Ganz nebenbei: neue Storke

Begonnen von versucher, 2005-08-27, 12:28:41

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Gryphius

Zitat von: Agricola in 2007-06-25, 18:41:32
nieseln - norl - nörle - genorlen

(angelehnt an "niesen" bzw. "erkiesen")

Auch wenn es schöner an rieseln angelehnen wäre (nieseln / nals / nälse / genolsen), geht dies zunächst doch nicht, da schon näseln so gestorken ward. Aber kann man näseln nicht "umstärken"? Vielleicht so:

näseln / nlas / nläse / nlies! / genlasen

Damit würde der Weg frei für die obige Stärkungsreihe für nieseln, die somit auch hübsch zu pieseln pieße.

AmelieZapf

picknicken - nickt pick - nak puck - näke pück - nick pick! - pickgenocken.

Grüße,

Amy
Religion heute:
Ex oriente deus,
ex machina lux.

katakura

#212
vereiteln - verilnt - verialnt - veriülnte - veriilnt! - veriolnten
ausnüchtern - ... - nurcht aus - nürchte aus - nircht aus! - ausgenurchten
Toleranz ist vor allem die Erkenntnis, dass es keinen Sinn hat, sich aufzuregen. (Helmut Qualtinger)

AmelieZapf

veredeln - verildt - verald - verälde - verild! - verolden.
Religion heute:
Ex oriente deus,
ex machina lux.

Gryphius

nesteln / nelnst / nolnst / nülnste / nilnst! / genolnsten

Gryphius

Gerade wollte ich verrichten stärken, als ich sah, dass die von mir präferorenen Formen bereits von verrenken besotzen sind. Diese finde ich allerdings eher unglulck. Daher rege ich folgende Änderung an, um dann verrichten sinnvoll stärken zu können:

verrenken / verrachte / verrächte / verracht

verrenken / - / verrank / verrönke / verrink! / verronken

verrichten / - / verracht / verrächte / - / verrochten

Agricola

Ich finde "verrachte, verracht" von "verrenken" analog zu "bedenken" ganz toll und origineller als "verrank" etc. Warum nicht "verrichten, verrocht, verröchte, verrochten? Dann beißt sich da nichts.
The future lies in front of me,
but "lies" is all that I can see.

AmelieZapf

Hallo zusammen,

Zitat von: Agricola in 2007-07-02, 17:57:32
Ich finde "verrachte, verracht" von "verrenken" analog zu "bedenken" ganz toll und origineller als "verrank" etc. Warum nicht "verrichten, verrocht, verröchte, verrochten? Dann beißt sich da nichts.

auch ich bin ausgesprochene Anhängerin der unregelmaßen Bug, selbst dann, wenn sie nicht stark ist. Denn auch die starke Bug ist hochgradig vorhersahb. Ragelverunmoßegenen Formen hingegen wohnt der Zauber des Überraschenden inne, des Vorunhersahben, kurz des Interassen.

Das genau war auch der Grund, warum ich so lange nach einem Analogiestork zu "nehmen" gesoochen habe (bei "flehmen" ward ich im tierarlzten Fachjargon fund). Weg mit dem starken Einheitsbrei! Unregelmaße Formen sind Verbung für eine Sprache und verben sie bunt ein!

Grüße,

Amy
Religion heute:
Ex oriente deus,
ex machina lux.

Agricola

Liebe Amelie,

aus diesem dieLämmer hilft eine andere Methode, die ich hier schon einmal vorgeschlagen habe: Sich nicht am Infinitiv, sondern an einer anderen Form orientieren und den Infinitiv ändern. Es gibt keinen Grund, warum der Infinitiv nur deshalb, weil er in den Lexika ganz oben steht und zur alphabetischen Sortitur verwandt wird, von den Verbenstärkern als unantastbar beholnden wird. Bei "nehmen" ist das Problem, dass der Infinitiv wenige Parallelbildungen hat, wenn man nicht "strömen" oder "grämen" als solche zulassen will. Geht man hingegen von der dritten Person Singular aus, gibt es haufenweise Verben, die analog gebolden werden können. Ein noch nicht gestorkenes ist zum Beispiel "ergrimmen", das nun ausgehend von der Form "er ergrimmt" analog zu "er nimmt" gebogen werden kann:

ergrehmen (ich ergrehme, du ergrimmst, er ergrimmt), ergrahm, ergrähme, ergrimm!, ergrommen

Viele Grüße!
The future lies in front of me,
but "lies" is all that I can see.

katakura

#219
Zitat von: Agricola in 2007-07-03, 01:29:50
Sich nicht am Infinitiv, sondern an einer anderen Form orientieren und den Infinitiv ändern. Es gibt keinen Grund, warum der Infinitiv nur deshalb, weil er in den Lexika ganz oben steht und zur alphabetischen Sortitur verwandt wird, von den Verbenstärkern als unantastbar beholnden wird.

