Memento mori

Begonnen von MrMagoo, 2005-09-03, 00:47:17

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MrMagoo

Folgende Todesanzeige fand ich heute in unserer Tageszeitung;
ich sah, las und stutzte...



:o

[Namen etc. habe ich auf Grund des Datenschutzbestimmungsrechtes (oder sonstwegen) mal vorsichtshalber mit Tipp-Ex überpinselt.]


Es grüßt euer
-MrMagoo
Wâ mag ich mich nu vinden? wâ mac ich mich nu suochen, wâ? nu bin ich hie und bin ouch dâ und enbin doch weder dâ noch hie. wer wart ouch sus verirret ie? wer wart ie sus zerteilet mê?
(Gottfried von Straßburg)

VerbOrg

Was ist daran so merkwürdig?
Wenn die Mutter stolze 96 Jahre alt wurde, dann war die Tochter auch bereits in fortgeschrittenem Alter.
Und immer dann, wenn die Tochter ein Wehwehchen plug, dann pflag die Mutter, die mit ihren 96 Jahren noch ganz rüstig war, sie. War also ihren (Kranken-)Schwester. Ist doch ganz logisch, oder?
Außerdem schreibt die Tochter doch: "Nach einem erfüllten Leben voll Liebe und Sorge für mich..."

caru

könnts nicht vielleicht sein, daß von den zwei trauernden damen die eine die tochter der verstorbenen ist, die andere die schwester? ???
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Nijntje - de echte nederlandse konijn

VerbOrg

Aber dann müsste da doch stehen: "Unsere Mutter und Schwester". Da allerdings dasteht: "Meine Mutter und Schwester", muss es gleichzeitig Mutter und Schwester EINER der Frauen sein.

caru

ich glaub eher an einen falschen numerus beim personalpronomen als daran, daß dieselbe frau mutter + schwester der einen unterzeichneten war, zu der anderen aber in keinem eruierbaren verhältnis stand. :-\
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Nijntje - de echte nederlandse konijn

VerbOrg

Da ist natürlich was dran.
Ich frug mich auch bereits, warum die Anzeige noch von einer zweiten Frau gegengezinchen werden musste.
Aber vielleicht ist's ja in einer bürokratischen Zeitung erschienen und Todesanzeigen dürfen nur veruffentlochen werden, wenn diese im vier-Augen-Prinzip verfossen wurden.
Also eine Frau hat die Anzeige erstollen bzw. erstellen lassen und die andere hat sie geprofen und abgesongen.


Warum eigentlich "Mutter + Schwester der einen Unterzeichneten"?
Wer hat denn die armen Frauen unterzinchen?

caru

nun ja, deutsch (wie sanskrit) hat beim partizip perfekt nur eine einzige form für passiv und aktiv.

die aktive kann man auch umschreiben "unterzeichnet habende" - aber das ist arg schleppend.
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Nijntje - de echte nederlandse konijn

VerbOrg

Wie wär's schlicht und ergreifend mit "Unterzeichnerin"?
Nur so'n Vorschlag. So nennt man gemeinhin eine "unterzeichnet habende" Frau.

caru

ist das bei euch so? auf österreichischen verträgen steht gern "der/die unterzeichnete verpflichtet sich..."
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Nijntje - de echte nederlandse konijn

VerbOrg

Ist mir jetzt so nicht geläufig.
Aber Unterzeichner ist eigentlich ein gängiges Wort.

Ansonsten kann ich da noch Partizip I anbieten: Der/Die Unterzeichnende. Allerdings hat das den Nebeneffekt, dass sich das eher auf eine gegenwärtige bzw. zukünftige Handlung bezieht.

Partizip II ohne Verwand eines Hilfsverbs im Partizip I ist eigendtlich von der sprachlichen Logik her recht widersinnig. Ich örnde es dann immer als Passiv ein. Gerade auch, weil man Partizip II ja auch adjektivisch benutzt. Und dann ist's generell ziemlich passiv.

"Der unterzeichnete Vertragspartner" klingt komisch.
"Der Unterzeichnete" macht da den Eindruck einer Substantivur des dem Vertragspartner vorangestollenen Attributs.

Kilian

Noch so ein Fall von merkwürdigem Partizip II, wenn auch verolten: Ein Studierter.

VerbOrg

Vielleicht wurde da auch einfach nur mal was mistverstanden.

Evchen: "Und was ist dein Sohn von Beruf?"
Lieschen: "Im Moment studiert er."

Am nächsten Tag:

Klärchen: "Was der Sohn von Lieschen wohl macht?"
Evchen: "Ich frug sie gestern mal. Da hat sie gesagt, er ist ein Studierter."


Die Handlungen und Personen sind frei erfunden.
Ähnlichkeiten mit lebenden und gelebten Personen sind rein zugefallen.

VerbOrg

Im Partizip überflüssig:

Das Studentenwerk Hamburg heißt nicht mehr Studentenwerk, sondern STUDIERENDENWERK.

Es ist damit anscheinend nur noch für Studis zuständig, die gerade ihre Nase in irgendtwelche Studienunterlagen stecken.
Ich stell's mir gar nicht so einfach vor, gleichzeitig einen Antrag auf BaFöG zu stellen und zu büffeln...

Kilian

Und diese sinnfreie Ersetzung von Studenten durch Studierende geschieht fast überall. Es ist eine Pest.

caru

das ist angeblich, weil sich die studentinnen sonst ausgeschlossen fühlen  :-\

an der universität wien gibts eine linksgerichtete studierendenzeitschrift, die das unbestimmte fürwort, das früher einfach "man" hieß, genderpolitisch korrekterweise in "man/frau/schwul/lesbisch" (mit ab und zu alternierender reihenfolge, damit niemand bevorzugt wird) aufspaltet.

DAS ist schon das nächste stadium der pest.
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Nijntje - de echte nederlandse konijn