35:46

(...)

Sogar auf ihrem Grabstein hieß es:
Das Leben ist ein Schmaus! Genieß' es.

Dazu fügt sich, ganz beim Thema bleibend, die wundersame Grabinschrift des Ferdinand Sauter (1804 - 1854). Er war ein Bruder des Botanikers Anton Eleutherius Sauter, des Erstbeschreibers von Spitzels Knabenkraut (Orchis spitzelii). F. S. zahl zu den Freunden Franz Schuberts - und hat in der Hernalser Hauptstraße Nr. 100 eine Gedenktafel. Ich wohne in der Nr. 124.

Grabinschrift

Viel genossen, viel gelitten,
und das Glück lag in der Mitten;
viel empfunden, nichts erworben,
froh gelebt und leicht* gestorben.
Frag nicht nach der Zahl der Jahre,
kein Kalender ist die Bahre,
und der Mensch im Leichentuch
bleibt ein zugeklapptes Buch,
Darum, Wand'rer, ziehe weiter,
denn Verwesung stimmt nicht heiter!

*Allerdings starb F. S. an der Cholera.

ANIMALPOESIE
Motto:
Mach mich AN-IM-ALP, OESIE!

Es waren einst Oesi und Oe-sie
Recht fern ab von jeglicher Poesie:
Im Alp- und im Traum
Hielt's ihn nicht im Zaum,
Und gar nichts hielt wegen Diarrhoe sie!

Teigbursche

#462
Es betritt nun spornstreichs die Bühne ein Anonymus, der Elephant N.N.:

Es gibt ja manchmal Strophen in Gedichten,
sprach mal ein Elephant,
da möcht' ein anderer von berichten,
denn ich bin zu genant.

Gesteh', mein Freund, daß ich es mir erlaube,
ich hab' so ein Gefühl —
da ist doch was im Busch — ich glaube —
das ist Kalkül!
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Teigbursche

Der Elephant hat seine Schuldigkeit getan, der Elephant kann gehen. Stante pede folgt fußens Kater Karlo:

Kater Karlo ist verdrossen.
Bös' bescholt ihn Walters Geist!
Und darum hat er beschlossen,
daß er fortan anders heißt.

Friedhelm, diesen Namen wählt er,
doch er hat sich nicht befrieh'n.
Selbst als Trudi sich vermählt er
wird er weiter maledieh'n.
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ku

Hier xellt sich ja ein Animal ans andere. Wieder was los in der Animalwelt.
Aber – vermutlich aufgrund ständig fortschreitender Demenz – habe ich jetzt die beiden letzten Zeilen nicht kaporen. Ich bitte um Erklur.