Konjunktiv II bei "nennen" und "kennen"

Begonnen von Ezilopp, 2005-10-21, 12:47:24

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MrMagoo

Zitat von: Ly in 2005-11-23, 16:27:50
Zitat von: MrMagoo in 2005-11-23, 15:49:47
Jein.
Das -n ist bei "bin" ein altes Präsensflexionsmorphem.
Im Althochdeutschen sind nur 4 der Verben erhalten, die die 1. Ps. Sg. Präsens mit "-n" formen, nämlich tuon, gân, stân und sîn.

Warum ist das bei denen so und bei den anderen nicht?

Weil sie einer anderen Flexionsgruppe angehören.
Allzu bewandert bin ich hier nicht, aber anscheinend gab's auch verschiedene Gruppen von Verben, die sich in der Weise unterschieden, in der sie ihr Präsens bildeten.
Vgl. Latein "sum" mit anderen Verbformen der 1. Ps. Sg. ;)


Zitat
Na gut, von mir aus. Wie kommst du darauf überhaupt?

Das jetzt zu erklären ist eine längerwierige Sache... werd evtl. die tage mal Näheres dazu schreiben.


ZitatWas bedeuten lân und vân?  ???

lân ist die Nebenform zu lazzan = "lassen"
vân ist die Nebenform zu vâhen = "fangen", noch bis ins letzte Jahrhundert (vornehmlich poetisch) "fahen".
Wâ mag ich mich nu vinden? wâ mac ich mich nu suochen, wâ? nu bin ich hie und bin ouch dâ und enbin doch weder dâ noch hie. wer wart ouch sus verirret ie? wer wart ie sus zerteilet mê?
(Gottfried von Straßburg)

Ly

#31
Zitat von: MrMagoo in 2005-11-24, 23:53:38
Zitat von: Ly in 2005-11-23, 16:27:50
Zitat von: MrMagoo in 2005-11-23, 15:49:47
Jein.
Das -n ist bei "bin" ein altes Präsensflexionsmorphem.
Im Althochdeutschen sind nur 4 der Verben erhalten, die die 1. Ps. Sg. Präsens mit "-n" formen, nämlich tuon, gân, stân und sîn.

Warum ist das bei denen so und bei den anderen nicht?

Weil sie einer anderen Flexionsgruppe angehören.
Allzu bewandert bin ich hier nicht, aber anscheinend gab's auch verschiedene Gruppen von Verben, die sich in der Weise unterschieden, in der sie ihr Präsens bildeten.

Meinst du jetzt thematisch und athematisch?

Ich meine, ich könnte es mir vorstellen, dass das "-n" vom urindogermanischen "-mi" und das "-e" bei den anderen Verben (ich gehe einfach mal davon aus, dass das damals auch schon so war) vom indogermanischen "-oH" kommt. Wie auf griechisch, wo die athematischen Verben auf "-m(a)i" und die thematischen auf "o" enden.

Zitat
Vgl. Latein "sum" mit anderen Verbformen der 1. Ps. Sg. ;)

Naja. "su-m" kommt von "es-mi", "vol-o" kommt von "wel-mi"... 'ne Verwandschaft ist da ja schon.
Zitat

Zitat
Na gut, von mir aus. Wie kommst du darauf überhaupt?

Das jetzt zu erklären ist eine längerwierige Sache... werd evtl. die tage mal Näheres dazu schreiben.

Mach, mach, mach! :D

Zitat
ZitatWas bedeuten lân und vân?  ???

lân ist die Nebenform zu lazzan = "lassen"
vân ist die Nebenform zu vâhen = "fangen", noch bis ins letzte Jahrhundert (vornehmlich poetisch) "fahen".

Na denn, danke.
It isn't always how you look. Look at me. I'm handsome like anything, and I haven't got anybody to marry me yet.

PL9

Zitat von: Ezilopp in 2005-10-22, 15:24:59
Ich dachte, die Kathegorie "unregelmäßige Verben" gebe es im Deutschen nicht, nur starke, als Eigenart des Deutschen (in (fast) allen anderen Sprachen werden die Verben  ja nur als "unregelmäßig" bezeichnet.
Jedenfalls finde ich es ziemlich sekt... äh, seltersam, dass der Konjunktiv II dieser Verben (wie auch der Konjunktiv II von "brennen" und "rennen") nicht durch Umlautung des "a" zum "ä", sondern durch Rückkehr zum Infinitivvokal "e" gebildet wird. Phonetisch sind sie durchaus unterscheidbar, auch wenn das offene "ä" bei den meisten Menschen zu einem geschlossenen "e" wird.
Das "e" im Stamme spricht meines Erachtens dafür, dass die Duden-Leute sich nicht trauen, die, wie es scheint, absterbenden Konjunktiv-II-Formen dieser Verben an die moderne Rechtschreibung anzupassen.

Das "e" nach dem Stamme ist in meinem Wörterbuche übrigens nur eingeklammert. Kein Wunder, dass der neue Duden darauf verzichtet.

Die von dir genannte Seite gibt übrigens als Präteritum- und Konjunktiv-II-Formen von "backen" jeweils "backte" und "backte" an, was ihre Seriösität in meinen Augen mächtig untergräbt.

Wenn ich mal nach Hamburg kommen sollte und wir uns eventuell träfen, werde ich dich mit natürlich mit den seltenen Konjunktiv-II-Formen beglücken.

Caru!
Mir ging es wirklich um die standardsprachlichen Formen, aber "nänne" und "kekünne" deuchen mir des Einganges in die Standardardsprache würdig.

Was heisst hier keinen Mut? Weise sind diese Herren! Mit jeder Möglichkeit die man einer Sprache nimmt ein Verb zu "verbiegen", beraubt man diese um ein Stück ihrer Ausdruckskraft. Als Mittel der täglichen Komunikation sind solche Sprachen wie das Englische unschlagbar, aber ich glaube, Shakespeare wäre froh gewesen, hätte er die Ausdruckskraft der deutschen Sprache zur Verfügung gehabt.

amarillo

Frau / Herr PL9, sie sprechen mir (wahrscheinlich uns allen hier) aus dem Herzen!
Wie sagte doch ein kluger Amerikaner (jawoll, so etwas gibt es), dessen Namen ich vergessen habe:

"...und wenn es um Ausdruckstiefe geht, können wir ja immer noch auf's Deutsche ausweichen."
Das Leben strebt mit Urgewalt nach Entstehung und Musik.