Bemme

Begonnen von Günter Gans, 2005-11-02, 22:09:33

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Günter Gans

Also sprach Uli Wickert in einem Zeitungsinterview über seine Rituale beim Schreiben: "Manchmal stehe ich auf, hole mir eine Tasse Tee oder schmiere mir eine Bemme."

Das hatte ich noch nie gehoren - er meint offenbar ein Butterbrot. Das schlaue Buch der Brothers Grimm nennt's, aber nur mit einem dünnen Beleg (fürs Wort, nicht aufs Brot).

Weiß jemand mehr über die Bemme? Ist das hamburgisch?
Gehen Sie immer in den Wald zur Paarung? (Loriot)

amarillo

Ich weiß nur, daß man in einigen Teilen der neuen Länder so sagt.
Bei uns heißt das Stulle, Dubbel oder Knifte.
Das Leben strebt mit Urgewalt nach Entstehung und Musik.

Günter Gans

Nanu, Uli Wickert, ein Ossi?

Dubbel oder Knifte war mir auch neu - sehr hübsche Wörter.

Vielleicht sollten wir mal sämtliche deutschsprachigen Wörter für Brötchen und beschmorene Brote versammelsuren - dürfte eine ziemlich lange Liste werden, glaube ich.
Gehen Sie immer in den Wald zur Paarung? (Loriot)

VerbOrg

Ich glaubte immer, Bemme kommt aus Berlin, wird aber auch bleistiftsweise in Thüringen verwandt.
Laut Sprachbibel (welche meinst duden?) ist's ein Ostmitteldeutscher Begriff. - Wo wir u.a. wieder bei Thüringen wären.

Vielleicht gefällt Ulin ja auch einfach nur das Wort so gut...?

Ein Brötchensammelsur wär' vielleicht gns interessant, damit man nicht nach München fährt, um dort Schrippen zu bestellen und daraufhin eine gesemmelt kriegt.

amarillo

Ich habe die Befurcht, daß wir hier Brötchen und Butterbrot verwechseln. Die Bemme (in Fachkreisen auch "Klappbemme" genannt, wenn die zwei Brothälften aufeinander finden) bezeichnet meines Wissens eben lediglich ein Butterbrot.
Das Leben strebt mit Urgewalt nach Entstehung und Musik.

Kilian

Neben ihm die alte Schachtel
zählte grad erst sechzehn Jahr',
und sie aß 'ne Butterbemme,
auf die Schmalz gestrichen war.

Daher kenn ich's.

amarillo

"Ach", so sprach er zu der Schrulle,
"auch wenn ich erst eben spies,
frag' ich mich, ob von der Stulle
sie wohl ab mich beißen ließ?"
Das Leben strebt mit Urgewalt nach Entstehung und Musik.

Kilian

"Ja", so sprach die junge Greisin,
"Schmalz mit Butter macht so fett.
Aber da wir nunmehr zwei sin',
Hälfte/Hälfte, das wär nett!"

amarillo

"Diese Knifte - schrecklich lecker",
sprach er drauf zum greisen Teen.
"Sag'n se mal, wie heißt der Bäcker?"
"Ein Herr Schuster aus Berlin!"
Das Leben strebt mit Urgewalt nach Entstehung und Musik.

Kilian

Aus 'ner Tüte zog die Hippe,
der der Jüngling sehr gefiel,
eine knusprig-braune Schrippe,
die sie auch noch mit ihm tiel.

VerbOrg

Zitat von: amarillo in 2005-11-03, 08:50:41
Ich habe die Befurcht, daß wir hier Brötchen und Butterbrot verwechseln. Die Bemme (in Fachkreisen auch "Klappbemme" genannt, wenn die zwei Brothälften aufeinander finden) bezeichnet meines Wissens eben lediglich ein Butterbrot.
Die Befurcht habe ich weniger, sprach doch der hochgeschotzene Ganter ausdrücklich von einem Sammelsur "für Brötchen und beschmorene Brote". Also beides. Allerdings kannte ich für ein beschmorenes Brot bisher nur "Bemme" und "Stulle". Ich weiß nicht, ob es da soooo viele unterschiedliche Begriffe gibt, dass sich ein Sammelsur lohnt.
Bei Brötchen wäre es eine sehr lohnende Angelegenheit angesichts der deustchen Sprachvielfalt für diese Bäckereierzeugnisse.

amarillo

Semmel, Rundstück, Schrippe, Brötchen. Gibt es etwa noch mehr?
Das Leben strebt mit Urgewalt nach Entstehung und Musik.

VerbOrg

Wecken und Knüppel
(Frag mich nicht, wo man letzteres sagt - da gibt's bestimmt nur die Brötchen vorm Vortag. Die schmecken dann wie Knüppel auf'n Kopp.)

Und der österreichische Kollege böte uns eventuell noch

- Weckerln
- Baunzerln
- Laibchen
- Bosniak


an.

Schweizer nennen so was auch Weggen oder Weggli.

caru

Baunzerln hat der österreichische kollege noch nie gehört ???

Laibchen tönen ihm mehr nach irgendwelchen flachgedrückten klopsen, die man in der pfanne brät (frikadellen heißen nämlich hierzulande fleischlaibchen bzw. ~laberl, es gibt aber auch gemüselaibchen, hirselaibchen etc.)

Weckerln heißen alle kleinen rundlichen oder ovalen gebäckstücke, sogar manche süßen (briocheweckerl)

Bosniak(erl) ist eine sonderform des -->weckerls, aus einer ganz bestimmten art von teig, mit extra knuspriger kruste obenauf und mit kümmel.


Semmeln essen wir auch, und zwar gibts da längliche und runde, letztere haben ein kronenartiges muster und heißen kaisersemmeln.

Brötchen suggeriert uns eher belegte brötchen; wenn ein backwarenhändler seine -->weckerln so nennt, begeht er einen bundesdeutschismus.

Schrippe, Rundstück, Bemme, Stulle - kommt alles aus der sprache der hottentotten, wenn es nach dem verständnis des durchschnittlichen österreichers geht.
(\___/)
(>´x´<)
('.')__('.')

Nijntje - de echte nederlandse konijn

VerbOrg

Ich gab nur wieder, was ich wörterbuchs über weitere Begriffe für Brötchen fand.

Was du gegen Schrippen und Rundstücke hast, weiß ich nicht. Und 'ne Stulle schmier ich mir täglich für wenn ich zur Arbeit muss. Und wenn ich einfach nur vergessen habe, dass ich zum Mittag abverreden bin, dann nehm' ich die auch wieder mit nach Hause.

Wie sagt ihr denn bitte schön zu beschmorenen Broten. Brote? Oder seids ihr da ein wenig einfältiger?