Generalisur der Verwandscht

Begonnen von Nonymest, 2011-07-14, 21:43:55

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Nonymest

Es gibt im schnödsten Deutsch bereits die beidgeschlechlten Geschwister und es bedarf nun wahrlch nicht viel Kreativität aus ihnen das Geschwist zu schöpfen. Warum also nicht ähnlich mit der gesamten Mischpoke Ähnliches angedeihen lassen:

Bruder & Schwester -> die Geschwister -> das Geschwist
Sohn & Tochter -> die Getuchter -> das Getucht
Onkel & Tante -> die Getente -> das Getent
Neffe & Nichte -> die Genochte -> das Genocht
Vetter & Base -> die Gebese -> das Gebes
Vater & Mutter -> Gematter -> das Gematt

Gematter beziencht eher die biologischen Erzeuger, Eltern diejenigen, die die Getuchter großzogen, als sie noch Kinder waren.

Ku

Schab noch paar andere Variationen:

Bruder + Schwester - das Geschwilst - oder einzeln: das Gebrürd und das Geschwirst
Sohn + Tochter - das Gesühn und das Getöcht
Onkel + Tante - das Geölnk und das Getönt/das Gemühm
Neffe  + Nichte - das Genaff und das Genocht
Vetter + Base - das Gevartt und das Gebäs
Vater  + Mutter - das Geelt oder das Gevärt und das Gemürtt   

Nonymest

#2
Enkelin & Enkel -> das Gealnk (pl. die Geankel)
Schwägerin & Schwager -> die Geschwieger

und umgekohren :
Gemahle -> die Muhle (pl. die Muhlen) Anmerk: "Schwester" ist Singular, das angenommenerweise  direkt abgelittene "Geschwister" Plural, sodass hier ein Singular aus dem Plural abgeliitten wird.

Eberhard Sauweigh

Der Hahn & die Henne -> die Gehinne -> das Gehinn
Der Eber & die Bache -> die Gebäche -> das Gebäch
Der Bulle & die Kuh -> die Gekühe -> das Geküh
Der Amarillo & die Amanda -> die Amende -> das Amend

Nonymest

#4
Drohne & Imme -> die Geomme -> das Geomm (=Biene, die nicht Königin ist)

Ich wäre dankbar, erklüre jemand den Unterschied zwischen "Huhn" und "Gehinn"
Nun, denn, wo wir die Tiere schon uns verwandt machen, ließe sich in gleicher doch die Sprache des lästigen Binnenihs  entledigen:
Lehrerin & Lehrer -> die Gelahrer -> das Gelahr
Händlerin & Händler -> die Gehindler -> das Gehilnd
Nur scheinen mir die vielen "Ge"s am Wortbeginn  kaum mehr erstrebenswert als die Binnenihs mittendrin.
Dringend bedarf es also einer Alternative.

Amanda

Zitat von: Eberhard Sauweigh in 2011-07-15, 17:31:38

Der Amarillo & die Amanda -> die Amende -> das Amend

Nein, nein, nein, ich möchte zur Zeit keine derartige Gemeinsamkeit mit Herrn a. bilden! Entfernen Sie das bitte, anderenfalls sehe ich mich genötigt, Sie auf die Liste jener zu setzen, die mir mal kräftig im Mondschein begegnen können.

Eberhard Sauweigh

Zitat von: Nonymest in 2011-07-16, 10:01:26
Ich wäre dankbar, erklüre jemand den Unterschied zwischen "Huhn" und "Gehinn"
Nun, denn, wo wir die Tiere schon uns verwandt machen, ließe sich in gleicher doch die Sprache des lästigen Binnenihs  entledigen:

Nun, mit Huhn wird doch eher das weibliche Tier bezinchen. Erst die Bezeichnung "Gehinn" ist vollkommen politisch korrekt.

Zitat von: Amanda in 2011-07-16, 11:05:29
Zitat von: Eberhard Sauweigh in 2011-07-15, 17:31:38

Der Amarillo & die Amanda -> die Amende -> das Amend

Nein, nein, nein, ich möchte zur Zeit keine derartige Gemeinsamkeit mit Herrn a. bilden! Entfernen Sie das bitte, anderenfalls sehe ich mich genötigt, Sie auf die Liste jener zu setzen, die mir mal kräftig im Mondschein begegnen können.