... oh mann, da machst du aber ein faß ohne boden auf, wenn wir noch anfangen, neue infinitive zu bilden ::) ... warum ändern wir nicht gleich auch deren bedeutungen? ... nur weil sie so im duden stehen, sollte man sie doch nicht als unantastbar behandeln :D
Toleranz ist vor allem die Erkenntnis, dass es keinen Sinn hat, sich aufzuregen. (Helmut Qualtinger)

Agricola

Zitat von: katakura in 2007-07-03, 12:02:33
... oh mann, da machst du aber ein faß ohne boden auf

Das könnte eine zukunftsweisende Tat sein, wenn doch in so manch anderem Fass oder Faden hier der Boden erreicht zu sein scheint, wie die Frequenz der Beiträge in den letzten Wochen befürchten lässt.
The future lies in front of me,
but "lies" is all that I can see.

katakura

Zitat von: Agricola in 2007-07-03, 16:34:19
Das könnte eine zukunftsweisende Tat sein, ...

... ich weiß nicht, ich weiß nicht ... ob das dann noch im sinne des erfinders ist ???

Zitat von: Agricola in 2007-07-03, 16:34:19
... wenn doch in so manch anderem Fass oder Faden hier der Boden erreicht zu sein scheint, wie die Frequenz der Beiträge in den letzten Wochen befürchten lässt.

... tja, auch das vollste faß ist halt irgendwann ausgeschopfen und selbst der längste faden endet mal ... sellerie ;D
Toleranz ist vor allem die Erkenntnis, dass es keinen Sinn hat, sich aufzuregen. (Helmut Qualtinger)

Berthold

#222
Da manches, das ich in Kilians berühmtes Archiv sandte, dort in potentieller Energie verhurr, ohne daß jene je kinetisch geworden wäre (mag auch sein, daß ein paar Sachen nicht konvenoren), zupf ich heute ein kleines Paradigma heraus. Enthält immerhin ein bisserl was Wissenswertes; vielleicht.
Begrund für meine Aufsätze: Mir tut sich da in jüngster Zeit einfach zu wagn Neues. Viel Gegamerze, sozusagen.
Nebenbemark: Wer den letzten caru-Beitrag sucht, muß tief in den Mai hinabsteigen...

Jetzt aber {ein Aufsatz vom 16. 6. 2006}:

Der österreichische Kennjokus – Coniugatio Austriaca

Nachtrag:
(sich) aufmascherln (sich übertrieben kleiden, sich aufdonnern) – mascherle (mich) auf – mlärsch{e}st auf – mlärscht auf – mlursch auf – mlürsche auf – aulfgemarschen {Intrusio litterae consonantis ‚l’ in syllabam primam: ‚auf > aulf’}

Kennjokus der vor allem in Österreich verbreiteten Iterativ-, Frequentativ- oder Multiplikativverben (einschließlich einiger anderer, die dieser Gruppe ähnlich sind);
Beispiele: knarren > knarretzen (= wiederhulen knarren); knacken > knacksen (= wohl eher intensiv als wiederhulen knacken)
Präteritum, Konjunktiv 2 und P.P. mit Rat-Aff-Lach(!) (= Reduplikation). Für die Betonung schlüge ich vor: auf der Silbe nach der ratafflachenden Anfangssilbe. Der Vokal dieser Silbe richtet sich nach dem Folgevokal, dem ‚Hauptvokal’ des Verbs.
Es findet sich, trotz dieses Hinweises auf die Wiederhe{h}l, in Vergangenheit und Möglichkeit vor allem Konsonantenabschwach (weil dann solche Verben weniger intensiv geworden sind/wären). Das P.P. erfährt eine weitere Abschwach (z >ds > s). Bei einigen Verben mischen sich, bei stets vorhandenen Rätäfflächen, Elemente einer onomatopoetischen Coniugatio mit der Coniugatio duplex.

