Transekt

Begonnen von Berthold, 2012-02-13, 12:58:10

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Berthold

Ganz blöde Frage: Heißt's chwarlk "DER Transekt"? Soeben hat mich der Th. gefranck. Käme das also von "transectus", nicht von "transectum"?
Ich aber kenn mich mit den sprudelnden Alkoholica aus Waldingsbums nicht aus.

Homer

Das muß ein nomen actionis oder acti zu (in antikem Latein noch nicht belegtem) trans-secare "(quer) durchschneiden" sein. Die Dinger gehören zur u-Deklination und sind durchweg maskulin.

Berthold

#2
Zitat von: Homer in 2012-02-13, 13:44:23
Das muß ein nomen actionis oder acti zu (in antikem Latein noch nicht belegtem) trans-secare "(quer) durchschneiden" sein. Die Dinger gehören zur u-Deklination und sind durchweg maskulin.

Danke schön, lieber Homer! Ich werd's dem Thomas mitteilen. -> Schon geschehen.

A. Tom Kraft

Zitat von: Homer in 2012-02-13, 13:44:23
Das muß ein nomen actionis oder acti zu (in antikem Latein noch nicht belegtem) trans-secare "(quer) durchschneiden" sein. Die Dinger gehören zur u-Deklination und sind durchweg maskulin.

Bedeutet das, dass das im alten Rom schon belegte Brot (panis) noch nicht durchgeschnitten werden konnte? Wie aber belegt man ein Brot, ohne es durchzuschneiden?

Homer

Zitat von: A. Tom Kraft in 2012-02-14, 04:26:53
Zitat von: Homer in 2012-02-13, 13:44:23
Das muß ein nomen actionis oder acti zu (in antikem Latein noch nicht belegtem) trans-secare "(quer) durchschneiden" sein. Die Dinger gehören zur u-Deklination und sind durchweg maskulin.

Bedeutet das, dass das im alten Rom schon belegte Brot (panis) noch nicht durchgeschnitten werden konnte? Wie aber belegt man ein Brot, ohne es durchzuschneiden?

Vielleicht, indem man es durchbricht?  :P
Die Römer hatten offenbar, soweit wir wissen, keine Verwendung für ein Wort mit der Bedeutung "durch etwas von der einen Seite auf die andere einen Schnitt führen". Die romanischen Sprachen geben wohl auch nichts für das Vulgärlateinische her: frz. trancher ist zwar nach Ansicht mancher ein Kandidat, kommt aber eher nicht von tran(s)secare, sondern von truncare "abschlagen".

Berthold

#5
Lieber Homer!

Jetzt bin ich mit dem Transekt noch immer nicht ganz gfart. Der liebe, hochintelligente Thomas, mit der Sonne im cardinalen Luftzeichen der Waage geboren, möchte chnalm wissen, ob der (deutsche) Genitiv "des Transektes" oder "des Transekts" heißt.
Internet hat beides - eher sogar "des Transekts". Da das spätlateinische Wort aber zur U-Diekleinus gehört, erschiene mir ja fast auch "des Transektus" oder "des Transectus" für chmolg. Liegen diese Zweifel vielleicht daran, weil das Wort, wie Du schriebst, gar kein klassisches Latein ist?

D. Uden

Ohne dem Votum des Dichterfürsten vorweggreifen zu wollen, sei doch auch an die Möglichkeit erornnen, dass es "des Transsekten" heißen kekünne, wie man ja auch die Wesfall des Präfekten bildet. Aber wahrscheinlich verhält sich der Transsekt doch eher ähnlich wie der Trajekt, von dem es im Duden heißt, dass der Genitiv "Trajektes" oder "Trajekts" heißen kann. Übrigens der oder das Trajekt.

D. Uden

Natürlich heißt es nicht "die Wesfall", sondern "die Wesfalle".

Homer

Ob -s oder -es  – das hat, glaube ich, mit Latein gar nichts zu tun. Bei einem vergleichbaren Wort wie Aquädukt (aquae ductus, -ūs, m.) süge das Gefühl wohl eher des Aquäduktes als des Aquädukts, wenngleich beides geht. Nach der Duden-Grammatik spielen dafür vorwiegend euphonische Gründe eine Geige: -es steht "häufig ... um das Nebeneinander von drei oder mehr Konsonanten zu vermeiden."
Wenn du es vorziehst, im Nominativ der Transektus zu sagen, dann ist – sagt jedenfalls Meister Duden – das auch die Form des Genitivs, wie der Exitus, des Exitus oder der Duktus, des Duktus. Das Genitiv-u dabei lang zu sprechen, döche mich freilich manieroren, obzwar wieder Duden an einer Stelle – jedenfalls in meiner 6. Auflage – für den Plural bemerkt: "mit langem u", und da finde ich es auch richtig – frage mich bitte niemand, warum.

