Ex...

Begonnen von Günter Gans, 2005-08-24, 01:27:10

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Günter Gans

Gerade hor ich ihm Radio von John Lennon als ,,Ex-Beatle". Spontan mot mich das despektierlich, ja pietätlos an. Für Paul McCartney oder Ringo Starr: meinethalben. Aber für nicht mehr unter uns Wesende finde ich's etwas daneben. Was meint ihr dazu?

Genausowenig mag ich andauernd von der ,,ehemaligen DDR" oder der ,,früheren Sowjetunion" lesen und hören. Niemand sagt ,,ehemaliges Drittes Reich" oder ,,frühere Weimarer Republik", und womit? Mit Recht. Wer's ohne überflüssige Füllsel noch nicht kaporen hat, dass diese Staatengebilde nicht mehr existieren, lebt dermaßen hinterm Mond, dass ihm mit keiner Formulur zu helfen ist.

Aufgipfeln könnte man solchen Schmarren allerdings, räde man von der verflossenen Freundin als der ,,früheren Ex". Wobei das sogar wieder Sinn hätte, gäbe es nach dieser noch eine spätere Ex. Und dazwischen vielleicht noch eine mittlere.
Gehen Sie immer in den Wald zur Paarung? (Loriot)

Kilian

Zitat von: Günter Gans in 2005-08-24, 01:27:10
Gerade hor ich ihm Radio von John Lennon als ,,Ex-Beatle". Spontan mot mich das despektierlich, ja pietätlos an. Für Paul McCartney oder Ringo Starr: meinethalben. Aber für nicht mehr unter uns Wesende finde ich's etwas daneben. Was meint ihr dazu?

Och, pietätlos fände ich das nur, wenn der Tod die Beatles geschieden hätte, Ex-Beatle also miene: "Ex-Beatle John Lennon widmet sich nun gänzlich seinem Dasein als Leiche." Nun war Lennon aber schon kein Beatle mehr, als man ihn meuchelte. Das Radio hat also Recht, wenn es von ihm als einem Ex-Beatle zu einem Zeitpunkt nach der Trennung der Band spricht.

Falsch wäre "Hier sieht man Ex-Beatle John Lennon beim Auftritt im Shea Stadium 1965" - da müsste man vom damaligen Beatle sprechen. Gerne zelebriert die Regenbogenpresse (Bild, Bunte, Rheinische Post etc.) auch die Scheidungen Prominenter von ihren Ex-Frauen. Das ist bös. Zwiebelfisch.

ZitatGenausowenig mag ich andauernd von der ,,ehemaligen DDR" oder der ,,früheren Sowjetunion" lesen und hören. Niemand sagt ,,ehemaliges Drittes Reich" oder ,,frühere Weimarer Republik", und womit? Mit Recht. Wer's ohne überflüssige Füllsel noch nicht kaporen hat, dass diese Staatengebilde nicht mehr existieren, lebt dermaßen hinterm Mond, dass ihm mit keiner Formulur zu helfen ist.

Die Bezeichnungen machen schon Sinn
a) als Bezeichnung ein Gebiet, das politisch nimmer umgronzen ist und daher keinen anderen Namen hat. Einzig die DDR ist jetzt als Ostdeutschland in aller Munde.
b) als Wiederholungsvermeidungsmaßnahme, was natürlich wie so viele journalistische Synonymjagden zu oft berochtegenem Spott Anlass gibt. :)

amarillo

Ich habe mal eine Bildunterschrift gelesen (es holnd sich nicht um diese Personen, weiß auch nicht mehr, um wen genau:
Paul McCarteny mit seiner verstorbenen Frau Linda.

So was geht m.E. nun wirklich nicht. Aber könnte man denn pietätvoll sagen: Paul McCartney mit seiner inzwischen verstorbenene Frau Linda? (Klingt auch nicht doll, was?).
Das Leben strebt mit Urgewalt nach Entstehung und Musik.

VerbOrg

Na ja, am besten wäre wohl immer noch die "damalige" Frau. Das iert ja nur impliz, dass sie es nicht mehr ist. Wodurch die Ehe aufgelosen wurde, ist ja nebensächlich...

Schlimm fand ich es, als ich mal im Abendblatt las:
"wo ... mit ihrem verstorbenen Mann immer den Urlaub verbracht hat."

(Ich will jetzt mein HA-Archiv nicht nach diesem Artikel durchstöbern, aber DAS fand ich wirklich daneben.)

Ku

Das muss heißen:
.. mit seiner toten Frau (als sie noch lebte) ....

VerbOrg

Eigentlich reicht ja auch, dass man schreibt:
"mit seiner Frau", sofern klar ist, wann der Schnapsschuss geschossen wurde.

gehabt gehabt

Eine sehr schoene Form, um von der Verflossenen zu reden, ist sie  als "meine Exe" zu bezeichnen

Auf span. heisst Ehefrau (wie auch "Handschelle") "esposa". Aber die Geschiedenen heisst deswegen nicht "exposa"

versucher

Der Frosch sprach immer noch viel zu oft von seiner Echsfreundin, davon, wie sie sich Bockskämpfe im Fernsehen angeschauen haben.

Kilian

HiFi-Boxen oder ProFi-Boxen?

VerbOrg

Also ich kenn' mich ja mit dem Frosch gut aus.
Als ich ihn das letzte Mal mit seiner Echsfreundin vor der Glotze erwosch, schieben sie gerade eine tierisch interessante Doku über Klappbocksen.

