Es ist fast Herbst...

Begonnen von amarillo, 2005-08-22, 19:35:39

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amarillo

und deshalb fiel mir heute beim Blick aus dem Fenster ein kleines Sonettchen ein:

Summer Wages

The mood of fare thee well is slowly pending
As August turns its better half towards end.
God Sol's about to choke his hottest spending,
To fog the nights now eastern winds do tend.

Wood foliage of darkest green is slightly fading
To amber shades that tell of future chills.
The yeoman and his kin have come to braiding
To wreaths the crop they rept in fields and hills.

The shouts and cheers of summer guests are dimly trailing,
Colliding now and then with quacks of geese
That gather in the meads to test their sailing,

On joyful wings they bank against the breeze.
So, heart beloved, please do not mourn the summer's failing,
She just inhales and in our souls will never cease.
Das Leben strebt mit Urgewalt nach Entstehung und Musik.

Günter Gans

Och, amarillo, so moll gesonnen? Ich kann's verstehen, vor meinen Augen wird gerade die Terrasse überflooten, ich werd' wohl gleich den Rächner entstöpseln und in den ersten Stock umziehen müssen.

Anlässlich einer kleinen Beschaftog mit Dialekten (siehe auch Abteil Sprache, Faden Ach du dickes Ei):

Kennt ihr das Gedicht, das Dieter Hildebrandt mal als Zugabe zum Live-Programm in seinem heimatlichen Schlesisch präsentor? Ein Knaller, der in Schriftform leider nur unzureichend wiederzugeben ist:

Frihling
Wennde Hasen heher springen
undde Veegel lauter singen,
und du hast das gewisse Feeling,
dannis Frihling.

Summer
Wenn die Felder werden gelber
und es riecht so abgeärntet,
und du bist es selber,
deine Zeit ist um,
wird immer ummer,
das, mein Lieber, war der Summer.

Härbst
Wenn du und das Laub wird älter,
merkst, die Luft wird kälter,
und du fiehlst, dass du bald...,
dannis Härbst.

Winter
Wenn es schneit,
und du weest nich ganz genau,
was steckt dahinter,
dannis meistens Winter.

Gehen Sie immer in den Wald zur Paarung? (Loriot)

amarillo

Nein nein, wenn ich in moll dichte, dann wird's richtig feucht an den entsprechenden Stellen.  ;D
Das Leben strebt mit Urgewalt nach Entstehung und Musik.

amarillo

Na gut, wenn caru nicht will...

Sommerende

Die Stimme des Lebwohl ist leis zu hören,
Der größ're Teil Augusts nun schon verfloss,
Und Helios' Glut nich länger schafft uns zu betören,
Sanft neb'lig treibt der Ostwind schon ums Schloss.

Der Wälder sattest Grün neigt schon zu flüchten
Und flüstert sanft von Furcht vor frost'ger Nacht.
Nun flicht das Landvolk seine Kränze aus den Früchten,
Die es aus Feld und Hügeln sicher heimgebracht.

Der Sommergäste fröhlich Lärmen ist verklungen
Und überließ dem Schrei der Gänse nun den Platz,
Die sich schon letztes Jahr in Au und Feldern drungen,

Die Schwingen ooben vor des großen Fluges Hatz.
Wirm uns noch mal mit Wind aus vollen Lungen,
Nie geht der Sommer ganz, er ruht, mein liebster Schatz.
Das Leben strebt mit Urgewalt nach Entstehung und Musik.

VerbOrg

Klasse!
Das ist mal wieder typisch unser Gelbspötter ;D

amarillo

Das Leben strebt mit Urgewalt nach Entstehung und Musik.

Kilian

Herrlich herbstlich, amarillo! Unter wärmstem Dank ins Lyrische aufgenommen. A propos wärmst: Aufgrund der zum Augustende erwochenen Hitze und Trockenheit hierzuregione konnte ich mir ein kleines Wortspiel nicht verkneifen:

Sommer, wag es!

Der Sommer saß im Schiff der Zeiten unter Deck
am Ende eines schon sehr grauen Tages,
doch sein Agent empfahl ihm dringend ein Comeback:
"Noch dieses Jahr, du, Sommer, wag es!"

amarillo

Kaum hatt' der Mann es ihm gesogen,
da hopf der Sommer aus der Matte,
und worm das Herz uns - ungelogen
mit allem, waß er noch so hatte.
Das Leben strebt mit Urgewalt nach Entstehung und Musik.

Bertl

Ein prophylaktischer Einwand, in Erwartung des wohl schon feuchtkalt sich ballenden November-Gedichtes, -
  "November, when the croaking crow came back,
  I sewrff, 'cause of an awful sunshine lack
  (...)"
- werde georssen:
Das sind Abklätscher heimischen Klimagefröstels.
  Unter pupils of Tasmania dagegen gab es einen written class test, in dem die Mehrzahl begann: "My favourite month is November." Denn während hüben, auf das Kommando Pütschüüh!, Rotzglöckerl und Eisblume zur Blüte ansetzen, ist es drüben etwa die zierliche Pterostylis pratensis (und andere merkwürdige Arten).

VerbOrg

Zitat von: Bertl in 2005-10-20, 12:06:45
  "November, when the croaking crow came back,
  I sewrff, 'cause of an awful sunshine lack
  (...)"
Ich leide hier eher an extremen Rachenproblemen.
Dieses "sewrff" ist doch unaussprechlich.

Günter Gans

Versuch's doch mal auf texanisch (mit Kaugummi).  ;D
Gehen Sie immer in den Wald zur Paarung? (Loriot)

Bertl

Das sewrff (sprich: sju:rff), von suffer, war nur eine Spontaneingebung und hat noch nicht viel mit der Stärkung eines englischen Verbs zu tun.

amarillo

Vielleicht:
suffer - sorff - sorff

Immerhin haben wir im Deutschen ja einige Gemeinsamkeiten mit der englischen Sprache.
Das Leben strebt mit Urgewalt nach Entstehung und Musik.

Bertl

Yes, thank you, aber ich hab halt gleich was Diphthongierendes (also etwas, das nach dem Zwielaut giert) hineinrutschen lassen.
Außerdem hätte sich schon das w von awful vorankündigen sollen.
Und drittens sesull es ja ein Gedichtanfang sein, wie ich ihn demnächst NICHT lesen wewölle. Ein Stückchen prophylaktischer Parodie.
Doch, beim Beutelwolf, Recht hättest du freilich zu sagen: Schreib dir dein tas-manisches Novembergedicht gefälligst selber!

Bertl

Muß mich nun doch einmal beim caru bedanken:
a) für das Haikou über die Wiesen-Grünkappe in Tasmania
b) herzlichst

... Als ich damals, als Knabenkraut knipsender Knabe (na ja, in den 30ern), den David Jones, Australien wohl bedeutendsten Orchideen-Taxonomen besuchte, im Botanischen Garten zu Canberra (Stichwort "Zuckmücken-Symposium"), - - da möchte ich in wehmütiger "Ach, wo ist die Zeit hin?"-Stimmung den Satz ansonsten gar nicht mehr zu Ende führen...