Rede Wände! Sprich Wörter!

Begonnen von Übertreiber, 2010-05-04, 23:25:14

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Übertreiber

Hoffelnt engiebt es einen derartigen Faden noch nicht.

Mir docht, man sesülle um das Neutsche zu einer eig'nen Sprache zu machen, auch beginnen, anzufangen, Idiömchen und Redensarten, neutsche und moderne Wendungen zu sammeln. Halt Weisheiten, die man ablassen kann, wenn es sich normalerweise anbeut, es aber (scheinbar?) kein passendes Sprichwort findt. Beispiel:

Der Lump erkennt den Lumpen.
Man erkennt einen listigen Hintergedanken, eine delikate Schwäche, o. Ä. eines anderen gerade daran, dass man ihn bzw. sie an sich selbst wiedererkennt.
,,Herr Schlüter, wie schaffen Sie es nur, monatlich bis zu zwanzig Steuerhinterzieher dingfest zu machen?" -- ,,Tscha, der Lump erkennt den Lumpen."

Kann naturl auch sein, dass es bereits eine Wendung giebt, die Ähnliches ausdrückt, das kann auch erwähnt werden.
Auf alle Fälle ging es mir darum, eine Sammlung solcher bildhaften Vergleiche, wie sie sonst nur über Jahrhunderte in natürliche Sprachen zierlich wachsen, speziell dem Neutschen anzueignen. Streng zu unterscheiden ist das selbstverstand von den Katachresen, die ja nur bereits bekannte Wendungen verhohnepiepeln.

Vielleicht bin ich auch einfach ins Salbadern geraten, weil ich hier schon so lange so hartnäckiglich geschwiegen habe. ;D

Grüßeken,

Übertreiber
Kampf dem Schicksal!

Kilian

Löblicher Vorstoß! Zum Thema Erfinden von Redensarten fällt mir ein hier nicht sachdienliches, aber sehr lustiges fingorenes Interview von Max Goldt ein, wo die Interviewte die Aufnahme einer neuen Redensart in die deutsche Sprache beantragt: "Wenn der Ast, auf dem er sitzt, bricht, vergisst der Vogel, dass er fliegen kann." Es stellt sich dann hinterher heraus, dass das mit der Redensart nur ein Plan B ist, erst wollte sie's als biologische Erkenntnis anerkennen lassen, usw.

Sir Ozelot

Zitat von: Übertreiber in 2010-05-04, 23:25:14
Der Lump erkennt den Lumpen.
Man erkennt einen listigen Hintergedanken, eine delikate Schwäche, o. Ä. eines anderen gerade daran, dass man ihn bzw. sie an sich selbst wiedererkennt.

Du hast Dir dafür sicher die englische sprichwörtliche Redewendung "it takes one to know one" zum Vorbilde genommen, für die es meines Wissens kein deutsches Äquivalent gibt.

Vielleicht ist ja hier ein Ansatz, dein Ansinnen umzusetzen: Sprichwörtliche Redewendungen anderer Sprachen, denen ein passendes deutsches Gegenstück bislang fehlt, in unsere Sprache zu übertragen?

Übertreiber

Zitat von: Sir Ozelot in 2010-05-05, 10:40:00
Du hast Dir dafür sicher die englische sprichwörtliche Redewendung "it takes one to know one" zum Vorbilde genommen, für die es meines Wissens kein deutsches Äquivalent gibt.

Vielleicht ist ja hier ein Ansatz, dein Ansinnen umzusetzen: Sprichwörtliche Redewendungen anderer Sprachen, denen ein passendes deutsches Gegenstück bislang fehlt, in unsere Sprache zu übertragen?

Nein, ich darf behaupten, dass es eine Eigenkreur ist. :D Die englische Redewendung kenne ich nicht mal.

Man kekünne naturl auch fremdsprachige Idiome einneutschen, doch denke ich, dass das nicht halb so kreativ ist. Um der Vielfalt willen wäre es da wohl schöner, sich selbst was auszudenken. Und wenn's dann trotzdem mit einer fremden Wendung übereinstimmt: Zufall! ;D
Kampf dem Schicksal!

Alexis Sorbas

Im Tal der Tränen Staudämme errichten
= Eine unglückliche Lage in kalt berechnender Weise als Chance für den eigenen Profit nutzen (Die fließenden Tränen werden zur Wasserkraftgewinnung genotzen)
Beispiel: Schon bei den ersten Anzeichen der Griechenland-Krise standen die Spekulanten bereit, um im Tal der Tränen Staudämme zu errichten.

Übertreiber

Welch bildhafter Ausdruck! Da fließt einem glatt das Wasser im Auge zusammen!
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Ball S. Dicker

Über Einschusslöcher reden, ohne die einschlägige Munition zu kennen.