Quellen (außer meiner eigenen Kenntnis) sind: M: Mackensens Wörterbuch; S: Peregrinus Syntax: Deutsches Reimlexikon; T: Teuschl, W: Wiener Dialektlexikon; V: Variantenwörterbuch der deutschen Sprache.

strawanzen (V; ital. stravagante: verschroben, überspannt {?}) (untätig herum-, umherziehen, herumstreunen, sich herumtreiben; Substt: der Strawanzer, die Strawanzerin):
sträwänz(es)t, sträwänzt, sträwänz! {Die – positiven - Imperative 2., Sg. haben bei diesen Verben oftmals reichlich theoretischen Zuschnitt. Für Verbote dagegen sind sie meist sehr
geeignet: Sträwänz nicht! Pinz nicht! Gämirz nicht, ohne die Hand vorzuhalten! Gribirz nicht
so laut!}, susdruwunds, süsdrüwündse, sasdrawansen 

maunzen (S; wiederholt und wahrscheinlich auch intensiv miauen): mäunz(es)t, mäunzt, mäunz!, momonds, mömöndse, momonsen

benzen (oder, wie hier: penzen; sicherlich in Maria Hornungs Wiener Mundartwörterbuch, wahrsch. auch in V – durch ständiges, lästiges Bitten etwas erreichen wollen; quengeln): pinz(es)t, pinzt, pinz!, bobonds, böböndse, bobonsen

raunzen (V; nörgeln, seiner Unzufriedenheit durch ständige, kritisierende Außare Ausdruck verleihen – oft sogar weinerlich; egoistisches Weinen, um Mitmenschen zu etwas zu bewegen): räunz(es)t, räunzt, räunz!, roronds, röröndse, roronsen

knarretzen (andauernd knarrendes Gerräusch von sich geben): knärritz(es)t, knärritzt, knärritz!
gugnurads, gügnürädse, gagnaresen

himmletzen (M; wetterleuchten – natürlich wiederhulen): himmlitz(es)t, himmlitzt, himmlitz!, hahamlads, hähämlädse, huhumlasen

krächzen (M.; Iterativ von krachen; heiser schreien, mit lauter Stimme sprechen): krehchz(es)t, krehchzt, krehchz! (Ohne Dehnung wäre das ‚e’ nur eine orthographische Variante.), gagrachds, gägrächdse, gogroĥsen (Das ist kein Dehnungs-h; es kekünne entweder – was ich empföhle - stimmlos stark gehaucht/gehochen werden {Ich glaube, daß es im Arabischen solch ein ‚h’ gibt} oder, meinethalben, sogar stimmhaft sein – wie das tschechische ‚h’ im Silbeninneren; tsch. ‚h’ nur zwischen zwei Vokalen stimmhaft, sonst lediglich stark gehochen? Stimmlose Aussprache wäre viellecht, wegen des h’s im folgenden Verb, besser.)

knacksen (M; siehe oben): knäck(se)st, knäckst, knäcks!, gugnugs, gügnügse, gagnaĥsen (Dieses ‚h’ ist auf jeden Fall stimmhaft zu spechen – wie auch das darauffolgende s.)

hopsen (springen, möglw. wiederhulen kleine Sprünge machen): höps(es)t, höpst, höps! huhubs, hühübse, huhuvsen (v: stimmhaft)

gagerzen (T; {wiederholt} gackern; laut Teuschl auch ‚stottern’ – mhd. ‚gagzen’): gägirz(es)t, gägirzt, gägirz!, gugugards, gügügärdse, gugugorsen // möglich wären auch: gigigards, gigigärdse, gagagorsen

gamerzen (T; gähnen): gämirz(es)t, gämirzt, gämirz!, gugumards, gügümärdse, gagamorsen

greberzen (T; aufstoßen, rülpsen (jidd.]): gribirz(es)t, gribirzt, gribirz!, gogrobards [molg auch gogrobords], gögröbärdse {molg auch gögröbördse}, gogroborsen

schmatzen (M; verw.: schmecken): schmätz(es)t, schmätzt, schmätz!, schischmids, schischmiedse {i-Verlangir im Konj. 2 zur besseren Unterschoüd}, schaschmasen 

Berthold

#223
Ui, da find ich ja, bequem, noch was:

Lieber Kilian! {Mail vom 28. 8., Aufsatz vom 30. 8. 2006}

Lieber Kilian!

Nach den –euern-Verben fehlen nun noch die auf –auern, die auf –eiern und das Verb (vielleicht gibt’s ja eh mehr) auf –äuern. Bei diesen Gruppen geht’s ganz anders ab als bei –euern. Der Kennjokus hat einen etwas abgehobenen Namen:

Coniugatio cum alae ictu slavico (bzw. C. alae ictus slavici) – Der Kennjokus mit slawischem (des slawischen) Flügelschlag(es):