Dass sich da bald ein Amend melden würde, habe ich beforchten ... Aber entfernen? Ach nein, warten wir lieber auf den Mondschein. Ich war schon immer für Romantik zu haben! ;D

Nonymest

#7
Zitat von: Eberhard SauweighNun, mit Huhn wird doch eher das weibliche Tier bezinchen. Erst die Bezeichnung "Gehinn" ist vollkommen politisch korrekt.
Nun, ich ich dachte immer ein weibliches Gehinn sei eine Henne, Huhn bezinche dagegen beide Geschlechter, aber:
Zitat von: DudenHuhn Substantiv, Neutrum - 1a. Haushuhn; 1b. Henne; 2. Hühner fallen ein
Anscheinend ist im Zweifelsfall tatsalch eher die Henne geminnen und nur Gehinn wirklich politisch korrekt.

katakura

Zitat von: Amanda in 2011-07-16, 11:05:29
Zitat von: Eberhard Sauweigh in 2011-07-15, 17:31:38

Der Amarillo & die Amanda -> die Amende -> das Amend

Nein, nein, nein, ich möchte zur Zeit keine derartige Gemeinsamkeit mit Herrn a. bilden! Entfernen Sie das bitte, anderenfalls sehe ich mich genötigt, Sie auf die Liste jener zu setzen, die mir mal kräftig im Mondschein begegnen können.

... frau jankuscheit! ... sie leben ja noch! :D
Toleranz ist vor allem die Erkenntnis, dass es keinen Sinn hat, sich aufzuregen. (Helmut Qualtinger)

Kilian

#9
All dies gefällt mir hervorragend!

Das Getent ist sicher eleganter als Max Goldts todesverachtende Wortschöpfung Onkel-Tante-Gefüge, auch die anderen Verwandtschaftsbezinche sind sehr nützlich. Gibt es da noch etwas zu ergänzen? Vielleicht kekünne man das analoge Geschwippschwieger zu Geschwipp verkürzen. Wortschupf am Rande: Die Schwippe (gemahnend an Sippe) ist der Teil der Verwandtschaft der eigenen Generation, mit dem man über (beliebig viele) Geschwister- und Partnerbeziehungen verwandt ist.

Sehr unterhaltsam auch die Ausweitung auf Tiere. Wie wäre es, wir wieten es noch weiter:
Der Penis & die Scheide -> die Geschiede -> das Geschied (für dichtere erotische Literatur: ,,Schieb dein Geschied in meins...!")
Der Stecker & die Buchse -> die Gebüchse -> das Gebüchs (,,Wir können den Klapprechner nicht an die Anlage anschließen, es fehlt das passende Gebüchs.")

Vielleicht sogar mit anderen Genera:
Der Topf & der Deckel -> die Gedilcke -> das Gedilck
Der Pfeffer & das Salz -> die Gesälze -> das Gesälz (für mehr dialektalen Verwurr)

Sehr großes Potenzial scheint mir auch der Vorschlag zu haben, mit diesem Bildungsmuster einen Großteil der Probleme der feministischen Linguistik anzugehen. Luise F. Puschs Vorschlag, das Neutrum aufzuwerten und von Personen unbestimmten Geschlechts einfach als das Lehrer oder das Lehr usw. zu reden, hat sich ja nicht durchgesetzt – vielleicht fällt das mit dem Neutrum leichter, wenn wir alle Personenbezeichnungen zu Singulariatantum machen? Man würde also wie von Nonymest vorgeschlagen nicht mehr Liebe Lehrerinnen und Lehrer, Liebe Händlerinnen und Händler schreiben, sondern viel kürzer Liebes Gelahr, Liebes Gehilnd. Ausgezinchen!