Günter Gans

Zitat von: Kilian in 2005-08-24, 20:37:10

Och, pietätlos fände ich das nur, wenn der Tod die Beatles geschieden hätte, Ex-Beatle also miene: "Ex-Beatle John Lennon widmet sich nun gänzlich seinem Dasein als Leiche." Nun war Lennon aber schon kein Beatle mehr, als man ihn meuchelte. Das Radio hat also Recht, wenn es von ihm als einem Ex-Beatle zu einem Zeitpunkt nach der Trennung der Band spricht.

Das ist überzeugend.


Zitat von: Kilian in 2005-08-24, 20:37:10


Zitat von: Günter Gans in 2005-08-24, 01:27:10

Genausowenig mag ich andauernd von der ,,ehemaligen DDR" oder der ,,früheren Sowjetunion" lesen und hören. Niemand sagt ,,ehemaliges Drittes Reich" oder ,,frühere Weimarer Republik", und womit? Mit Recht. Wer's ohne überflüssige Füllsel noch nicht kaporen hat, dass diese Staatengebilde nicht mehr existieren, lebt dermaßen hinterm Mond, dass ihm mit keiner Formulur zu helfen ist.

Die Bezeichnungen machen schon Sinn
a) als Bezeichnung ein Gebiet, das politisch nimmer umgronzen ist und daher keinen anderen Namen hat. Einzig die DDR ist jetzt als Ostdeutschland in aller Munde.


Vielleicht hab' ich mich unpräzis ausgedrocken. Wenn vom heutigen Neufünfland die Rede ist – kein Problem. In einem Satz wie ,,In der früheren DDR war die Kinderbetreuung vorbildlich" ist ,,früheren" aber doch überflüssig? Andererseits begab ich mich wohl von Anfang an in einen Schullwitz, denn im von dir dankenswerterweise geknoffenen Zwiebelfisch ist das Wesentliche dazu gesagen. Das Zeit-Raum-Kontinuum müssen wir mal ausführlicher erörtern oder erzeiteln.
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Günter Gans

@ amarillo

Zitat von: amarillo in 2005-08-24, 20:49:12

Paul McCartney mit seiner verstorbenen Frau Linda.
So was geht m.E. nun wirklich nicht. Aber könnte man denn pietätvoll sagen: Paul McCartney mit seiner inzwischen verstorbenenen Frau Linda? (Klingt auch nicht doll, was?).

Hm, gar nicht so einfach. Wie sagt man das richtig und pietätvoll? Vielleicht: Paul McCartney mit seiner Frau Linda (+ 1998). Das deucht mich aber auch etwas suboptimal.
Oder: Paul McCartney, hier 1995 mit seiner Frau Linda, die 1998 starb. Nee, das ist noch umständlicher.
Ich weiß nicht recht weiter.
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Günter Gans

@ VerbOrg:

Zitat von: VerbOrg in 2005-08-24, 20:55:30
Na ja, am besten wäre wohl immer noch die "damalige" Frau. Das iert ja nur impliz, dass sie es nicht mehr ist. Wodurch die Ehe aufgelosen wurde, ist ja nebensächlich...

Für die McCartneys müche es sicher einen erheblichen Unterschied, ob Linda geschieden oder tot ist.

Zitat von: VerbOrg in 2005-08-24, 20:55:30

Schlimm fand ich es, als ich mal im Abendblatt las:
"wo ... mit ihrem verstorbenen Mann immer den Urlaub verbracht hat."

(Ich will jetzt mein HA-Archiv nicht nach diesem Artikel durchstöbern, aber DAS fand ich wirklich daneben.)

Stimmt, doch mitunter werden die absonderlichsten Urlaubshobbies oder Bestuttbräuche gepflogen. In Madagaskar werden Verstorbene nach einem Jahr wieder ausgegraben und im Rahmen einer feuchtfröhlichen Voodoo-Feier nochmal begrossen, begossen und umgebotten. Weil die Knochenreste und Leinenfetzen nicht immer genau zuzuordnen sind, gibt's gelegentlich Zank, welcher Familie der geliebte Onkel oder Opa denn nun gehört. Eigenartige Folklore, das.
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Kilian

Zitat von: Günter Gans in 2005-09-01, 19:26:06Vielleicht hab' ich mich unpräzis ausgedrocken. Wenn vom heutigen Neufünfland die Rede ist – kein Problem. In einem Satz wie ,,In der früheren DDR war die Kinderbetreuung vorbildlich" ist ,,früheren" aber doch überflüssig?

Ach so, ja, klar. Es sei denn in einem Satz wie "In der früheren DDR war die Kinderbetreuung bis 1995 vorbildlich, aber seither..."

ZitatVielleicht: Paul McCartney mit seiner Frau Linda (+ 1998). Das deucht mich aber auch etwas suboptimal.

Mich dünkt's optimal. Wenn man denn schon unbedingt dazusagen will, dass sie inzwischen tot ist. Sollen die Leser doch selber ins Lexikon gucken. ;D

ZitatStimmt, doch mitunter werden die absonderlichsten Urlaubshobbies oder Bestuttbräuche gepflogen. In Madagaskar werden Verstorbene nach einem Jahr wieder ausgegraben und im Rahmen einer feuchtfröhlichen Voodoo-Feier nochmal begrossen, begossen und umgebotten. Weil die Knochenreste und Leinenfetzen nicht immer genau zuzuordnen sind, gibt's gelegentlich Zank, welcher Familie der geliebte Onkel oder Opa denn nun gehört. Eigenartige Folklore, das.

Krass! :o