Slawischer Flügelschlag deshalb, weil es zwar nur zu fakultativen Palatalisüren und Velarisüren von Anfangskonsonanten kommt, dafür aber zu einem ähnlichen Vorgang, dem iactus umbrae ab initio (litterae consonantis vel vocalis), dem Auswerfen eines Schattens vom Wortanfang. Dabei bewirken Konsonanten der vorderen Gruppe (b, d, f, m, sch) ein Auswerfen des Halbvokals j; Konsonanten der hinteren Gruppe sowie Konsonantenpaare mit dem zweiten Konso aus dieser Gruppe und das e (=a) von ei (nebenher, durch Tmesis, auch das a von au) (Kehldeckelknackser, sonst k, l, schl, tr sowie h) rufen ein Auswerfen des Halbvokals w hervor. Ein Vokal wirft seinen Schatten (w), notgedrungen, nach vorne (proiactus). (Im P.P. schließt sich der Anfangskonsonant wieder dem Verb an, und ob sich dann der Vokal oder der Konsonant auswürke, ist stragtt.) Bei einem ‚Konsonanten’ ist eine weitere Eigenheit sichtbar, die warlk aus irgendeiner slawischen Sprache (Tschechisch? Slowakisch? Sorbische Sprachen? Kaschubisch?) oder, schlicht und dennoch mittelbar, aus dem Wienerischen stammen kekünne: Das l ist nämlich als velarisor’ner Konso aufgefassen! Das heißgeliubene ‚Meidlinger l’ (das jetzt auch schon seltener wird)(!) – und das kommt warlk aus dem Tschechischen oder Slowakischen.
(Nebenbemork: Der Klang des Kennjokus hat auch etwas dezitoren Skandinavisches.)
Das ge- im P.P. entfällt.
Bedeutender jedoch als das Geschehen am Wortanfang erscheint das Schicksal des And-‚r’-s.
Dieses drängt sich zwischen die beiden Vokale des Diphthonges. Es kommt zu einer separatio diphthongi, wodurch der Kennjokus auch den Nebennamen C. cum separatione diphthongiKennjokus mit Zwielauttronn – erhielt. Wahrschoychln kommt es durch diese grobe Sprengung zu einer Luppal des Verbs, wodurch auch obiger iactus ermoglochen, oder besser inizioren, wird.
Ein drittes Phänomen, wachgt für den Klang, ist der Schwund des ə in der Endsilbe. Der Schwalaut wird gewissermaßen vom vorangehenden Vokal verschlungen. Besser als gängige Termini drückt Folgendes den Vorgang aus: Devoratio syllabae ultimae ə - der Fraß des ə in der Endsilbe.
Nun aber zu den Formen. Es lassen sich fünf Grundtypen – mit ein paar Erwoytern (Coniugatio duplex, diphthongierender und tmetischer Kennjokus) – unterscheiden:

1) verbauern, dauern, mauern, schauern, (auern: in ‚versauern’ > 2)
2) kauern, lauern, trauern (Zäpfchen-r vorausgesotzen)
3) feiern, meiern
4) eiern, verkackeiern, leiern, verschleiern, juchheiern
5) ansäuern

Zu 1) dauern: djärüst – djärüt – djärü!  – djuri – djüri – djarun
‚verbauern’ bleibt zusammen: verbjärüst...

– nicht aber: versauern: wärüst vers – wärüt vers – wärü vers! – wuri vers – würi vers – verswarun. Dieses Verb gehört bereits zu Gruppe 2. 

Zu 2) lauern: lwärüst – lwärüt – lwärü! – lwuri – lwüri – lwarun
(Das P.P. von ‚leiern’ wäre gleich! > lwärist – lwärit – lwäri – lwiro – lwirö - lwaron)

Zu 3) feiern: fjärist – fjärit – fjäri! – fjira – fjirä – fjarun

Zu 4) eiern: wärist – wärit – wäri! – wira – wirä – warun
‚verkackeiern’ bleibt zusammen: verkäckwärist – verkäckwärit – verkäckwäri! – verkickwira – verkickwirä – verkackwarun
juchheiern: hwärist juch – hwärit juch – hwäri juch! – hwira joch (C. duplex, trotz Tmesis!) – hwirä jöch – juchhwarun

Zu5) ansäuern (Diphthong = oü; zweiter Diphthongteil folgt der Coniugatio duplex.): sjärust an – sjärut an – sjäru an! – sjärut an! (Bei der C. duplex wird die Form ja auch auf den Plural-Imperativ übertragen.) – sjaria an – sjäria an – ansjorjan.

Herzlichst!
Der Berthold 



Berthold

#224
Noch eine kleine Zusatzbemark:

Lieber K.! {Mail vom 30. 8. 2006}
Das war halt leider wieder falsch {Mail am 30. 8. 2006}. - Ich bin ein bisserl überfjorrden!
Rachgt geht 'leiern' so: lwärist - lwärit - lwäri! - lwiro - lwirö - lwaron.
Jetzt aber!
Der Berthold
P.S.: Die 'Hawaiigans-Aufsätze' erspar ich Euch einstweilen.