Um von einzelnen Personen unbestimmten Geschlechts zu sprechen, nehme man sich dann ein Beispiel an den vielen asiatischen und anderen Sprachen, die das Konzept des zählbaren Substantivs gar nicht kennen und sich immer mit eigensen Zählwörtern behelfen. So heißt ein Mensch auf Chinesisch 一个人 (yì ge rén, wörtlich sozusagen: ein Stück Mensch). Wenn man besonders höflich sein will, auch mal 一位人 (yí wèi rén, ein Thron Mensch). Im Neutschen bleibe man aber beim Stück, dessen neutrales Genus eine wichtige Voraussetzung dafür ist, nicht wieder neuen Streit aufkommen zu lassen. Man schriebe dann fürderhin nicht mehr, wie hier: ,,Wenn ein/e Lehrer/in selbst ausgeglichen ist, nimmt er/sie auch anfallende Probleme und Konflikte nicht ganz so schwer." Sondern: ,,Wenn ein Stück Gelahr selbst ausgeglichen ist, nimmt es auch anfallende Probleme und Konflikte nicht ganz so schwer."
[EDIT: s.u.]

Homer

Zitat von: Kilian in 2011-08-10, 12:26:07
Im Neutschen bleibe man aber beim Stück, dessen neutrales Genus eine wichtige Voraussetzung dafür ist, nicht wieder neuen Streit aufkommen zu lassen. Man schriebe dann fürderhin nicht mehr, wie hier:

ZitatWenn ein/e Lehrer/in selbst ausgeglichen ist, nimmt er/sie auch anfallende Probleme und Konflikte nicht ganz so schwer.

Sondern:

ZitatWenn ein Stück Gelahr selbst ausgeglichen ist, nimmt es auch anfallende Probleme und Konflikte nicht ganz so schwer.

Haben wir dafür nicht den diminutiven Singular? Wie wäre es also ablautend mit ein Geluhr usw.?

Kilian

Ich hatte ein Brett vorm Kopf, als ich Obiges schrieb, ist doch das Gelahr von Nonymest als zählbares, nicht unzählbares Substantiv gedacht gewesen. Auch gut! Eine neue Möglichkeit, genusneutrale Personenbezinche im klassischeren Sinne einzuführen.

Berthold

Gegen den Namen des Themas, nämlich 'Sterilisur der Verwandtschaft', habe ich etwas einzuwenden. Mich erinnert das an die Baumgartner Höhe (Wien), in einer üblen Zeit: http://de.wikipedia.org/wiki/Spiegelgrund.   
In einer guten Zeit, nämlich 2010, habe ich dort selber - obwohl ich mich für einen sehr, nun ja, belesenen Menschen halte - ein paar Monate verbracht und mich, mit der Hilfe hervorragender Menschen, nach und nach derrappelt.

Kilian

Zitat von: Kilian in 2011-08-10, 15:20:06Ich hatte ein Brett vorm Kopf, als ich Obiges schrieb, ist doch das Gelahr von Nonymest als zählbares, nicht unzählbares Substantiv gedacht gewesen. Auch gut! Eine neue Möglichkeit, genusneutrale Personenbezinche im klassischeren Sinne einzuführen.

Aber das mit der Stärkung von Singulariatantum ist dennoch eine nette Sache, hier bei Luise Puschs aktuellem Blogeintrag zu Twitterspeak und Gender kommt's auch vor:

ZitatDie ,,Follower" sind eigentlich AbonnentInnen oder LeserInnen. ,,Folger" gibt's im Deutschen nicht, wir kennen höchstens ,,Verfolger" und ,,Nachfolger". ,,Folgende" wäre gegangen und noch dazu wie aus dem feministischen Lehrbuch (vgl. Studierende statt Studenten). ,,Gefolge" wäre sowohl geschlechtsneutral als auch noch witzig gewesen. "Gefolgschaft" hätte ich aus demselben Grund nett gefunden, (...)

Kilian

Eine tangentialer Bemurk: das Deutsche hat eine lexikalische Lücke weiblicherseits von Gebrüder, das Niederländische nicht. Da gibt's neben den broers und zussen gleichermaßen gebroeders und gezusters. De drie Gezusters heißt ein sehr toll dekoriertes Café-Restaurant in Groningen.