Des Transekten? Der Deklinationstyp mit -en im Gen. Sg. scheint im heutigen Deutsch auf Lebewesen beschronken zu sein (Mensch, Bär, Elefant usw.).

Das Trajekt ist immerhin schon antik, wenn auch nur in Gestalt des Ortsnamens Traiectum = Utrecht.

Homer

Das mit den Lebewesen in der (sog.) schwachen -en-Deklination eröffnet vielleicht Molge für Sprachspielereien, wer weiß. Es scheint eine einfache Methode zu sein, Gegenstände mit grammatischem Geschlecht Maskulinum zu personifizieren: der Wind, des Winden (ein Windgott?).

Berthold

#10
Vielen Dank, lieber Homer, für diese - ich sag's konventionell - ausführlichen Darlegungen! Ich werde es sogleich dem Thomas weiterschicken.
Aber: Warum tritt der nicht selber der "GSV" bei? Noch dazu vor dem Wien-Treffen? Schon zwei Freundinnen (bzw. Bekannte) haben mich da jetzt bereits drauf hingewiesen, daß sie bei einer dieser Stadtführungen auf jeden Fall mitkommen wollen. Wäre mir auch recht, weil ich zugeben muß, daß meine praktischen Wienkenntnisse fast erschütternd gering sind. Wie reviertreue Tiere besuche ich chnalm gerne immer wieder die selben Plätze. - Aber: Ich bin bildungsbereit und schmökere mich durch allerlei Absätze. Zuletzt hatten's mir die Wiener Hausnamen angetan. Etwa das Haus "Allwo die Kuh am Brett spielt" (http://www.sagen.at/doku/Hausnummern_Wien/Hausnummern.html) - und die hat sogar eine Brille auf!
Siehe auch: http://www.sagen.at/doku/woderwolf/hauszeichen.html.

D. Uden

Eine Durchsicht der wikipedia-Liste bei
http://de.wikipedia.org/wiki/Deutsche_Deklination#Schwache_und_gemischte_Deklination
ergibt doch ein paar Ausnahmen:
Der Sextant, der Trabant, der Planet, der Automat, der Obelisk
und mir fallen gleich noch ein paar weitere ein: der Summand, der Dividend, der Paragraph

Homer

Nicht schlecht, danke! Da sind offenbar ein paar Wörter für Unbelobenes über die Analogie der gemeinsamen Endung in diese Klasse hineingerootschen. Ob wohl da beim Paragraphen der Graf im Spiel war?
Ursprulng deutsche schwache Maskulina mit Gen. -en gibt es aber keine, oder? Ausnahme soll sein der Fels, des Felsen, was zumindest ich nicht sage. Fast kekünne es so aussehen, als habe man den Fels durch Anhängen von -s im Genitiv aus der Klasse der Lebewesen exkommunizieren wollen und dann aus des Felsens den Nominativ der Felsen rückgebolden, wäre da nicht der Karpf, dem es ebenso ergangen zu sein scheint.

D. Uden

Interessante Frage — habe noch keine gefunden. Aber für unseren Transsekten hat das keine Konsequenzien, da er ja auch ein Fremdwort ist.

Fels-Felsen, ja, solche Wörter haben mich schon immer genervt, bei denen man nicht weiß, wie der Nominativ Singular heißt.
Glaube-Glauben
Wille-Willen
Friede-Frieden
Same-Samen
siehe übrigens hier

Berthold

#14
Zitat von: Homer in 2012-02-14, 17:15:49
(...), wäre da nicht der Karpf, dem es ebenso ergangen zu sein scheint.

Als Ösi kann man über den Genitiv, der im Dialekt gar nicht (echt?) vorkommt, schwer übers Hochsprachliche hinaus mitreden. - Geh, dem Bertl seine G'sätz'ln ...

(Die Kärntner Hausnamen - etwa am Weissensee - sind mir als Ausnahme bekannt. Z.B. "Meedns Fredale" für einen Herrn Alfred vom Haus "Moed". Er hat einen ganz anderen Familiennamen. Oder "Nemasts Walter" nach dem Haus "Nemast". Das wird, aus irgendeinem Sondergrund, auch nicht "Nemaschts" ausgesprochen, wie's in diesem, Oschttirol nahen, Dialekt zu erwarten wäre. Ich weiß auch nicht, ob solche Genitiv-Hausnamen auch vom Slowenischen beienflussen sind.)

Ich weise aber auf unser "Haus zum Hechten" hin - oder daß jemand "zum Wirten" geht.